Fliegen in der Schwangerschaft

Von , Biologin
Dr. Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

Alle NetDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Schwanger & Fliegen – geht das? Diese Frage stellen sich viele Frauen, die vor der Geburt nochmal in Ruhe Urlaub machen, entfernte Verwandte besuchen oder beruflich in ein Flugzeug steigen wollen. Die Antwort lautet: Schwanger zu fliegen ist durchaus möglich. Ein paar Dinge sollten Sie allerdings beachten, bevor Sie an Bord gehen. Lesen Sie hier alles Wichtige über Fliegen in der Schwangerschaft!

Fliegen in der Schwangerschaft

Schwanger fliegen: Welche Risiken bestehen?

Schwanger und Fliegen schliessen sich nicht grundsätzlich aus. Aber auch bei einer komplikationslose Verlauf birgt das Fliegen in der Schwangerschaft einige Risiken, die allerdings als weitestgehend gering gelten.

Höhenstrahlung

Jeder, der fliegt, setzt sich einer erhöhten Strahlenbelastung (kosmische Höhenstrahlung) aus. Je länger der Flug dauert, je grösser die Flughöhe ist und je näher die Route an den Polen vorbeiführt, desto stärker wird die Belastung. Sie entspricht bei einem Transatlantikflug in etwa der Belastung einer Röntgenaufnahme des Oberkörpers.

Diese ionisierende Strahlung kann gerade in der Frühschwangerschaft Fehlbildungen begünstigen, da sich ab der 5. Woche die Organe entwickeln. Vorsichtshalber sollten Sie in dieser sensiblen embryonalen Entwicklungszeit daher möglichst keine Langstreckenflüge planen und auch Kurzstrecken reduzieren. Fragen Sie Ihren Frauenarzt um Rat, wenn Sie beruflich viel fliegen.

Schwangerschaft und Thrombose

Durch das lange Sitzen auf Langstreckenflügen steigt die Thrombosegefahr. In der Schwangerschaft ist das Risiko für Blutgerinnsel in den Venen zusätzlich erhöht. Achten Sie deshalb während des Fluges darauf, möglichst viel zu trinken. Es empfiehlt sich auch, zwischendurch aufzustehen und sich ein wenig zu bewegen. Sie können auch für mehr Beinfreiheit sorgen, indem Sie einen entsprechend bequemen Platz im Flugzeug buchen. Leichte Übungen im Sitzen beugen ebenfalls einer Thrombose vor. Sinnvoll ist auf Langstreckenflügen auch das Tragen von Thrombosestrümpfen zur Vorbeugung von Blutgerinnseln.

Wenn Sie früher schon einmal eine Thrombose hatten, sollten Sie das mit Ihrem Arzt besprechen. Er kann Ihnen für eine dringend notwendige Flugreise einen Gerinnungshemmer verschreiben.

Sauerstoffgehalt kein Thema

Mit zunehmender Höhe sinkt der Sauerstoffgehalt der Luft. In normaler Flughöhe ist diese Sauerstoffverringerung aber noch nicht so gross – es besteht keine Gefahr für das Ungeborene.

Schwanger fliegen in den letzten Wochen?

Schwangerschaftskomplikationen hoch über den Wolken sind keine schöne Vorstellung. Wenn Sie gegen Ende der Schwangerschaft fliegen, besteht ausserdem das Risiko einer ungeplanten Geburt. Die einfachste Art, solche ungünstigen Situationen zu vermeiden, ist, in den letzten Wochen der Schwangerschaft nicht mehr in den Flieger zu steigen.

Müssen und wollen Sie dennoch in der fortgeschrittenen Schwangerschaft fliegen, sind ein paar Dinge zu beachten:

Die meisten Fluggesellschaften empfehlen Schwangeren ab der 28. Woche bzw. vier Wochen vor dem errechneten Geburtstermin, nur noch mit ärztlichem Attest an Bord zu gehen. Hochschwanger fliegen können Sie - bei vom Arzt als unkompliziert bestätigter Schwangerschaft - je nach Airline meist bis zur 36. Schwangerschaftswoche. Das ärztliche Attest und den Mutterpass sollten Sie in Ihrem Handgepäck mitführen. Bei Zwillings- oder anderen Mehrlingsschwangerschaften dürfen werdende Mütter in der Regel schon ab der 32. Woche nicht mehr an Bord. Einige Gesellschaften unterscheiden dabei aber zwischen Lang- und Kurzflügen.

