Fieber (Pyrexie, Febris)

Fieber (lat. Febris) ist die Erhöhung der Körpertemperatur auf über 38,5 °C. Ganzen Text lesen
Kurzfassung:
- Fieber bezeichnet eine Körpertemperatur höher als 38,5 °C.
- Ursachen für Fieber sind häufig bakterielle oder virale Infektionen.
- Fieber geht mit allgemeinem Krankheitsgefühl, Schwäche und Appetitverlust einher.
- Es gibt verschiedene Fiebermessmethoden.
- Nicht jedes Fieber ist behandlungsbedürftig.
- Vorsicht ist bei Säuglingen, Kleinkindern, Immunschwäche und älteren Menschen geboten.
Was ist Fieber?
Unter der Bezeichnung Fieber versteht man eine Erhöhung der Körpertemperatur auf über 38,5 °C. Die Körpertemperatur wird normalerweise trotz Schwankungen in der Wärmeabgabe und Wärmeaufnahme bei ungefähr 37 °C gehalten. Man spricht im Fachjargon von der Thermoregulation des Körpers. Diese Regulation kann infolge einer unspezifischen Abwehrreaktion des Körpers, einer Infektion mit Bakterien oder Viren, einer Gewebeschädigung oder Entzündungsreaktion gestört sein.
Häufig tritt Fieber als Begleiterscheinung von Erkältungen, Virusinfektionen (Masern bei Kindern, Mumps, Röteln, Windpocken), Harnwegsinfektionen oder Lungenentzündungen auf. Dabei ist das Fieber selbst keine Krankheit, sondern lediglich ein Symptom der zugrunde liegenden Erkrankung. Nicht jedes Fieber muss medikamentös behandelt werden.
Da Fieber unser Immunsystem zur Infektabwehr anregt, hat es eine wichtige physiologische Funktion. Andererseits kann besonders hohes oder wiederholtes Fieber ein Hinweis auf eine ernst zu nehmende Erkrankung sein und sollte ärztlich abgeklärt werden.
Wann spricht man von Fieber?
- Normale Körpertemperatur: 36,3-37,4 °C.
- Erhöhte Temperatur: 37,5–38,5 °C
- Leichtes Fieber: 38,5–39,5 °C
- Hohes Fieber: über 39,5 °C – gefährlich wird es ab 42,6 °C, da bei dieser Temperatur das Eiweiß in den Zellen gerinnt, was zum Tod führen kann.
Einteilung | von | bis |
---|---|---|
Normale Körpertemperatur | 36,3° | 37,4° |
Erhöhte Temperatur | 37,5° | 38,5° |
Leichtes Fieber | 38,5° | 39,5° |
Hohes Fieber | 39,5° | 42,5° |
Gibt es natürliche Schwankungen der Körpertemperatur?
Die Körpertemperatur hängt von verschiedenen Faktoren ab. Sie ist im Laufe des Tages individuellen Schwankungen unterworfen und hat den niedrigsten Wert am frühen Morgen, den höchsten am späten Nachmittag.
Bei Frauen im gebärfähigen Alter steigt die Körpertemperatur in der zweiten Hälfte des Zyklus – nach dem Eisprung – um rund 0,5 °C an. In vielen Fällen haben ältere Menschen eine geringere Körpertemperatur als jüngere. Da Infektionen bei älteren Patienten trotz Temperaturanstieg nicht immer messbares Fieber hervorrufen, können diese leichter übersehen werden.
Bestimmte Körperregionen wie das Gehirn sind stets wärmer als die Kerntemperatur, Arme und Beine hingegen wesentlich kühler. Aus diesem Grund eignen sich nur bestimmte Stellen des Körpers zur Temperaturmessung.
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Wie entsteht Fieber?
