Affäre um Patientendaten weitet sich aus

Die Affäre um die Weitergabe von Patientendaten weitet sich aus: Auch Spitäler und Apotheken sollen Informationen verkauft haben.
Die Ärztekammer (ÄK) spricht von einer "riesigen Dimension der Affäre". Jedes zweite Krankenhaus und jede fünfte Apotheke hat nach neuestem Erkenntnisstand gegen Bezahlung Verschreibungsdaten an das Marktforschungsunternehmen IMS Health übermittelt. Nach Informationen der Tageszeitung "Die Presse" sind auch die zuerst zirkulierten Zahlen zu betroffenen niedergelassenen Ärzten unrichtig. Ein IT-Dienstleistungsunternehmen, das Software für die Datenverarbeitung geliefert hat, schreibt in einem Verkaufsdokument: "Das Institut bezieht Daten von 800 niedergelassenen Ärzten, über 200 Apotheken, 120 Krankenhäusern und nahezu allen Pharmagroßhändlern."
Datensperre im AKH
Obgleich noch nicht bekannt ist, welche Ärzte, Apotheken und Spitäler ihre Verschreibungsdaten verkauft haben, sickern erste Details an die Öffentlichkeit. So gibt die Spitals-Betreibergesellschaft "Vinzenz Gruppe" in einer Aussendung zu, Daten zum Arzneimittelverbrauch verkauft zu haben. Eine Weitergabe von Patientendaten sei aber nicht erfolgt, beteuert man. Beim Wiener Krankenanstaltenverbund, zu dem auch das AKH gehört, gibt es eine Anordnung der Generaldirektion, gar keine Daten herauszugeben, wie ein Sprecher mitteilte.
Konsequenzen
Die ÄK kündigt an, alle Ärzte, die in einem einschlägigen Vertragsverhältnis zum Marktforscher IMS Health oder dem IT-Dienstleister Compu Group gestanden haben, beim Disziplinaranwalt beziehungsweise dem Ethikrat anzeigen zu wollen. Auch für Spitalsmanager fordert Harald Mayer, Präsidiumsmitglied der Ärztekammer, Konsequenzen, so sie personenbezogene Daten weitergegeben hätten. Mayer fordert zudem eine Aufklärung über die politische Verantwortlichkeit.
IMS Health beteuert in einer Aussendung stets richtig gehandelt zu haben. Man begrüße eine Prüfung der Datenschutzkommission und und werde mit den Prüfern in Vollem Umfang zusammen arbeiten.
Autoren:
Mag. (FH) Axel Beer
Weitere Artikel zum Thema
Männer mittleren Alters: Viel Alkohol schadet Gedächtnis
Hoher Alkoholkonsum beeinträchtigt bei Männern mittleren Alters die Gedächtnisleistung, berichten britische und US-Forscher.
Wie funktioniert unser Sozialversicherungssystem?
Österreicher sind gut versichert: Für Unfall, Krankheit, Arbeitslosigkeit und Pension ist die Sozialversicherung da.
Bildschirmarbeit: Belastung für die Augen
Tagtäglich verbringen wir Stunden vor Bildschirmen – das hat mitunter Folgen für unsere Augen.