Chronische Nebenhöhlenentzündung (chronische Nasennebenhöhlenentzündung, Chronische Sinusitis)

Bei einem Krankheitsverlauf, der länger als vier Wochen andauert, besteht der Verdacht auf eine chronische Sinusitis.
Kurzfassung:
- Eine chronische Sinusitis kann die Entstehung von Nasenpolypen begünstigen.
- Nasenpolypen verursachen chronische Beschwerden, ebenso wie Tumore, Unfälle oder Zahnwurzelentzündungen.
- Die Symptome einer chronischen Sinusitis sind ident mit jenen der akuten Nebenhöhlenentzündung.
- Zur Behandlung einer chronischen Nebenhöhlenentzündung stehen verschiedene Methoden zur Verfügung.
Eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung entsteht meist aus einer nicht ausgeheilten akuten Sinusitis oder immer wiederkehrenden Schüben einer akuten Sinusitis.
Erreger: | Bakterien |
---|---|
Ursachen: | nicht ausgeheilte Sinusitis |
Symptome: | Nasenatmungsbeschwerden Riechstörung Nasenfluss |
Diagnose: | Rhinoskopie, Endoskopie |
Behandlung: | Nasenspray, Antibiotika, Kortison, Immuntherapie, Operation |
Ursachen einer chronischen Nebenhöhlenentzündung
Gerade bei Patienten mit einem gehäuften Auftreten von Allergien heilt die Sinusitis oft nicht richtig aus.
Durch die zunehmende Verstopfung der Nasenhöhlen kommt es zu Schleimhautüberwucherungen im Naseninneren. Bei gleichzeitig bestehendem Asthma oder Schmerzmittel-Unverträglichkeit wird zudem oft die Entstehung von Nasenpolypen beobachtet. Nasenpolypen sind entzündliche Schleimhautgeschwulste der Nasennebenhöhlen.
All diese neuartigen Gewebebildungen führen zu anatomischen Veränderungen, die für die chronischen Beschwerden verantwortlich sind. Aber auch Unfälle, Tumoren und Zahnwurzelentzündungen können die Ursache für eine chronische Sinusitis sein.
Die Beteiligung von Erregern an der chronischen Sinusitis ist umstritten und im Gegensatz zur akuten Sinusitis nicht zwingend notwendig. Meist handelt es sich dann um einen Bakterien- und Pilzbefall der Nasennebenhöhlenschleimhaut, der in die Kieferhöhle ausstrahlt. Viren sind bis auf wenige Ausnahmen nur bei der akuten Sinusitis zu finden.
Welche Symptome treten bei der chronischen Sinusitis auf?
Maßgeblich treten die gleichen Symptome wie bei der akuten Sinusitis auf. Sie sind zwar im Vergleich schwächer, es kommt aber nie zu einem kompletten Abklingen. Im Vordergrund stehen folgende Beschwerden:
- Nasenatmungsbehinderung
- Kopfschmerzen
- Druck- und Schwellungsgefühl
- Abgeschlagenheit
- erhöhte Anfälligkeit für Infekte, kontinuierlicher Nasenfluss & Riechstörungen
Wie wird die Diagnose gestellt?
Zuerst wird vom behandelnden Arzt eine Rhinoskopie bzw. Endoskopie durchgeführt, wobei vor allem die Nasenhaupthöhle auf Schleimhautveränderungen, Engpässe, Tumoren und Polypen untersucht wird.
Oft werden zusätzlich Übersichtsröntgenaufnahmen der Nasennebenhöhlen gemacht, welche allerdings nicht sehr aussagekräftig sind. Als Goldstandard hat sich deshalb die Computertomografie etabliert, da diese auch für die Operationsplanung unabdingbar ist.
Wie wird eine chronische Sinusitis behandelt?
Zur Therapie der chronischen Nasennebenhöhlenentzündung stehen folgende Behandlungsmethoden zur Verfügung:
- Symptomatische Behandlung (abschwellende Nasentropfen, Kortikosteroide u.ä.)
