Schule für kranke Kinder

Von , Biologin und Medizinredakteurin
Kathrin Rothfischer

Kathrin Rothfischer studierte - nach einem Ausflug in die Germanistik - in Regensburg Mikrobiologie und Genetik. Komplizierte Sachverhalte leicht verständlich darzustellen, war schon damals ihre Leidenschaft. Deshalb machte sie nach dem Diplom diese Passion zum Beruf: Nach verschiedenen Stationen im medizinischen Fachverlag und in der Publikumspresse fand sie bei NetDoktor schließlich ihre journalistische Heimat.

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Die meisten Kinder freuen sich, wenn sie wegen einer Grippe oder Erkältung nicht in die Schule gehen müssen. Bei chronischen Krankheiten aber wird es schnell langweilig, besonders wenn man immer nur im Bett liegen muss. Zudem wächst mit jedem Fehltag der Berg an versäumtem Unterrichtsstoff. Viele Kliniken bieten deshalb ein Unterrichtsmodell für kranke Kinder an, die länger im Krankenhaus bleiben müssen.

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Schule am Krankenbett

Die "Schulen für Kranke" gibt es in mehreren Bundesländern. Diese können alle Kinder und Jugendlichen besuchen, die wegen Krankheit oder Klinikaufenthalt längere Zeit ihre Heimatschule nicht besuchen können. Egal ob Gymnasium, Grund-, Haupt-, Real-, oder Förderschule - Schülerinnen und Schüler aller Schularten und Jahrgangsstufen werden berücksichtigt. Der Unterricht findet einzeln oder, wenn möglich, gruppenweise in klinikeigenen Klassenräumen statt. Je nach Gesundheitszustand stehen täglich drei bis fünf Stunden in den Kernfächern Deutsch, Englisch, Französisch, Latein, Mathe, Physik und Chemie auf dem Programm. Die Lehrerinnen und Lehrer kommen dazu, wenn nötig, sogar ans Bett der jungen Patientinnen und Patienten oder nach Hause.

Das digitale Klassenzimmer

In Fällen, die eine besonders flexible Unterrichtsgestaltung erfordern, können die Schülerinnen und Schüler auch auf Videokonferenzschaltungen zurückgreifen und den Unterricht der Heimatschule digital empfangen. Kameras und Internet bringen das Klassenzimmer direkt ans Krankenbett. Mithilfe einer speziellen Software können sich die Schülerinnen und Schüler jederzeit einschalten, um Fragen zu stellen oder zu beantworten. Sie nehmen dadurch aktiv am Unterrichtsgeschehen teil und entkommen zumindest für kurze Zeit der krankheitsbedingten Isolation.

Ein Stück Normalität schaffen

Kinder und Jugendliche, die an einer chronischen Krankheit leiden, durch Unfall oder schwere Operationen traumatisiert sind oder wegen psychischer Probleme regelmässig die Schule versäumen, brauchen ein Stück Normalität. Nicht nur die gesundheitlichen Probleme belasten, zusätzlich kommt noch die Angst, den Anschluss zu verpassen und nicht mehr mit den Klassenkameraden mithalten zu können. Ziel der Schule für Kranke ist es, die bisherige Ausbildung der Schüler fortzusetzen, sodass später die Eingliederung in die alte Klasse ohne grosse Schwierigkeiten möglich ist.

Mehr als reine Wissensvermittlung

Neben der Wissensvermittlung haben die Lehrer, die aus dem normalen staatlichen Schuldienst kommen, aber auch andere Aufgaben. Sie arbeiten eng mit den Ärztinnen und Ärzten zusammen und helfen den Kindern, die Krankheit besser zu verstehen und Ängste abzubauen. Zudem stehen sie Schülerinnen, Schülern und Eltern beratend zur Seite, entwickeln gemeinsam mit ihnen Lösungsansätze bei Schulproblemen oder Zukunftsperspektiven für die Zeit nach dem Klinikaufenthalt. Die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler stehen dabei immer im Vordergrund. Pädagogische Fähigkeiten allein reichen dazu nicht aus. Pädagogen der Schule für Kranke müssen neben Einfühlungsvermögen auch psychologisches Geschick mitbringen. Denn jedes Kind geht anders mit seiner Krankheit um.

Bildungschancen verbessern

"Schulen für Kranke" gibt es an vielen Kliniken in Deutschland. Informationen über das jeweilige Angebot erhält man direkt von den Krankenhäusern vor Ort. Das Projekt findet aber auch europaweit immer mehr Anhänger. Die Hospital Organisation of Pedagogues in Europe (HOPE) ist eine Vereinigung, in der sich Lehrerinnen und Lehrer von "Schulen für Kranke" aus vielen Ländern Europas zusammengeschlossen haben. Ziel von HOPE ist es, die Bildungschancen chronisch oder schwer kranker Kinder und Jugendlicher weiter zu verbessern.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Kathrin Rothfischer
Kathrin Rothfischer

Kathrin Rothfischer studierte - nach einem Ausflug in die Germanistik - in Regensburg Mikrobiologie und Genetik. Komplizierte Sachverhalte leicht verständlich darzustellen, war schon damals ihre Leidenschaft. Deshalb machte sie nach dem Diplom diese Passion zum Beruf: Nach verschiedenen Stationen im medizinischen Fachverlag und in der Publikumspresse fand sie bei NetDoktor schließlich ihre journalistische Heimat.

Quellen:
  • Hospital Organisation of Pedagogues in Europe (HOPE) (www.hospitalteachers.eu, Abruf 19.12.2018);
  • Staatliche Schule für Kranke München (www.schule-fuer-kranke.de, Abruf 19.12.2018);
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