Mein Kind ist im Krankenhaus

Von Dr. med. Monika Seidel
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Viele Kinder müssen irgendwann einmal ins Krankenhaus. Eltern können selber einiges tun, um ihrem Sprössling den Aufenthalt angstfrei und möglichst angenehm zu gestalten.

Plüschtier; Spielzeug

Kinderkrankenhäuser wollen den Kleinen die Anpassung an die fremde Umgebung so einfach wie nur möglich machen. Das Pflegepersonal ist nicht nur in medizinischer Sicht speziell ausgebildet, sondern auch auf die besonderen Bedürfnisse und Probleme der kleinen Schützlinge eingestellt. Oft liegen auf den Stationen Ratgeber für die Eltern aus, in denen der Tagesablauf der Station genau beschrieben ist.

Ausserdem können Eltern oftmals einen Teil der Pflege ihres Kindes übernehmen und müssen nicht alles den für das Kind fremden Schwestern und Pflegern überlassen. Mama und Papa sind mit in die Krankenhausroutine eingeplant. So ist es meist kein Problem, wenn Eltern morgens zu ihrem Kind ins Krankenhaus kommen und bis abends, wenn es schläft, bei ihm bleiben. Ihr Kind freut sich, wenn Sie es möglichst oft besuchen und mit ihm zusammen alle Untersuchungen und Therapien durchstehen.

Tipp: Scheuen Sie sich nicht, das Personal anzusprechen und Ihre Fragen oder Wünsche Ihr Kind betreffend zu äussern.

Lassen Sie Ihr Kind nicht allein!

Besonders wichtig ist, dass ein Kind nicht allein im Krankenhaus bleibt. Mama, Papa oder eine andere nahe Bezugsperson sollte möglichst oft in seiner Nähe sein.

Bis vor wenigen Jahren gab es noch relativ wenig Erkenntnisse, wie sich ein Krankenhausaufenthalt auf die psychische Entwicklung eines Kindes auswirkt. Eingeschränkte Besuchszeiten zu bestimmten Stunden des Tages waren auch in Kinderkliniken noch die Regel.

Inzwischen berücksichtigt man in den Kliniken die Erkenntnis, dass Kinder durch die Trennung von den Eltern einen echten Verlust erleiden. Für manche Kinder kann die Trennung sogar traumatisierend wirken.

Da solche psychologischen Mechanismen heute genauer bekannt sind, ist es mittlerweile üblich geworden, dass ein Elternteil gemeinsam mit dem Kind im Krankenhaus untergebracht werden kann (z.B. auf "Mutter-Kind-Stationen"). Kinder können das Krankenhaus und die Trennung von der gewohnten Umgebung so viel besser verarbeiten.

Wovor Ihr Kind im Krankenhaus Angst hat

Nicht nur das Alleinsein macht Kindern Angst. Im Krankenhaus trifft ein Kind auch auf viele unbekannte Menschen, darunter Pflegepersonal und Ärzte, die mit ihrer medizinischen Routine oft einschüchternd wirken. Hinzu kommen ungewohntes Essen, fremde Düfte, unbekannte Geräusche und ein ganz anderer Tagesablauf als zuhause. Das ist für ein Kind sehr anstrengend und beängstigend, zumal es ohnehin wegen einer unangenehmen Erkrankung oder Beschwerden dort ist. Deshalb ist es gut, wenn Sie, wann immer dies möglich ist, in der Nähe Ihres Kindes bleiben. So vermitteln Sie ihm ein Gefühl der Geborgenheit.

Sagen Sie Ihrem Kind auch, dass Sie bei ihm bleiben werden und es nicht alleine lassen. Dies muss dann natürlich auch zutreffen. Wenn Sie weggehen (müssen), sagen Sie genau, wann Sie wiederkommen, und halten Sie sich auch daran. Sagen Sie lieber, dass Sie etwas später wiederkommen, auch wenn Sie früher da sein können, als umgekehrt. Kinder brauchen gerade in der Krankenhaussituation ein Gefühl von Stabilität.

Versuchen Sie zudem, Ihrem Kind immer zu erklären, was gerade geschieht. Sie können Ihm auch vor einer Untersuchung erzählen, was dabei passieren wird und seine Fragen beantworten. Das kann Ihrem Kind die Angst nehmen. Ein Arzt oder eine Krankenschwester unterstützt Sie bestimmt dabei. Bei vielen Untersuchungen dürfen Sie als Eltern auch bei Ihrem Kind bleiben.