Der Körper ist bestrebt, die Temperatur auf rund 37 °C zu halten (= Soll-Temperatur). Dafür verarbeitet vor allem der vordere Hypothalamus (ein Teil des Gehirns) die von den Temperaturrezeptoren eingehenden Signale und passt die Temperatur an. Infektionen stören diese Regulation und es kommt zu einer Erhöhung der Soll-Temperatur.
Der genaue Ablauf der Fieberentstehung ist bis heute nicht gänzlich geklärt. Fest steht, dass es ein Zusammenspiel aus Immunsystem, endokrinem System und Zentralnervensystem ist, welches im Gehirn zu einer gesteigerten Bildung bestimmter Enzyme führt. Diese Enzyme produzieren Prostaglandine (Botenstoffe), welche wiederum die Soll-Temperatur verändern.
Welche Auslöser für Fieber gibt es?
Die häufigsten Infektionen, die Fieber auslösen können, betreffen die Atemwege, die Harnwege und die Haut. Tritt Fieber während oder nach einer Reise auf, muss an Krankheitserreger, die in der bereisten Region vorkommen, gedacht werden (z.B. Malaria, Virushepatitis oder Typhus). Immungeschwächte Personen sind öfter von ausgeprägten Infektionen, wie z.B. einer Lungenentzündung, betroffen.
Auch bei einem Sonnenstich, der durch eine Irritation der Hirnhäute infolge intensiver Sonnenbestrahlung des Kopfes entsteht, kommt es manchmal zu Fieber.
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Was passiert bei Fieber im Körper?
Zu Beginn des Fiebers kommt es infolge der Temperaturerhöhung zu einem Gefühl ähnlich einer Unterkühlung. Subjektives Kältegefühl, Schüttelfrost und eine Engstellung der Gefäße sind die typischen Reaktionen des Körpers. Diese lassen die Körpertemperatur ansteigen.
Müdigkeit und ein erhöhtes Schlafbedürfnis sind ebenso typisch für fieberhafte Erkrankungen wie eine erhöhte Puls- und Atemfrequenz. In seltenen Fällen kann es bei hohem Fieber sowohl zu Benommenheit als auch zu Halluzinationen (Fieberdelir) bis hin zum Fieberkrampf kommen (speziell bei Kleinkindern). Muskel- und Gliederschmerzen sind ebenso mögliche Begleiterscheinungen des Fiebers. Trockene Schleimhäute vergrößern das Durstgefühl, der Appetit bleibt hingegen aus.
Durch die Erhöhung der Körpertemperatur versucht der Körper, die Krankheitserreger zu schwächen, da diese an die "normale“ Körpertemperatur zwischen 36 und 37 °C angepasst sind.
Wurde die Ursache des Fiebers erfolgreich bekämpft, versucht der Körper die Temperatur wieder zu senken, indem er durch Schwitzen und die Erweiterung der Blutgefäße wieder vermehrt Wärme abgibt. Dies wird von den Betroffenen als Hitze empfunden.
Welche Symptome treten bei Fieber auf?
Die typischen Symptome sind allgemeines Krankheitsgefühl, Schwäche und Appetitlosigkeit. Weitere Symptome können sein:
- Temperaturanstieg
- Schüttelfrost
- Müdigkeit
- erhöhtes Schlafbedürfnis
- erhöhte Puls- bzw. Atemfrequenz
- Muskel- und Gliederschmerzen
- trockene Schleimhäute
- gesteigertes Durstgefühl
Wie wird Fieber gemessen?
Die Körpertemperatur wird mit einem Fieberthermometer gemessen. Man kann zwischen herkömmlichen Glasthermometern, digitalen Kontaktthermometern und Ohrthermometern wählen. Für Säuglinge wurden spezielle Schnuller-Thermometer entwickelt. Quecksilberhaltige Fieberthermometer, wie sie früher verwendet wurden, dürfen europaweit seit 2009 nicht mehr verkauft werden.
