Wohlstandsgeißel Gicht

Gicht zählt zu den häufigsten ernährungsbedingten Krankheiten. Mit der richtigen Ernährung und einem gesunden Lebensstil lässt sich schmerzhaften Gichtanfällen jedoch entgegenwirken.
Die Schmerzen machen sich gerne in der Nacht bemerkbar. Plötzlich tut der große Zeh weh, er schwillt an, ist heiß und krebsrot! Oft sind die Schmerzen so groß, dass selbst das Gewicht einer federleichten Bettdecke einen unerträglichen Druck auslöst. Gefolgt wird das Ganze nicht selten von Schüttelfrost und Fieber.
Kaum eine andere Gelenkkrankheit ist so schmerzhaft wie die Gicht. Sie tritt gerne nach Festen und Feiern auf, wo viel gesessen und getrunken wird. Gicht wird deshalb auch oft als Wohlstandskrankheit bezeichnet. Denn ein ausschweifender Lebensstil mit fetter, eiweißreicher Kost und übermäßigem Alkohol steht meist in direktem Zusammenhang mit der Erkrankung. Das bedeutet natürlich auch, dass man Gichtanfällen nicht hilflos ausgeliefert ist und die Erkrankung nicht einfach in Kauf nehmen muss. Mit der richtigen Ernährung und einem gesunden Lebensstil lässt sich Gicht in Schach halten. Auch die Symptome lassen sich erheblich mindern.
Gicht – zu viel Harnsäure im Blut
Bei gesunden Menschen herrscht ein Gleichgewicht zwischen der Bildung und Ausscheidung von Harnsäure. Dabei regen purinhaltige Nahrungsmittel die Harnsäureproduktion an. Gicht-Patientinnen und -Patienten produzieren entweder zu viel Harnsäure oder ihre Nieren können zu wenig Harnsäure abbauen. Auf diese Weise können sich Harnsäurekristalle in den Gelenken ablagern, die entzündliche Reaktionen des Körpers hervorrufen. Starke Gelenksentzündungen sind schließlich die Folge, was sich in akuten und äußerst schmerzhaften Gichtanfällen äußert.
Ab welcher Harnsäurekonzentration ist das Gichtrisiko erhöht?
Der Harnsäurespiegel im Blut gibt Hinweise auf ein bestehendes Gichtrisiko. Dabei ist jedoch zu beachten, dass sich der Spiegel – abhängig von dem was gegessen und getrunken wurde – schnell ändern kann. Steigt er auf über 8 mg/dl kommt es bei etwa 25 % der Betroffenen, bei über 9 mg/dl nahezu jedem Betroffenen zu einem Gichtanfall.
Männer sind häufiger von Gicht betroffen
Von Gicht sind rund zwei Prozent der Bevölkerung betroffen. Etwa 30 % der Männer und 3 % der Frauen in Mitteleuropa weisen einen zu hohen Blutharnsäurewert auf. "Zwar wird die Neigung oft vererbt, die sehr schmerzhaften Gichtanfälle werden aber meist durch falsche Ernährungsgewohnheiten ausgelöst", meint Internist und Leiter der 2. Medizinischen Abteilung Ludwig Erlacher aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital.
Ernährung und Sport als wichtige Therapiemaßnahme
Eine Ernährungsumstellung und ausreichend Bewegung sind eine der wichtigsten Therapiemaßnahme, um Gichtanfällen entgegen zu wirken. Da Übergewicht einen erhöhten Harnsäurespiegel begünstigt, sollte in jedem Fall ein Normalgewicht angestrebt werden. Strenges Fasten sollte jedoch unbedingt vermieden werden, da dies den Harnsäuregehalt und damit ebenso das Risiko eines Gichtanfalls erhöht. „Ich empfehle meinen Patientinnen und Patienten, ihr Körpergewicht zu reduzieren. Das bedeutet, eine purinarme Diät einzuhalten und sich außerdem genug zu bewegen“, so Erlacher.
Folgende Lebensmittel sind für Gichtpatientinnen und Gichtpatienten geeignet:
- Wasser
- Milch und Käse
- Eier
- Nudeln und Reis
- Nüsse
- Gemüse und Obst
Folgende Lebensmittel sind für Gichtpatientinnen und Gichtpatienten nicht geeignet:
- Innereien
- Fleisch
- Fisch und Meeresfrüchte
- Zucker
- Sojaprodukte
- Alkohol
Autoren:
Tanja Unterberger, Bakk. phil.
Redaktionelle Bearbeitung:
Nicole Kolisch
Weitere Artikel zum Thema
Mediathek: Hauptsache gsund
Die Spitäler und Pflegewohnhäuser der Stadt Wien.
Beste medizinische Versorgung für Frühchen
In den Spitälern des Wiener Krankenanstaltenverbundes werden jährlich rund 13.000 Babys geboren.
Psychische Gesundheit: Bessere Versorgung für Wien geplant
Psychiatrischer und Psychosomatischer Versorgungsplan für Wien 2030: Was sich in den nächsten Jahren ändert.