Rauchen in der Schwangerschaft

Von , Biologin
Dr. Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

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Rauchen in der Schwangerschaft schadet dem Ungeborenen und der werdenden Mutter. Schwangere sollten daher unbedingt auf Zigaretten verzichten. Viele Frauen schaffen es sogar, in dieser Lebensphase dauerhaft mit dem Rauchen aufzuhören. Lesen Sie hier, warum Rauchen während der Schwangerschaft so gefährlich ist und wie ein Rauchstopp gelingt.

Rauchen SS

Warum ist Rauchen in der Schwangerschaft gefährlich?

Rauchen ist in jeder Lebensphase gesundheitsschädlich, denn der Rauch einer Zigarette enthält rund 4000 giftige Substanzen. Für werdende Mütter ist Qualmen aber besonders fatal: Die Giftstoffe schaden während der Schwangerschaft nicht nur der Mutter, sondern auch dem Baby. Als Schwangere sollten Sie sich deshalb Ihrer Verantwortung gegenüber Ihrem Kind bewusst sein und das Rauchen in der Schwangerschaft einstellen. Auch Passivrauch gilt es zu vermeiden.

Gefahren für Mutter und Schwangerschaft

Frauen, die in der Schwangerschaft rauchen, haben im Vergleich zu Nichtraucherinnen ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt, Herz-Kreislauf-Probleme, hohen Blutdruck und Schwangerschaftskomplikationen. Zu letzteren zählen:

Risiko für die embryonale Entwicklung...

Der noch nicht voll entwickelte Organismus der Ungeborenen reagiert auf alle schädlichen Substanzen überaus empfindlich. Rauchen in der Schwangerschaft ist daher besonders gefährlich. Im Bauch der Schwangeren raucht das Baby förmlich mit. Bei jedem Zug an der Zigarette gelangt Kohlenmonoxid in den mütterlichen Blutkreislauf und verdrängt dort den Sauerstoff. Zudem verengen sich durch das Nikotin die Gefässe, wodurch sich der Blutfluss durch die Plazenta verschlechtert. Die Versorgung des Föten mit Sauerstoff und Nährstoffen sinkt, und das Herz des Babys schlägt schneller. Entwicklungs- und Wachstumsverzögerungen sind die Folge. Noch häufiger bildet sich eine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte.

Beim Rauchen in der Schwangerschaft erreichen neben Nikotin noch andere giftige Stoffe den Embryo. Dazu gehören krebserregende Substanzen wie Nitrosamine, die das Erbgut schädigen können.

...und das spätere Leben des Kindes

In vielen Fällen kann man es gleich nach der Geburt erkennen: Im Vergleich zu Kindern von Nichtraucherinnen sind Babys, deren Mütter in der Schwangerschaft geraucht haben, bei der Geburt meist kleiner und wiegen weniger. Die Lungenfunktion ist bei diesen Neugeborenen oft eingeschränkt, und es können Wachstums- und Entwicklungsstörungen auftreten. Ausserdem erhöht Rauchen in der Schwangerschaft die Gefahr für einen plötzlichen Kindstod.

Auch im Kleinkindalter sind Raucherkinder anfälliger. Sie haben ein erhöhtes Risiko für Allergien, Asthma und Infektionskrankheiten. Vermehrt entwickeln sie schulische Probleme durch mangelnde Konzentrationsfähigkeit und Verhaltensstörungen wie ADHS. Unfruchtbarkeit beziehungsweise verminderte Fruchtbarkeit sowie Übergewicht können gesundheitliche Probleme sein, die bis ins Erwachsenenalter reichen.

Rauchen in der Schwangerschaft – wie viel ist schädlich?

Jede Zigarette schadet! Als Schwangere sollten Sie versuchen, komplett auf Zigaretten zu verzichten. Meiden Sie auch Passivrauchen, weil Sie dabei ebenfalls schädliche Substanzen aufnehmen. Die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken sind im Extremfall vergleichbar mit den Risiken, die aktives Rauchen in der Schwangerschaft birgt.

Somit ist auch der werdende Vater gefordert: Männer sollten ihre schwangere Partnerin unterstützen, indem sie in ihrer Gegenwart nicht rauchen oder – noch besser – es ganz lassen. Rauchpartikel und Schadstoffe lagern sich nämlich auf Kleidung, Tisch, Bett, Couch oder Teppich ab und können auch später noch eingeatmet werden. Sorgen Sie deshalb für eine rauchfreie Wohnung.

Als Schwangere sollten Sie Partner, Mitbewohner und Besucher bitten, in Ihrer Gegenwart nicht zu rauchen. Auch im Auto sollte Rauchen in der Schwangerschaft tabu sein.

Schluss mit dem Rauchen!

Schwangerschaft ist für Raucherinnen der Anlass, mit dem Qualmen aufzuhören. Die Erfolgsaussichten in dieser besonderen Lebenssituation sind nicht schlecht: Rund ein Drittel der schwangeren Raucherinnen beenden den Zigarettenkonsum in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten. Weltweit schaffen es rund 45 Prozent der schwangeren Frauen, rauchfrei zu werden. Umgekehrt bedeutet dies: Mehr als die Hälfte der Frauen raucht in der Schwangerschaft weiter.

Im besten Fall hören Frauen mit Kinderwunsch bereits vor der Befruchtung auf zu rauchen. In der Schwangerschaft ist es aber auch in den ersten Wochen noch nicht zu spät: Frauen, die bis zum Beginn des zweiten Schwangerschaftsdrittels das Laster beenden, haben ein genauso grosses Risiko für Schwangerschaftskomplikationen wie Nichtraucherinnen.

