Brustwickel

Von , Medizinjournalistin
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

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Ein warmer oder kalter Brustwickel zählt seit Jahrhunderten zu den bewährten Hausmitteln bei Husten und Bronchitis. Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen kann der Wickel Hustenreiz lindern und zähen, festsitzenden Bronchialschleim lösen. Lesen Sie hier alles Wichtige über Brustwickel – wie sie hergestellt und angewendet werden, wie sie wirken und wann Sie auf dieses Hausmittel verzichten sollten.

Brustwickel bei Husten

Was ist ein Brustwickel?

Ein Brustwickel ist ein Umschlag um die Brust, der von der Achselhöhle bis zum Rippenbogen reicht. Das Hausmittel wird seit Jahrhunderten eingesetzt, um typische Beschwerden bei Atemwegserkrankungen zu lindern. So helfen Brustwickel bei Bronchitis und Husten.

Bei leichten Symptomen können sie klassische schulmedizinische Massnahmen ersetzen. Bei schwereren Erkrankungen können sie ergänzend – etwa zu einer Behandlung mit Antibiotika – die Beschwerden lindern und so das allgemeine Wohlbefinden steigern.

Man unterscheidet:

  • heisse Brustwickel
  • kalte Brustwickel

Sehr oft werden Brustwickel mit heissem oder kaltem Wasser hergestellt (feuchter Brustwickel). Verschiedene Zusätze wie Kräutertee (z.B. Thymiantee) oder Zitronensaft können die Wirkung des Wickels steigern. Für einen trockenen Brustwickel können beispielsweise Kartoffeln verwendet werden. Auch Quark und bestimmte ätherische Öle sind beliebte Zusätze für Brustwickel.

Wie wirkt ein Brustwickel?

Heisse und kalte Brustwickel wirken unterschiedlich. Die Wahl des richtigen Wickels richtet sich nach den Beschwerden und nach dem individuellen Wärme- bzw. Kälteempfinden.

Kalter Brustwickel

Ein kalter Brustwickel steigert die Durchblutung. Das hilft dem Körper dabei, zähes, festsitzendes Bronchialsekret zu verdünnen, sodass es sich besser abhusten lässt. Zudem wirkt ein kalter Brustwickel entzündungshemmend, schmerzlindernd und fiebersenkend. Bei Fieber macht man im Allgemeinen einen kalten Brustwickel – sofern der Patient diesen als angenehm empfindet.

Heisser Brustwickel

Bei hartnäckigem, krampfartigem Husten empfiehlt sich ein heisser Brustwickel, sofern der Betroffene fieberfrei ist. Der warme Wickel wirkt krampflösend auf die Bronchienmuskulatur. Zudem löst er den Schleim in den Atemwegen und fördert den Auswurf.

Wenden Sie heisse Brustwickel nicht bei Fieber an, da sie die bereits erhöhte Körpertemperatur noch weiter steigern können.

Wie wird ein Brustwickel hergestellt?

Ob heiss oder kalt - ein Brustwickel besteht aus drei Stofflagen: Die erste kommt direkt auf die Haut der Brust. Der Stoff wird – wenn es ein feuchter Brustwickel werden soll – zuvor in heissem bzw. kühlem Wasser getränkt (eventuell unter Zusatz von Zitronensaft oder ätherischen Ölen wie Eukalyptus, Pfefferminz oder Thymian). Das nasse Innentuch wird dann ausgewrungen und fest um die Brust gewickelt. Achten Sie darauf, dass dabei keine Falten entstehen. Darüber kommt als zweite Lage ein sauberes, trockenes Zwischentuch. Den Abschluss bildet ein wärmendes Aussentuch, das über Zwischen- und Innentuch gebreitet und festgezogen wird.

Ein Brustwickel soll zwar fest anliegen, er darf aber keinesfalls beengend sein. Achten Sie besonders bei Kindern darauf, ihn nicht zu fest zu wickeln.

