Mein Stress, dein Stress: unser Stress!

Stress steckt an: Wer Menschen in Stresssituationen beobachtet, reagiert auch selbst darauf. Besonders, wenn die Person im Naheverhältnis steht.
Haben Sie je in einem Meeting gegähnt, sich bei einer Familienfeier am Arm gekratzt und das Resultat beobachtet? Nein? Dann versuchen Sie es doch einmal! Das faszinierende Resultat ist, dass physiologische Vorgänge gewissermaßen "ansteckend" sind. Damit ist keine Übertragung im Sinne einer Infektion gemeint, sondern Empathie - das Talent zu fühlen, wie sich andere fühlen. Eine aktuelle Studie aus Deutschland hat nun am Beispiel von Stressreaktionen erforscht, welche Faktoren für diese Empathie eine Rolle spielen.
Indirekter Stress
Studienleiterin Veronika Engert hat Testpersonen in eine Stresssituation versetzt. Die Probanden wurden mit Rechenaufgaben oder fingierten Vorstellungsgesprächen unter Druck gesetzt. Der Kunstgriff beim Versuchsaufbau: die Testpersonen glaubten, ihre Leistung würde gemessen. Ein zusätzlicher Stressfaktor.
Nicht nur die direkt gestressten Personen zeigten einen Anstieg des Hormons Kortisol, sondern auch Testpersonen, die die Stresssituation nur beobachteten. "Dass wir diesen empathischen Stress in Form einer bedeutsamen Hormonausschüttung wirklich messen konnten, war schon erstaunlich", sagt Engert.
Besonders deutlich zeigt sich die empathische Stressübertragung, wenn zwei Personen einander nahe stehen. Eine emotionale Verbindung ist aber nicht Voraussetzung. Auch bei Wildfremden lässt sich der Effekt noch messen - wenn auch deutlich schwächer.
Geschlechterunterschiede traten mit einer Ausnahme nicht auf, einzig: Während Männer und Frauen die gleiche Empathie zeigen, schätzten sich Männer im Fragebogen als weniger empathisch ein.
Autoren:
Mag. (FH) Axel Beer
Redaktionelle Bearbeitung:
Philip Pfleger
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