Gallensteine

Von , Medizinredakteurin und Biologin
und , Medizinjournalistin
Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

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Gallensteine sind auskristallisierte Bestandteile der Gallenflüssigkeit. Sie können in der Gallenblase oder im Gallengang entstehen, begünstigt durch Faktoren wie Übergewicht und weibliches Geschlecht. Meist verursachen Gallensteine keine Beschwerden. Je nach Lage und Grösse können sie aber auch Schmerzen auslösen – von mässigen Beschwerden im rechten Oberbauch bis zu heftigen Gallenkoliken. Lesen Sie hier mehr über Anzeichen für Gallensteine, Behandlung, Ernährungstipps und Prognose!

Gallensteine

Kurzübersicht

  • Was sind Gallensteine? Auskristallisierte Bestandteile der Gallenflüssigkeit in Form winziger Steinchen (Gries) oder grösserer Steine. Je nach Lage unterscheidet man Gallenblasensteine und Gallengangssteine. Frauen haben häufiger Gallensteine als Männer.
  • Risikofaktoren: vor allem weiblich (engl. female), übergewichtig (fat), fruchtbar (fertile), 40 Jahre und mehr (forty), hellhaarig (fair), familiäre Veranlagung (family).
  • Symptome:Keine oder aber mehr oder weniger starke Beschwerden, je nach Lage und Grösse der Gallensteine, z.B. Schmerzen im rechten Oberbauch bis hin zu heftigen Gallenkoliken, Entzündung der Gallenblase (Cholezystitis), Gallenstau mit Entzündung des Gallengangs (Cholangitis), Gelbsucht (Ikterus) und/oder Entzündung weiterer Organe.
  • Mögliche Folgen: Entzündung der Bauchspeicheldrüse (akute Pankreatitis); Verletzung der Gallenblasenwand mit Austritt von Gallenflüssigkeit in den Bauchraum und resultierender Bauchfellentzündung; erhöhtes Risiko für Gallenblasen- und Gallengangkrebs.
  • Behandlung: Operation, Medikamente, Stosswellentherapie

Gallensteine: Beschreibung

Gallensteine sind auskristallisierte Bestandteile der Gallenflüssigkeit (kurz: Galle). Diese Flüssigkeit wird in der Leber produziert und in der direkt darunter liegenden, nur wenige Zentimeter langen Gallenblase gesammelt. Bei Bedarf wird die Galle über den Gallengang in den Dünndarm weitergeleitet, wo sie die Fettverdauung unterstützt.

Der Hauptbestandteil der Galle ist mit etwa 80 Prozent Wasser. Hinzu kommen Gallensäuren, Eiweisse und Bilirubin (gelbliches Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin). Ausserdem enthält die Galle Cholesterin. Sowohl Bilirubin als auch Cholesterin können auskristallisieren - es entstehen feinste, wenige Millimeter kleine Steinchen (Gries) oder bis zu mehrere Zentimeter grosse Gallensteine. Mediziner sprechen dann von Cholelithiasis.

Warum Gallensteine Probleme machen können
Gallensteine
Gallensteine bilden sich, wenn Bestandteile der Gallenflüssigkeit auskristallisieren. Gelangen grosse Gallensteine aus der Gallenblase in den Gallengang, können sie diesen verstopfen.

Arten von Gallensteinen

Je nachdem, welche Substanz in den Gallensteinen überwiegt, unterscheiden Mediziner folgende zwei Hauptgruppen:

  • Cholesterinsteine: Diese bestehen hauptsächlich aus Cholesterin und sind für etwa 80 Prozent aller Gallenstein-Leiden verantwortlich.
  • Bilirubin-(Pigment-)Steine: Sie bestehen aus einem Cholesterinkern, an den sich Bilirubin angelagert hat. Bilirubinsteine verursachen etwa 20 Prozent der Gallensteinerkrankungen.

