Arteriosklerose

Von , Medizinredakteurin und Biologin
und , Online-Medizinredakteurin
Dr. Andrea Bannert

Dr. Andrea Bannert ist seit 2013 bei NetDoktor. Die promovierte Biologin und Medizinredakteurin forschte zunächst in der Mikrobiologie und ist im Team die Expertin für das Klitzekleine: Bakterien, Viren, Moleküle und Gene. Sie arbeitet freiberuflich zudem für den Bayerischen Rundfunk und verschiedene Wissenschaftsmagazine und schreibt Fantasy-Romane und Kindergeschichten.

Silke Stadler

Silke Stadler ist Online-Medizinredakteurin und seit 2023 Teil des Teams von NetDoktor und mylife.de. Ihre Leidenschaft für Gesundheits- und Ernährungsthemen entdeckte Silke bereits 2008 während eines Studiums der Ethnologie. Seit ihrem Magisterabschluss stehen daher nicht andere Kulturen, sondern Medizintexte im Zentrum ihres beruflichen Interesses.

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Bei einer Arteriosklerose – oft auch Arterienverkalkung genannt – verhärten die Gefässwände der Arterien. Im Laufe der Zeit werden die Blutgefässe häufig immer enger, was den Blutfluss einschränkt oder schlimmstenfalls ganz unterbricht. Dann drohen lebensgefährliche Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Gegen Atherosklerose, die weitaus häufigste Form der Arteriosklerose, lässt sich einiges unternehmen. Denn Lebensstilfaktoren wie Ernährung, Bewegung oder Rauchen beeinflussen das Risiko. Hier erfahren Sie alles Wichtige zu Symptomen, Ursachen und Behandlung von Arteriosklerose.

arteriosklerose

Kurzübersicht:

  • Beschreibung: Gefässerkrankung, bei der Arterien verhärten und sich verengen; häufigste Form ist die Atherosklerose, bei der sich Plaques an den Innenwänden der Blutgefässe ablagern; Blutfluss wird gestört und schlimmstenfalls unterbrochen (Notfall!)
  • Symptome: Über lange Zeit symptomlos, oft erst anhand von Folgeerkrankungen zu spüren, etwa durch Schmerzen und Engegefühl in der Brust bei Koronarer Herzkrankheit oder Herzinfarkt, Sprachstörungen und Lähmungen bei Schlaganfall oder schmerzende, taube und blasse Beine bei der Schaufensterkrankheit pAVK
  • Ursachen und Risikofaktoren: Bislang nicht vollständig geklärt, bei Atherosklerose komplexes Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die zur Plaquebildung in den Arterien führen. Risikofaktoren u.a. Lebensalter, erhöhte Blutfettwerte, Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Rauchen
  • Behandlung: Umstellung des Lebensstils (gesunde Ernährung, Bewegung, Rauchstopp, u.a.), Behandlung von Vorerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Medikamente wie Lipidsenker, Operation (Katheter, Stent, Bypass)
  • Verlauf und Prognose: Rückbildung im frühen Stadium möglich; Verlauf durch die richtige Behandlung und Meiden der Risikofaktoren günstig zu beeinflussen; Folgeerkrankungen oft mit verkürzter Lebenserwartung verknüpft
  • Untersuchungen und Diagnose: Blutuntersuchung, bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder MRT, (Belastungs-) EKG, Herzkatheteruntersuchung, ggf. Urintests
  • Vorbeugung: Wenn möglich, Meiden der Risikofaktoren und frühzeitige Behandlung von Grunderkrankungen, die Arteriosklerose fördern

Beschreibung: Was ist Arteriosklerose?

Arteriosklerose bedeutet per Definition die Verhärtung (Sklerose) der Schlagadern (Arterien) im Körper. Umgangssprachlich nennt man diese Erkrankung auch Arterienverkalkung. Die Gefässwände der Arterien verdicken, verlieren mit der Zeit ihre Elastizität und werden in vielen Fällen immer enger. Diese Veränderungen schränken zunehmend den Blutfluss ein.

