Cholezystektomie

Von 
Dr. med. Philipp Nicol

Dr. med. Philipp Nicol ist freier Autor der NetDoktor-Medizinredaktion.

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Als Cholezystektomie bezeichnet man die operative Entfernung der Gallenblase. Sie wird vor allem bei Komplikationen durch eine Entzündung der Gallenblase (Cholezystitis) sowie bei anders nicht behandelbaren Gallensteinen durchgeführt. Lesen Sie alles über die verschiedenen Operationsverfahren, wann diese durchgeführt werden und was Sie nach der OP beachten müssen!

Therapien: Cholezystektomie

Was ist eine Cholezystektomie?

Bei der Cholezystektomie wird mittels einer OP die Gallenblase entfernt. Die Operation wird sehr häufig und überwiegend durch kleine Schnitte in der Bauchwand durchgeführt (minimal-invasive, laparoskopische Cholezystektomie). In einigen Fällen ist jedoch nach wie vor ein offen-chirurgisches Verfahren (konventionelle Cholezystektomie) notwendig.

Die Gallenblase

Die Gallenblase ist ein birnenförmiges Hohlorgan, welches im rechten Oberbauch dicht unterhalb der Leber liegt. Sie dient der Speicherung und Eindickung der Gallenflüssigkeit, die in der Leber produziert wird, und kann je nach Dehnungszustand zwischen 40 und 200 ml Flüssigkeit fassen.

Die Gallenflüssigkeit wird beim Verdauungsvorgang in den Dünndarm abgegeben und ist unverzichtbar für die Aufnahme und Verarbeitung von Nahrungsfetten. Eine Entzündung der Gallenblase (Cholezystitis) entsteht in den meisten Fällen durch Gallensteine, die sich z.B. bei erhöhten Cholesterinwerten bilden können.

Wann führt man eine Cholezystektomie durch?

Eine Cholezystektomie wird vor allem bei einer Beschwerden verursachenden Entzündung der Gallenblase (Cholezystitis) durchgeführt, insbesondere dann, wenn Komplikationen bestehen. Der Eingriff führt meist zu einem dauerhaften Heilungserfolg. Andere Krankheiten, die eine Gallenblasen-Entfernung notwendig machen, sind unter anderem:

  • Gallenblasenperforation (z.B. im Rahmen eines Unfalls)
  • Verbindungsgänge zwischen den Gallenwegen und dem Magen-Darm-Trakt (sogenannte biliodigestive Fisteln)
  • grosse Steine in den Gallenwegen, die zu einem Stau von Gallenflüssigkeit führen (Cholestase) und sich anders nicht entfernen lassen.
  • Gallenblasen- oder Gallengangstumore (die Entfernung erfolgt dann meist im Rahmen einer grösseren OP)

Bei einem asymptomatischen (keine Beschwerden verursachenden) Gallensteinleiden allein wird die Gallenblase in der Regel nicht entfernt.

Was macht man bei einer Cholezystektomie?

Grundsätzlich kann die Gallenblasenentfernung über zwei Verfahren geschehen: die konventionelle Cholezystektomie (offen-operativ) und die laparoskopische Cholezystektomie (minimal-invasiv).

Die konventionelle Cholezystektomie

Bei der konventionellen OP wird in der Regel unter Vollnarkose durch einen Schnitt unterhalb der rechten Rippen das OP-Gebiet eröffnet. Anschliessend wird die versorgende Arterie (Arteria cystica) sowie der abzweigende Gallengang (Ductus cysticus) abgebunden, durchtrennt und die Gallenblase entnommen. Die Einlage einer Wunddrainage ist meist nicht nötig.

Vor der OP wird durch die Gabe eines Antibiotikums das Infektionsrisiko gesenkt. Eine Thrombosevorbeugung kann unter Umständen erforderlich sein, wird aber nicht standardmässig verabreicht. Meist können die Patienten das Krankenhaus schon nach drei bis fünf Tagen verlassen. 

Die laparoskopische Cholezystektomie

Der Goldstandard in der Behandlung der Gallenblasenentzündung ist heutzutage die laparoskopische Cholezystektomie. Dabei wird die Gallenblase minimal-invasiv durch eine sogenannte „Schlüssellochchirurgie“ entfernt. Grundprinzip der laparoskopischen Operationen ist das Einbringen von meist vier Zugängen (4-Trokar-Technik). Über sie führen die Chirurgen Iange OP-Instrumente sowie eine flexible Kameraoptik in den Bauchraum. Die Instrumente können von aussen gesteuert werden, während die Kamera ein Live-Bild auf einen Monitor überträgt.

Der Bauchraum wird durch Einpumpen von Kohlendioxid erweitert und dadurch eine bessere Sicht und Beweglichkeit der operierenden Ärzte gewährleistet (sogenanntes Pneumoperitoneum). Anschliessend kann man mithilfe der Instrumente unter Sichtkontrolle die Gallenblase entfernen und durch einen der Schnitte nach aussen befördern.

Vorteile der laparoskopischen Gallenblasen-OP gegenüber dem konventionellen Verfahren sind vor allem geringere Schmerzen nach der OP, kleinere Narben und damit ein schöneres kosmetisches Ergebnis sowie ein kürzerer Krankenhausaufenthalt.

