Darmkrebs

Von , Arzt
und , Medizinredakteurin und Biologin
Florian Tiefenböck

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Unter Darmkrebs (kolorektales Karzinom) versteht man einen bösartigen Tumor des Dick- oder Mastdarms. Er entsteht meist aus gutartigen Darmpolypen. Heilungschancen bestehen durch eine Operation. Weitere Methoden wie Chemo- oder Strahlentherapie unterstützen oft die Behandlung. Lesen Sie hier alles Wichtige zum Thema: Wie erkennt man Darmkrebs? Was sind seine Ursachen und Risikofaktoren? Wie wird Darmkrebs behandelt? Wie gross sind die Heilungschancen?

darmkrebs

Kurzübersicht

  • Was ist Darmkrebs? Bösartige Tumore im Dickdarm (Kolonkarzinom) oder Mastdarm (Rektumkarzinom) werden unter dem Begriff Kolorektales Karzinom zusammengefasst.
  • Häufigkeit: In der Schweiz bei Frauen die zweithäufigste und bei Männern die dritthäufigste Krebsart.
  • Symptome: Darmkrebs entwickelt sich langsam, meist lange Zeit ohne Beschwerden; mögliche Anzeichen sind veränderte Stuhlgewohnheiten, Blut im Stuhl, ungewollter Gewichtsverlust, Blutarmut, evtl. Bauchschmerzen, leichtes Fieber, Müdigkeit, Leistungsschwäche.
  • Ursachen: falsche Ernährung (wenig Ballaststoffe, viel Fleisch und Fett), Bewegungsmangel, Übergewicht, Alkohol, Nikotin, genetische Faktoren, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2.
  • Behandlung: Abhängig von Faktoren wie Lage, Grösse und Ausbreitung; Heilung durch Operation möglich; unterstützend Chemo- und Immuntherapie.
  • Prognose: Je früher entdeckt und behandelt, desto besser die Heilungschancen; Tochtergeschwülste (Metastasen) verschlechtern die Prognose.

Darmkrebs: Symptome

Darmkrebs bleibt meist lange unbemerkt. Beschwerden treten erst auf, wenn der Tumor eine gewisse Grösse erreicht hat.

Hat der Tumor in einem fortgeschrittenen Stadium bereits in andere Organe gestreut (Metastasen), kommen gegebenenfalls weitere Symptome hinzu.

Im folgenden Text erfahren Sie, wie man Darmkrebs erkennen kann. Aber Vorsicht: Die genannten Beschwerden sind keine eindeutigen Anzeichen für Darmkrebs, sondern können auch andere Ursachen haben. Man sollte sie aber immer von einem Arzt abklären lassen.

Veränderter Stuhlgang

Mehrere Patienten leiden abwechselnd unter Verstopfung und Durchfall, weil der Tumor den Darm verengt: Der Stuhl staut sich zunächst vor dem Tumor auf. Dann wird er durch bakterielle Zersetzung verflüssigt und als manchmal übelriechender Durchfall ausgeschieden.

Dieser Wechsel von Verstopfung (Obstipation) und Durchfall (Diarrhö) wird auch als paradoxe Diarrhö bezeichnet. Es handelt sich um ein klassisches Warnzeichen für Darmkrebs.

Manche Patienten leiden auch nur unter wiederholter Verstopfung oder wiederholtem Durchfall.

Wenn beim Abgang von Winden zusätzlich ungewollt Stuhl ausgeschieden wird, kann das ebenfalls ein Hinweis auf Darmkrebs sein. Mediziner sprechen hier vom Phänomen des „falschen Freundes“.

Es entsteht, wenn die Muskelspannung des analen Schliessmuskels verringert ist. Der Grund dafür kann ein tief sitzender Darmkrebs sein, der den Muskel befällt und seine Funktion stört.

Manchmal verändert der Stuhlgang durch einen Darmkrebs auch bloss seine Form. Er erscheint dann etwa dünn wie ein Stift. Darauf beruht auch die Bezeichnung „Bleistiftstühle“.

Bei Menschen über 40 Jahren sollte generell jede Änderung der Stuhlgewohnheiten, die über drei Wochen andauert, ärztlich abgeklärt werden.

Blut im Stuhl

Ein bösartiger Tumor blutet leicht. Bei Darmkrebs wird dieses Blut zusammen mit dem Stuhl ausgeschieden. So findet man bei der Mehrzahl der Darmkrebs-Patienten Blutbeimengungen im Stuhl.

Sichtbares Blut

Diese Blutbeimengungen sind manchmal mit blossem Auge sichtbar. Sitzt der Darmkrebs im Bereich des Enddarms, erscheint das Blut im Stuhl hellrot (frisches Blut). Wächst der Krebs eher am Anfang des Dickdarms, erscheint das Blut dunkelrot.

Schwarzer Stuhlgang (Teerstuhl) deutet auf eine Blutung im oberen Verdauungstrakt (Magen, Zwölffingerdarm) hin.

Okkultes Blut

Viele Darmkrebs-Patienten scheiden aber so wenig Blut aus, dass es im Stuhl nicht sofort auffällt. Diese „unsichtbaren“ Blutbeimengungen werden auch als okkultes Blut bezeichnet. Es lässt sich mit bestimmten Tests (zum Beispiel Hämoccult-Test) nachweisen.

Andere Ursachen für blutigen Stuhl

Blut im Stuhl ist kein spezifisches Darmkrebs-Anzeichen. Meist sind Blutreste auf dem Stuhl oder dem Toilettenpapier auf Hämorrhoiden zurückzuführen. Typischerweise ist das Blut dann eher hellrot und dem Stuhl aufgelagert. Das Blut bei Darmkrebs ist aufgrund der Darmbewegungen dagegen oft mit dem Stuhl vermengt.

Auch verschiedene Darminfektionen oder chronische Darmentzündungen können blutigen Stuhlgang hervorrufen.

Leistungsschwäche und Müdigkeit

Darmkrebs kann auch dazu führen, dass sich der Allgemeinzustand eines Menschen verschlechtert. Die Betroffenen fühlen sich zum Beispiel ungewöhnlich müde und schwach und sind nicht so leistungsfähig wie sonst. Auch Fieber kann ein Anzeichen für Darmkrebs sein.

