Rauchstopp: Erfolg von Enzym abhängig

Ob und wie ein Raucher es schafft, aufzuhören, soll einer Studie zufolge von einem Enzym abhängen. Mit dieser Erkenntnis soll nun die medizinische Unterstützung beim Rauchstopp revolutioniert werden.
Neue Erkenntnis in der Raucherforschung: Der Erfolg beim Rauchstopp soll mitunter von der Aktivität eines Leberenzyms abhängen, das den Nikotinabbau steuert. Laut dem Forscherteam um Caryn Lermann von der University of Pennsylvania in Philadelphia bestimmt die Aktivität des Leberenzyms CYP2A6, wie schnell das Nikotin im Körper abgebaut wird. "Bis zu 65 Prozent der Raucher, die aufhören, haben in der ersten Woche einen Rückfall", so Lerman. Bei Menschen mit normaler Abbaurate – etwa 60 Prozent – fällt der Nikotinwert im Blut schnell ab, das Verlangen kehrt dadurch schnell wieder. Diese Bevölkerungsgruppe rauche deshalb oft mehr Zigaretten, habe stärkere Entzugserscheinungen und sei in dieser Konsequenz auch stärker rückfallgefährdet. Menschen mit einem langsameren Nikotinabbau hingegen behalten den Stoff länger im Blut und haben dadurch weniger häufiges und weniger starkes körperliches Verlangen.
Typgerechte Unterstützung beim Rauchstopp
Für die Studie untersuchten die Mediziner der University of Pennsylvania knapp 1250 abstinenzwillige Raucher in den USA und Kanada auf die Nikotin-Abbaurate (NMR). Dazu teilten sie die Teilnehmer per Zufallsprinzip in drei Gruppen ein: Die erste Gruppe erhielt über elf Wochen hinweg ein Nikotinpflaster und eine Placebopille, die zweite Gruppe das Medikament Vareniclin und ein Placebopflaster, die letzte Gruppe ein Scheinpflaster und eine Scheintablette. Alle Teilnehmer wurden insgesamt zwölf Monate lang beobachtet.
Studienteilnehmer mit normalem Stoffwechsel, die das Medikament erhalten hatten, hatten nach elf Wochen die höchste Erfolgsquote – doppelt so hoch wie jene der Pflaster-Trägern. Nach einem halben Jahr war die Medikamentengruppe nach wie vor am erfolgreichsten: Die Placebos führten bei zehn Prozent der Menschen mit normalem Stoffwechsel zur Abstinenz, die Pflaster zu 13 Prozent und die Medikamente zu 16 Prozent.
Bei den Menschen mit langsamem Nikotinstoffwechsel hingegen brachte das Pflaster den größten Erfolg: Nach zwölf Monaten waren 19 Prozent weiterhin abstinent, bei Placebo und Tablette nur 13 und 14 Prozent. Mit dieser Erkenntnis soll nun die medizinische Unterstützung beim Rauchstopp je nach Typ angepasst werden. Um den Typ bestimmen zu können, soll nun ein kostengünstiger Schnelltest eingeführt werden, den auch die Forscher für ihre Studie angewandt haben.
Autoren:
Katrin Derler, BA
Redaktionelle Bearbeitung:
Philip Pfleger
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