- Antibiotika
- Cortison
- Immuntherapie
- Chirurgischer Eingriff
Nicht-operative Behandlung
Die folgenden konservativen Behandlungsmethoden sind nur symptomatisch und können keine dauerhafte Heilung versprechen:
- abschwellende Nasentropfen (maximaler Verwendungszeitraum eine Woche, da sonst die Gefahr einer chronischen Nasenschleimhautschwellung und Abhängigkeit besteht)
- Anwendung von Salzlösungen zum Desinfizieren
- trockene Wärme: Kopflichtbäder (z.B. mit Infrarotlicht) zur Verbesserung der Durchblutung und zur Beschleunigung des Entzündungsablaufs
- bei allergischer Ursache antiallergische Behandlung
- Kortikosteroide (Kortison) als äußerlich anzuwendende Nasentropfen: signifikante Besserung der Symptome bei zusätzlicher Gabe zu Antibiotika, insbesondere bei Nasenpolypen; außerdem verbesserte Wundheilung nach Operation.
Antibiotika
Bei der chronischen Sinusitis siedeln sich die Erreger nicht selten im Knochengewebe an. Da die Antibiotika dorthin und auch in die Nebenhöhlen schwer vordringen können, bedarf es gerade bei der chronischen Sinusitis einer längeren Behandlung. Hierbei verwendete Präparate sind Amoxicillin/Clavulansäure und Cephalosporine. In Kombination mit Steroiden kann eine längerfristige Antibiotikatherapie eine Operation ersetzen.
Immuntherapie
Monoklonale Antikörper, die die Zytokine einer allergischen Th2-Antwort des Immunsystems blockieren, werden bei Patienten mit chronischer Sinusitis und Polypen in Studien eingesetzt und es konnte vorläufig gezeigt werden, dass sowohl die Zeichen der chronischen Sinusitis als auch die Beschwerden der Patienten deutlich zurückgehen. Vielleicht stellt diese Therapieform in Zukunft eine Alternative zur Operation dar.
Operation
Wenn trotz angemessener Behandlungsversuche mit Medikamenten der Erfolg ausbleibt und keine Linderung der Symptome eintritt, gibt es die Möglichkeit eines chirurgischen Eingriffs. Eine Operation bietet die Möglichkeit, Infektherde, überschüssige Schleimhaut sowie auch Polypen zu beseitigen.
Gefahren dieser Operation liegen in der möglichen Verletzung des Nervus opticus und der Arteria carotis interna, da das Operationsgebiet in unmittelbarer Nähe der vorderen Schädelgrube liegt. Solche schwer wiegenden Komplikationen treten jedoch nur in 0,5% der Fälle auf.
Die Prognose nach einer Operation ist ziemlich gut. Man beobachtet meistens eine langfristige Verbesserung der Beschwerden. Bei Nasenpolypen jedoch kommt es in 20–60% der Fälle zu einem Rückfall und einer weiteren Chronifizierung der Sinusitis.
Operationen aufgrund von wiederkehrenden Nasenpolypen
Wenn aufgrund immer wiederkehrender Nasenpolypen wiederholte chirurgische Eingriffe in den Nasennebenhöhlen notwendig werden, muss an eine Analgetikaintoleranz gedacht werden. Dabei stehen die Beschwerden in Zusammenhang mit einer allergischen Reaktion auf die einmalige oder mehrfache Einnahme von Schmerzmitteln, wie z.B. Acetylsalicylsäure (Aspirin) oder Ibuprofen.
Die heute einzige bekannte Methode, um die Ursache dessen zu behandeln, ist die „adaptive Desaktivierung“. Dabei bekommt der Patient anfangs kleinste und in weiterer Folge schrittweise immer größere Dosen des allergieauslösenden Medikaments verabreicht, um somit eine Toleranz herzustellen und zu verhindern, dass die Polypen immer wieder auftreten.
Autoren:
Ulrich Kraft, Silke Brenner
Medizinisches Review:
Univ.-Prof. Dr. Andreas Temmel
Redaktionelle Bearbeitung:
Mag.(FH) Silvia Hecher, MSc, Dr. med. Stefanie Sperlich, Tanja Unterberger, Bakk. phil.
Weitere Artikel zum Thema
Nasennebenhöhlenentzündung
Pochende Schmerzen über der Stirn, im Wangenbereich oder hinter den Augen? Eine Nasennebenhöhlenentzündung könnte die Ursache sein.
Schnupfen
Sie brauchen ein Taschentuch nach dem anderen und Ihre Nase hört gar nicht mehr auf zu rinnen? Was dagegen hilft, lesen Sie hier.
Hausmittel bei Schnupfen
Plagen Sie Schnupfen, Husten und Erkältung? Welche Hausmittel dagegen helfen, lesen Sie hier.