Blutarmut

Besonders im fortgeschrittenen Krankheitsstadium kann Blutarmut (Anämie) auftreten. Sie entsteht, weil der bösartige Darmtumor oft blutet. Eine Anämie macht sich mit Symptomen wie Blässe, Leistungsschwäche, Müdigkeit und in schweren Fällen auch mit Atemnot bemerkbar.

Gewichtsverlust

Ein weiteres Darmkrebs-Anzeichen in fortgeschrittenen Stadien ist ungewollter Gewichtsverlust. Der Darmkrebs entzieht dem Körper zusätzlich Energie. Patienten verlieren dadurch Gewicht, auch wenn sie wie gewohnt und normal weiter essen.

Darmverschluss

Darmkrebs kann im Darm immer weiterwachsen. Ein grosser Tumor kann beispielsweise den Darm so einengen, dass die Nahrungsreste die Stelle nicht mehr passieren können. So entsteht ein Darmverschluss (Ileus) - eine schwerwiegende Komplikation von Darmkrebs.

Schmerzen

Schmerzen können bei Darmkrebs ebenfalls auftreten, zum Beispiel krampfartige Bauchschmerzen. Manche Patienten haben auch Schmerzen beim Stuhlgang.

Bauchfellentzündung

Bei weiterem Wachstum kann der Tumor die Darmwand durchbrechen und eine Bauchfellentzündung (Peritonitis) verursachen. Manchmal wächst der Darmkrebs auch in benachbarte Organe, etwa die Harnblase.

Breiten sich die Krebszellen in der Bauchhöhle auf dem Bauchfell aus, sprechen Mediziner von einer Peritonealkarzinose.

Metastasen

Wenn der Darmkrebs in andere Körperregionen gestreut hat (Metastasierung), können weitere Beschwerden auftreten. Meist bildet er Tochtergeschwülste in der Leber (Lebermetastasen). Das kann beispielsweise Schmerzen im rechten Oberbauch, Gelbsucht oder erhöhte Leberwerte im Blut verursachen.

Auch Lungenmetastasen sind bei Darmkrebs möglich. Sie können sich etwa durch Atemnot oder Husten bemerkbar machen. Seltener befinden sich Metastasen im Skelett oder im Gehirn.

Darmkrebs: Rektumkarzinom

Der End- oder Mastdarm ist das Endstück des Dickdarms. Bildet sich hier ein bösartiger Tumor, sprechen Ärzte von einem Rektumkarzinom.

Das Rektumkarzinom wird in der Regel operativ entfernt. Je nach Tumorstadium erhalten die Patienten zusätzlich eine Strahlentherapie und/oder Chemotherapie.

Mehr über diese Form von Darmkrebs lesen Sie im Beitrag Rektumkarzinom.

Darmkrebs: Ursachen und Risikofaktoren

Darmkrebs entsteht in den meisten Fällen aus gutartigen Wucherungen der Darmschleimhaut. Bei vielen Menschen bleiben diese sogenannten Darmpolypen harmlos. Bei anderen dagegen entwickeln sie sich weiter zu Darmkrebs.

Darmpolypen gehen meist aus dem Drüsengewebe der Darmwand hervor. Damit zählen sie zu den sogenannten Adenomen. Darmkrebs, der sich aus solchen gutartigen Adenomen entwickelt, gehört demnach zu den Adenokarzinomen (Karzinom = Krebsgeschwulst).

Adenom-Karzinom-Sequenz

Darmkrebs entwickelt sich langsam. Die Entwicklung von gesunder Darmschleimhaut zu einem Adenom bis hin zur Entartung von Krebs dauert meist Jahre.

Diesen Prozess nennen Ärzte Adenom-Karzinom-Sequenz oder auch serratierten Karzinogeneseweg. Grösse, Anzahl und der feingewebliche Aufbau der Adenome bestimmen das Darmkrebs-Risiko.

Risikofaktoren für Darmkrebs

Ausgelöst wird Darmkrebs nach derzeitigem Kenntnisstand durch verschiedene Risikofaktoren. So zählen unter anderem bestimmte Ernährungs- und Lebensgewohnheiten sowie erbliche Faktoren zu den möglichen Ursachen eines kolorektalen Karzinoms.

Ernährung und Lebensstil

Eine ballaststoffarme, fettreiche und fleischbetonte Ernährung (besonders viel rotes Fleisch und verarbeitete Wurstwaren) erhöht das Risiko für Darmkrebs. Diese Nahrung passiert den Darm langsamer als pflanzliche, ballaststoffreiche Kost. Krebserregende Stoffe aus der Nahrung bleiben länger in Kontakt mit der Darmschleimhaut und können diese schädigen, vermuten Experten.

Bewegungsmangel und Übergewicht begünstigen ebenfalls die Entstehung von Darmkrebs. Auch Alkohol und Nikotin steigern das Risiko für ein kolorektales Karzinom (und andere Krebserkrankungen).

Genetische Faktoren

Man kann beobachten, dass Verwandte ersten Grades (Eltern, Kinder, Geschwister) von Darmkrebs-Patienten häufiger selbst an dieser Krebsart erkranken als andere Menschen. Ist Darmkrebs also vererbbar? Wer hat ein erhöhtes Risiko? Was ist dann wichtig?

Genetische Veranlagung

Zum einen gibt es offensichtlich eine genetische Veranlagung. Eindeutige Veränderungen im Erbgut können Forscher dabei aber nicht entdecken. Doch nicht jeder, der Angehörige mit Darmkrebs hat erkrankt selbst daran. Meist löst die Kombination aus Erbanlagen und Lebensstil den Darmkrebs aus.

Häuft sich Darmkrebs in einer Familie, haben Verwandte ersten Grades wie Geschwister und Kinder ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko, selbst Darmkrebs zu bekommen. Erkrankt ein erstgradiger Angehöriger vor dem 60. Lebensjahr, steigt dieses Risiko sogar auf das Drei- bis Vierfache.

„Erhöhtes Risiko“ heisst nicht, dass Betroffenen auf jeden Fall an Darmkrebs erkranken!