Ein weiteres Unterscheidungskriterium ist die Lage der Gallensteine. Hierbei wird differenziert zwischen:

  • Gallenblasensteine (Cholezystolithiasis): Sie entstehen in der Gallenblase, dem Sammelbecken für die Gallenflüssigkeit.
  • Gallengangssteine (Choledocholithiasis): Sie befinden sich im Verbindungsgang zwischen Gallenblase und Dünndarm. Manchmal entstehen sie vor Ort. Oft aber handelt es sich eigentlich um Gallenblasensteine, die in den Gallengang ausgeschwemmt wurden (sekundäre Gallengangssteine).

Häufigkeit von Gallensteinen

Schätzungsweise 5 bis 25 Prozent der Bevölkerung haben Gallensteine. Dabei sind Frauen zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Männer. Zudem steigt das Risiko für Gallensteine ab dem 40. Lebensjahr deutlich an.

Viele Betroffene wissen gar nicht, dass sie Gallensteine haben, weil diese (noch) keine Beschwerden verursachen.

Gallensteine: Ursachen und Risikofaktoren

Gallensteine entstehen, wenn sich die Gallenflüssigkeit so verändert, dass schwerer lösliche Bestandteile wie Cholesterin oder Bilirubin ausflocken. Dann bilden sich winzig kleine Kristalle, die sich mit der Zeit vereinen und weiter wachsen – zu Gries oder Gallensteinen. Bei den meisten Betroffenen tragen gleich mehrere Faktoren zur Bildung der Gallensteine bei (multifaktorielle Genese). Nur sehr selten gibt es einen einzelnen Auslöser (etwa ein Gendefekt, der zwingend zur Gallensteinbildung führt).

Risikofaktoren der 6-f-Regel

Bestimmte Risikofaktoren begünstigen das Entstehen von Gallensteinen. Die wichtigsten lassen sich in der sogenannten 6-F-Regel zusammenfassen:

  • female (weiblich)
  • fat (übergewichtig)
  • fertile (fruchtbar, mehrere Kinder)
  • forty (Alter 40 Jahre und mehr)
  • fair (blond, hellhaarig)
  • family (familiäre Veranlagung)

Dass Gallensteine in manchen Familien gehäuft auftreten, spricht für den Einfluss von genetischen Faktoren: Beispielsweise kann eine bestimmte Variante des ABCB4-Gens das Risiko für Gallensteine erhöhen. Dieses Gen enthält den Bauplan für eine molekulare Pumpe, die Cholesterin aus den Leberzellen in die Gallenwege transportiert. Bei Trägern der genannten Genvariante ist die Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit so verändert, dass sich leichter Gallensteine bilden.

Ganz selten liegt ein Gendefekt vor, der in jedem Fall zur Bildung von Gallensteinen führt.

Weitere Risikofaktoren

Weitere Risikofaktoren für das Entstehen von Gallensteinen sind:

  • Schwangerschaften
  • Einnahme weiblicher Geschlechtshormone, etwa als Verhütungsmittel (Pille) oder als Hormonersatztherapie in den Wechseljahren
  • bestimmte andere Medikamente wie Ceftriaxon (ein Antibiotikum) oder Somatostatin (bei der Hormonstörung Akromegalie oder bei Blutungen im oberen Verdauungstrakt)
  • Gallestauung bei gestörter Beweglichkeit der Gallenblase (kann sich die Gallenblase nicht richtig zusammenziehen,staut sich die Galle, und es bilden sich leichter Gallensteine)
  • Gallensäureverlustsyndrom (Erkrankung mit relevantem Mangel an Gallensäuren, z.B. infolge operativer Entfernung eines grossen Teils des Dünndarms - etwa bei Morbus Crohn)
  • Diabetes mellitus
  • Leberzirrhose (z.B. durch hohen Alkoholkonsum)
  • erhöhte Blutfettwerte (Triglyzeride, Cholesterin)
  • starkes Übergewicht (Adipositas)
  • starker Gewichtsverlust innerhalb kurzer Zeit, z.B. bei einer Reduktionsdiät (Diät, bei der weniger Energie aufgenommen wird, als der Körper eigentlich braucht) oder operativer Magenverkleinerung (bei stark Übergewichtigen)
  • spezielle, kalorienreiche Sondennahrung

Dass Frauen häufiger Gallensteine bekommen als Männer, liegt vermutlich an den weiblichen Geschlechtshormonen. Dafür spricht auch, dass auch die Einnahme solcher Hormone (etwa als Verhütungspille) sowie eine Schwangerschaft das Risiko einer Cholelithiasis steigern.

