Gesundheitswesen in Österreich

Krankenhäuser, Ambulanzen, Ärzte. Österreichs Gesundheitswesen ist vielschichtig – Wir geben Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Einrichtungen.
Krankenhäuser, Ambulanzen, Ärzte. Österreichs Gesundheitswesen ist vielschichtig – Wir geben Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Einrichtungen.
20.000 niedergelassene und 23.000 Ärzte gibt es in mehr als 270 Krankenanstalten. Durchschnittlich 6,9 Mal pro Jahr nimmt ein krankenversicherter Österreicher eine ärztliche Leistung in Anspruch. An welche Stelle sollten sich Patienten mit Schnupfen, wohin jene mit einem Knochenbruch wenden? Wir informieren Sie über die wichtigsten Begriffe des Gesundheitswesens, damit Sie nicht den Überblick über die richtigen Ansprechpartner verlieren.
Krankenhäuser – der „intramurale Bereich”
Österreich ist ein Land der Krankenhäuser. Sie bilden den Kern des Gesundheitssystems. Die Krankenanstalten werden sowohl von der öffentlichen Hand als auch von privaten Trägern betrieben. In 273 Krankenhäusern gibt es etwa 51.000 Akut-Betten, Rehabilitation ist in dieser Zahl nicht enthalten. Das ist EU-weiter Rekord. Die gute Versorgung mit Krankenhausbetten in Österreich ist ein Grund, warum Patienten häufig stationär aufgenommen werden. Im internationalen Vergleich liegen Patienten in Österreich häufiger im Krankenhaus als anderswo. 33 Tage im Krankenhaus kommen statistisch auf 100 Österreicher. Auch die Verweildauer ist überdurchschnittlich lang: Wir liegen besonders häufig und mit durchschnittlich 6,6 Tagen besonders lange im Krankenhaus.
Welche Arten von Krankenhäusern gibt es?
Es gibt drei Formen von Krankenhäusern:
- Standardkrankenanstalten
- Schwerpunktkrankenanstalten
- Zentralkrankenanstalten
Anders als in anderen EU-Ländern gibt es in Österreich keine zwingende Kompetenz-Verteilung: jedes Krankenhaus kann – theoretisch und rechtlich betrachtet – jede Erkrankung behandeln und alle Behandlungen und Therapien durchführen. Allerdings sind nicht alle Krankenhäuser mit allen medizinischen Abteilungen ausgestattet. Standardkrankenhäuser gewährleisten eine Basis-Gesundheitsversorgung in der Nähe des Wohnortes, was vor allem im ländlichen Bereich Vorteile bringt. Sie haben meist eine Abteilung für Innere Medizin und für Chirurgie und sind nicht ausgestattet, alle Erkrankungen zu behandeln.
Zusätzlich gibt es Schwerpunktkrankenhäuser, in denen vorrangig bestimmte Behandlungen durchgeführt werden. In diesen Häusern gibt es die jeweiligen Fachrichtungen wie Urologie und Augenheilkunde. Die Hausärzte als Erstversorger weisen ihre Patienten dem richtigen Krankenhaus zu. Diese Spezialisierung ist der Grund, warum die Nachsorge und Wundversorgung manchmal an einem anderen Ort stattfindet als die Operation.
Behandlung in Zentren
Obwohl jede Behandlung – zum Beispiel Operationen – in jedem Krankenhaus, das dafür ausgestattet ist, durchgeführt werden könnte, gibt es spezialisierte Zentren. Je mehr Erfahrung eine Abteilung bei der Durchführung einer Behandlung hat, desto besser für die Qualität und Sicherheit. So werden beispielsweise Krebserkrankungen vorrangig in Zentren behandelt, die für Diagnose und Therapie optimal ausgestattet sind und wo verschiedene Fachrichtungen interdisziplinär zusammenarbeiten. Stehen bestimmte Diagnoseschritte oder eine Operation an, sollten Patienten ihren Erstversorger fragen, ob es für diese Erkrankung ein spezialisiertes Zentrum gibt.