Auch Darmpolypen in der Familie spielen eine Rolle. Fanden Ärzte solche bei Verwandten ersten Grades vor deren 50. Lebensjahr, ist das eigene Darmkrebsrisiko ebenfalls erhöht.

Verwandte zweiten Grades hingegen (Enkel, Grosseltern Cousins, Cousinen und deren Eltern) haben ein nur noch geringfügig erhöhtes Darmkrebs-Risiko. Genaue Zahlen sind aber noch nicht bekannt.

Nach aktuellem Kenntnisstand haben Verwandte dritten Grades kein erhöhtes Risiko für Darmkrebs mehr.

Sprechen Sie mit Ihren Angehörigen offen über bisherige Krankheiten in der Familie! Nur so könne Sie, aber auch Ihre Verwandten ein mögliches Darmkrebs-Risiko erkennen!

Erblicher Darmkrebs

Allerdings gibt es nachweisbare Genveränderungen (Mutationen), die direkt die Bildung eines bösartigen Tumors im Darm begünstigen. Die zwei bekanntesten Darmkrebs-Erbkrankheiten sind:

  • HNPCC (Hereditäres nicht-polypöses Kolonkarzinom oder Lynch-Syndrom): Das ist die häufigste Form von erblichem Darmkrebs. Aufgrund von Mutationen sind hier verschiedene Reparatursysteme für das Erbgut defekt. Es kommt häufiger zur Bildung fehlerhafter Zellen. Dadurch ist das Risiko für Darmkrebs, aber auch und das anderer Krebserkrankungen (wie Gebärmutter-, Eierstock- und Magenkrebs) deutlich erhöht.
  • FAP (familiäre adenomatöse Polyposis, FAP): Bei dieser seltenen Erkrankung bilden sich bereits in jungen Jahren unzählige Polypen im gesamten Darm. Unbehandelt entwickelt sich aus ihnen nahezu immer Darmkrebs. Oft werden vorsorglich Darmabschnitte operativ entfernt, um Darmkrebs bei FAP zu verhindern.

Betroffene erkranken bei diesen Erbkrankheiten deutlich früher als üblich. So raten Ärzte allen, bei denen ein Verdacht auf HNPCC besteht, jährliche Darmspiegelungen ab dem 25. Lebensjahr. FAP-Betroffene untersuchen Ärzte sogar schon ab dem 12.-15. Lebensjahr alle ein bis zwei Jahre und entfernen auffällige Polypen.

Risikofaktor Alter

Das Alter hat ebenfalls einen grossen Einfluss: Je älter jemand ist, desto höher ist sein Darmkrebs-Risiko. Etwa 90 Prozent aller Dickdarmkarzinome treten nach dem 50. Lebensjahr auf. Mehr als die Hälfte der Darmkrebspatienten ist älter als 70 Jahre.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Das Darmkrebs-Risiko ist auch erhöht, wenn jemand an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung leidet. Betroffen sind vor allem Menschen mit Colitis ulcerosa: Bei ihnen ist der Dickdarm chronisch entzündet. Etwa fünf Prozent der Betroffenen entwickeln Darmkrebs.

Auch bei Morbus Crohn kann das Risiko für ein Kolonkarzinom erhöht sein. Das gilt besonders, wenn die chronische Entzündung den Dickdarm betrifft (meist beschränkt sie sich aber auf den letzten Dünndarmabschnitt).

Diabetes mellitus Typ 2

Menschen mit der Zuckerkrankheit vom Typ 2 (Diabetes mellitus Typ 2) haben in der Anfangsphase der Erkrankung vermehrt den Botenstoff Insulin im Blut. Diese sind nach Einschätzung mancher Forscher dafür verantwortlich, dass das Risiko für Darmkrebs deutlich erhöht ist. Insulin fördert nämlich offenbar allgemein das Wachstum und die Vermehrung von Zellen - auch von Krebszellen.

Darmkrebs: Untersuchungen und Diagnose

Pro Jahr erkranken in der Schweiz etwa 4.300 Menschen an Darmkrebs. Das Risiko für Darmkrebs steigt mit zunehmendem Alter. Bei der Diagnose sind die meisten Patienten älter als 50 Jahre.

Bei Verdacht auf Darmkrebs sollten Sie sich zuerst an Ihren Hausarzt wenden. Falls eine Darmspiegelung sinnvoll ist, wird er Sie an einen Facharzt für Gastroenterologie überweisen.

Der Arzt wird sich zuerst ausführlich mit Ihnen unterhalten, um Ihre Krankengeschichte zu erheben (Anamnese). Er lässt sich Ihre Beschwerden genau schildern. Ausserdem holt er Informationen ein, die ihm helfen, die Wahrscheinlichkeit von Darmkrebs bei Ihnen besser einzuschätzen. Mögliche Fragen des Arztes im Anamnesegespräch sind:

  • Hat sich Ihre Verdauung verändert (z.B. Verstopfung oder Durchfall)?
  • Sind Ihnen Blutspuren im Stuhl aufgefallen?
  • Gibt es in Ihrer Familie bereits Darmkrebs?
  • Leidet oder litt jemand aus Ihrer Familie an anderen Krebserkrankungen wie Brust-, Eierstock oder Gebärmutterhalskrebs?
  • Haben Sie ungewollt an Gewicht verloren?
  • Rauchen Sie und trinken Sie Alkohol?
  • Wie oft essen Sie Fleisch?
  • Ist eine Zuckerkrankheit bei Ihnen bekannt?

Körperliche Untersuchung

Als nächstes untersucht Sie der Arzt: Er hört unter anderem mit dem Stethoskop auf Ihren Bauch und tastet ihn mit den Händen ab. Bei Darmkrebs kann die Tastuntersuchung manchmal schmerzhaft sein.

Eine wichtige Untersuchung bei Verdacht auf Darmkrebs ist die sogenannte digital-rektale Untersuchung (DRU). Dabei führt der Arzt seinen Finger in den After und tastet das Ende des Darms mit dem Finger ab. Ein dort sitzender Darmkrebs lässt sich auf diese Weise leicht ertasten (hart, höckerig). Manchmal erkennt der Arzt nach einer DRU auch Blutreste am Handschuh.

Bis zu zehn Prozent der Darmkrebs-Erkrankungen lassen sich so ertasten!