Für jede Lage sollte man Stoffe aus Naturfasern verwenden, da Kunstfasern zu wenig Luft und Feuchtigkeit durchlassen. Empfehlenswert für das Innentuch ist beispielsweise Leinen. Für das Zwischentuch können Sie zum Beispiel Hand- oder Küchentücher aus Baumwolle nutzen. Für das wärmende Aussentuch empfiehlt sich Wolle.

Achten Sie unbedingt auf eine angemessene Temperatur des Brustwickels. Ein heisser Brustwickel sollte nicht so heiss sein, dass die Haut verbrannt wird (prüfen Sie die Temperatur des Innentuchs zuerst an der Innenseite des Unterarms). Ein kalter Brustwickel darf niemals eiskalt sein, da dies das Herz-Kreislaufsystem zu stark belasten würde.

Brustwickel mit Zitrone, Quark oder Kartoffeln

Die wohltuende Wirkung eines Brustwickels lässt sich mit bestimmten Zusätzen noch steigern. Dafür haben sich besonders Zitronensaft, Quark und Kartoffeln bewährt:

  • Brustwickel mit Zitrone: Hier wird die entzündungshemmende, krampflösende Wirkung der Zitrone genutzt. Für den Zitronenwickel den Saft einer Frucht in 250 ml warmes Wasser geben und das Innentuch in dem Zitronenwasser tränken.
  • Brustwickel mit Quark: Ein Quarkwickel wirkt krampf- und schleimlösend. Dazu streichen Sie mit einem Messer 250 bis 500 Gramm frischen, auf Körpertemperatur angewärmten Magerquark etwa einen halben Zentimeter dick auf das Innentuch.
  • Brustwickel mit Kartoffeln: Hierfür verwendet man gekochte, noch warme, zerstampfte Kartoffeln, die in das Innentuch gegeben werden. Die Kartoffeln speichern die Wärme und verstärken so die Wirkung des Wickels. Aber Vorsicht – lassen Sie die Kartoffeln nach dem Kochen etwas abkühlen, bevor Sie sie für den Brustwickel nutzen. Ansonsten besteht die Gefahr, die Brust schmerzhaft zu verbrennen.

Brustwickel mit ätherischen Ölen

Ein kühler Brustwickel mit Lavendel kann auf sanfte Weise Fieber senken. Zudem besitzt die Heilpflanze entzündungshemmende, schmerzlindernde, desinfizierende und beruhigende Wirkungen. Für den Wickel geben Sie drei bis fünf Tropfen Lavendelöl in ein Liter Wasser. Dessen Temperatur sollte zwei Grad weniger als die aktuelle Körpertemperatur des Patienten betragen. Diese Öl-Wasser-Mischung verwenden Sie für die Herstellung des feuchten Brustwickels (wie oben beschrieben). Idealerweise wird der Lavendel-Brustwickel abends vor dem Schlafengehen angelegt und über Nacht belassen.

Auch andere ätherische Öle eignen sich zur Herstellung von Brustwickeln. Oftmals werden Ölwickel hergestellt: Dazu werden geeignete ätherische Öle (wie Eukalyptus, Thymian, Myrte, Ravintsara) in ein fettes Trägeröl (wie Oliven- oder Mandelöl) gegeben. Dann wird das Innentuch mit dieser Mischung getränkt, auf die Brust aufgelegt und mit einem Zwischentuch und einem Aussentuch bedeckt und fixiert. Lassen Sie sich hierzu von einem erfahrenen Arzt, Heilpraktiker oder Aromatherapeuten beraten.

Wie wird ein Brustwickel angewendet?

Bei einer Brustwickel-Behandlung sollte der Patient entspannt auf dem Rücken liegen.

Heisse Brustwickel sollten so lange auf der Brust bleiben, wie der Betroffene sie als warm und angenehm empfindet.

Kalte Brustwickel wirken, indem sie den Organismus dazu anregen, die betroffene Körperstelle zu erwärmen. Tritt dieser Effekt nach zehn Minuten nicht ein, sollten Sie den Wickel entfernen. Ansonsten belassen Sie ihn, bis ein intensives Wärmegefühl entsteht. Das geschieht im Allgemeinen nach 45 bis 75 Minuten.

