Neues Medikament gegen Erdnussallergie

Erdnussallergie kann nicht geheilt, aber behandelt werden. Eine orale Immuntherapie soll Betroffene vor schweren Reaktionen nach einer versehentlichen Exposition schützen.
Die kontrollierte Aufnahme von Erdnussprotein kann helfen, bei Allergikern eine Toleranz aufzubauen. Das zeigt eine internationale Studie, die im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde und an der Forscher aus zehn Ländern in Nordamerika und Europa beteiligt waren.
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Gefährliche Erdnussallergie
Eines von 50 Kindern und Jugendlichen soll in den USA an einer Erdnussallergie leiden. Die Betroffenen müssen derzeit nicht nur auf Erdnüsse in der Nahrung verzichten, auch die versehentliche Exposition, zu der es in der Kantine oder beim Kontakt mit anderen Menschen kommen kann, stellt ein Risiko dar. Erdnussallergien sind in den USA für die meisten allergischen Notfälle und Todesfälle verantwortlich. Ein neues Medikament soll jetzt Betroffenen die Angst vor einer versehentlichen Exposition nehmen.
Das getestete Medikament mit dem Namen AR101 enthält Erdnussprotein und wird oral eingenommen. An der Studie nahmen 486 Teilnehmer im Alter von vier bis 17 Jahren teil. 371 erhielten das Medikament, der Rest bekam ein Placebo. Mehr als zwei Drittel der Gruppe, die das Medikament bekam, konnte gegen Ende der Studie eine Dosis von Erdnussprotein vertragen, die etwa zwei Erdnusskernen entsprach.
Die Untersuchung
Die Studienteilnehmer nahmen alle zwei Wochen mehr AR101 ein. Wenn Nebenwirkungen auftraten, erlaubte das Studienprotokoll Anpassungen in der Dosierung. Im Vergleich zur Placebo-Gruppe hatten Teilnehmer, die das von dem Unternehmen Aimmune Therapeutics hergestellte Medikament einnahmen, weniger schwere Allergiesymptome. Nach einem Jahr Behandlung konnten 67 Prozent der Kinder und Jugendlichen mindestens zwei Erdnüsse sicher einnehmen, verglichen mit vier Prozent der Patienten unter Placebo. Ganz ohne Nebenwirkungen war die Verbesserung aber nicht. Fast alle Studienteilnehmer, die das Präparat erhielten, litten unter Beschwerden (Magen-Darm-, Haut- oder Atmungsproblemen) und jeder Zehnte zog sich deswegen aus der Studie zurück.
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Keine Heilung
Das Medikament führt nicht zur Heilung. Das Ziel der Behandlung ist nicht, dass Betroffene uneingeschränkt Erdnüsse essen können, aber dass es im Falle einer versehentlichen Exposition nicht zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommt.
Ende 2019 könnte das Medikament am Markt verfügbar sein.
Autoren:
Silke Brenner
Redaktionelle Bearbeitung:
Mag. Julia Wild
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