Test auf Blut im Stuhl

Manchmal wird anhand einer Stuhlprobe untersucht, ob dem Stuhl Blut beigemengt ist, das nicht mit blossem Auge sichtbar ist (okkultes Blut). Dieser Test heisst fäkaler okkulter Bluttest (FOBT).

FOBTs sagen aber nichts darüber aus, wo genau es im Magen-Darm-Trakt blutet. Auch bei geschlucktem Blut, etwa bei Nasen- oder Zahnfleischbluten kann der Test positiv ausfallen.

Umgekehrt bluten nicht alle Darmtumoren - oder zumindest nicht dauernd. Auch wenn der Test negativ ausfällt, können also Krebstumore im Darm vorhanden sein (falsch-negatives Ergebnis). Eine Darmspiegelung ist daher immer die sicherere Alternative.

Immunologischer Stuhltest (i-FOBT)

Seit einiger Zeit verwenden Ärzte den sogenannten Immunologischen Stuhltest (i-FOBT). Er kann zwischen menschlichem und tierischem Blut (bei Verzehr von rohem Fleisch) im Stuhl unterscheiden. Das geschieht mithilfe von Antikörpern, die nur an menschliches Blut binden.

Den Test erhalten Sie bei Ihrem Hausarzt oder Gastroenterologen. Er enthält einen Spatel, eine Auffangvorrichtung für die Toilette und ein Röhrchen. Sie füllen eine Stuhlprobe in das Röhrchen und geben dieses bei Ihrem Arzt ab. Er schickt den Test zur Untersuchung in ein Labor.

Beim immunologischen Stuhltest reicht in der Regel eine Stuhlprobe aus.

Frauen sollten den immunologischen Stuhltest nicht während oder kurz nach der Periode durchführen. Das kann zu einem falsch-positiven Testergebnis führen.

Mehr zum Test und seiner Genauigkeit lesen Sie im BeitragImmunologischer Stuhltest (iFOBT).

Hämoccult-Test

Der früher gebräuchliche Hämoccult-Test wurde inzwischen durch den immunologischen Stuhltest weitgehend ersetzt.

Er springt auch auf tierisches Blut und manche Gemüsesorten an. Patienten, die beispielsweise vor der Probenentnahme rohes Fleisch essen, erhalten ein falsch-positives Ergebnis.

Ob Immunologischer Stuhltest oder Hämoccult-Test: Besteht der Verdacht auf Darmkrebs wird zusätzlich eine Darmspiegelung durchgeführt.

Weitere Stuhltests

Es gibt noch weitere Tests, die den Stuhl nach Anzeichen von Darmkrebs untersuchen. Der M2-PK-Test sucht beispielsweise nach einem bestimmten Eiweiss, das mit dem Tumor in Verbindung gebracht wird. Die aktuellen ärztlichen Leitlinien empfehlen den Einsatz dieses Tests nicht.

Genetische oder DNA-Stuhltests suchen gezielt nach Darmkrebszellen – anhand deren Erbgut. Die Studien deuten auf einen Nutzen hin, die Daten reichen jedoch nicht für eine Empfehlung aus. Ausserdem ist dieser Test im Vergleich sehr teuer.

Darmspiegelung (Koloskopie)

Sie ist die aussagekräftigste Untersuchung bei Verdacht auf Darmkrebs. Spezialisierte Ärzte (Gastroenterologen) untersuchen den Darm dabei mit einem schlauchförmigen Instrument (Endoskop), das mit einer kleinen Kamera und einer Lichtquelle ausgestattet ist. Das Endoskop wird in den Darm eingeführt. Das Darminnere wird dann über einen Monitor betrachtet.

Im Rahmen der Darmspiegelung kann der Arzt auffällige Darmpolypen direkt entfernen. Ausserdem ist es möglich, Gewebeproben (Biospien) von verdächtigen Stellen der Darmschleimhaut zu entnehmen. Sie werden anschliessend feingeweblich (histologisch) untersucht. So lässt sich Darmkrebs sicher erkennen oder ausschliessen.

Mehr über den Ablauf der Untersuchung lesen Sie im Beitrag Darmspiegelung.

Virtuelle und kleine Darmspiegelung

Ist eine normale Darmspiegelung nicht durchführbar, kann der Arzt auf eine virtuelle Darmspiegelung oder eine Rektoskopie/Sigmoidoskopie ausweichen.

Virtuelle Darmspiegelung

Bei der virtuellen Darmspiegelung (CT- oder MR-Kolonografie) liefern eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) viele Bilder des Darms. Aus ihnen berechnet ein Computer ein dreidimensionales Bild und stellt es grafisch dar.

Auch hier muss der Patient seinen Darm vorher mit Abführmitteln komplett entleeren (wie bei einer normalen Darmspiegelung).

Ein Nachteil der virtuellen Darmspiegelung ist, dass das Ergebnis nicht so präzise ist wie bei der normalen Darmspiegelung. Ausserdem können während der Untersuchung weder Polypen entfernt noch Gewebeproben entnommen werden. So kann im Anschluss doch noch eine richtige Darmspiegelung oder ein operativer Eingriff notwendig sein.

Rekto-Sigmoidoskopie (kleine Darmspiegelung)

Die Rektoskopie ist die Spiegelung des Enddarms mit einem Endoskop. Bei der Sigmoidoskopie untersucht der Arzt neben dem Enddarm auch noch den davorliegenden Darmabschnitt (S-förmige Grimmdarmschlinge). Im Unterschied zur normalen Darmspiegelung begutachtet der Arzt bei dieser „kleinen“ Darmspiegelung nicht den ganzen Dickdarm.