Prinzipiell kann sich eine Arteriosklerose in allen Arterien des Körpers entwickeln, etwa im Hals, im Gehirn, am Herzen, in den Nieren, in Becken, Beinen oder Armen. Besonders häufig sind Stellen betroffen, an denen der Blutfluss physikalisch bedingt auf Hindernisse trifft – zum Beispiel an Gefässverzweigungen. Auch die Hauptschlagader (Aorta) kann sich im Laufe einer Arteriosklerose verhärten (Atherosklerose der Aorta).

Formen der Arteriosklerose

Die mit Abstand häufigste Form der Arteriosklerose ist die Atherosklerose. Dabei lagern sich Blutfette, Eiweissbestandteile oder Bindegewebe an arteriellen Gefässinnenwänden ab. Diese Ablagerungen bezeichnen Mediziner als Plaques.

Im täglichen Sprachgebrauch werden die Begriffe Arterienverkalkung, Arteriosklerose und Atherosklerose häufig gleichgesetzt. Neben der Atherosklerose gibt es jedoch noch weitere Formen der Arteriosklerose:

Die Mediasklerose oder Mönckeberg-Sklerose bezeichnet die Verhärtung der mittleren Schicht der arteriellen Gefässwand (Media). Sie ist Folge von zu viel Kalzium im Blut und steht mit Erkrankungen wie dem Chronischen Nierenversagen oder Diabetes in Zusammenhang.

Bei der Arteriolosklerose verkalken die Gefässinnenwände kleiner Arterien (Arteriolen) im Körper. Häufig erkranken Menschen, die bereits an Diabetes mellitus oder Bluthochdruck leiden.

Mögliche Folgen von Arteriosklerose

Die Arterien transportieren sauerstoff- und nährstoffreiches Blut vom Herzen zu allen Organen, Muskeln und Geweben. Werden die Blutgefässe immer unelastischer und gegebenenfalls auch enger, kann das Blut nicht mehr ungehindert fliessen.

Schlimmstenfalls bildet sich ein Pfropf aus Blutplättchen (Thrombus). Eine solche Thrombose kann die Arterie verstopfen und den Blutfluss vollständig unterbrechen. Der Thrombus kann auch vom Blutstrom mitgerissen werden und die Arterie als Embolus an einer anderen Stelle verschliessen (Embolie). Eine verstopfte Arterie birgt das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder einen akuten Gefässverschluss in den Armen oder Beinen (akute Extremitätenischämie).

Ist der Blutfluss – etwa durch eine Thrombose oder Embolie – unterbrochen, werden Organe oder Gliedmassen nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Ein akuter Arterienverschluss ist immer ein medizinischer Notfall.

Eine Arteriosklerose kann die Gefässwand auch derart schwächen, dass sich die Schlagader erweitert und ein Aneurysma entsteht. Reisst dieses, können Betroffene innerlich verbluten.

Die möglichen Folgeerkrankungen von Arteriosklerose – etwa Herzinsuffizienz, Herzinfarkt oder Schlaganfall – gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen.

Arteriosklerose: Symptome

Arteriosklerose entwickelt sich langsam. Oft bleibt sie Jahre oder Jahrzehnte lang unentdeckt, bis schliesslich gefährliche Folgeerkrankungen und deren Symptome auftreten. Welche Beschwerden sich dann äussern, hängt davon ab, welche Gefässe im Körper betroffen sind.

Eine Arteriosklerose kann einen Arterienverschluss verursachen, der zu Herzinfarkt, Schlaganfall oder einem akuten Gefässverschluss in Armen oder Beinen führen kann. Es handelt sich um einen Notfall, der so rasch wie möglich behandelt werden muss.

Sind die Herzkranzgefässe verengt, liegt eine Koronare Herzkrankheit vor. Symptome entstehen durch die verminderte Durchblutung des Herzmuskels. Patienten verspüren ein Engegefühl im Brustkorb oder linksseitige Brustschmerzen (Angina pectoris).

Mehr darüber lesen Sie im Beitrag Koronare Herzkrankheit.

