Borreliose (Lyme-Disease, Lyme-Borreliose)

Die Borreliose ist eine weit verbreitete Infektionskrankheit, die durch das Bakterium „Borrelia burgdorferi“ hervorgerufen wird. Borrelien leben unter anderem im Verdauungstrakt verschiedener Zeckenarten und werden durch einen Zeckenstich auf den Menschen übertragen. Insekten wie Stechmücken oder Pferdebremsen spielen als Überträger kaum eine Rolle.
Kurzfassung:
- Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung.
- Typische Symptome einer Borreliose sind die ringförmige Hauterscheinung und grippeähnliche Beschwerden.
- Die Borreliose verläuft in drei Stadien.
- Die Diagnose wird klinisch aus dem Krankheitsbild heraus gestellt.
- Borreliose wird mit Antibiotika behandelt.
Borreliose ist eine Erkrankung mit saisonaler Häufung: Die Frühform (Stadium I, siehe unten) der Erkrankung wird geballt zwischen Frühsommer und Herbst beobachtet. Bedingt wird diese Häufung durch die Inkubationszeit der Krankheit und den Lebenszyklus der Zecken, die ja nur in der warmen Jahreszeit und bei bestimmter Luftfeuchtigkeit aktiv sind.
Die Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung in Europa und kommt in ganz Österreich vor. Aber nicht jeder Stich einer mit Borrelien infizierten Zecke führt auch zu einer Ansteckung, und bei Weitem nicht jede Infektion löst einen Ausbruch der Krankheit aus.
Erreger | Borrelia burgdorferi |
---|---|
Übertragung | Zeckenstich |
Inkubationszeit | wenige Tage bis zu 3 Wochen |
Symptome |
|
Verlauf | 3 Stadien |
Behandlung | Antibiotika |
Da es für die Borreliose in Österreich keine Meldepflicht gibt, kann die Anzahl der Neuerkrankungen nur geschätzt werden. Mediziner gehen davon aus, dass hierzulande jährlich etwa 50.000 Personen an Borreliose erkranken.
Die Bezeichnung „Lyme-Borreliose“ geht auf den Ort Lyme in Connecticut/USA zurück, wo dieses Krankheitsbild 1975 nach gehäuftem Auftreten von Gelenkentzündungen in Verbindung mit Zeckenstichen erstmals beschrieben wurde. Der Erreger, Borrelia burgdorferi, wurde erst 1981 von Wilhelm Burgdorfer entdeckt.
Welche Symptome verursacht die Borreliose?
Borreliose kann in einer Abfolge von Erkrankungsstadien verlaufen, die mit einem breiten Spektrum klinischer Bilder, Symptome sowie Inkubationszeiten einhergehen.
Die Erkrankung kann dabei unterschiedliche Organe wie z.B. Haut, Gelenke, Herz, Augen oder Nervensystem betreffen. Die Inkubationszeit der einzelnen Stadien variiert von wenigen Tagen bis 3 Wochen bei akuter Borreliose mit Hauterscheinungen und grippeähnlichen Symptomen bis zu mehreren Wochen und Monaten bei der neurologischen Manifestation der Neuroborreliose.
Eine Borrelien-Arthritis (Gelenkentzündung) kann erst Monate bis Jahre nach einem Zeckenstich auftreten. Die Diagnosestellung erfolgt dementsprechend ebenfalls zeitverzögert.
Wie verläuft die Borreliose?
Borreliose wird je nach klinischem Erscheinungsbild in drei Stadien eingeteilt, wobei diese Einteilung nicht bei allen Patienten korrekt anwendbar ist, weil atypische Verläufe sehr häufig vorkommen. Es kann in jedem Stadium der Infektion zu einem Stillstand der Erkrankung kommen, sogar bei Patienten, die keine Therapie erhalten. Ebenso können Stadien übersprungen werden, wenn die Infektion sich unbemerkt ausbreiten konnte und nicht von selbst zum Stillstand gekommen ist.