Weitere Untersuchungen bei Darmkrebs

Steht die Diagnose Darmkrebs fest, müssen weitere Untersuchungen zeigen, wie weit der Krebs schon fortgeschritten ist (Darmkrebs-Stadien: siehe unten). Ärzte sprechen dabei vom sogenannten „Staging“:

  • Rektale Ultraschalluntersuchung (Sonografie): Damit lässt sich feststellen, wie weit sich der Tumor schon in der Darmwand ausgebreitet hat.
  • Ultraschalluntersuchung (Sonografie) des Bauchraums: Mit dem Ultraschall sucht der Arzt nach Tochterabsiedlungen (Metastasen) vor allem in der Leber. Auch andere Bauchorgane (Milz, Nieren, Bauchspeicheldrüse) kann er dabei begutachten.
  • Computertomografie (CT): Auch hierbei sucht der Arzt nach Darmkrebs-Metastasen, beispielsweise in der Lunge oder der Leber. Um einzelne Strukturen besser voneinander abgrenzen zu können, verabreicht der Arzt vor der Untersuchung ein Kontrastmittel (KM).
  • Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT): Die MRT mit Kontrastmittel erlaubt eine sehr exakte Darstellung verschiedener Gewebe und Organe – präziser als beim CT. Vor allem vor einer Operation ist das MRT wichtig.
  • Röntgenbild des Brustkorbs: Ein Röntgen-Thorax hilft, Tochterabsiedlungen (Metastasen) in der Lunge aufzuspüren. Im Vergleich zu CT oder MRT ist es aber eher ungenau.

Tumormarker

Bei Darmkrebspatienten misst der Arzt regelmässig sogenannte Tumormarker im Blut. Tumormarker sind Substanzen, die bei vielen Krebserkrankungen verstärkt im Blut zu finden sind.

Bei Darmkrebs kann vor allem das "carcinoembryonale Antigen" (CEA) im Blut erhöht sein. Es eignet sich allerdings nicht zur Früherkennung von Darmkrebs. Denn auch gesunde Darmzellen produzieren CEA, zudem kann der Wert bei Rauchern und Lebererkrankungen erhöht sein. Der CEA-Spiegel hilft vielmehr, den Krankheitsverlauf und Therapie-Erfolg zu beurteilen.

Nach der operativen Entfernung des Tumors sinken die CEA-Werte meist in den Normalbereich ab. Kommt es zu einem Rückfall (Rezidiv), steigt der Wert erneut an. Auch die Wirkung einer Chemotherapie lässt sich am CEA abschätzen.

Ärzte bestimmen den CEA-Wert auch nach erfolgreicher Therapie – im Rahmen der Nachsorge. So lässt sich ein Rückfall oft frühzeitig erkennen!

Genetische Beratung

Bei Verdacht auf erblich bedingten Darmkrebs (HNPCC, FAP und weitere seltene Formen) erfolgt im Normalfall eine genetische Beratung und Untersuchung. Dabei wenden sich Betroffene an spezialisierte Zentren. Der Experte untersucht dann das Erbgut des Patienten auf charakteristische Genveränderungen (Mutationen).

Entdeckt der Arzt dabei eine erblich bedingte Darmkrebs-Neigung, bietet er auch nahen Verwandten (Eltern, Geschwister, Kinder) eine genetische Beratung und einen Gentest an. Ausserdem kann der Arzt die weitere, individuelle Darmkrebsvorsorge empfehlen. Diese richtet sich nach der Ursache:

  • Genetische Veranlagung ohne Nachweis einer erblichen Veränderung: Erste Spiegelung zehn Jahre vor dem Erkrankungsalter des betroffenen Verwandten ersten Grades, spätestens ab dem 50. Lebensjahr, bei unauffälligem Befund Wiederholung alle zehn Jahre
  • Verdacht auf HNPCC: Spiegelung mindestens alle drei (bis fünf) Jahre, genetische Beratung ab dem 25.Lebensjahr
  • Gesichertes HNPCC: Je nach genetischer Veranlagung alle ein bis zwei Jahre Darmspiegelung ab dem 25. bzw. 35. Lebensjahr, bei erhöhtem Risiko für Magenkrebs ab dem 30. bis 35. Lebensjahr alle ein bis drei Jahre auch Magenspiegelung; Frauen ab 30. bis 35. Jahre zusätzlich jährliche gynäkologische Ultraschall-Untersuchung zur Früherkennung von Eierstock- und Gebärmutterkrebs sowie Probeentnahme aus Gebärmutterschleimhaut
  • Verdacht auf/gesichertes FAP: Genetische Beratung ab dem 12. bis 15. Lebensjahr, von da an auch alle zwei Jahre Rekto-Sigmoidoskopie oder Koloskopie; bei Adenomen Erweiterung auf komplette Koloskopie alle ein bis zwei Jahre; ab dem 25.bis 30. Lebensjahr je nach Krebsrisiko zusätzlich alle ein bis fünf Jahre Magenspiegelung; sowie jährliche eine Untersuchung der Schilddrüse (Abtasten, Ultraschall); bei Kindern bis 7 Jahren zusätzlich Bestimmung der Leberwerte sowie Bauchultraschall einmal jährlich

Darmkrebs-Stadien

Für die Stadien-Einteilung bei Darmkrebs sind zwei Systeme üblich: Da gibt es zunächst die sogenannte TNM-Klassifikation. Sie lässt sich bei fast allen Tumoren anwenden und beschreibt die Ausbreitung der Geschwulst. Anhand der TNM-Klassifikation kann die Krebserkrankung dann in bestimmte Darmkrebs-Stadien nach der UICC (Union internationale contre le cancer) eingeteilt werden.

TNM-Klassifikation

TNM ist eine Abkürzung für folgende drei Begriffe:

  • T für Tumor: Dieser Parameter gibt die Tumorausbreitung an. Sie wird anhand der sogenannten Infiltrationstiefe (also wie tief der Tumor in das Gewebe eingedrungen ist).
  • N für Nodes (Lymphknoten): Mit diesem Parameter wird angegeben, ob und wie viele Lymphknoten von den Krebszellen befallen sind.
  • M für Metastasen (Tochtergeschwülste): Dieser Faktor gibt an, ob und wie viele Metastasen in weiter entfernten Körperregionen vorhanden sind.

Für jede dieser drei Kategorien wird ein Zahlenwert vergeben. Je fortgeschrittener die Erkrankung, desto grösser ist der Zahlenwert. Die TNM-Klassifikation bei Darmkrebs lautet:

Tis

Carcinoma in situ

Bei einem Carcinoma in situ (CIS) handelt es sich um eine Frühform von Darmkrebs. Der Darmkrebs befindet sich noch in der obersten Gewebeschicht (Epithel).

