
Wie gefährlich ist ein Röntgen in der Schwangerschaft?

Frage: Ich würde gerne wissen, wie sich Röntgenstrahlen auf die Entwicklung meines ungeborenen Kindes auswirken. Wird bei einem (Lungen-)Röntgen der Embryo geschädigt? Gibt es Zahlen dazu?
Kurzfassung:
- Grundsätzlich sollte man Röntgenuntersuchungen in der Schwangerschaft vermeiden.
- Im Einzelfall sollte immer Nutzen und Risiko des behandelnden Arztes abgewägt und – wenn möglich – Alternativen wie Ultraschall oder MRT angewendet werden.
- Ob eine Schädigung durch Strahlen eintritt, ist abhängig vom genauen Alter der Frucht und von der Strahlenintensität pro Zeiteinheit.
- Wirkt eine Strahlendosis von 0.03 Gy (30 mGy) auf die Frucht ein, so beginnt die Strahlenschädigung.
Antwort: Röntgenuntersuchungen sollte man in der Schwangerschaft vermeiden, allerdings führt nicht jede Untersuchung zu einer Schädigung des Embryos.
Schäden abhängig von Strahlendosis
Beim Röntgenbild der Lunge wirkt eine Strahlendosis von 0,08 mSv (Milli-Sievert) oder mGy (Milli-Gray) auf den Embryo ein. Im Vergleich dazu sind wir alle durch kosmische Strahlungen oder durch die Strahlung der radioaktiven Zerfallsprodukte einer Dosis von 3,5 mSv pro Jahr ausgesetzt. Röntgenstrahlen im medizinischen Bereich – selbst wenn man gezielt das kleine Becken röntgt – erreichen nicht die Belastungen, die einen Embryo schädigen.
+++ Mehr zum Thema: Röntgenuntersuchung +++
Anders wäre dies bei einer Durchleuchtung (die kontinuierliche Betrachtung von Vorgängen im menschlichen Körper mittels Röntgenstrahlen). In diesem Fall müsste bei nachträglich festgestellter Schwangerschaft eine Simulation der Untersuchung durchgeführt werden, um die Wirkdosis auf das Kind abzuschätzen.
+++ Mehr zum Thema: Was darf ich in der Schwangerschaft? +++
Wie wird die Strahlenbelastung gemessen?
- Ob eine Schädigung durch Strahlen eintritt, ist abhängig vom genauen Alter der Frucht und von der Strahlenintensität pro Zeiteinheit.
- Gemessen wird die Energiedosis, das ist die im Gewebe aufgenommene Strahlungsenergie bezogen auf die Masse des Gewebes.
- Die Einheit dafür ist Gray (Gy). mSv, also Milli-Sievert, ist die Einheit für die Äquivalentdosis, da fließt ein strahlungsspezifischer Wichtungsfaktor ein.
- Bei Röntgenstrahlen beträgt dieser 1, also sind in dem Fall des Lungenröntgens die Angaben von 0.08 mSv gleich 0.08 mGy.
Ab welchen Werten kommt es zu Strahlenschäden?
Wirkt eine Dosis von 0.03 Gy, das sind 30 mGy, auf die Frucht ein, so beginnt die Strahlenschädigung. Mit schweren Veränderungen ist bei 0.05 Gy zu rechnen und ab 0.1 Gy sollte man auch einen Abbruch der Schwangerschaft erwägen.
+++ Mehr zum Thema: Schwangerschaftsabbruch +++
Auswirkung der Strahlenbelastung
Findet eine übermäßige Belastung in der Zeit der Einnistung statt, so wirkt das Prinzip "alles oder nichts". Entweder es kommt zu einer Einnistung der Eizelle oder nicht. In der ersten Zeit der Organreifung kann es zu Missbildungen kommen, vor allem zu Fehlentwicklungen oder Unterentwicklungen einzelner Strukturen.
In der späteren Zeit nimmt die Fehlbildungswahrscheinlichkeit ab, es werden eher Wachstumsstörungen einzelner Organe festgestellt. Auch besteht die Möglichkeit, dass auf Grund der Strahlen Jahre später beim Kind Krebs entsteht.
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Rubriken:
Autoren:
Britta Bürger
Medizinisches Review:
Dr. med. Alexander Just
Redaktionelle Bearbeitung:
Dr.med. Kerstin Lehermayr, Tanja Unterberger, Bakk. phil.
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