Je nach Ort der Temperaturmessung sind kleine Abweichungen von bis zu 0,5 °C möglich. Wird während einer fieberhaften Erkrankung immer mit demselben Gerät am selben Ort gemessen, so erhält man dennoch einen guten Überblick über den Verlauf der Fieberkurve.
Die rektale Messung ist die exakteste, sie entspricht am ehesten der Körperkerntemperatur. Temperaturmessungen im Mund und unter der Achsel sind ungenauer und störanfälliger. Ohrthermometer der neuen Generation, die mithilfe eines Sensors die Temperatur des Trommelfells messen, sind zuverlässig, können jedoch bei nicht fachgerechter Anwendung ebenfalls ungenaue Messwerte liefern. Dasselbe gilt für Stirn- und Schläfenthermometer.
+++ Mehr zum Thema: Fieber messen +++
Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
Ist die Körpertemperatur für mehr als 24 Stunden höher als 39,5 °C oder länger als 7 Tage leicht erhöht, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dasselbe gilt, wenn die eigentliche Ursache nicht festgestellt werden kann. Bei Säuglingen und Kleinkindern sollte schon bei mehr als 38,5 °C ein Arzt aufgesucht werden, um eine mögliche Infektion auszuschließen.
+++ Mehr zum Thema: Fieber bei Kindern +++
Welche Fragen stellt der Arzt?
Eine ausführliche Anamnese (= Erhebung der Krankengeschichte) beinhaltet Fragen zu folgenden Punkten:
- Häufigkeit der Fieberschübe
- familiär gehäufte Erkrankungen
- berufliche Tätigkeiten, Hobbys, sportliche Betätigung
- Reisen
- Kontakt mit Tieren
- Insektenstiche
- Verletzungen
- durchgemachte Krankheiten
- diagnostische und therapeutische Eingriffe
- Impfungen
- Hautausschläge
- Medikamenteneinnahme
Die klinische Untersuchung erleichtert die Diagnose durch Feststellung zusätzlicher Symptome wie Husten oder Halsschmerzen. Falls nötig, werden Harn- oder Stuhluntersuchungen vorgenommen. Durch eine Blutuntersuchung oder bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Ultraschall kann die Ursache des Fiebers genauer ermittelt werden.
Wann wird Fieber behandelt?
Nicht jedes Fieber muss behandelt werden. Ab einer Temperatur von 38,5 °C können fiebersenkende Medikamente eingesetzt werden. Diese bekämpfen jedoch nur das Symptom und nicht die auslösende Grundkrankheit. Sobald die Infektion oder Entzündung abklingt, geht in der Regel auch das Fieber zurück. Wichtig sind in jedem Fall eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Bettruhe.
Behandlung bei Fieber
Wenn die Fieberursache gefunden wurde und behandelt werden kann, beginnt man mit der Therapie. Beispielsweise können gegen Influenza ("echte“ Grippe) sogenannte Neuraminidasehemmer oder bei gesundheitsschädigenden bakteriellen Infektionen Antibiotika eingesetzt werden. In vielen Fällen handelt es sich allerdings um eine virale Infektion (Erkältung), die ausschließlich symptomatisch behandelt wird. Neben erhöhter Flüssigkeitszufuhr und körperlicher Schonung kommen wärmeausleitende Maßnahmen und fiebersenkende Medikamente (Antipyretika) zum Einsatz.
Nicht-medikamentöse Fiebersenkung:
- Wadenwickel, Essigwickel
- frische Luft
- dünne Decke
- Stirnauflagen
- erhöhte Trinkmenge
Medikamentöse Fiebersenkung:
- Acetylsalicylsäure
- Paracetamol
- Ibuprofen
- Heilkräuter
Fiebersenkende Medikamente wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol oder Ibuprofen werden eingenommen, wenn die Gefahr eines Fieberkrampfes oder eines schädigenden Flüssigkeitsverlusts besteht, es zu Schlafstörungen kommt oder der Kreislauf beeinträchtigt ist.