T1

Befall der Submukosa

Der Tumor hat sich bis in die dünne Bindegewebsschicht (Submukosa)unterhalb der Darmschleimhaut ausgebreitet.

T2

Befall der Muscularis propria

Der Tumor erstreckt sich noch weiter bis in die Muskelschicht unterhalb der Submukosa.

T3

Befall der Subserosa und des perikolischen bzw. perirektalen Fettgewebes

Der Tumor hat alle Wandschichten des Darms befallen und erstreckt sich bis zur aussen liegenden Bindegewebsschicht (Subserosa) oder bis ins angrenzende Fettgewebe.

T4

Infiltration des Peritoneums (T4a) oder anderer Organe/Strukturen (T4b)

Der Tumor hat auch das Bauchfell (Peritoneum) oder andere Organe befallen.

N0

Kein Lymphknotenbefall

N1

1-3 regionäre Lymphknoten

Regionäre Lymphknoten sind die Lymphknotenstation in der Nähe des Tumors

N2a

4-6 regionäre Lymphknoten

N2b

≥7 regionäre Lymphknoten

M0

Keine Fernmetastasen

M1a

Fernmetastasen: Nur ein Organ betroffen

Eine sogenannte Peritonealkarzinose ist ein flächiger Befall des Bauchfells (Peritoneums) mit Krebszellen.

M1b

Fernmetastasen: Mehr als ein Organ betroffen oder Peritonealkarzinose

Darmkrebs-Stadien nach UICC

Die Darmkrebs-Stadien der UICC (Union internationale contre le cancer) basieren auf der TNM-Klassifikation. Je nach Ausmass des Tumorbefalls wird Darmkrebs bei jedem Patienten einem bestimmten UICC-Stadium zugeordnet. Danach richtet sich dann die Behandlung. Ausserdem lässt sich anhand des UICC-Stadiums die Prognose des Patienten grob abschätzen.

Beispiele: Ein Patient mit einem fortgeschrittenen Tumor (T4) nach der TNM-Klassifikation ist immer noch im UICC-Stadium II, solange keine Tochterabsiedlungen in Lymphknoten oder anderen Organen bestehen (N0, MO). Andererseits ist ein Patient mit einer nachgewiesenen Fernmetastase (M1) immer im schwersten Darmkrebs-Stadium IV.

Hier eine Übersicht über alle UICC-Darmkrebs-Stadien:

UICC-Stadium:

TNM-Klassifikation

0

Tis

I

bis T2, wenn N0 und M0

II

T3 bis T4, wenn N0 und M0

III

jedes T bei N1 oder N2 und M0

IV

jedes T und jedes N, wenn M1

Darmkrebs: Behandlung

Wird Darmkrebs rechtzeitig entdeckt, also bevor er Tochterabsiedlungen im Körper gebildet hat, ist er oft heilbar. Die genaue Therapie von Darmkrebs richtet sich zunächst danach, welcher Darmabschnitt betroffen ist.

So gibt es grundsätzliche Unterschiede zwischen der Behandlung von Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) und der von Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom). In diesem Textabschnitt wird die Behandlung von Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) erklärt.

Wie der Mastdarmkrebs behandelt wird, erfahren Sie im Text Rektumkarzinom.

Der genaue Therapieplan bei Dickdarmkrebs hängt von mehreren Faktoren ab: So spielt es eine Rolle, wo genau der Tumor sitzt, wie gross er ist und ob er bereits in andere Körperregionen gestreut hat (Tumorstadium). Auch das Alter und der Allgemeinzustand des Patienten beeinflussen die Therapieplanung.

Darmkrebs: Operation

Die wichtigste Behandlungsmethode bei Darmkrebs ist die Operation: Chirurgen schneiden den betroffenen Teil des Darms heraus.

Die verbliebenen Darmenden näht der Operateur dann zusammen. So hat der Patient wieder einen durchgängigen Darm. Nur ganz selten muss bei Dickdarmkrebs dauerhaft oder vorübergehend ein künstlicher Darmausgang (Anus praeter, Stoma) geschaffen werden.

Lymphadenektomie

Zusammen mit dem befallenen Darmabschnitt werden auch die angrenzenden Lymphknoten entfernt. Darmabschnitt und Lymphknoten untersuchen Pathologen feingeweblich unter dem Mikroskop. Beim Darmgewebe kontrolliert man, ob der Tumor vollständig herausgeschnitten wurde. Bei den entnommenen Lymphknoten prüfen die Ärzte, ob bereits Krebszellen dorthin gestreut haben.

Darmkrebs-OP bei Metastasen

Auch in weiter fortgeschrittenen Stadien versuchen Ärzte, den Darmkrebs operativ zu behandeln. So schneiden sie Tochtergeschwülste wie Lungen- oder Lebermetastasen ebenfalls heraus. Die Voraussetzung ist aber, dass Lage und Anzahl der Metastasen sowie der Allgemeinzustand des Patienten dieses Vorgehen zulassen.

Chemotherapie bei Darmkrebs

Bei weiter fortgeschrittenem Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) erhalten viele Patienten zusätzlich zur Operation eine Chemotherapie. Hier ist nämlich die Gefahr sehr gross, dass sich schon einzelne Krebszellen im Körper verteilt haben. Die Chemotherapie hat das Ziel diese Krebszellen abzutöten.

Eine Chemotherapie nach der Operation nennen Mediziner adjuvante Chemotherapie. Zudem behandeln Ärzte einen metastasierten Darmkrebs mit Chemotherapie, insbesondere dann, wenn sie die Absiedlungen nicht operieren können.

Der Patient erhält dabei spezielle Krebsmedikamente, sogenannte Zytostatika. Sie hemmen das Wachstum der Krebszellen oder schädigen sie direkt, sodass sie zugrunde gehen. Die Zytostatika werden in regelmässigen Abständen entweder als Infusion und/oder in Tablettenform verabreicht. Die Therapiedauer erstreckt sich über ungefähr ein halbes Jahr.

Mehr zum Ablauf der Therapie erfahren Sie im Beitrag Chemotherapie

Immuntherapie bei Darmkrebs

In manchen Fällen eines fortgeschrittenen Dickdarmkrebses ergänzen Ärzte die Chemotherapie um eine Immuntherapie. Dabei kommen spezielle Antikörper zum Einsatz, die sich gegen spezifische Merkmale des Tumors richten.

