Ganz normal
Es wird Zeit, psychische Krankheiten zu enttabuisieren. Kolumne von Dr. Ludwig Kaspar.
Was haben eine Depression und eine Lungenentzündung gemeinsam? Mehr als Sie denken! Beide beeinträchtigen das Leben, verursachen Krankenstände, hindern uns daran, den Aufgaben des Alltags nachzugehen, sind aber mit ärztlicher Behandlung gut zu bewältigen. Beide sucht man sich nicht aus, sie machen keinen Spaß – im Gegenteil: sowohl Depression als auch Lungenentzündung sind mitunter lebensgefährlich.
Einen Unterschied gibt es aber dennoch: Während den Betroffenen bei der Lungenentzündung Fürsorge und Mitgefühl entgegengebracht wird, ernten depressive Menschen nach wie vor Unverständnis. „Der soll sich nicht so anstellen!“ oder „Jetzt reiss di‘ amal zam!“ sind häufige Reaktionen. Depressive werden als schwach gesehen, als undiszipliniert und wehleidig. Aus medizinischer Sicht sind diese Vorurteile nicht zu rechtfertigen. Und fair sind sie schon gar nicht. Oder würden Sie einem Lungenkranken sagen, wenn er sich nur ein bisserl „zamreissen“ würde, müßte er nicht dauernd husten? Eben.
Es wird Zeit, dass wir darüber reden und psychische Erkrankungen als das sehen, was sie sind: ganz normal.
Weil es jeden treffen kann
Adele Neuhauser, Frenkie Schinkels, Werner Brix und Thomas Stipsits: Vier bekannte Namen leihen ihre Gesichter der neuen Kampagne von „ganznormal.at“. So sollen psychische Krankheiten endlich enttabuisiert werden. Weil es jeden einmal treffen kann.
Autoren:
Dr. Ludwig Kaspar
Redaktionelle Bearbeitung:
Nicole Kolisch
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