Welche Komplikationen können bei Fieber auftreten?
Menschen mit Immunschwäche neigen oft zu schweren Verläufen von Infektionserkrankungen. Bei älteren Menschen können durch Fieber häufiger Herzrhythmusstörungen entstehen. Ist das Fieber sehr hoch, kann es zusätzlich zu Benommenheit und Halluzinationen kommen (Fieberdelir). Alte Menschen sind dann besonders sturzgefährdet.
Bei Menschen, deren Herzmuskulatur nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird (koronare Herzerkrankung, Angina Pectoris), kann sich der Sauerstoffmangel des Herzens durch die Belastung des Kreislaufs durch das Fieber verstärken. Das kann so weit gehen, dass es zu einem Herzinfarkt kommt. Auch eine bestehende Herzinsuffizienz kann sich bei Fieber verschlechtern.
Fieberkomplikationen bei Kleinkindern
Kleinkinder fiebern typischerweise viel höher als Erwachsene. Hohes Fieber ist bei ihnen üblicherweise kein Zeichen einer gefährlichen Erkrankung, sollte jedoch immer ärztlich abgeklärt werden. Außerdem haben die Kleinen einen viel stärkeren Flüssigkeitsverlust durch das Schwitzen und es treten öfter Fieberkrämpfe auf als beim Erwachsenen.
Derartige Fieberkrämpfe treten vor allem bei Ein- bis Fünfjährigen und einer Körpertemperatur von über 39 °C auf. Sie dauern normalerweise ein bis drei Minuten. Leiden Kinder unter häufigen und wiederholten Fieberkrämpfen, sollten sie unbedingt vom Kinderarzt untersucht werden, da das Risiko für eine Epilepsie erhöht ist.
Krampft das Kind zehn Minuten oder länger, muss sofort der Notarzt gerufen werden. Fieber über 40 °C können Kleinkinder für höchstens zwei Tage ertragen.
Welchen Verlauf kann Fieber nehmen?
Die Entwicklung von Fieber ist sehr unterschiedlich und hängt von der Fieberursache und dem Immunsystem des Erkrankten ab. Fieber kann einige Stunden, einige Tage, Monate oder noch länger anhalten. Infektiöses Fieber dauert meistens nur einige Tage bis Wochen.
Spezielle Fieberverläufe können auch als Diagnosehinweis dienen, so beispielsweise bei einer Malaria-Erkrankung. Nach erfolgter Infektion beobachtet man nicht selten ein typisches Wechselfieber mit drei Tagen Fieber, gefolgt von drei Tagen Pause.
Abgrenzung zu Hyperthermie und Hitzeschlag
Als Hyperthermie bezeichnet man eine Erhöhung der Körpertemperatur durch Erhitzung von außen (Sauna, heißes Bad) oder innen (körperliche Anstrengung), während der Organismus nicht für ausreichend Kühlung sorgen kann. Im Gegensatz zum Fieber entsteht eine Hyperthermie unabhängig vom Temperaturzentrum im Gehirn. Sie spricht daher auch nicht auf fiebersenkende Medikamente an.
Kinder können beim Spielen in ein sogenanntes "Spielfieber“ geraten, das jedoch innerhalb von einer halben bis ganzen Stunde wieder zurückgeht. Hat der Körper – etwa durch falsche Kleidung – keine Möglichkeit abzukühlen, so kann dies insbesondere im Sommer und bei Flüssigkeitsmangel zu einem Hitzeschlag führen.
Autoren:
Dr. med. Lisa Demel, Philip Pfleger, Mag. Astrid Leitner, Mag. pharm. Christopher Waxenegger
Medizinisches Review:
Dr. Horst Michael Schalk, Dr. Harald Waxenegger
Redaktionelle Bearbeitung:
Mag.(FH) Silvia Hecher, MSc, Nicole Kolisch, Mag. Astrid Leitner
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