Gallensteine: Symptome

Die meisten Menschen mit Gallensteinen verspüren keinerlei Beschwerden. Hierbei spricht man von "stummen" Gallensteinen. Sie werden - wenn überhaupt - meist nur zufällig entdeckt, etwa als Nebenbefund einer Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung.

Manchmal werden "stumme" Steine mit der Zeit "sprechend", beginnen also, Beschwerden zu verursachen. Studien zufolge entwickeln zwei bis vier von 100 Menschen mit Gallensteinen innerhalb eines Jahres merkliche Beschwerden.

Symptomatische Gallensteine sind Gallensteine, die Beschwerden verursachen. Diese können ganz unterschiedlich ausfallen. In leichteren Fällen treten Schmerzen und unspezifische Beschwerden im Oberbauch auf wie Völle- oder Druckgefühle, Aufstossen und Blähungen. Diese Symptome zeigen sich meist nach einer Mahlzeit und können sich durch den Verzehr von fetten und/oder gebratenen Speisen verstärken.

Manchmal lösen Gallensteine auch Gallenkoliken aus - heftige, krampfartige Schmerzen im rechten Mittel- und Oberbauch. Sie sind wellenartig: Die Schmerzen schwellen rasch an, erreichen dann ein Plateau und klingen anschliessend spontan oder nach Einnahme von Medikamenten wieder ab.

Ingesamt dauert eine Gallenkolik typischerweise 15 Minuten bis mehrere Stunden. Manchmal strahlen die Schmerzen in den Rücken und in die rechte Schulterregion aus. Zudem können als Begleitsymptome Schweissausbrüche, Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen auftreten.

Gallenkoliken treten vor allem nachts und oft nicht in zeitlicher Folge nach einer Mahlzeit auf.

Etwa jeder zweite Patient, der schon einmal Gallenstein-Symptome wie Koliken hatte, bekommt innerhalb von zwei Jahren erneut Beschwerden.

Grösse und Lage der Gallensteine entscheiden

Ob Gallensteine Symptome auslösen oder nicht, hängt unter anderem von ihrer Grösse ab. Die meisten sind eher klein wie eine Kirsche oder Haselnuss und verursachen oft keine Beschwerden. Andere erreichen die Grösse eines Hühnereis. Dann sind Schmerzen sehr wahrscheinlich.

Auch die Lage der Gallensteine beeinflusst, inwieweit Beschwerden auftreten. Grundsätzlich werden Symptome bei Gallengangssteinen häufiger beobachtet als bei Gallenblasensteinen. Sie lösen kolikartige Schmerzen aus, wenn sie im Gallengang feststecken und ihn verschliessen – die Galle kann dann nicht mehr in den Dünndarm abfliessen. Bei Gallenblasensteinen kommt es zu Koliken, wenn die Steine den Ausgang der Gallenblase in den Gallengang oder dessen Mündung in den Zwölffingerdarm blockieren. Auch hier gelingt es der Gallenblase nicht, Gallenflüssigkeit in den Dünndarm zu pressen, was zu verstärkten, schmerzhaften Kontraktionen führt.

Den Aufstau der Gallenflüssigkeit infolge einer Abflussbehinderung bezeichnen Mediziner als Gallenstau (Cholestase).

