Studie: Traumata sind erblich

Traumata können an die nächste Generation vererbt werden, wie Forscher aus Großbritannien und der Schweiz herausfanden.
Menschen, die ein traumatisches Erlebnis hinter sich haben, werden immer wieder davon eingeholt. Albträume, Schlafstörungen und Angstzustände sind typische Symptome der Posttraumatischen Belastungsstörung.
Doch das Trauma betrifft nicht nur die unmittelbar Traumatisierten selbst. Psychologen wissen schon längst, dass die Störungen, die mit einem Trauma einher gehen, auf eine gewisse Weise "erblich" sind, sich auf die nächste Generation auswirken.
Abgesehen von sozialen Faktoren, die bestimmt eine Rolle spielen, wenn Kinder bei traumatisierten Eltern aufwachsen, haben Genetiker aus Großbritannien und der Schweiz einen biologischen Mechanismus identifiziert, der bei der Trauma-Vererbung eine Rolle spielt.
"Wir konnten erstmals beweisen, dass traumatische Erfahrungen den Stoffwechsel beeinträchtigen und diese Veränderungen erblich sind", sagt Studienleiterin Isabelle Mansuy von der ETH Zürich.
Epigenetik
Denn Gene sind nicht die einzigen Träger von biologischem Erbgut. Die etwa 30.000 Gene, die in menschlichen Zellen enthalten sind, reichen gar nicht aus, um einen Menschen in all seiner Komplexität abzubilden. Zusätzlich zu den Buchstaben der Gene, wird Information über diese Gene und wie sie abzulesen sind, weitergegeben. Wissenschaftler sprechen von "Epigenetik", wenn sie diesen Vorgang meinen.
microRNA
In diesem Prozess spielen Ribonukleinsäuren (RNAs) eine große Rolle. Seit den 90er-Jahren kommt ihnen viel Aufmerksamkeit seitens der Forschung zu. Im Mittelpunkt des Interesses stehen nun microRNAs, das sind kleine Moleküle aus ungefähr 20 Basen, die keine Information enthalten, sondern funktionelle Aufgaben haben. So können sich microRNAs an kodierende Nukleinsäuren binden und so die Herstellung eines Eiweißmoleküls aus einem Gen verhindern. Genetiker sprechen vom "silencing".
Erbliche Veränderungen
Diesen Effekt konnten die Forscher bei der Vererbung von Traumafolgen nachweisen. Mäuse wurden in einem Versuch Stress ausgesetzt. Daraufhin, so viel ist schon länger bekannt, verändert sich der Stoffwechsel der Tiere, der Insulinspiegel steigt, das Verhalten verändert sich.
Darüber hinaus gelang es im aktuellen Versuch zu zeigen, dass sich die Konzentrationen von microRNAs in Blut, Gehirn und Spermien der Mäuse ändern.
Obwohl an der DNA keine Veränderungen passieren, wurde der gestörte Stoffwechsel der Stress-Mäuse an die nächste Generation weitergegeben. Bei einer Kontrollgruppe - also Mäuse, die keinem Stress ausgesetzt wurden -, war der Stoffwechsel der Tochtergeneration normal.
Traumata erblich
"Mit dem Ungleichgewicht der microRNAs in Spermien haben wir einen Informationsträger entdeckt, über den Traumata vererbt werden könnten", erklärt Mansuy.
Durch die Veränderung der Keimzellen wird die Veränderung in der Genexpression an die nächste Generation weitergegeben. Das nächste Ziel, das sich die Forscher stecken, ist es, diesen Effekt beim Menschen zu beschreiben.
Autoren:
Mag. (FH) Axel Beer
Redaktionelle Bearbeitung:
Philip Pfleger
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