Fachsimpeln Sie nicht mit dem Arzt in Gegenwart des Kindes; es könnte sich ausgeschlossen fühlen. Beziehen Sie es ins Gespräch ein und verschweigen Sie nicht, was passieren wird. Wenn die Untersuchung weh tun wird, sollte man ein Kind darauf vorbereiten und nie das Gegenteil behaupten. Dadurch würde ein Kind sein Vertrauen in die Eltern verlieren.

So fühlt sich Ihr Kind wohl

» Vorbereitung: Wenn Sie Ihr Kind auf den Krankenhausaufenthalt vorbereiten können, ist dies eine grosse Hilfe für alle. Es gibt zum Thema Krankenhaus mittlerweile gute Kinderbücher, die Sie gemeinsam mit Ihrem Kind lesen können. Vielleicht führen Sie Ihr Kind an das Thema heran, indem Sie ihm einen Spielzeug-Ärztekoffer kaufen. Sie müssen aber darauf vorbereitet sein, dass Ihr Kind, auch wenn es sich beim Spielen gerne untersuchen lässt, möglicherweise vollkommen anders reagiert, wenn es ins Krankenhaus kommt.

» Erklären, nicht schimpfen: Sie dürfen nicht erwarten, dass sich das Kind "ordentlich" benimmt, wenn es ernst wird. Sie sollten Ihr Kind auch auf keinen Fall ausschimpfen, wenn es sich bei Untersuchungen wehrt, sondern ihm alle Vorgänge erklären. Vielleicht kann man dem Kind auch einige Instrumente zeigen, so dass es vertraut mit ihnen wird. Ganz wichtig: Drohen Sie Ihrem Kind nicht mit dem Arzt oder der Krankenschwester, wenn es beispielsweise nicht gut isst oder sich nicht gut benimmt.

» Richtigen Zeitpunkt finden: Auch Sie selbst sollten sich gedanklich darauf vorbereiten, dass Ihr Kind vielleicht einmal ins Krankenhaus muss. Wenn Sie diese Situation vorher einmal durchdacht haben, können Sie im Ernstfall auch einen kühlen Kopf bewahren. Prinzipiell weiss man durch entwicklungspsychologische Untersuchungen, dass Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren am stärksten unter unkontrollierbaren Ängsten und der Trennung von den Eltern leiden. Handelt es sich also bei dem Eingriff, dem sich Ihr Kind unterziehen muss, nicht um einen Notfall (wie eine akute Erkrankung), sondern beispielsweise um eine kleine Operation, die durchaus noch ein paar Monate warten kann (wie die Operation einer Phimose = Vorhautverengung), diskutieren Sie mit Ihrem Kinderarzt den bestmöglichen Zeitpunkt! Sie können sich dann vielleicht frühzeitig Urlaub von der Arbeit nehmen, um dann bei Ihrem Kind sein zu können.

» Vertraute Dinge mitnehmen: Mit dem Lieblingsteddy, dem Lieblingsschnuller und dem Lieblingskissen wird Ihr Kind sich viel besser an die fremde Atmosphäre gewöhnen.

» Spielen: Spiele erleichtern es Kindern, einschneidende Erlebnisse zu verarbeiten. Sie sollten daher im Krankenhaus auf jeden Fall mit Ihrem Kind spielen. Auch das gemeinsame Lesen von Märchen und anderen Geschichten können in diesem Sinn zur Genesung beitragen. Manche Eltern von älteren Kindern bringen ihrem Sprössling auch sein Lieblings-Computerspiel in die Klinik.

» Besuch von anderen Kindern: Wenn Ihr Kind in den Kindergarten oder die Grundschule geht, können Sie herausfinden, ob die anderen Kinder zu Besuch kommen dürfen. In manchen Krankenhäusern gibt es dafür spezielle "Kindertage". Die Kinder werden herumgeführt, man erzählt Ihnen, wie es ist, im Krankenhaus zu liegen. Kinder werden oftmals ruhiger, wenn sie bereits einmal an einem Ort gewesen sind, und bekommen ein Gefühl von Kontrolle und Sicherheit.

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Autor:
Dr. med.  Monika Seidel
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