Die Immuntherapie bei Krebs eignet sich deshalb vor allem für Patienten, deren Tumor genau diese Merkmale aufweist. Dazu testen Ärzte (Pathologen) im Rahmen einer sogenannten molekularpathologischen Untersuchung das Erbgut des Darmkrebses auf verschiedene Genveränderungen (z.B. RAS-, BRAF-, Mikrosatellitenstatus).

EGF-Rezeptor-Antikörper

Beim Darmkrebs verwenden Ärzte beispielsweise EGF-Rezeptor-Antikörper (wie Cetuximab oder Panitumumab). Sie besetzen die Andockstellen (Rezeptoren) für den epidermalen Wachstumsfaktor (engl. epidermal growth factor, EGF) an den Krebszellen. Der Wachstumsfaktor kann nicht mehr Andocken - das Tumorwachstum wird gebremst.

VEGF-Antikörper

Eine andere Immuntherapie beinhaltet VEGF-Antikörper (wie Bevacizumab): Der "vascular endothelial growth factor" (VEGF) sorgt eigentlich dafür, dass sich neue Blutgefässe bilden (Angiogenese) und den Tumor mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen.

Die Antikörper hemmen den VEGF und verhindern damit die Neubildung tumorversorgender Blutgefässe (Angiogenesehemmer). Der Darmkrebs erhält also nicht mehr genug Blut, um sich weiter ausbreiten zu können.

Strahlentherapie bei Darmkrebs

Eine Strahlentherapie spielt bei Darmkrebs vor allem dann eine Rolle, wenn der Tumor im Enddarm sitzt (Rektumkarzinom).

Bei Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) ist sie dagegen nicht üblich. Sie kann höchstens sinnvoll sein, um etwa Metastasen in Knochen oder Gehirn gezielt zu bekämpfen.

Therapie von Lebermetastasen

Absiedlungen in der Leber sind häufig beim Darmkrebs. Normalerweise versuchen Ärzte, diese Metastasen operativ zu entfernen. Das ist aber nicht immer möglich. Dann können andere Verfahren zum Einsatz kommen. Dazu zählen vor allem die Radiofrequenzablation (RFA) und die Selective Internal Radiation Therapy (SIRT).

Mehr zu Lebermetastasen und ihrer Therapie lesen Sie in unserem Beitrag Lebermetastasen.

Alternative Medizin

Alternative Medizin

Darmkrebs ist eine schulmedizinisch gut behandelbare aber schwere Erkrankung. Wenn Sie alternaitvmedizinsiche Konzepte anwenden möchten, sollten Sie das immer mit ihren behandelnden Ärzten absprechen. So können sie mögliche Wechselwirkungen ausschliessen.

Zur pflanzlichen Behandlung setzen machen Patienten auf eine Misteltherapie. Ihre Wirkung ist allerdings nicht belegt, die Studien hierzu sind meist von schlechter Qualität. Die wenigen guten Untersuchungen zur Misteltherapie zeigen keinen Einfluss auf eine Tumorerkrankung wie Darmkrebs.

Bei schweren Krebsleiden werden zudem auch Mittel angeboten, die keine wissenschaftliche Grundlage haben und teuer sind. Gerade pflanzliche Mittel aus Asien sind zudem überdies immer wieder verunreinigt (Schwermetalle, Pestizide u.a.).

Natürlich können Sie in Abstimmung mit Ihren behandelnden Ärzten alternativmedizinische Therapien als Ergänzung zur Schulmedizin versuchen. Diese könnten beispielsweise Nebenwirkungen der Therapie oder Krankheitssymptom lindern. Dazu beitragen kann ein Placeboeffekt, der tatsächlich starke Wirkung entfalten kann. Dass alternative Therapien den Krebs tatsächlich ursächlich bekämpfen könnten, scheint nach aktuellem Stand der Forschung sehr unwahrscheinlich.

Wenn Sie alternativmedizinische Therapien bei Krebs einsetzten, sprechen Sie dies mit Ihren behandelnden Ätzten ab. So können Sie mögliche Wechselwirkungen ausschliessen. Wissenschaftliche Belege zur Wirksamkeit von alternativmediznischen Therapien zur Heilung Krebs gibt es nicht.

Darmkrebs: Krankheitsverlauf und Prognose

Der Krankheitsverlauf und die Prognose von Darmkrebs hängen entscheidend vom Erkrankungsstadium ab. Prinzipiell versuchen Ärzte immer, den Darmkrebs zu heilen (kurative Behandlung). Manchmal können sie aber nur noch das Fortschreiten und damit einhergehende Komplikationen mit einer Therapie hinauszögern, den Tod aber nicht verhindern (palliative Behandlung).

Nachsorgeuntersuchungen

Nach der kurativen Behandlung erstellt der Arzt einen individuellen Nachsorgeplanüber einen Zeitraum von fünf Jahren. In diesem Rahmen erhält der Patient spezielle Nachsorgeuntersuchungen.

Sie umfassen zum Beispiel ein Arzt-Patienten-Gespräch, eine körperliche Untersuchung, die Bestimmung des Tumormarkers CEA im Blut, eine Darmspiegelung (Kolposkopie), Ultraschalluntersuchungen des Bauchraums sowie gegebenenfalls eine Computertomografie. Wann welche Untersuchung ansteht, erfährt der Patient von seinem Arzt.

Darmkrebs: Heilungschancen

Ob Darmkrebs heilbar ist, hängt entscheidend vom Stadium der Erkrankung ab. Frühzeitig entdeckt und behandelt ist er gut heilbar. Die Darmkrebs-Heilungschancen sinken aber, je weiter fortgeschritten der Tumor ist.

Dabei ist bei einem flächigen Befall des Bauchfells (Peritonealkarzinose) die mittlere Überlebenszeit der Patienten noch niedriger als bei anderen Metastasen (zum Beispiel in der Leber).