Gallensteine: Komplikationen

Gallensteine können verschiedene Auswirkungen haben:

Gallenblasenentzündung und mögliche Folgen

Wenn Gallenblasensteine den Ausgang der Gallenblase blockieren, staut sich die Galle darin auf. Das kann eine akute Entzündung der Gallenblase (Cholezystitis) nach sich ziehen: Durch die angestaute Galle wird die Gallenblasenwand überdehnt, die Schleimhaut, die das Organ auskleidet, wird gereizt und entzündet sich. Es können sich dann auch leichter Bakterien darauf ansiedeln. Anzeichen einer Gallenblasenentzündung sind starke Oberbauchschmerzen, Fieber und Schüttelfrost.

Unbehandelt kann eine akute Gallenblasenentzündung zu einer Eiterbildung in der Gallenblase (Gallenblasen-Empyem) führen – eventuell sogar mit einem teilweisem Absterben und somit Durchbruch der Gallenblasenwand (Gallenblasenperforation). Im Extremfall kann sich dann auch das Bauchfell entzünden ("gallige" Bauchfellentzündung = "gallige" Peritonitis).

Die Entzündung kann sich auch über das Blut auf den ganzen Körper ausbreiten - Mediziner sprechen dann von einer "Blutvergiftung" (Sepsis).

Manchmal verläuft die Gallenblasenentzündung nicht akut, sondern chronisch. In ganz seltenen Fällen kann sich in der Folge die Gallenblasenwand verdicken und verkalken – Mediziner sprechen hierbei von "Porzellangallenblase". Das Organ kann sich dann nicht mehr richtig zusammenziehen. Eine bestimmte Form der "Porzellangallenblase" erhöht zudem das Risiko für Gallenblasenkrebs.

Gallengangentzündung und Gelbsucht

Wenn ein Gallenstein den Gallengang blockiert, staut sich darin die Galle. Mögliche Folge ist eine Gallengangsentzündung (Cholangitis) mit starken Oberbauchschmerzen, Fieber und Schüttelfrost. Zudem kann die Entzündung zu Gelbsucht (Ikterus) führen: Weil durch den Gallenstau das Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes – das gelbe Bilirubin – nicht mehr ausgeschieden werden kann, lagert es sich im Gewebe ab. Besonders das "Weisse" in den Augen und die Haut können sich so gelblich färben. Ausserdem verfärben sich der Urin dunkel und der Stuhl hell.

Wie die Gallenblasenentzündung kann auch die Gallengangentzündung auf Nachbarorgane übergreifen.

Bauchspeicheldrüsenentzündung

Bei den meisten Menschen mündet der Gallengang zusammen mit dem Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) in den Zwölffingerdarm – den obersten Abschnitt des Dünndarms. Versperrt also ein Gallenstein die Mündung in den Darm, kann sich auch das Sekret der Bauchspeicheldrüse aufstauen. Mögliche Folge ist eine Entzündung des Pankreas (akute Pankreatitis) mit starken Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Fieber.

Oft klingt die akute Pankreatitis spontan wieder ab. Allerdings gilt auch hier: Die Entzündung kann auf Nachbarorgane übergreifen.

Gallenblasen- und Gallengangskrebs

Gallensteine erhöhen das Risiko für Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs – allerdings nur leicht. Zudem sind beide Krebsarten selten.

Sehr anfällig für Gallenblasenkrebs sind allerdings Menschen mit einer bestimmten Form der oben erwähnten sehr seltenen Porzellangallenblase. Ihnen wird daher meist empfohlen, vorsorglich die Gallenblase entfernen zu lassen.

Gallensteine: Untersuchungen und Diagnose

Besteht bei Ihnen der Verdacht auf Gallensteine, wird der Arzt zuerst in einem ausführlichen Gespräch Ihre Krankengeschichte erheben (Anamnese). Unter anderem bittet er Sie, ihm alle Beschwerden genau zu beschreiben. Zudem fragt er nach eventuellen Vor- oder Grunderkrankungen. Danach folgen eine umfassende körperliche Untersuchung sowie bildgebende Verfahren.