Nach Abnahme des Wickels sollte sich die Betroffene ein wenig ausruhen – mindestens 15 Minuten Ruhe im Bett oder auf dem Sofa sind empfehlenswert. Pro Tag sollte im Allgemeinen höchstens zwei- bis dreimal ein Brustwickel angelegt werden, manchmal auch weniger. So werden Brustwickel mit ätherischen Ölen meist nur einmal täglich empfohlen.

Bei welchen Beschwerden hilft ein Brustwickel?

Brustwickel helfen bei Bronchitis und Husten. Bei einer Lungenentzündung sowie bei Asthma können sie, zusätzlich zur medikamentösen Behandlung, schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken.

Kalte Brustwickel haben darüber hinaus zwei weitere Anwendungsgebiete: Zum einen können sie bei funktionellen Herzerkrankungen (Herzneurosen) helfen. Das sind Herzbeschwerden, denen keine organische Ursache zugrunde liegt. Zum anderen können kalte Brustwickel zur Behandlung von Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) beitragen. Besprechen Sie die Anwendung von Brustwickeln in solchen Fällen aber zuerst mit einem Arzt!

Wann wird von Brustwickeln abgeraten?

Nicht angewendet werden dürfen Brustwickel in folgenden Fällen:

  • Herz- oder Kreislaufbeschwerden, die mit einer Unverträglichkeit gegenüber starken Wärmebehandlungen verbunden sind (heisse Brustwickel)
  • Durchblutungsstörungen
  • Überempfindlichkeit gegenüber Kälte bzw. Wärme
  • wenn sich bei einem kalten Brustwickel kein Wärmegefühl entwickelt
  • offene Hautverletzungen oder Hautirritationen im Brustbereich
  • gestörte Wahrnehmung von Kälte- oder Wärmereizen (etwa bei Diabetes mellitus)

Wer überempfindlich auf bestimmte ätherische Öle reagiert, sollte keine Brustwickel damit machen. Bei Kindern sollten Sie die Anwendung ätherischer Öle generell zuerst mit einem Fachmann besprechen, zum Beispiel einem erfahrenen Arzt oder einem Aromatherapeuten.

Manche Öle können nämlich besonders bei Babys und Kleinkindern Atemnot hervorrufen. Bei bestimmten Grunderkrankungen wie Epilepsie und Asthma sollten Sie ebenfalls zuerst mit Ihrem Arzt sprechen, bevor Sie ätherische Öle für Brustwickel oder andere Heilanwendungen einsetzen.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Bei länger andauernden Erkältungsbeschwerden oder wenn sich die Beschwerden verstärken, ist ein Arztbesuch dringend zu empfehlen. Das gilt insbesondere, wenn Kinder betroffen sind und/oder die Beschwerden von Fieber begleitet werden.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Sabine Schrör
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

Quellen:
  • Bachmann, S. & Längler, A.: Hausmittel in der modernen Medizin, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 2005
  • Benz, D. und Hirsch, S.: Die Heilwirkung der Zitrone, freya Verlag, 2014
  • Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin et al.: „Akute Bronchitis“, unter: www.lungenaerzte-im-netz.de (Abruf vom 31.10.2019)
  • Kigorosa: Hausmittel bei Kinderkrankheiten, neobooks Verlag, 2014
  • Kraft, K. & Stange, R. (Hrsg.): Lehrbuch Naturheilverfahren, Thieme Verlag, 2009
  • Themenportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): „Wickelumschläge“, unter: www.kindergesundheit-info.de (Abruf vom 31.10.2019)
  • Thüler, M.: Wohltuende Wickel, Wickel und Kompressen in der Kranken- und Gesundheitspflege, Thüler Maya Verlag, 2013
  • Wabner, D. & Beier, C.: Aromatherapie: Grundlagen - Wirkprinzipien - Praxis, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 2. Auflage, 2012
  • Werner, M. & von Braunschweig, R.: Praxis Aromatherapie: Grundlagen - Steckbriefe - Indikationen, Karl F. Haug Verlag, 2. Auflage, 2009
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