Ambulanz
In Österreich gibt es 900 Spitalsambulanzen. Die Aufgabe der Ambulanzen ist es, Notfälle und schwere Erkrankungen zu behandeln. Ziel ist die Versorgung von Patienten, die nicht stationär aufgenommen werden. Sie verlassen das Krankenhaus nach der Behandlung. Weniger schwerwiegende Krankheiten und Vorsorgeuntersuchungen sollten im niedergelassenen Bereich, also beim Hausarzt oder Facharzt durchgeführt werden. Patienten sollten eine Ambulanz nur auf Überweisung vom Hausarzt oder im Notfall aufsuchen. Österreichische Spitalsbetreiber klagen häufig darüber, dass die Erstversorgung von Patienten, die eigentlich kein Krankenhaus bräuchten, viele Ressourcen in den Ambulanzen bindet und es zu langen Wartezeiten kommt.
Universitätsklinik
Die wenigsten Krankenhäuser bieten die ganze Palette an medizinischen Leistungen an. Alle Erkrankungen auf dem neuesten Stand der Wissenschaft zu behandeln ist die Aufgabe der Unikliniken, wie zum Beispiel des AKH Wien oder des LKH Graz. Diese Einrichtungen nennt man auch „Zentralkrankenhäuser”. Zusätzlich zur Gesundheitsversorgung dienen sie der Ärzteausbildung. Derzeit befinden sich in Österreich knapp 9.000 Ärzte in Ausbildung.
Niedergelassene Ärzte – der „extramurale Bereich”
Die alltägliche Gesundheitsversorgung übernehmen die rund 20.000 niedergelassenen Ärzte. Die Versorgung ist regional unterschiedlich, wodurch es in manchen Bereichen zu längeren Wegen oder vollen Wartezimmern kommt. Die Erstversorgung übernimmt prinzipiell der Hausarzt. Patienten in Österreich können den Arzt frei wählen. Allerdings müssen sie sich für einen Facharzt pro Quartal entscheiden, was in Zusammenhang mit der Verrechnung der Leistung durch die Sozialversicherung steht. Der Hausarzt ist Ansprechpartner für Vorsorge und Überweisungen zu Fachärzten und Ambulanzen.
Wahl- und Privatärzte
Nicht alle Ärzte haben einen Kassenvertrag. Beim Arzt „ohne Kasse” bezahlen Patienten ein Honorar, das sie erst aus eigener Tasche auslegen müssen. In manchen Fällen wird ein Teil von der Krankenkasse rückerstattet.
Primärversorgung
Seit 2014 bemüht sich die Politik um den Aufbau von sogenannten Primärversorgungszentren. Gemeint ist damit eine Art Gruppenpraxis, in der mehrere Berufsgruppen – Allgemeinmediziner, Fachärzte, Pflegepersonal – zusammenarbeiten. Das soll Warte- und Wegzeiten verkürzen und dazu beitragen, die Ambulanzen zu entlasten.
Ärztefunkdienst
Außerhalb der Ordinationszeiten, also nachts und am Wochenende, steht der Ärztefunkdienst unter der Telefonnummer 141 bereit. Der Funkdienst ist ein Ersatz für den Hausarzt. Patienten können ihn in all jenen Fällen rufen, in denen sie tagsüber ihren Hausarzt aufsuchen würden.
Rehabilitation
Knapp 9.000 Betten gibt es in österreichischen Rehabilitations-Einrichtungen. Sie dienen der „Wiederherstellung” nach einer Operation oder bei chronisch Kranken. Vorbeugung von Erkrankungen, etwa durch eine Kur, fällt nicht unter den Begriff „Reha”.
Autoren:
Mag. (FH) Axel Beer
Redaktionelle Bearbeitung:
Elisabeth Mondl
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