Insektengift-Allergie: Stiche gegen tödliche Stiche

280.000 Österreicher haben eine Allergie gegen Insektengift. Experten raten zu einer Impftherapie - droht heuer doch ein starkes Wespen-Jahr.
"Für Menschen, die auf Bienen- oder Wespengift allergisch reagieren, stellt schon ein einziger Stich eine große Gefahr dar, die jedes Jahr für einige Allergiker tödlich endet!", warnt Assoz.-Prof. Dr. Gunter Sturm vom Allergiezentrum Reumannplatz in Wien und Leiter der Arbeitsgruppe Allergologie der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie.
Aufgrund des milden Winters erwarten Experten heuer ein besonders starkes Wespen-Jahr. Ein Bienen- oder Wespenstich ist schmerzhaft - für die rund 280.000 Menschen, die hierzulande an Allergien gegen Insektengift leiden, kann er tödlich enden.
Hunderte Menschen müssen jedes Jahr in den Sommermonaten wegen einer so genannten Insektengiftanaphylaxie betreut werden. Zwischen fünf und zehn Personen sterben pro Jahr an den allergischen Folgen eines Insektenstichs.
++ Mehr dazu: Bienen- und Insektenstiche ++
Wann ist ein Stich gefährlich?
Schmerzhafte Schwellungen nach einem Wespenstich seien völlig normale körperliche Reaktionen, so Sturm, ebenso wie Quaddeln und Juckreiz. "Treten allerdings Beschwerden ohne Zusammenhang mit der Einstichstelle auf, ist das Zeichen einer möglicherweise gefährlichen Situation. Innerhalb von Minuten bis zu einer halben Stunde nach dem Stich sind Reaktionen wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Ausschlag, Schweißausbrüche, Schwäche- und Schwindelgefühl, Schluckbeschwerden oder Atemnot ein deutliches Zeichen einer Insektengift-Allergie."
++ Mehr dazu: Erste Hilfe bei Insektenstichen ++
Notfallset muss immer dabei sein
Betroffenen rät Sturm, stets einen Autoinjektor mit Adrenalin mitzuführen. Das Adrenalin verzögert die allergische Reaktion. Sturm: "Im Frühling, Sommer und Herbst sollte das Notfallset immer griffbereit sein."
++ Mehr Information: Anaphylaktischer Schock ++
Immuntherapie gegen Insektengift
Als langfristige Maßnahme empfiehlt der Allergologe eine Immuntherapie. Genau wie bei anderen Allergieauslösern kann man sich auch gegen Insektengift "impfen" lassen, respektive seinen Körper an das Gift gewöhnen.
Die Immuntherapie sei höchst effektiv, sagt Sturm: "Die Erfolgsrate bei Wespengiftallergikern liegt bei 95% - kaum eine andere medizinische Therapie ist so erfolgreich. Wir raten daher all unseren Patienten, sich mit der Immuntherapie zu schützen."
"Für die Aufimpfung stehen verschiedene Protokolle zur Verfügung. Konventionelle Therapieprotokolle können ambulant durchgeführt werden. Dies nimmt jedoch etwas mehr Zeit in Anspruch. Schnellere Schemata erfolgen tagesklinisch oder stationär. In der Regel ist dafür ein kurzer Krankenhausaufenthalt notwendig. Allerdings ist ein sicherer Schutz bereits innerhalb kurzer Zeit erreicht – deshalb kann auch jetzt noch mit der Therapie begonnen werden", erklärt Sturm.
Danach ist Geduld gefragt: Die so genannte "Erhaltungsdosis" muss alle vier bis sechs Wochen vom Arzt verabreicht werden - und das über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren.
Autoren:
Philip Pfleger
Redaktionelle Bearbeitung:
Helga Quirgst, MSc
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