Allergie bei Kindern

Unter einer Allergie versteht man eine Überreaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Stoffe. Bei entsprechend sensibilisierten Kindern kommt es zu einer starken Immunreaktion, bei der verschiedene Botenstoffe – allen voran Histamin – freigesetzt werden. Diese wiederum lösen die allergiebedingten Symptome aus.
Kurzfassung:
- Etwa 20–25% aller Kinder sind von allergisch bedingten Erkrankungen betroffen.
- In der Entstehung von Allergien spielt die genetische Veranlagung eine Rolle.
- Heuschnupfen tritt bei Kindern besonders häufig auf.
- Die wichtigste Maßnahme bei Allergien ist die Vermeidung des allergieauslösenden Stoffes.
- In manchen Fällen kommen Medikamente zum Einsatz.
- Bei Heuschnupfen werden mit einer Immuntherapie besonders gute Erfolge erzielt.
Welche Organe sind betroffen?
Allergische Reaktionen können eine Reihe von Organsystemen betreffen:
Haut
Scharf begrenzte, juckende Quaddeln (Nesselausschlag) oder flächenhafte, juckende Hautrötungen (Ekzem, Atopische Dermatitis)
Augen
Geschwollene Augenlider, Bindehautentzündung
Atemwege
Heuschnupfen, asthmatische Symptome
Magen-Darm-Trakt
Durchfall, mitunter kolikartige Bauchschmerzen
Generalisiert
In schweren Fällen, wie bei einer Insektengiftallergie, kann es zu einem allergischen Schock mit akuter Atemnot und Herz-Kreislauf-Versagen kommen. Bei Verdacht auf einen allergischen Schock muss unverzüglich notärztliche Hilfe angefordert werden.
Häufige Auslöser schwerer anaphylaktischer Reaktionen bei Kindern:
- Nahrungsmittel 58%
- Insektengifte 24%
- Arzneimittel 8%
+++ Mehr zum Thema: Allergischer Schock +++
Genetische Vorbelastung
In der Entstehung von Allergien spielt die genetische Veranlagung eine bedeutende Rolle.
Vererbt wird jedoch nicht eine bestimmte Allergie, sondern nur die Bereitschaft zur allergischen Reaktion. So haben Kinder, deren Eltern beide an einer Allergie leiden, ein etwa 80%iges Risiko, selbst zu erkranken. Leidet nur ein Elternteil an einer Allergie, wird das Kind zu ca. 30% Allergiker. Dementsprechend gelten diese Kinder als „Risikokinder“. Liegen in der Familie keine bekannten Allergien vor, hat das Kind ein etwa 15%iges Risiko (Nicht-Risiko-Kinder).
Welche Allergien kommen bei Kindern am häufigsten vor?
Heuschnupfen
Heuschnupfen ist eine allergische Reaktion auf Pollen, die in den Schleimhäuten von Nase, Rachen und Augen lokalisiert ist. Diese Form der Allergie zeigt sich typischerweise durch Juckreiz, Schwellung, Tränenfluss und rinnende Nase. Heuschnupfen ist saisonal zeitlich begrenzt (April bis Juni), da er in Zusammenhang mit der Blüte der jeweils allergieauslösenden Pflanze steht. Unbehandelt kann er sich zu allergischem Asthma ausweiten.
Sonnenallergie
An nicht bedeckten Körperstellen kommt es – vor allem bei Kindern mit besonders heller Haut – zu stark juckenden, kleinen Pusteln oder Bläschen.
Asthma
Asthma äußert sich durch Husten, pfeifende Atmung und Atemnot. In der überwiegenden Anzahl der Fälle wird es durch eine Allergie ausgelöst.
Neurodermitis
Atopische Dermatitis ist eine chronische Hauterkrankung, die in Schüben verläuft und unterschiedlich schwer ausfallen kann. Charakteristischerweise geht sie mit trockener Haut, Hautentzündungen und quälendem Juckreiz einher.
Nahrungsmittelallergie
Nahrungsmittelallergien äußern sich durch Erbrechen, Koliken und Durchfall. Kuhmilch stellt dabei das wichtigste Allergen dar. Ebenso allergieauslösend können Eier, Getreide, Fisch, Fleisch, Obst, Gemüse und Gewürze wirken.
Insektengiftallergie
Bei Insektengiftallergien kann eine lebensbedrohliche Allgemeinreaktion auftreten. Empfehlenswert ist eine Hyposensibilisierung, bei der das Immunsystem mittels kleiner Dosen des allergieauslösenden Stoffes langsam an das Insektengift gewöhnt wird.
Medikamentenallergie
Kinder reagieren am häufigsten auf Antibiotika, Schmerzmittel, Beruhigungsmittel sowie Mittel gegen Krampfanfälle.
Therapie
Ziel jeder Allergiebehandlung ist weitgehende Beschwerdefreiheit. Die Therapie orientiert sich – abhängig von der jeweiligen Allergieform – an drei Grundprinzipien:
Vermeidung des Allergens
Bei bekannten Allergien, wie gegen Tierhaare, Nahrungsmittel oder Medikamente, kann das Allergen in der Regel relativ einfach bewusst vermieden werden.
Medikamente
Allergiemedikamente stehen als Nasen- oder Augentropfen (lokal) oder auch systemisch (den ganzen Körper betreffend) in Tablettenform zur Verfügung. Mittel der Wahl sind Antihistaminika und Antiallergika. Sie wirken schleimhautabschwellend und entzündungshemmend. Bei asthmatischen Beschwerden kommen bronchienerweiternde Arzneimittel zur Anwendung, in manchen Fällen sind auch kortisonhaltige Mittel angezeigt. Bei Pollenallergikern ist ein frühzeitiger Beginn der Therapie (etwa 7 Tage vor dem Start der Saison) wichtig.
Immuntherapie
Bei der sogenannten Hyposensibilisierung wird der Körper langsam an das Allergen gewöhnt. Diese Form der Therapie erfolgt in Form von Injektionen: Dabei wird das auslösende Allergen über längere Zeit (2–3 Jahre) in geringsten Mengen unter die Haut gespritzt oder als Tabletten verabreicht. Besonders gute Erfolge werden dadurch bei einer Pollenallergie erzielt.
+++ Mehr zum Thema: Hyposensibilisierung +++
Autoren:
Mag. Astrid Leitner
Medizinisches Review:
Assoc. Prof. Priv. Doz. Dr. Monika Resch
Redaktionelle Bearbeitung:
Nicole Kolisch
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