Stadium I: Frühes lokalisiertes Stadium
Charakteristisch für das Stadium I, auch „frühes lokalisiertes Stadium“ genannt, sind das Erythema migrans und das Borrelien-Lymphozytom. Zusätzlich leiden manche Patienten in diesem Stadium auch an grippeähnlichen Symptomen wie Kopfschmerzen, leichtem Fieber, Abgeschlagenheit und Muskelschmerzen.

Das sogenannte „Erythema migrans“ ist eine Hauterscheinung der akuten Borrelieninfektion. Hierbei handelt es sich um einen sich vergrößernden, peripher immer hellroten, rundlichen roten Fleck, oft mit Abblassung oder bläulicher Verfärbung in der Mitte. Das Erythema migrans breitet sich langsam kreisförmig aus, weshalb es im Volksmund auch „Wanderröte“ genannt wird.
Manchmal treten auch mehrere Flecken dieser Art auf. War der Zeckenstich am Kopf (vor allem bei Kindern), sind manchmal auch nur ein bis zwei rote Linien sichtbar, die sich über Gesicht, Hals oder Nacken ausbreiten und zunehmend verblassen.
Nur etwa 50 Prozent der Patienten mit einem Erythema migrans erinnern sich an einen Zeckenstich, sodass es anfänglich zu Schwierigkeiten bei der Diagnosefindung kommen kann. Bei Kindern findet sich die bevorzugte Stelle für einen Zeckenbiss am Kopf (75 Prozent der Zeckenbisse bei Kindern erfolgen an dieser Körperregion), weshalb vor allem bei dichtem Haarwuchs ein Erythema migrans übersehen werden kann. Wenn das Erythema migrans sachgerecht behandelt wird, ist damit die Infektion abgeheilt, es treten keine späteren Stadien mehr auf.
Borrelien-Lymphozytom
In seltenen Fällen entwickelt sich einige Wochen nach einem Zeckenbiss auch ein sogenanntes Borrelien-Lymphozytom – ein schmerzloser, blauroter, kleiner Knoten –, bevorzugt am Ohrläppchen, im Gesicht oder an der Brustwarze der betroffenen Patienten. Mikroskopisch bestehen diese Lymphozytome aus einer dicht gepackten Anzahl an speziellen Immunzellen (Lymphozyten). Typischerweise kommt es zusätzlich zu dieser Hauterscheinung auch zu Schwellung der regionalen Lymphknoten.
Stadium II: Frühes disseminiertes Stadium
Im Stadium II der Borreliose, auch „frühes disseminiertes Stadium“ genannt, kommt es zur Ausbreitung der Infektion im befallenen Körperteil, auch entlang von Blut- und Lymphgefäßen in verschiedene Organe wie Nervensystem, Bewegungsapparat und Herz. Dieses Stadium tritt einige Wochen bis Monate nach der Infektion auf.
Manchmal entwickeln sich auch verstreut über den Körper erneut Rötungen in Form mehrerer Erythema migrans-Herde; Gelenkschwellungen und Herzrhythmusstörungen können ebenfalls vorkommen.
Neuroborreliose
Beim Befall des Nervensystems durch die Borreliose spricht man von der sogenannten Neuroborreliose. Sie tritt wenige Wochen nach der Infektion als milde Meningitis (Hirnhautentzündung) oder Entzündung verschiedener Kopfnerven auf. Hierbei kann es dann zu ein- oder beidseitigen Gesichtslähmungen (Fazialisparesen) kommen, wobei Kinder davon etwas häufiger betroffen sind.
Bei Erwachsenen kommen zusätzlich auch sehr schmerzhafte Entzündungen der Nervenwurzeln an der Wirbelsäule (Radikulitis) vor. Dabei treten zuerst Schmerzen mit wechselnder Lokalisation auf, die nachts stärker werden. Die Schmerzen werden als brennend, bohrend oder reißend empfunden und sprechen nur wenig auf Schmerzmittel an.