Verschliesst ein Blutgerinnsel eine bereits verengte Koronararterie, kommt es zu einem Herzinfarkt. Dieser äussert sich häufig durch starke Schmerzen in der Brust, die in die Arme ausstrahlen können. Auch Schmerzen im Oberbauch oder Rücken, Engegefühl, Atemnot, Übelkeit und Erbrechen sind Warnsignale.

Mehr darüber lesen Sie im Beitrag Herzinfarkt.

Ist der Blutfluss durch eine Verengung der Halsschlagader (Karotisstenose) gestört, wird das Gehirn nicht mehr optimal mit sauer- und nährstoffreichem Blut versorgt. Im schlimmsten Fall droht ein Schlaganfall. Es kommt zu Funktionsstörungen des Nervensystems wie Lähmungen oder Sprachstörungen.

Mehr darüber lesen Sie im Beitrag Schlaganfall – Symptome.

Eine Arteriosklerose kann auch im Becken und in den Beinen sowie in den Schultern und Armen auftreten. Eine Mediasklerose oder Atherosklerose der Extremitätenarterien äussert sich beispielsweise als periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), auch Raucherbein genannt. Sie entsteht durch Durchblutungsstörungen in Oberschenkeln und Waden. Bereits nach kurzen Gehstrecken treten dann Beinschmerzen auf (Claudicatio intermittens). Weil Betroffene immer wieder Gehpausen einlegen müssen, spricht man auch von der "Schaufensterkrankheit". Arterienverengungen im Becken führen bei vielen Männern auch zu Impotenz.

Mehr darüber lesen Sie im Beitrag Raucherbein.

Wird die Durchblutung aufgrund eines Gefässverschlusses in den Armen oder Beinen unterbrochen, entsteht eine akute Extremitätenischämie. Die Extremität schmerzt, wird blass und lässt sich nicht mehr richtig bewegen. Eine solche Ischämie ist ein gefässchirurgischer Notfall und häufigste Ursache für eine Amputation.

Arteriosklerose in den Nierengefässen (etwa eine Atherosklerose der Nierenarterie) führt zu Symptomen einer eingeschränkten Nierenfunktion und zu Bluthochdruck. Im schlimmsten Fall kommt es zum Nierenversagen, bei der manche Betroffene kaum mehr Urin ausscheiden, oft aber auch keine Beschwerden verspüren.

Mehr darüber lesen Sie im Beitrag Nierenversagen – Symptome.

Arteriosklerose-Entstehung: Ursachen und Risikofaktoren

Die Entstehung von Arteriosklerose ist sehr komplex und bis heute nicht vollständig geklärt. Forscher gehen davon aus, dass Arteriosklerose mit einer Schädigung der inneren Schicht (bei Atherosklerose) beziehungsweise der mittleren Schicht (bei Mediasklerose) der arteriellen Gefässwände beginnt.

Wie genau diese Arterienschädigungen (Läsionen) entstehen, ist jedoch nicht genau bekannt. Bestimmte Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen und erhöhte Blutfette scheinen jedoch dazu beizutragen. Auch ein Zusammenhang mit Infektionen oder chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma wird diskutiert.

Das gängige Erklärungsmodell für die Krankheitsentstehung (Pathogenese) der Atherosklerose wird „Response-to-injury“-Theorie genannt. Demnach fördert die Verletzung der inneren Schicht der Blutgefässe (Intima) die Einlagerung von Cholesterol (vor allem LDL-Cholesterin „Low Density Lipoprotein“, auch LDL genannt) und Zellbestandteilen. LDL-Cholesterin oxidiert, was eine Entzündungsreaktion auslöst.

Monozyten, die zu den weissen Blutkörperchen gehören, werden auf den Plan gerufen. Sie wandeln sich zu Fresszellen (Makrophagen) um, die in die Gefässwand wandern und dort so viel LDL wie möglich aufnehmen.

Dabei schwellen die Immunzellen zu fettreichen Schaumzellen an, die sich als wachsende „Fettstreifen“ (Fatty Streaks) in der Arterienwand ablagern. Diese Fatty Streaks können sich zu atherosklerotischen Plaques entwickeln. Die Arterienwand wird dicker und härter, der Durchmesser des Blutgefässes (Lumen) kleiner.

