Die Falschen sorgen vor

Viele Österreicher gehen zur Vorsorgeuntersuchung. Weniger gut ist die Verteilung: einige Gruppen gehen nicht zur Untersuchung.
Der Name "Gesundenuntersuchung" bringt es auf den Punkt: Vorsorgen, so lange man gesund ist, sodass eine Erkrankung gar nicht erst ausbrechen kann. In Österreich ist die Vorsorgeuntersuchung einmal pro Jahr für alle Versicherten gratis. Das Institut für Sozialmedizin der Meduni Wien hat nun erhoben, wie die Österreicherinnen und Österreicher das Angebot annehmen. Die Ergebnisse enthalten eine gute und eine schlechte Nachricht.
Gute Vorsorgerate
Summa summarum haben die Österreicher verstanden, dass sich Vorsorge auszahlt: 42 Prozent der Österreicher sind innerhalb der letzten drei Jahre zur Vorsorgeuntersuchung gegangen.Erstaunlich: beide Geschlechter sorgen zu gleichen Anteilen vor. Die Zahlen für Männer und Frauen unterscheiden sich um nur 0,2 Prozentpunkte. So weit die gute Nachricht.
Wirft man allerdings einen Blick unter die Oberfläche, werden die Unterschiede sichtbar. Je höher das Einkommen und der Bildungsgrad, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass jemand die Vorsorgeuntersuchung in Anspruch nimmt. Das sind Gruppen, die sich - statistisch betrachtet - ohnehin besserer Gesundheit erfreuen, als einkommensschwächere oder bildungsferne Schichten.
Alte, Gesunde und Gebildete sorgen vor
Darüber hinaus spielen Alter und chronische Erkrankung eine Rolle. Patienten um die 60 und solche, die wegen einer chronischen Erkrankung in Behandlung sind, werden besonders engmaschig medizinische betreut. Sie sorgen auch am meisten vor. Ebenfalls erstaunlich: Menschen, die vorsorgen, schätzen ihre Gesundheit als gut ein, jene die sich weniger gesund fühlen, gehen nicht so häufig zur Untersuchung.
Junge Männer, besonders mit geringem Einkommen gehen am wenigsten zur Vorsorgeuntersuchung. Aus der Gruppe der jungen Männer mit Migrationshintergrund, die an der Studie teilgenommen haben, hat sich kein einziger untersuchen lassen.
Barrieren durchbrechen
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass soziodemografische Barrieren durchbrochen werden müssen, bessere - auch mehrsprachige - Information ist nötig. Mit anderen Worten: zur Vorsorge gehen vor allem Menschen, die sich gesund fühlen oder bereits chronisch krank sind. Jene Gruppen, deren Gesundheit am meisten von der Gesundenuntersuchung profitieren würde, nehmen das Angebot zu wenig an.
Autoren:
Mag. (FH) Axel Beer
Redaktionelle Bearbeitung:
Philip Pfleger
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