Darmkrebs: Lebenserwartung

Die Lebenserwartung von Darmkrebspatienten ist in den letzten Jahren gestiegen. Das liegt zum einen am Vorsorgeprogramm: Ab einem bestimmten Alter sind regelmässige Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchungen vorgesehen. So wird Darmkrebs oft schon in frühen Stadien entdeckt. Zum anderen steigern auch verbesserte Therapiemöglichkeiten die Lebenserwartung von Darmkrebs-Patienten.

Generell hängt die Darmkrebs-Lebenserwartung vom Erkrankungsstadium ab. Sie wird üblicherweise mit der sogenannten Fünf-Jahres-Überlebensrate angegeben. Darunter versteht man jenen Anteil der Patienten, der fünf Jahre nach der Diagnose noch am Leben ist.

Voraussetzung dafür ist natürlich, dass eine Behandlung stattgefunden hat. Für Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) und Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom) betragen die Fünf-Jahres-Überlebensraten etwa:

UICC-Stadium:

Dickdarmkrebs

Mastdarmkrebs

I

95 Prozent

95 Prozent

II

90 Prozent

85 Prozent

III

65 Prozent

55 Prozent

IV

5 Prozent

5 Prozent

Bitte bedenken Sie, dass es sich dabei um statistische Mittelwerte handelt. Die Prognose im Einzelfall kann zum Teil erheblich von diesen Werten abweichen.

Darmkrebs: Endstadium

Betroffene mit Darmkrebs im höchsten Stadium (Stadium IV) haben leider eine sehr schlechte Prognose. In dieser Situation ist eine Heilung (kurativer Therapieansatz) in der Regel nicht mehr möglich. Die Patienten erhalten dann eine palliative Behandlung.

Sie zielt vor allem darauf ab, die Beschwerden des Patienten zu lindern und so seine Lebensqualität zu verbessern. Mit einer palliativen Chemotherapie versuchen Ärzte auch, das Voranschreiten und weitere Leiden so lang wie möglich hinauszuzögern. Darmkrebs-Patienten müssen sich aber bewusst sein, dass die Chemotherapie sie nicht heilen kann.

Darmkrebsvorsorge

Darmkrebs verursacht oft erst dann Beschwerden, wenn er schon weiter fortgeschritten ist. Dann sind die Heilungschancen nicht mehr so gut wie in frühen Krebsstadien. Deshalb sind Vorsorgeuntersuchungen sehr wichtig. Das gilt besonders, wenn jemand bekannte Risikofaktoren für ein kolorektales Karzinom aufweist wie Übergewicht oder vermehrt beziehungsweise frühe Darmkrebs-Erkrankungen in der Familie.

Im Rahmen der gesetzlichen Darmkrebsvorsorge zahlen die Krankenkassen für Patienten ab 50 bis 69 Jahren bestimmte Untersuchungen in bestimmten Zeitabständen. Dazu zählen zum Beispiel eine Untersuchung des Stuhls auf "verstecktes" (okkultes) Blut sowie die Darmspiegelung.

Wann Sie einen gesetzlichen Anspruch auf solche Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchungen haben, erfahren Sie im Beitrag Darmkrebsvorsorge.

Vor Darmkrebs schützende Faktoren

Neben den genannten Risikofaktoren für Darmkrebs gibt es auch Einflussfaktoren, die vor Darmkrebs schützen. Dazu gehören regelmässige körperliche Aktivität und eine ballaststoffreiche, fleischarme Ernährung. Die Bewegung und die Ballaststoffe regen die Darmbewegungen an. Die Nahrungsreste werden dadurch schneller durch den Darm transportiert. So können Giftstoffe im Stuhl weniger lang auf die Darmschleimhaut einwirken - das Risiko für Darmkrebs sinkt.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Prof. Dr. med. Stefan Endres, Dr. med. Mira Seidel
Autoren:

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

ICD-Codes:
C17C21C19C18C26C20
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012
  • Kassenärztliche Bundesvereinigung: www.kbv.de (Abrufdatum: 26.02.2020)
  • Klinische Praxis-Leitlinien "Hereditärer Gastrointestinaler Krebs" der Europäischen Gesellschaft für medizinische Onkologie (ESMO), 2019, unter: www.annalsofoncology.org (Letztes Abrufdatum: 08.11.2021)
  • Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums: www.krebsinformationsdienst.de (Abruf: 28.02.2020)
  • Krebsliga Schweiz: Darmkrebs-Screening-Programm, unter: www.krebsliga.ch (Letztes Abrufdatum: 08.11.2021)
  • Leitlinie "Kolonkarzinom" der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (Stand: Oktober 2018, Abrufdatum: 27.02.2020)
  • Leitlinie: "Qualitätsgesicherte Vorsorgekoloskopie" der Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH), 2016, unter: www.oeggh.at (Letztes Abrufdatum: 08.11.2021)
  • Leitlinie "Rektumkarzinom" der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (Stand: Oktober 2018, Abrufdatum: 27.02.2020)
  • Müller, M.: Chirurgie für Studium und Praxis 2018/2019, Medizinische Verlags- und Informationsdienste, 14. Auflage, 2017
  • Onkopedia-Leitlinien "Kolonkarzinom", 2018, unter: www.onkopedia.com (Letztes Abrufdatum: 08.11.2021)
  • Österreichische Krebshilfe: Informationen zur Darmkrebsvorsorge, unter: www.krebshilfe.net (Letztes Abrufdatum: 08.11.2021)
  • Renz-Polster, H. & Krautzig, S.: Basislehrbuch Innere Medizin, Elsevier Verlag, 4. Auflage, 2008
  • S3-Leitlinie "Kolorektales Karzinom" federführend der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (Stand: Januar 2019, überprüft am 27.02.2020)
  • Schweizerisches Bundesamt für Statistik: Spezifische Krebskrankheiten, unter: www.bfs.admin.ch (Letztes Abrufdatum: 08.11.2021)
  • Statistik Austria: Krebserkrankungen in Österreich 2020, unter: www.statistik.at (Letztes Abrufdatum: 08.11.2021)
  • Swiss Cancer Screening: Fakten zu Darmkrebs, unter: www.swisscancerscreening.ch (Letztes Abrufdatum: 08.11.2021)
  • Zentrum für Krebsregisterdaten des Robert-Koch-Instituts: www.krebsdaten.de (Abrufdatum: 27.02.2020)
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