Gleichzeitig schütten die Makrophagen Wachstumsfaktoren aus, die glatte Muskelzellen innerhalb der Gefässwand anregen, sich zu vermehren. Die Muskelzellen wandern dann zu den Plaques und bedecken diese mit einer festen Schicht, wodurch die Blutgefässe noch enger werden.

Arteriosklerose-Risikofaktoren

Es gibt bestimmte körperliche Gegebenheiten und Lebensgewohnheiten, die das Risiko für eine Atherosklerose erhöhen.

Ältere Menschen leiden häufiger an Arterienverkalkung. Sie betrifft auch mehr Männer als Frauen. Den Grund sehen Experten in den weiblichen Hormonen, vornehmlich Östrogen, das einen schützenden Einfluss haben soll. Männer entwickeln die Arteriosklerose auch früher.

Überdies spielt das Erbgut eine Rolle (genetische Veranlagung). Leiden nahe Verwandte (Männer unter 55 Jahren, Frauen unter 65 Jahren) an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung durch Arteriosklerose, ist auch das Risiko für den Betreffenden erhöht. Vererbbare Fettstoffwechselstörungen, aber auch die geographische Herkunft beeinflussen ebenfalls das Arteriosklerose-Risiko.

Alter, Geschlecht und Erbgut kann man nicht verändern. Doch auch der Lebensstil hat Einfluss auf das Arteriosklerose-Risiko. Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen oder Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes fördern die Krankheitsentstehung in allen Altersgruppen:

  • Hohe LDL-Cholesterinwerte begünstigen die Plaquebildung.
  • Bluthochdruck schädigt direkt die Gefässinnenwände.
  • Eine Ernährung reich an gesättigten Fettsäuren, etwa in tierischen Lebensmitteln, fördert hohe LDL-Cholesterinwerte und Übergewicht – beide Faktoren erhöhen das Arteriosklerose-Risiko.
  • Rauchen begünstigt Durchblutungsstörungen, kann Blutgefässe schädigen und den Blutdruck sowie die Cholesterinwerte erhöhen. Ausserdem tragen Stoffe aus Tabakrauch zur Bildung sogenannter instabiler Plaques bei. Das sind Ablagerungen in den Arterien, die aufbrechen können.
  • Erhöhte Blutzuckerwerte durch Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) schädigen die Gefässe (Angiopathie).
  • Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) sind ebenfalls mit einem höheren Risiko für Atherosklerose verbunden.
  • Mangelnde Bewegung kann den Blutdruck steigen lassen, den Cholesterinstoffwechsel verschlechtern und Übergewicht sowie Diabetes fördern.
  • Hohe Menge an Triglyceriden (Neutralfetten) im Blut können das Atherosklerose-Risiko erhöhen.
  • Chronischer Stress kann entzündliche Prozesse im Körper anregen und Blutgefässe verengen.
  • Rheumatoide Arthritis („Gelenkrheuma“) und andere chronische Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen können die Plaque-Bildung anregen.
  • Schlafapnoe (obstruktives Schlafapnoe-Syndrom) fördert unbehandelt weitere Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes und steht in Zusammenhang mit Schlaganfall und Herzinfarkt.
  • Östrogen hat einen schützenden Einfluss auf die Gefässwände. Östrogenmangel nach der Menopause (Zeitpunkt der letzten Regelblutung während der Wechseljahre) erhöht das Herz-Kreislauf-Risiko von Frauen.
  • Alkohol kann den Herzmuskel schädigen und weitere Atherosklerose-Risikofaktoren fördern.

Im Unterschied zur Atherosklerose spielt bei der Entstehung von Mediasklerose der Lebensstil eine geringere Rolle. Zu den Hauptrisikofaktoren gehören ein höheres Lebensalter, Diabetes mellitus sowie eine chronische Niereninsuffizienz.

Arteriosklerose: Behandlung

Einen Geheimtipp gegen Arteriosklerose gibt es nicht. Wesentlich ist, sofern möglich, die Risikofaktoren zu beseitigen. Das gelingt beispielsweise durch Änderungen des Lebensstils.

