Sex in der Schwangerschaft

Von , Biologin
Dr. Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

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Keine Frau muss auf Sex in der Schwangerschaft verzichten, wenn letztere normal verläuft. Allerdings nimmt bei vielen Schwangeren durch die körperlichen und seelischen Veränderungen das sexuelle Verlangen ab. In einigen Fällen müssen Paare auch aus medizinischen Gründen ihr Sexualleben in der Schwangerschaft einschränken. Lesen Sie hier alles Wissenswerte zu Sex in der Schwangerschaft!

Sex in der Schwangerschaft

Sex – das Kind ist gut geschützt

Vor allem die Väter machen sich oft Sorgen, dass sie beim Sex in der Schwangerschaft dem Ungeborenen schaden könnten. Das Kind ist aber im Bauch der Mutter durch die Gebärmutter, das Fruchtwasser und die umgebenden Muskeln gut geschützt, so dass ihm Erschütterungen nicht schaden. Auch wenn der Bauch beim Orgasmus hart wird, und die Gebärmutter pulsiert, geht es dem Kind gut. Anatomisch ist es im Übrigen nicht möglich, dass der Penis des Mannes bis zum Baby durchdringt.

Mit dem Körper verändert sich auch der Sex

Schwangerschaft kann gerade in den ersten Wochen mit Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen einhergehen. Auch Müdigkeit, Stimmungsschwankungen und schmerzende Brüste schränken die sexuelle Lust der Frau meist ein. Vielen Schwangeren steht der Sinn dafür mehr nach Nähe, Kuscheln, Streicheln oder einer entspannenden Massage.

Zweites Drittel der Schwangerschaft: Sex wird lustvoller

Im zweiten Drittel der Schwangerschaft nehmen Übelkeit und Mattigkeit in der Regel ab, und es beginnt für die meisten Frauen eine lustvolle Zeit mit neuen erotischen Empfindungen. Hormone bewirken, dass der Genitalbereich stärker durchblutet wird. Vollere Brüste, empfindliche Brustwarzen und mehr Scheidensekret führen dazu, dass Schwangere in diesen Wochen leichter einen Orgasmus bekommen.

Des Weiteren kann es das Liebesleben eines Paares bereichern, sich nun keine Gedanken mehr um die Verhütung machen zu müssen.

Ausserdem sind für viele werdende Väter die neuen Rundungen und weiblichen Formen ihrer Partnerin anziehend. Das Liebesleben ist in dieser Phase der Schwangerschaft für viele Paare sehr erfüllend.

Letztes Drittel der Schwangerschaft: Sex wird oft mühsam

Gegen Ende der Schwangerschaft nehmen bei den meisten Frauen die Beschwerden wieder zu. Rückenschmerzen, Sodbrennen, ein dicker Bauch und das Austreten von Vormilch aus der Brust können die Lust auf Sex in der Schwangerschaft bremsen. Fühlen Sie sich aber wohl in Ihrem Körper und bestehen aus gynäkologischer Sicht keine Risiken, so spricht auch in fortgeschrittener Schwangerschaft nichts gegen Sex.

Oft ist jetzt allerdings der Bauch im Weg, und die gewohnten Stellungen funktionieren nicht mehr. Dann empfinden viele Frauen eine Position in Seitenlage oder im Sitzen als angenehm.

Kurz vor dem Geburtstermin hat Sex in der Schwangerschaft manchmal einen hilfreichen Nebeneffekt: Die im Sperma enthaltenen hormonähnlichen Substanzen, die sogenannten Prostaglandine, können Wehen auslösen. Ausserdem machen sie den Muttermund weicher und erleichtern dessen Öffnung. Aber kein Grund zur Sorge: Dies geht nur, wenn Ihr Körper bereit für die Geburt ist.

Hygiene ist wichtig!

Mangelnde Hygiene kann Infektionen begünstigen. Diese wiederum können vorzeitige Wehen auslösen und zu einer Frühgeburt führen. Damit sich Bakterien oder Pilze nicht ansiedeln, steht Körperhygiene beim Sex in der Schwangerschaft an oberster Stelle. Kaltes Wasser reicht für die Intimpflege aber in der Regel aus. Sie sollten es mit der Reinlichkeit aber nicht übertreiben, um das schützende Milieu der Scheide nicht zu zerstören.

Übrigens: Natürlich muss auch der Mann auf Sauberkeit und Hygiene achten.

Blutung nach Sex in der Schwangerschaft

Aufgrund der besseren Durchblutung im Genitalbereich kommt es nach dem Sex in der Schwangerschaft nicht selten zu leichten Blutungen. Diese sind nicht immer ein Grund zur Sorge. Meist handelt es sich um sogenannte Kontaktblutungen, wie sie auch nach einer vaginalen Untersuchung auftreten können. Die Blutungen im Vaginalschleim stammen vom gut durchbluteten Muttermund. Sie sind harmlos und stellen keine Gefahr für Mutter und Kind dar. Meist klingen sie auch rasch wieder ab. Bei Blutungen mit unklarer Ursache, womöglich verbunden mit Schmerzen, sollten Sie aber immer einen Arzt aufsuchen!

Wann sollten Sie auf Sex in der Schwangerschaft verzichten?

In einigen Fällen wird Ihnen Ihr Frauenarzt von Sex in der Schwangerschaft abraten, zum Beispiel wenn es sich um eine Risikoschwangerschaft handelt. Insgesamt kann in folgenden Situationen ein Verzicht auf Sex in Schwangerschaften notwendig sein:

  • frühere Fehl- oder Frühgeburten
  • vorzeitige Wehen
  • vorzeitiges Öffnen des Muttermunds (Zerklagenband)
  • Verlust von Fruchtwasser
  • Plazenta praevia (Plazentainsuffizienz)
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Blutungen
  • Infektionen

Neue Formen von Sex in der Schwangerschaft

Jede Frau empfindet anders. Einige haben von Anfang an bis kurz vor der Geburt Spass am Sex in der Schwangerschaft. Andere finden auch nach den ersten 12 Wochen keinen Gefallen daran, weil Brust und Vagina schmerzempfindlicher sind. Manche Schwangere fühlt sich zudem durch die zunehmenden Rundungen nicht mehr wohl und attraktiv oder hat das Gefühl, für den Partner nicht mehr anziehend zu sein. Es ist auch möglich, dass der werdende Vater verunsichert ist und sich sexuell eher passiv verhält.

Davon abgesehen kann – wie oben erwähnt – Sex in der Schwangerschaft aus medizinischen Gründen nicht ratsam sein.

In solchen Fällen können Sie und Ihr Partner es auch mit anderen Formen der Intimität versuchen. Sprechen Sie dabei beide offen über die eigenen Wünsche und holen Sie sich eventuell Rat bei einem Paartherapeuten, der Hebamme oder Ihrem Frauenarzt. Sex in der Schwangerschaft kann viele Seiten haben – seien Sie kreativ und suchen Sie gemeinsam mit Ihrem Partner nach einer Form von Intimität, die Sie beide geniessen können!

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Dr. Nicole Wendler
Dr.  Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

Quellen:
  • Bundesverband der Frauenärzte e.V.: www.frauenaerzte-im-netz.de (Abruf: 27.10.2019)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.familienplanung.de (Abruf: 27.10.2019)
  • Weyerstahl, T. & Stauber, M.: Duale Reihe – Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2013
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