Neuere Verfahren benutzen nur noch einen einzigen Zugangsweg, über den alle Instrumente in den Bauchraum eingebracht werden („single-site approach“) oder natürliche Körperöffnungen, beispielsweise den Magen-Darm-Trakt oder die Vagina („NOTES“ = „natural orifice transluminal endoscopic surgery”). Diese OP-Methoden werden für gewöhnlich nur in sehr erfahrenen OP-Zentren durchgeführt.

Eine laparoskopische Gallenblasenentfernung darf unter den folgenden Umständen nicht durchgeführt werden:

  • bei Verdacht auf einen Gallenblasentumor, da die Gefahr einer Aussaat von Tumorzellen in den Bauchraum zu gross ist (z.B. durch versehentliche Perforation der Gallenblase).
  • bei einem schweren Herz-Kreislaufleiden, weil die eingebrachte Luft den Druck im Bauchraum erhöht und damit den Blutrückfluss zum Herzen erschwert.
  • bei Patienten, welche eine Blutgerinnungsstörung haben, da eine effektive Blutstillung bei einer laparoskopischen Cholezystektomie weitaus schwieriger ist als bei einer offenen OP-Technik.
  • bei Patienten, die bereits am Bauch operiert wurden und bei denen deswegen Verwachsungen im Bauchraum zu befürchten sind.

Wechsel der Operationstechnik (Konversion)

Manchmal muss während einer laparoskopischen OP zu einer konventionell-offenen OP gewechselt werden. Dies kann zum Beispiel erforderlich sein, wenn sich während der laparoskopischen OP herausstellt, dass durch die Instrumente ein zu hohes Verletzungsrisiko für angrenzende Organe oder Gewebe besteht.

Welche Risiken birgt eine Cholezystektomie?

Die Cholezystektomie ist ein relativ sicheres Verfahren, dennoch sind Komplikationen nicht völlig auszuschliessen. Dazu gehören Blutungen, Infektionen oder Verletzungen von angrenzenden Organen sind jedoch selten. Im Rahmen von Studien zeigte sich zwar eine erhöhte Rate an Komplikationen bei Patienten mit einer konventionellen Gallenblasen-OP.

Allerdings ist der Grund dafür, dass vor allem schwerkranke Patienten konventionell operiert werden müssen, die ohnehin ein höheres Risiko haben, Komplikationen zu entwickeln. Die Gefahr, durch die Gallenblasen-OP zu sterben, ist äusserst gering (weniger als 0,1 Prozent der Fälle).

Was muss ich nach einer Cholezystektomie beachten?

Grundsätzlich muss nach einer Cholezystektomie keine besondere Diät eingehalten werden. Da jedoch die für die Fettverdauung notwendige Gallenflüssigkeit in der Leber zwar noch produziert, aber nicht mehr in der Gallenblase zwischengespeichert und in grösseren Mengen in den Darm abgegeben werden kann, vertragen Patienten, bei denen die Gallenblase entfernt wurde, keine sehr fetthaltigen Speisen mehr. Nach dem Genuss können vermehrt Durchfälle auftreten.

Ernährung nach Gallenblasenentfernung

Direkt nach der Gallenblasenentfernung können bereits klare Flüssigkeiten getrunken werden. Eine normale Nahrungsaufnahme (leichte Kost) kann meist bereits am ersten Tag nach der OP begonnen werden. Um die oben beschriebenen Durchfälle zu vermeiden, ist es notwendig, langfristig verschiedene Dinge zu beachten:

  • Fettgehalt der Speisen reduzieren: Insbesondere in der frühen Phase direkt nach der Cholezystektomie ist es sinnvoll, auf eine fettreduzierte Ernährung zu achten. Wenn möglich, sollten Patienten nicht mehr als drei Gramm Fett pro Portion zu sich nehmen.
  • Ballaststoff-Anteil erhöhen: Getreide wie Weizen und Gerste enthalten viel Ballaststoffe und wirken positiv auf die Darmbewegung. Die Ballaststoffmengen sollten aber zunächst langsam über mehrere Wochen erhöht werden, da sie sonst zu unangenehmen Blähungen und Krämpfen führen können.
  • Kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt aufnehmen: Dies hilft dem Magen-Darm-Trakt, die Nährstoffe besser zu verwerten.
  • Nahrungsmittel reduzieren, welche zu Durchfall führen können, zum Beispiel Kaffee, Milchprodukte, fettige oder sehr süsse Nahrungsmittel.

Durchführung und Nachsorge einer Cholezystektomie gehören heute zur medizinischen Routine und sind damit eine sichere Therapie.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Dr. med.  Philipp Nicol

Dr. med. Philipp Nicol ist freier Autor der NetDoktor-Medizinredaktion.

Quellen:
  • Henne-Bruns, D.: Duale Reihe Chirurgie, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage 2012
  • Herold, G.: Innere Medizin, Selbstverlag, 2021
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV): Prävention, Diagnostik und Behandlung von Gallensteinen, Stand: Juni 2018
  • Mayo Clinic: Cholecystectomy, unter: www.mayoclinic.org (Abrufdatum: 16.11.2021)
  • UpToDate: Open Cholecystectomy and Laparoscopic Cholecystectomy, unter: www.uptodate.com (Abrufdatum: 16.11.2021)
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