Des Weiteren kommen Medikamente oder Operationen infrage, um Komplikationen zu verhindern beziehungsweise Folgeerkrankungen der Arteriosklerose zu behandeln. Welche Therapie im Einzelfall angewendet wird, hängt unter anderem vom Ausmass der Gefässverengung ab.

Lebensstiländerungen

Achten Sie auf eine gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung. Auch Patienten mit Schmerzen in den Beinen, etwa bei pAVK, profitieren von Gehtraining.

Für manche Patienten kann eine cholesterinsenkende Diät sinnvoll sein. Versuchen Sie, Übergewicht zu reduzieren. Verzichten Sie auf das Rauchen und vermeiden Sie chronischen Stress.

Krankheiten, die das Arteriosklerose-Risiko erhöhen, sollten unbedingt behandelt werden. Dazu gehören zum Beispiel Diabetes mellitus oder Bluthochdruck.

Medikamente

Zunächst können Blutdrucksenker (ACE-Hemmer und Beta-Blocker) das Risiko von Komplikationen durch eine Arteriosklerose verringern.

Lipidsenker reduzieren ungünstige Blutfettwerte. Mittel der Wahl sind Statine. Des Weiteren stehen Substanzen, die die Cholesterinaufnahme im Darm hemmen (Cholesterinresorptionshemmer), und Anionenaustauscher zur Verfügung. Auch monoklonale Antikörper, die ein bestimmtes Enzym drosseln (PCSK9-Inhibitoren), können das LDL-Cholesterin senken. Fibrate wenden Ärzte nur noch selten an, weil Nachweise für eine signifikant lebensverlängernde Wirkung bis heute fehlen.

Für die medikamentöse Therapie einer fortgeschrittenen Arteriosklerose kommen häufig die gleichen Medikamente zum Einsatz wie für die Behandlung mancher Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese enthalten Wirkstoffe, die die Blutgerinnung hemmen und so die Entstehung eines Blutgerinnsels (Thrombus) verhindern können. Beispiele sind Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel.

Chirurgische Behandlung

Lebensbedrohliche Auswirkungen der Arteriosklerose, etwa eine fortgeschrittene Erkrankung der Herzkranzgefässe (Koronare Herzkrankheit) oder ein drohender Verschluss der Beinarterien, müssen Ärzte meist operativ behandeln. Die Wahl des Therapieverfahrens hängt von der Art und dem Ausmass der Verkalkung ab.

  • Ballonerweiterung mit Gefässstütze: Ein kleiner Ballonkatheter wird durch die Blutbahn bis an die verengte Stelle vorgeschoben und aufgeblasen. Dadurch erweitert sich das Gefäss und das Blut kann wieder frei fliessen. Droht ein erneuter Gefässverschluss oder ist die Arteriosklerose sehr ausgeprägt, wird zugleich ein kleines Drahtnetz (Stent) in das Gefäss eingebracht, um es offen zu halten.
  • Bypass: Der Chirurg schafft eine „Umleitung“, welche das Blut an der verengten Stelle vorbeiführt. Dazu verwendet er entweder ein körpereigenes Gefäss (meist ein Venenstück aus dem Unterschenkel oder eine Brustschlagader) oder eine Gefässprothese aus Kunststoff.
  • Operation einer verengten Halsschlagader: Bei einer Karotisstenose erfolgt in der Regel auch ein chirurgischer Eingriff. Häufig wird die Verengung aus der Arterie ausgeschabt. Dazu macht der Arzt an der betreffenden Stelle einen Schnitt, legt die Arterie frei und entfernt die arteriosklerotischen Ablagerungen.
  • Amputation: Ein akuter Gefässverschluss im Arm oder Bein oder nicht heilende Wunden am Fuss, wie sie etwa im Rahmen der pAVK (vor allem in Verbindung mit Diabetes durch Entwicklung des Diabetischen-Fuss-Syndroms) entstehen können, führen im Extremfall zur Amputation. Betroffene lernen in einer ambulanten oder stationären Rehabilitation, mit dem Verlust der Extremität umzugehen.

