Verrat und Verräter
Warum Zivilcourage viel mehr ermutigt werden sollte: Kommentar von Dr. Ludwig Kaspar zum Pflegeskandal von Kirchstetten.
"Man liebt den Verrat, aber nicht den Verräter."
Das stammt von Cäsar – und wer in der Pflege tätig ist, kennt es nur zu gut. Alle Skandale, die in den letzten Jahren ans Licht kamen, wurden vom Pflegepersonal selber aufgedeckt. So auch im aktuellen Fall in Kirchstetten.
Voraussetzung dafür: Den Hilferufen muss Glauben geschenkt werden. Wo Inspektionen angemeldet stattfinden und Protokolle leicht gefälscht werden können, sind die eigenen Mitarbeiter die beste Kontrolle. Nur sie sorgen für die interne Qualitätssicherung. In den Polizeiakten von Kirchstetten steht nun, die "Whistleblower" hätten lange geschwiegen. Aus Furcht vor Repressionen ebenso, wie aus Angst, man würde ihnen ohnedies nicht glauben. Soll die interne Qualitätssicherung funktionieren, muss sich genau das ändern! Es braucht ein Klima, das Zivilcourage fördert anstatt "Verräter" mundtot zu machen.
Übrigens: Bei der Mordserie im Krankenhaus Lainz war es eine philippinische Krankenschwester, die sich bereits mehrere Wochen vor Auffliegen des Skandals an einen Arzt wandte und ihm – heimlich auf einem Parkplatz – von ihren Beobachtungen und ihrem Verdacht erzählte.
Autoren:
Dr. Ludwig Kaspar
Redaktionelle Bearbeitung:
Nicole Kolisch
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