Bildgebende Verfahren

Die wichtigste Bildgebung bei Verdacht auf Gallensteine ist die Ultraschalluntersuchung (Sonografie) des Bauchraums. Meist lassen sich damit schon Gallenblasensteine ab einer Grösse von einem bis zwei Millimetern nachweisen. Zusätzlich kann der Arzt im Ultraschallbild eventuelle weitere krankhafte Veränderungen erkennen. So ist etwa bei einer Gallenblasenentzündung die Gallenblasenwand verdickt und geschichtet.

Gallengangssteine lassen sich jedoch mithilfe einer herkömmlichen Ultraschall-Untersuchung (über die Bauchdecke) nicht immer erkennen. Eine bessere Trefferquote erzielt hier die Endosonografie – einer Ultraschall-Untersuchung von innen. Dabei führt der Mediziner einen dünnen, biegsamen Schlauch mit einem Ultraschallkopf durch Mund, Speiseröhre und Magen bis in den Zwölffingerdarm zur Einmündung von Gallen- und Bauchspeicheldrüsengang. Über die Wand des Zwölffingerdarms lassen sich eventuelle Gallengangssteine gut erkennen.

Auch eine spezielle Röntgenuntersuchung, die endoskopisch-retrograde Cholangio-Pankreatikografie (ERCP), kann Gallensteine in Gallenblase und Gallengang gut nachweisen. Zudem lassen sich hier noch während der Untersuchung kleinere Steine gleich entfernen.

Ein weiteres bildgebendes Verfahren, das zur Abklärung von Gallensteinen angewendet werden kann, ist die Magnetresonanz-Cholangio-Pankreatikografie (MRCP). Darunter versteht man eine Untersuchung der Gallenwege und des Bauchspeicheldrüsengangs mittels Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT).

Blutuntersuchung

Zusätzlich zu den bildgebenden Verfahren sind Blutuntersuchungen wichtig. Auffällige Werte können auf Komplikationen hinweisen, die durch die Gallensteine entstanden sind. Sind etwa Gamma-GT und/oder Alkalische Phosphatase (AP) erhöht, kann dies auf eine Erkrankung der Gallenwege hindeuten. Der Bilirubinwert ist typischerweise erhöht, wenn ein Gallenstein einen grösseren Gallenweg blockiert (Verschlussikterus). Erhöhte Messwerte für weisse Blutkörperchen (Leukozyten) und die Blutsenkung (Blutsenkungsgeschwindigkeit) können eine Entzündung der Gallenblase oder der Gallengänge anzeigen.

Bei Bedarf weitere Untersuchungen

Manchmal treten Gallensteine unter ungewöhnlichen Bedingungen auf – etwa familiär gehäuft, schon im Kindes- oder Jugendalter oder wiederholt im Gallengang. Dann sollten weitere Untersuchungen die genaue Ursache abklären. Beispielsweise kann bei Verdacht auf eine bestimmte genetische Ursache eine Genanalyse weiterhelfen.

Gallensteine: Behandlung

Ob eine Behandlung der Gallensteine nötig ist, hängt davon ab, wo sich die Steine befinden und ob und welche Beschwerden (wie Gallenkoliken) sie verursachen. Prinzipiell lassen sich sowohl die Symptome (symptomatische Therapie) als auch die Gallensteine selbst (ursächliche Therapie) behandeln.

Therapie der Gallenkolik

Eine akute Gallenkolik behandelt der Arzt mit krampflösenden und schmerzstillenden Medikamenten (Spasmolytika und Analgetika) wie Ibuprofen. Hat sich die Gallenblase entzündet, erhält der Patient zusätzlich Antibiotika. In den ersten 24 Stunden nach Beginn der Gallenkolik darf der Patient ausserdem keine Nahrung zu sich nehmen (Nulldiät).

Bei einer akuten Gallenkolik, die sich über mehrere Stunden hinzieht und mit sehr starken Beschwerden verbunden ist, sollten Sie den Notarzt rufen!

Therapie der Gallensteine

Gallenblasensteine müssen meist nur behandelt werden, wenn sie Beschwerden oder Komplikationen wie eine Gallenblasenentzündung verursachen. Gallengangssteine sollten dagegen immer behandelt werden, da sie häufig zu Komplikationen führen.