Arteriosklerose: Krankheitsverlauf und Prognose

Eine Arteriosklerose ist bislang nicht heilbar. Wer bereits an einer Atherosklerose leidet oder ein erhöhtes Risiko hat, kann durch Änderungen seiner Lebensweise die Entwicklung beziehungsweise das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen. Im Frühstadium können sich die Plaques in den Gefässen sogar zum Teil zurückbilden.

Atherosklerose kann in ihrem Verlauf zu schweren Folgeerkrankungen führen – etwa der Koronaren Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, Herzinfarkt, Schlaganfall. Eine Arterienverkalkung in den Beinen entwickelt sich oft zu einer gefährlichen Beinischämie. Solche Komplikationen wirken sich häufig negativ auf die Lebenserwartung der Betroffenen aus.

Verlauf und Prognose einer Arteriosklerose hängen dabei von verschiedenen Faktoren ab:

  • Ort der kritischen Plaques und Gefässveränderungen
  • Ausmass der Gefässverengungen (Stenosen), und über welche Länge sie den Blutfluss behindern
  • Gesundheitszustand des Patienten: Menschen, die schon einmal einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben, tragen ein grösseres Risiko
  • Beseitigung von Risikofaktoren (Lebensstiländerungen, Behandlung auslösender Stoffwechselkrankheiten)

Je früher man Risikofaktoren ausschaltet, desto besser sind die Aussichten.

Arteriosklerose-Stadien

Im Verlauf einer Arteriosklerose kommt es zu Durchblutungsstörungen, die Ärzte je nach Schweregrad in folgende Stadien einteilen:

  • Stadium I: Die Gefässe sind bereits geringfügig verengt, Betroffene spüren aber noch keine Beschwerden.
  • Stadium II: Die Engstellen in den Gefässen führen zu Beschwerden bei Belastung (bei der pAVK ist das etwa beim Gehen der Fall).
  • Stadium III: Die Engstellen verursachen sogar im Ruhezustand Beschwerden.
  • Stadium IV: Die Engstellen haben das Gewebe geschädigt, Zellen sind aufgrund des Sauer- und Nährstoffmangels abgestorben.

Arteriosklerose: Untersuchungen und Diagnose

Im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung wird der Arzt Sie nach Ihren Lebensgewohnheiten fragen. So kann er ein individuelles Risikoprofil erstellen. Ihn interessiert beispielsweise, ob Sie rauchen, sich regelmässig und ausreichend bewegen, wie Sie sich ernähren oder ob Sie Vorerkrankungen haben, die Arteriosklerose begünstigen. Er erkundigt sich auch nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Familienmitgliedern (Familienanamnese).

Durch eine Blutuntersuchung kann der Arzt anhand der Blutwerte feststellen, ob erhöhte Blutfette (Cholesterin, Triglyceride) und Blutzuckerwerte vorliegen. Zudem bestimmt der Arzt bei Verdacht auf Arteriosklerose Ihren Blutdruck, ihr Gewicht und eventuell Ihren Bauchumfang. Er ertastet Ihren Puls, der bei relevanten Verengungen abgeschwächt ist.Der Arzt achtet bei der Arteriosklerose-Diagnostik ausserdem auf Anzeichen von typischen Folgeerkrankungen und führt entsprechende Tests durch. Diese sind zum Beispiel:

  • Durch die sogenannte Auskultation, also das Abhören mit dem Stethoskop, lassen sich abnorme Strömungsgeräusche über dem Herzen, der Hauptschlagader (Aorta) oder den Arterien im Hals manchmal schon hören.
  • Gefässverengungen oder auch Erweiterungen an Schlagadern können mit einer speziellen Ultraschall-Untersuchung (Dopplersonografie) von aussen erkannt werden. Aus dem Ergebnis bei Halsschlagadern lässt sich auch das Risiko für einen Schlaganfall abschätzen.
  • Liegt eine koronare Herzkrankheit (KHK) vor, führt der Arzt nicht nur ein normales EKG, sondern auch ein Belastungs-EKG durch. Ablagerungen in den Innenwänden der Herzkranzgefässe kann der Arzt im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung erkennen. Manchmal führt er dabei auch eine kleine Ultraschallsonde direkt in das zu untersuchende Herzkranzgefäss ein.
  • Vermutet der Arzt eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), misst er die Gehstrecke, die der Patient ohne Pause zurücklegen kann.
  • Bei Verdacht auf eine Arteriosklerose der Nierengefässe überprüft der Untersucher die Nierenfunktion mit Blut- und Urinuntersuchungen.
  • Arteriosklerose ist auch die häufigste Ursache von Impotenz. Entsprechende Hinweise des Patienten sowie eine Ultraschalluntersuchung können Aufschluss darüber geben, ob eine Verengung der Blutgefässe des Penis (oder im Becken) vorliegt.