Es gibt also keine einheitlichen Regelungen. Sie müssen sich bei der jeweiligen Airline über deren Beförderungsbedingungen informieren. Nicht vergessen: Auch im Ausland existieren länderabhängig unterschiedliche Gesetze und Fristen zum Fliegen in der Schwangerschaft.

Schwanger fliegen mit Attest

Ein Attest erhalten Sie von Ihrem Gynäkologen. Einige Fluggesellschaften bieten auf ihren Internetseiten Vordrucke an, die Sie Ihrem Frauenarzt vorlegen können. Das Attest darf beim Einchecken am Flughafen meist nicht älter als zwei Wochen sein. Zusätzlich sollten Sie auch Ihren Mutterpass beim Check-in vorlegen können.

Ein Attest für das Fliegen in der Schwangerschaft muss enthalten:

  • aktuelle Schwangerschaftswoche
  • voraussichtlicher Geburtstermin
  • Bestätigung über eine unkomplizierte Schwangerschaft
  • Bestätigung über die Tauglichkeit der Schwangeren zum Fliegen

Komplikationen in der Schwangerschaft: Fliegen nicht empfohlen

Kommt es im Schwangerschaftsverlauf zu Komplikationen oder handelt es sich um eine Risikoschwangerschaft, raten Gynäkologen grundsätzlich vom Fliegen in der Schwangerschaft ab. Konkret heisst das: Schwanger fliegen wird nicht empfohlen bei:

  • Herz-Kreislauf-Problemen
  • Blutarmut
  • vorzeitigen Wehen
  • Neigung zu Früh- oder Fehlgeburt
  • Placenta praevia

Fliegen in der Schwangerschaft: Tipps

Möchten Sie als Schwangere fliegen, sollten Sie unbedingt an eine Reiserücktrittsversicherung denken, auch wenn die Schwangerschaft bis zum Zeitpunkt der Buchung komplikationslos verlief. Treten beispielsweise vorzeitige Wehen auf, muss die gebuchte Reise zwar ausfallen, mit einer abgeschlossenen Rücktrittsversicherung darf die Versicherung aber keine Stornogebühren verlangen.

Wer schwanger fliegen möchte, sollte dies am besten im zweiten Drittel der Schwangerschaft tun. Denn zwischen dem vierten und sechsten Monat fühlen sich die meisten Frauen wohl: Morgenübelkeit und Müdigkeit haben nachgelassen, die kritische Phase der Organentwicklung ist ebenfalls überstanden, und der Bauch stört noch nicht. Das zweite Trimenon eignet sich daher am besten für das Fliegen in der Schwangerschaft.

Der Sicherheitsgurt Ihres Flugzeugsitzes sollte immer unter dem Bauch festgezogen werden.

Schwanger: Fliegen ist Ihr Beruf

Für schwangere Flugbegleiterinnen und Pilotinnen gelten besondere Regeln. Mit Bekanntgabe der Schwangerschaft sind schwangere Stewardessen und Pilotinnen von ihrer Arbeit in der Luft befreit. Schwangerschaft macht grundsätzlich fluguntauglich. Für schwangere Pilotinnen können aber bei komplikationslosem Verlauf und nach medizinischer Abklärung bis zur 26. Schwangerschaftswoche Ausnahmeregelungen erteilt werden. Informieren Sie sich bei Ihrem Arbeitgeber über die genauen Konditionen, wenn Sie als Pilotin oder Stewardess schwanger fliegen möchten.

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Dr. Nicole Wendler
Dr.  Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

Quellen:
  • Baltzer, J. et al.: Praxis der Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, 6. Auflage, 2006
  • Bayerisches Staatsministerium der Justiz: www.justiz.bayern.de (Abruf: 23.10.2019)
  • Breckwoldt, M. et al.: Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, 5. Auflage, 2008
  • Bundesinstitut für Risikobewertung: www.bfr.bund.de (Abruf: 23.10.2019)
  • Bundesverband der Frauenärzte e.V.: www.frauenaerzte-im-netz.de (Abruf: 23.10.2019)
  • Deutsche Lufthansa AG: http://www.lufthansa.com (Abruf: 23.10.2019)
  • TUIfly: www.tuifly.com (Abruf: 23.10.2019)
  • Vereinigung Cockpit e.V.: www.cockpit.de (Abruf: 23.10.2019)
  • Weyerstahl, T. & Stauber, M.: Duale Reihe – Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2013
Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich