Eileiterschwangerschaft (Tubargravidität)

Bei einer Eileiterschwangerschaft nistet sich die befruchtete Eizelle nicht in der Gebärmutter, sondern in der Schleimhaut des Eileiters ein und beginnt dort zu wachsen.
Kurzfassung:
- Ist der Transport der befruchteten Eizelle durch den Eileiter gestört, kann sie sich im Eileiter einnisten.
- Mögliche Ursachen einer Eileiterschwangerschaft sind Verengungen der Tuben, Störungen der Tubenperistaltik sowie Störungen der Zilienfunktion.
- Die Symptome einer Eileiterschwangerschaft sind unspezifisch und umfassen Schmerzen, Schmierblutungen und stechende Unterbauchschmerzen.
- Eileiterschwangerschaften verlaufen gelegentlich als Tubenabort oder Tubenruptur, sind aber dann sehr gefährlich.
- In der Diagnostik spielen der Ultraschall und die Blutanalyse (ß-HCG und Progesteron) eine große Rolle.
- Therapeutisch kommt die chirurgische Operation oder eine medikamentöse Behandlung infrage.
Was ist eine Eileiterschwangerschaft?
Bei einer Eileiterschwangerschaft (Tubargravidität) erfolgt nach der Befruchtung der Eizelle die Einnistung des Embryos nicht in der Gebärmutter, sondern in einem der beiden Eileiter (Tuben).
Nistet sich die befruchtete Eizelle außerhalb der Gebärmutter ein, so spricht man allgemein von einer ektopen (extrauterinen) Schwangerschaft. Die ektope Schwangerschaft ist eine Komplikation im ersten Schwangerschaftsdrittel, wobei die Eileiterschwangerschaft mit rund 98 Prozent die häufigste Form ist. Schätzungen zufolge kommt es bei 1,4 bis 2,4% aller Schwangerschaften zu einer Eileiterschwangerschaft.
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Wie funktionieren die Eileiter?
Der Eileiter ist mit ganz kleinen, beweglichen Härchen (Flimmerhärchen, Zilien) ausgekleidet. Diese Härchen bewegen sich so, dass die Eizelle Richtung Gebärmutter transportiert wird.
Zusätzlich führt der Eileiter rhythmische Bewegungen (Tubenperistaltik) aus, welche die Bewegung der Härchen unterstützen. Der Transport durch den Eileiter kann durch mehrere Ursachen gestört sein, sodass sich das befruchtete Ei im Eileiter einnistet.
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Ursachen einer Eileiterschwangerschaft
Eileiterschwangerschaften können unterschiedliche Ursachen haben. Mögliche Ursachen für eine Eileiterschwangerschaft sind:
- Verengungen der Tuben
- Störungen der Tubenperistaltik
- Störungen der Zilienfunktion
- molekulare chemotaktische Faktoren (Beeinflussung der Beweglichkeit von Zellen durch die Konzentration von Stoffen)
Diese Ursachen können ausgelöst werden durch:
- Entzündung der Eileiter oder des Bauchraums
- Endometriose
- Tumore oder Polypen
- hormonelle Fruchtbarkeitsbehandlungen
- bestimmte Verhütungsmethoden
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Risikofaktoren für eine Eileiterschwangerschaft
Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit für eine Tubargravidität. Das heißt jedoch nicht, dass das Vorliegen von einem oder mehrerer Risikofaktoren mit Sicherheit zu einer Tubargravidität führt. Zu diesen Risikofaktoren gehören:
- operative Eingriffe
- vorausgegangene Tubargravidität
- Schwangerschaft trotz Sterilisation
- Schwangerschaft trotz Intrauterinpessar
- Hormonbehandlung
- assistierte reproduktive Maßnahmen
- aktive/vorausgegangene Infektionen mit Chlamydien oder Gonokokken
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Symptome einer Eileiterschwangerschaft
Die meisten Eilleiterschwangerschaften werden zwischen der 6. und 9. Schwangerschaftswoche festgestellt. Klinische Symptome reichen von völliger Unauffälligkeit, über einseitig betonte Unterbauchschmerzen, bis hin zum lebensbedrohlichen Schock durch Blutverlust infolge einer Tubenruptur (Zerreißen des Eileiters).
Die Kombination aus Schmierblutung, ziehenden Unterbauchschmerzen und sekundärer Amenorrhö (Ausbleiben der Menstruation) ist zwar ein Hinweis, aber ebenfalls unspezifisch.
Weitere Hinweise können sein:
- Schmerzen im Bauchraum mit Ausstrahlung in die Schultern
- Abwehrspannung der Bauchdeckenmuskulatur
- akutes Abdomen
- hämodynamische Instabilität (Atemnot, Blutdruckabfall, hohe Herzfrequenz)
- Vergrößerung des Eierstockes auf der betroffenen Seite
Die Schmerzen im Unterbauch entstehen durch Reibung, Dehnung oder Zerreißen (Ruptur) des Eileiters. Durch Reizung des sogenannten Nervus phrenicus (Zwerchfellnerv) gelangen die Schmerzen in den Schulter- und Brustbereich. In schweren Fällen, zum Beispiel bei Blutungen in die freie Bauchhöhle, können sich innerhalb kürzester Zeit akut einsetzende, stechende Unterbauchschmerzen (akutes Abdomen) entwickeln, die eine sofortige chirurgische Intervention nötig machen.
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Komplikationen der Eileiterschwangerschaft
- Tubenabort
Der Eileiter besteht aus einem engeren Teil, dem Isthmus und einem weiteren Teil, der Ampulle. 47 bis 70% der Eileiterschwangerschaften treten in der Ampulle, 14 bis 21% im Isthmus und 5% im Infundibulum (Trichter) auf. Wächst die Frucht in der Ampulle, kann sie sich sechs bis acht Wochen entwickeln. Wird der Platz zu eng, löst sich die Frucht von der Eileiterschleimhaut, und es kommt zum Abbruch der Schwangerschaft (Tubenabort). Dabei wird die Frucht in die Bauchhöhle ausgestoßen.
Die Hälfte aller spontanen Schwangerschaftsabbrüche wird daraufhin hin vom Körper abgebaut. Die andere Hälfte führt zu schweren Komplikationen wie Bauchfellentzündungen oder einer weiteren Einnistung in der Bauchhöhlenwand. Ein Abbruch der Eileiterschwangerschaft kann zu Verklebungen des Eileiters führen, was wiederum das Auftreten einer weiteren Eileiterschwangerschaft begünstigt. Der Tubenabort tritt etwa dreimal häufiger auf als die Tubenruptur.
- Tubenruptur
Wächst der Embryo im viel engeren Isthmus heran, kann dies zum Zerreißen des Eileiters führen (Tubenruptur), wenn sich die Frucht nicht zuvor gelöst hat. Wie beim Tubenabort kann die Frucht entweder von Körper abgebaut werden, oder sich im Bauchraum einnisten. Dabei kommt es zu starken Blutungen in den Bauchraum, die lebensgefährlich sein können. Es entwickeln sich starke Schmerzen im Unterbauch und eine ausgeprägte Druckempfindlichkeit der Bauchdecke.
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Diagnose einer Eileiterschwangerschaft
Die Diagnose erfolgt in der Mehrzahl der Fälle mit dem Ultraschall (Sonographie), das Kardinalsymptom ist eine fehlende intrauterine Schwangerschaftsanlage. Allerdings muss auch eine unklare Schwangerschaftsanlage („pregnancy of unknown location“) differentialdiagnostisch berücksichtigt werden. Folgende Konstellationen sind möglich:
- Sichere ektope Schwangerschaft: Extrauteriner Gestationssack mit Dottersack mit/ohne Embryo.
- Wahrscheinliche ektope Schwangerschaft: Inhomogene Raumforderung im Bereich des Eierstockes.
- Unklare Schwangerschaftsanlage: Kein Hinweis auf intra- oder extrauterine Schwangerschaftsanlage.
- Wahrscheinlich intrauterine (normale) Schwangerschaft: Darstellbare intrauterine Ringstruktur.
- Sichere intrauterine (normale) Schwangerschaft: Intrauteriner Gestationssack mit Dottersack mit/ohne Embryo.
Neben der Sonographie kann ein potentieller Frühabort mittels hCG-Verlaufsmessung (humanes Choriongonadotropin) bestätigt werden. Generell erfolgt bei einer intrauterinen Schwangerschaft alle 48 Stunden eine Verdopplung des hCG-Wertes. Ein Anstieg von weniger als 66 Prozent oder ein Abfall von mehr als 13 Prozent vom Ausgangswert sowie ein Gesamt-hCG-Wert von größer 1500 Einheiten/Liter und der fehlende Nachweis einer intrauterinen Einnistung der Eizelle sprechen mit hoher Wahrscheinlichkeit für eine ektope Schwangerschaft. Zusatzuntersuchungen mit Spekula (spezieller Spiegel) und die bimanuelle Tastuntersuchung können hilfreich sein.
Zum Ausschluss einer extrauterinen Schwangerschaft wurde in den Mutter-Kind-Pass eine zusätzliche frühe Ultraschalluntersuchung, in der 8. bis 12. Schwangerschaftswoche, aufgenommen. Eine frühe Untersuchung nach einer Sterilitätstherapie (ca. 5. Woche) kann ebenfalls schon wichtige Hinweise bringen.
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Wie wird eine Eileiterschwangerschaft therapiert?
Da eine Eileiterschwangerschaft nicht ausgetragen werden kann, gibt es grundsätzlich zwei Therapieoptionen:
- organerhaltende Operation bzw. Entfernung des Eileiters/der Eileiter
Je nach Lage der befruchteten Eizelle und begleitender Faktoren, gibt es verschiedene chirurgische Techniken die zur Anwendung kommen können.
- medikamentöse Therapie
Im deutschsprachigen Raum wenig verbreitet, kann eine medikamentöse Therapie mit dem Folsäureantagonisten Metothrexat (MTX) erfolgen. Metothrexat wirkt vor allem auf sich schnell teilende Zellen wie jene des Trophoblasten (äußere Zellschicht der befruchteten Eizelle). Die Indikation muss streng gestellt werden und setzt eine sehr gute Adhärenz voraus.
Die Entscheidung darüber, welches Vorgehen gewählt wird, hängt ab von:
- Blutungsstärke
- Größe der Tubargravidität
- Beschädigung des Eileiters
- Sterilitätsanamnese
- Anamnese einer Tubargravidität
- Wunsch nach Fertilitätserhalt
Autoren:
Dr. med. Lisa Demel, Mag. Astrid Leitner, Mag. pharm. Christopher Waxenegger
Medizinisches Review:
Univ.-Prof. Dr. Gernot Tews
Redaktionelle Bearbeitung:
Mag.(FH) Silvia Hecher, MSc
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