Gallensteine entfernen

Es gibt verschiedene Methoden zum Entfernen von Gallensteinen. Welches Verfahren zum Einsatz kommt, hängt unter anderem von der Lage (Gallenblase oder Gallengang) und der Grösse der Gallensteine ab.

Meist werden Gallensteine operativ entfernt. Das geschieht in der Regel im Rahmen einer sogenannten Bauchspiegelung (Laparoskopie). Es stehen aber auch andere OP-Techniken zur Verfügung. Bei wiederholten Schmerzattacken sowie bei akuter Gallenblasenentzündung wird bei dem Eingriff im Allgemeinen auch die Gallenblase entfernt (Cholezystektomie). Der Körper speichert die Gallenflüssigkeit dann künftig im Gallengang.

Eine Alternative zur Operation ist in bestimmten Fällen die medikamentöse Behandlung der Gallensteine. Der Patient muss dabei über längere Zeit ein Präparat einnehmen, das die Steine auflösen kann. Daneben lassen sich Gallensteine auch mithilfe von Stosswellen zertrümmern (Stosswellentherapie).

Umfassende Informationen zu den verschiedenen Entfernungsmethoden bietet der Beitrag Gallensteine entfernen.

Gallensteine: Ernährung

Mit der richtigen Ernährung können Sie Beschwerden bei Gallensteinen vorbeugen und zudem die Bildung von (neuen) Gallensteinen verhindern. Dazu sollten Sie sich möglichst fettarm ernähren: Nahrungsfett begünstigt Gallenkoliken sowie die Steinbildung.

Darüber hinaus sollten Sie sich vollwertig und ballaststoffreich ernähren. Setzen Sie regelmässig Vollkornprodukte, Gemüse und Obst auf Ihren Speiseplan. Diese Kost kann – im Kombination mit regelmässiger Bewegung und Sport – helfen, ein gesundes Körpergewicht zu halten beziehungsweise überschüssige Fettpolster abzubauen. Übergewicht zählt nämlich zu den wichtigsten Risikofaktoren für Gallensteine.

Mehr darüber, wie Sie mit der richtigen Ernährung Gallensteinen vorbeugen und Gallenkoliken vermeiden können, lesen Sie im Beitrag Gallensteine - Ernährung.

Gallensteine: Verlauf und Prognose

Gallensteine, die Beschwerden verursachen, lassen sich im Allgemeinen recht leicht entfernen. Die beste Prognose hat eine Operation. Dabei wird oft auch die Gallenblase entfernt. Hinterher kommt es nur relativ selten zu Rückfällen (mit Gallensteinbildung im Gallengang). Bei einer nicht-operativen Behandlung ist die Rückfallquote höher.

Prinzipiell hängt die Prognose wesentlich davon ab, ob Risikofaktoren für Gallensteine (wie Übergewicht, fettreiche Ernährung etc.) beseitigt beziehungsweise verringert werden oder nicht.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Prof. Dr. med. Stefan Endres
Autoren:

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Sabine Schrör
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

ICD-Codes:
K80
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Aktualisierte S3-Leitlinie zur Prävention, Diagnostik und Behandlung von Gallensteinen (Stand: 2017)
  • Baenkler, H.-W. et al.: Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 2015
  • Berufsverband Deutscher Internisten e.V.: "Gallensteine" (Stand: 18.08.2017), unter: www.internisten-im-netz.de
  • Gesenhues, S. et al.: Praxisleitfaden Allgemeinmedizin, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 7. Auflage, 2014
  • Herold, G.: Innere Medizin, Selbstverlag, 2018
  • Informationsportal der Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG): "Gallensteine" (Stand: 10.03.2021), www.gesundheitsinformation.de
  • Mawrin, C. et al.: Kurzlehrbuch Pathologie, Georg Thieme Verlag, 2013
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 25.05.2021)
  • Rinninger, F. et al.: Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 2010
  • Schäffler, A. et al.: Medizin für Heilpraktiker, Georg Thieme Verlag, 2012
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