Meta-Analyse: Rotes Fleisch löst keinen Darmkrebs aus

Eine Untersuchung hat ergeben, dass der Verzehr von rotem Fleisch keine Rolle bei der Entstehung von Darmkrebs spielen soll.
Der häufige Konsum von rotem Fleisch soll die Entstehung von Darmkrebs begünstigen – dessen war man sich aufgrund zahlreicher Studien schon fast sicher. Ernährungswissenschaftler werteten nun 27 unabhängigen Studien aus Amerika, Asien, Europa und Australien (1994 bis 2013) aus und kamen zu einem überraschenden Ergebnis.
Laut der Untersuchung soll der Fleischkonsum bei der Entstehung von Dickdarmkrebs - wenn überhaupt - nur eine äußerst unbedeutende Rolle spielen. Jene Meta-Analyse im "Journal of the American College of Nutrition" zeigt, dass auch kein klarer Zusammenhang zwischen der konsumierten Menge (Dosis-Wirkung-Beziehung) und Darmkrebs erkennbar ist.
"Grundsatzproblem in der Ernährungswissenschaft"
Wie das sein kann? Die Ernährungswissenschaften, so die Studienleiter, hätten ein Grundsatzproblem: Es sei nicht möglich, die Wirkung einzelner Nahrungsfaktoren isoliert von der Gesamternährung und weiteren Lebensstilfaktoren zu analysieren. Unter anderem deshalb seien solche Ernährungsbeobachtungen anfällig für Verzerrungen.
"Da in der Ernährungswissenschaft keine Studien durchgeführt werden können, die Kausalitäten, also Ursache-Wirkung-Beziehungen, liefern, gelten prospektive Kohortenstudien notgedrungen als Goldstandard", erklärt der Ernährungswissenschafter Uwe Knop auf derStandard.at. "Diese Beobachtungsstudien können jedoch nur statistische Zusammenhänge (Korrelationen) liefern, die maximal Vermutungen und Hypothesen erlauben – aber auch nur dann, wenn die Daten richtig gut sind."
Keine optimale Forschungsmethode vorhanden
Um eine Kausalhypothese formulieren zu können, müssen starke Korrelationen vorliegen, klare Dosis-Wirkung-Beziehungen erkennbar sein und die Ergebnisse einzelner Studien einheitlich sein.
Die aktuelle Meta-Analyse zeigte jedoch, dass die Korrelationen der untersuchten Studien schwach und eine Dosis-Wirkung-Beziehung nicht zu erkennen war. Die Ergebnisse der Studien seien zudem uneinheitlich gewesen.
Das Problem der Beweisbarkeit von ernährungswissenschaftlichen Forschungsergebnissen ist nicht neu: Aufgrund der Schwächen vieler Ernährungsstudien riefen Wissenschaftler bereits 2014 zu größerer Vorsicht bei Ernährungsempfehlungen auf, da diese oft auf Beobachtungsstudien basieren und nicht klinisch getestet wurden.
Autoren:
Katrin Derler, BA
Redaktionelle Bearbeitung:
Philip Pfleger
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