Forscher lesen Gesprochenes vom Gehirn ab

Deutsche Forscher konnten erstmals Gesprochenes aus Hirnströmen herauslesen. Das soll künftig "Locked-In"-Patienten zu Gute kommen
Von wegen Science-Ficition: Eine Art "Gedankenlesen" könnte schon bald möglich werden – und damit vielen Menschen helfen. Forschern aus Karlsruhe (Deutschland) und dem US-Bundesstaat New York ist es erstmals gelungen, aus den Hirnströmen von Testpersonen Laute, Wörter und sogar ganze Sätze zu rekonstruieren.
Für den Versuch wurde bei sieben Epilepsiepatienten ein Elektrodennetz, das die Hirnaktivität misst, direkt auf die Großhirnrinde gelegt. Das Gehirn war für eine Epilepsiebehandlung zuvor freigelegt worden. Die Patienten stimmten dieser Versuchsreihe im Vorfeld zu. Außen angelegte Elektroden seien bei weitem nicht so genau, daher sei eine Befestigung direkt am Gehirn notwendig gewesen, so die Forscher.
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Die Patienten wurden zuerst gebeten, bestimmte Texte zu sprechen – darunter z.B. eine Rede des verstorbenen US-Präsidenten John F. Kennedy. Die Wissenschaftler maßen dabei die Hirnströme bei jeder einzelnen Textpassage und legten eine Datenbank mit rund 50 Prototypen an. Mittels Algorithmen gelang es daraufhin, über die Messung der Gehirnströme zu erkennen, was der jeweilige Patient gerade sagte.
Hoffnung für Locked-In-Patienten
"Wir bekommen damit schöne Ergebnisse, die in der Qualität zwar noch weit von der akustischen Spracherkennung entfernt, aber schon deutlich besser sind, als wenn man rät", sagt Studienautorin Tanja Schultz. Bislang umfasse die angelegte Datenbank allerdings maximal je fünf Minuten Sprache von nur sieben Patienten – es sei daher wichtig, die Analysen weiterzuführen.
Neben einer besseren Erschließung des menschlichen Sprachprozesses, könnte ein solcher Übersetzungsprozess künftig Locked-in-Patienten eine sprachliche Kommunikation ermöglichen. Betroffene des Locked-in-Syndrom sind bei Bewusstsein, aber komplett gelähmt – sie können daher nicht mit dem Umwelt kommunizieren.
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Autoren:
Katrin Derler, BA
Redaktionelle Bearbeitung:
Philip Pfleger
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