++ Mehr zum Thema: Neuroborreliose ++
Stadium III: Spätstadium
Das Stadium III, auch „Spätstadium“ genannt, wird nur bei einer geringen Anzahl von Patienten mit Borreliose beobachtet. Das chronische Stadium einer Borreliose tritt Monate nach der Erstinfektion auf, auch ein Auftreten erst nach Jahren wird manchmal beobachtet.
Lyme-Arthritis und chronische Akrodermatitis
Dominierende Symptome sind Gelenkentzündungen (Arthritis) großer Gelenke, vor allem des Kniegelenks. Aufgrund der unterschiedlich verbreiteten diversen Borrelienstämme sind Borreliose-Patienten in den USA im Spätstadium häufiger von Arthritis betroffen, europäische Patienten zeigen häufiger chronische Hautschäden.
Es kommt hierbei, vor allem an den unteren Extremitäten bei älteren Patienten, zu einer rötlich-blauen Verfärbung der Haut mit nachfolgendem Gewebsverlust ; die Haut wird papierdünn und glänzend. Ärzte sprechen von der sogenannten „chronischen Akrodermatitis“.
Zusätzliche Symptome im Spätstadium
Sehr selten treten im Spätstadium der Borreliose auch Schädigungen am Nervensystem auf. Die betroffenen Patienten können an unterschiedlichster Symptomatik wie Konzentrationsstörungen, Depressionen, motorischen bzw. sensiblen Nervenausfällen oder Lähmungen leiden.
Chronische Beschwerden wie das Erschöpfungssyndrom (chronic fatigue syndrome), unspezifische Schmerzen in Bindegewebe, Muskeln und Gelenken sowie Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen werden in den Medien manchmal mit einer chronischen Borrelieninfektion in Verbindung gebracht. Die Ursache dieses Post-Lyme Syndroms ist nicht geklärt.
Eine medizinische Studie dazu, die in einer renommierten amerikanischen Fachzeitschrift publiziert wurde, widerlegt eindeutig den Zusammenhang zwischen diesen unspezifischen, subjektiven Beschwerden und einer chronischen Borreliose. Lang andauernde und hoch dosierte Antibiotikatherapien sind deshalb abzulehnen.
Wie erfolgt die Diagnose der Borreliose?
Der Arzt stellt die Diagnose „Borreliose“ vor allem klinisch, also aus dem Krankheitsbild heraus. Ergänzend werden verschiedene Laboruntersuchungen durchgeführt.
++ Mehr zum Thema Diagnose der Borreliose ++
Wie erfolgt die Behandlung der Borreliose?
Bei der Behandlung der Borreliose werden Antibiotika eingesetzt. Eine antibiotische Therapie sollte bei klinischer Diagnose des Erythema migrans oder des Borrelien-Lymphozytoms sofort erfolgen. Damit kann die weitere Ausbreitung der Erkrankung verhindert werden. Die Behandlung mit Antibiotika eliminiert die Borrelien aus dem Organismus.
Die Dauer der Therapie hängt dabei vom Stadium der Erkrankung ab. Es ist wichtig, dass die Dosierung ausreichend hoch und lange erfolgt, damit alle Bakterien abgetötet werden.
++ Mehr zum Thema: Borreliose Therapie ++
Testen Sie Ihr Wissen in unserem Zecken Quiz !
Autoren:
Johanna Schirmer
Medizinisches Review:
Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Aberer
Redaktionelle Bearbeitung:
Mag.(FH) Silvia Hecher, MSc, Stefanie Rachbauer, BA
Weitere Artikel zum Thema
Wissenswertes über die Zecke
Der Holzbock ist in Österreich weit verbreitet und kann verschiedene Krankheiten übertragen.
Insektenstiche bei Kindern
Insektenstiche sind meist ungefährlich. Vorsicht ist beim Auftreten allergischer Reaktionen geboten.