Das Ausmass der Gefässverengung kann mit weiteren bildgebenden Verfahren aufgedeckt werden. Durch Röntgenuntersuchungen, Computertomografie oder Magnetresonanztomografie (MRT) mit Kontrastmittel lassen sich die Blutgefässe bildlich darstellen.

Arteriosklerose vorbeugen

Atherosklerose ist eine chronische Erkrankung, die die Gefässinnenwände der Arterien immer weiter schädigt und so – oft erst nach Jahrzehnten – eine Vielzahl an schweren Folgeerkrankungen wie Koronare Herzkrankheit oder pAVK auslösen kann.

Wer einer Arteriosklerose vorbeugen möchte, sollte am besten die Risikofaktoren mindern. Krankheiten, die eine Arteriosklerose begünstigen – etwa Bluthochdruck, Schlafapnoe, chronisch-entzündliche Erkrankungen, Diabetes mellitus wie auch Niereninsuffizienz im Falle einer Mediasklerose –, sollten Sie behandeln lassen.

Um das Risiko für Atherosklerose zu verringern, senken Sie erhöhte Blutfettwerte (Cholesterinspiegel und Triglyzeride) und bauen Übergewicht ab. Dabei helfen eine ausgewogene, überwiegend pflanzliche und ballaststoffreiche Ernährung mit wenig gesättigten Fetten sowie regelmässige Bewegung. Die WHO empfiehlt mindestens 150 bis 300 Minuten moderates Ausdauertraining (dazu reicht bereits ein schneller Spaziergang) pro Woche!

Da sich Rauchen gleich in mehrfacher Hinsicht negativ auf die Blutgefässe auswirkt, ist ein Rauchstopp eine wichtige Vorbeugemassnahme für Arteriosklerose. Vermeiden Sie auch Passivrauchen.

Konsumieren Sie Alkohol höchstens in moderaten Mengen. Als risikoarmer Konsum gelten ein Standardglas Alkohol (z.B. ein kleines Bier oder 0,1 Liter Wein) für Frauen beziehungsweise zwei Standardgläser für Männer pro Tag. An mindestens zwei Tagen pro Woche sollte man auf Alkohol verzichten.

Reduzieren Sie Dauerstress. Dabei können Entspannungsmethoden wie Progressive Muskelentspannung, Meditation oder Autogenes Training unterstützen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Karlheinz Zeilberger
Autoren:
Andrea Bannert
Dr.  Andrea Bannert

Dr. Andrea Bannert ist seit 2013 bei NetDoktor. Die promovierte Biologin und Medizinredakteurin forschte zunächst in der Mikrobiologie und ist im Team die Expertin für das Klitzekleine: Bakterien, Viren, Moleküle und Gene. Sie arbeitet freiberuflich zudem für den Bayerischen Rundfunk und verschiedene Wissenschaftsmagazine und schreibt Fantasy-Romane und Kindergeschichten.

Silke Stadler ist Online-Medizinredakteurin und seit 2023 Teil des Teams von NetDoktor und mylife.de. Ihre Leidenschaft für Gesundheits- und Ernährungsthemen entdeckte Silke bereits 2008 während eines Studiums der Ethnologie. Seit ihrem Magisterabschluss stehen daher nicht andere Kulturen, sondern Medizintexte im Zentrum ihres beruflichen Interesses.

ICD-Codes:
I63I66I64I21I24I20I25I70I65
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
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