Vollmond-Mythen im Fakten-Check

Viele Menschen sind überzeugt: Der Vollmond hat Einfluss auf uns. Wir haben die gängigsten Mythen auf ihre Fakten überprüft.
In der Esoterik wird dem Vollmond ja Allerhand zugeschrieben: Er soll etwa frisch abgefülltes Wasser gesünder und gefälltes Holz stabiler machen. Auch beim Haareschneiden und Pflanzengießen sollen die Mondphasen berücksichtigt werden.
Während die meisten solche Märchen eher belächeln, gibt es dennoch Alltagsweisheiten zum Mond, die von der breiten Masse als Tatsache angenommen werden. Wir haben uns die gängigsten Mythen angesehen und auf Fakten überprüft.
Mythos 1: Bei Vollmond schläft man schlechter
Erst 2013 machten Schweizer Forscher mit einer Studie auf sich aufmerksam: Sie haben behauptet, einen wissenschaftlichen Beleg zu haben, dass der Vollmond unseren Schlaf stört.
Zu ihrem Leidwesen wurde schnell klar, dass ihre Untersuchung starke Lücken aufweist: Die Anzahl der untersuchten Vollmondnächte war sehr gering, die Untersuchungsdauer der einzelnen Patienten nur wenige Tage lang. Ausschlaggebende Faktoren wie der persönliche Glauben an etwaige Auswirkungen durch den Mond wurden nicht berücksichtigt.
Abgesehen davon haben Wissenschafter in zahlreichen anderen Studien bisher keinen Zusammenhang messen können. Wer dennoch überzeugt ist, bei Vollmond schlechter zu schlafen, sollte zu seinem eigenen Wohl seinen Glauben überdenken, denn: Wer überzeugt ist, dass er heute kaum schlafen können wird, schläft wahrscheinlich wirklich schlechter.
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Mythos 2: Bei Vollmond passieren mehr Unfälle
Eine weitere Alltagsweisheit: Zu Vollmond sind die Menschen zerstreuter und gereizter – daher passieren auch mehr Unfälle. Auch Menschen, die in Spitälern tätig sind, sind häufig davon überzeugt – aus der eigener Erfahrung heraus, dass immer zu Vollmond in der Notaufnahme die Hölle los sei.
Jean-Luc Margot, Astronomie-Professor an der University of California, hat sich deshalb die Anzahl der Neuaufnahmen in Spitälern angesehen und festgestellt: Im Durchschnitt werden an Vollmondtagen und –nächten nicht mehr Menschen ins Krankenhaus eingeliefert, als sonst.
Mythos 3: Bei Vollmond kommen mehr Babys auf die Welt
Setzen bei Vollmond wirklich häufiger die Wehen bei Hochschwangeren ein? Auch diese Behauptung hat Margot in seiner Studie überprüft – und entkräftet. Wie viele andere Studien zuvor konnte auch er keinen Anstieg der Geburtenzahl dokumentieren.
Wieso halten sich diese Mythen so hartnäckig?
Aber wie ist es möglich, dass so viele Menschen von den negativen Auswirkungen des Vollmonds überzeugt sind, wenn es offenbar nicht stimmt?
Verantwortlich dafür ist unsere Psyche: Unser Gehirn neigt dazu, Informationen so auszusuchen und zu interpretieren, dass diese die eigenen Erwartungen erfüllen. Informationen, die nicht unserer Erwartungshaltung entsprechen, werden unbewusst ignoriert oder schnell wieder vergessen.
Bestätigung wird gespeichert, Widerspruch ignoriert
Anhand eines Beispiels erklärt: Schon als kleines Kind habe ich gelernt, dass wir bei Vollmond schlechter schlafen. Habe ich schlecht geschlafen und finde heraus, dass gerade Vollmond ist, sehe ich mich in meiner Annahme bestätigt, der Vollmond hätte tatsächlich etwas mit meinem Schlafverhalten zu tun. Schlafe ich gut trotz Vollmond, wird die Information ignoriert oder als unwichtig abgetan und gleich wieder vergessen.
Dieses Phänomen ist wissenschaftlich belegt und wird in der Kognitionspsychologie "Bestätigungsfehler" (engl. "conformation bias") genannt.
Autoren:
Katrin Derler, BA
Redaktionelle Bearbeitung:
Elisabeth Mondl
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