Rauchen in der Schwangerschaft erfolgreich beenden

Mit etwas aufzuhören, was seit langem zum Alltag gehört, ist nicht leicht. Trotz hoher Motivation brauchen einige Frauen zusätzliche Unterstützung, um mit dem Rauchen in der Schwangerschaft aufzuhören. Durch eine Verhaltenstherapie mit einer geschulten medizinischen Fachkraft oder mithilfe eines speziellen Raucherentwöhnungskurses für Schwangere schaffen es rund vier von 100 Frauen, das Rauchen in der Schwangerschaft zu beenden. Informationsmaterial über Angebote und professionelle Hilfe in Ihrer Nähe erhalten Sie von Ihrem Gynäkologen.

Die Universität Tübingen bietet eine Internet-Plattform, mit der Schwangere beim Verzicht auf Tabak und Alkohol unterstützt werden. Das vom Bundesministerium für Gesundheit zwischen 2011 und 2015 geförderte Projekt mit den Namen IRIS-I und IRIS-II  ist bis heute kostenlos und anonym. Von 2016 bis 2018 wurde IRIS III von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) gefördert. Über zwölf Wochen lang erhalten die Schwangeren via Email Hilfe, Hintergrundinformationen, Übungen und Lösungsstrategien, um sich das Rauchen in der Schwangerschaft abzugewöhnen (http://www.iris-plattform.de/).

Eine Nikotinersatztherapie mit Nikotinpflaster oder -kaugummis bietet im Vergleich zu einem Unterstützungsprogramm keine bessere Erfolgsquote, will man mit dem Rauchen in der Schwangerschaft aufhören. Noch dazu bestehen hier gesundheitliche Bedenken. Sollte es nicht anders gehen, ist aber gerade bei starken Raucherinnen (über zehn Zigaretten pro Tag) eine Nikotinersatztherapie offenbar immer noch besser als das Qualmen. Sprechen Sie aber unbedingt vorher mit Ihrem Frauenarzt.

Medikamente zur Rauchentwöhnung sind für Schwangere nicht geeignet. Alle Behandlungsmöglichkeiten zur Raucherentwöhnung sollten immer mit dem Arzt abgeklärt werden.

Sind beide zukünftigen Elternteile Raucher, so verbessert ein gemeinsamer Verzicht die Erfolgsaussichten. Greift der werdende Vater allerdings weiterhin zur Zigarette, wird auch die Schwangere öfter rückfällig. Somit tragen die Väter nicht unerheblich zur gesunden Entwicklung ihres Kindes bei.

E-Zigaretten rauchen in der Schwangerschaft?

E-Zigaretten (elektronische Zigarette) sind keine sinnvolle Alternative für Schwangere. In den E-Zigaretten verdampft anstelle von Tabak eine nikotinhaltige Flüssigkeit, das sogenannte Liquid. Dieses enthält neben Nikotin eine Reihe von Zusatzstoffen und Vernebelungsmitteln (Propylenglykol, Glyzerin, Ethanol, Aromastoffe etc.), die gesundheitsschädlich sein können und je nach Hersteller stark variieren. Ausserdem gibt es Hinweise, dass beim Verdampfen krebserregende Substanzen entstehen (Formaldehyd, Acetaldehyd, Acrolein). Wissenschaftlich istzudem nicht belegt, dass sich E-Zigaretten zur Tabakentwöhnung eignen. Schwangere sollten deshalb auch von E-Zigaretten die Finger lassen.

Rauchen in der Schwangerschaft – jeder Tag zählt!

Sie brauchen keine Angst zu haben, dass Ihr ungeborenes Kind Entzugserscheinungen erlebt, wenn Sie den Nikotinkonsum von einem Tag auf den anderen einstellen. Im Gegenteil: Mit jedem Tag ohne Rauch verringern Sie das Risiko für Gesundheitsgefahren und Komplikationen für sich und Ihr Baby. Je früher Sie also mit dem Rauchen in der Schwangerschaft aufhören, desto besser!

Greifen Sie auch nach der Geburt nicht wieder zur Zigarette: Beim Stillen nimmt Ihr Säugling die Giftstoffe der Zigarette über die Muttermilch auf. Und selbst wenn Sie nicht stillen: Allein schon das Leben in einer „Raucherwohnung“ schadet der Entwicklung und Gesundheit Ihres Kindes genauso wie das Rauchen in der Schwangerschaft!

Autoren- & Quelleninformationen

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Dr. Nicole Wendler
Dr.  Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

Quellen:
  • Breckwoldt, M. et al.: Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, 5. Auflage, 2008
  • Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): www.bfr.bund.de (Abruf: 25.10.2019)
  • Bundesverband der Frauenärzte e.V.: www.frauenaerzte-im-netz.de (Abruf: 25.10.2019)
  • Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ): Rote Reihe: Tabakprävention und Tabakkontrolle, Band 4: Dem Tabakkonsum Einhalt gebieten – Ärzte in Prävention und Therapie der Tabakabhängigkeit, 2. Auflage, 2007
  • Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG): www.gesundheitsinformation.de (Abruf: 25.10.2019)
  • Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsinformationszentrums (DKFZ): www.krebsinformationsdienst.de (Abruf: 25.10.2019)
  • Weyerstahl, T. & Stauber, M.: Duale Reihe – Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2013
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