Hüftschmerzen

Von , Medizinredakteurin und Biologin
Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Hüftschmerzen können in jedem Lebensalter auftreten. Besonders oft leiden ältere Menschen darunter. Grund sind meist Verschleisserscheinungen des Gelenkknorpels am Hüftgelenk (Arthrose). Aber es gibt noch viele andere mögliche Ursachen für Hüftschmerzen. Lesen Sie hier zum Beispiel, welche Krankheitsbilder Schmerzen in der Hüfte mit Ausstrahlung ins Bein verursachen, in welchen Fällen die Hüftschmerzen von einer Bewegungseinschränkung begleitet werden und wie der Arzt Hüftschmerzen abklärt und behandelt!

Illustration des Hüftgelenks

Kurzübersicht

  • Beschreibung: Schmerzen im Bereich des Hüftgelenks, meist in der Leiste oder im Bereich des Grossen Rollhügels (Knochenvorsprung oben aussen am Oberschenkel)
  • Ursachen: z.B. Arthrose (Hüftgelenksarthrose = Koxarthrose), Oberschenkelhalsbruch, "Ausrenken" (Luxation) des Hüftgelenks, Entzündungen, Wachstumsschmerzen, Beinlängendifferenz, Schleimbeutelentzündung, Arthritis, "schnappende Hüfte" etc.
  • Wann zum Arzt? Sowohl bei akuten als auch chronischen Hüftschmerzen (besonders auch im Kindes- und Jugendalter)
  • Diagnostik: Patientengespräch (Anamnese), körperliche Untersuchung (z.B. Prüfung der Beinachse und Beckenstellung, Beweglichkeit), Blutuntersuchung, bildgebende Verfahren (wie Röntgen, Computertomografie, Kernspintomografie)
  • Therapie: Je nach Ursache, z.B. Medikamente (wie Entzündungshemmer, Kortison), Wärmetherapie, Bewegungstherapie, Elektrotherapie, operative Eingriffe (wie Entfernung eines hartnäckig entzündeten Schleimbeutels oder Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks)
  • Tipps: Nach Absprache mit dem Arzt je nach Ursache der Beschwerden z.B. das Hüftgelenk entlasten, mit speziellen Übungen mobilisieren, Stützmuskulatur kräftigen

Hüftschmerzen: Beschreibung

Hüftschmerzen können das Alltagsleben der Betroffenen erheblich belasten. Das Hüftgelenk ist nämlich enorm wichtig: Es ist nach dem Kniegelenk das zweitgrösste Gelenk des menschlichen Körpers. Als Kugelgelenk besteht es aus zwei knöchernen Bestandteilen, die ineinandergreifen: der schalenförmigen Hüftgelenkpfanne (Acetabulum) und dem kugeligen Oberschenkelkopf (Caput femoris). Dieses Gelenk sitzt in der Leistengegend zwischen Beckenknochen und Oberschenkelhals – und zwar so tief, dass es sich nicht ertasten lässt.

Hüftschmerzen entstehen, wenn das Hüftgelenk seine Stossdämpferfunktion nicht mehr erfüllen kann, zum Beispiel bei Verschleiss, einer rheumatischen Erkrankung, Durchblutungsstörung oder Entzündung. Das Knorpelgewebe zwischen Kugelgelenk und Gelenkpfanne wird in der Folge immer weiter zerstört, bis die Knochen irgendwann direkt aufeinander reiben. Hüftschmerzen machen sich meist in der Leiste oder im Bereich des Grossen Rollhügels (Trochanter) bemerkbar. Der Trochanter ist der grosse Knochenvorsprung seitlich am oberen Oberschenkelknochen.

Die Charakteristik der Beschwerden kann sehr unterschiedlich sein: Beispielsweise sitzen bei manchen Patienten die Hüftschmerzen einseitig mit Ausstrahlung ins Bein, bei anderen fehlt die Schmerzausstrahlung, bei einer dritten Gruppe sind beide Hüftgelenke betroffen. Manche Patienten klagen besonders über Hüftschmerzen beim Laufen, bei anderen machen sich die Schmerzen in der Hüfte beim Aufstehen am Morgen bevorzugt bemerkbar. In einigen Fällen bestehen auch dauerhaft anhaltende Hüftschmerzen.

Symptome anderer Art können die Schmerzen in der Hüfte begleiten. Zu diesen Begleitsymptomen zählen zum Beispiel Bewegungseinschränkungen der Hüftgelenke oder eine Schwellung und Rötung im Schmerzbereich. Alle Symptome zusammen geben dem Arzt Hinweise auf die Ursache der Hüftschmerzen.

Hüftschmerzen: Ursachen und mögliche Erkrankungen

Hüftschmerzen können akut oder chronisch auftreten.

Akute Hüftschmerzen: Ursachen

Die wichtigsten Gründe für plötzliche (akute) Schmerzen im Hüftbereich sind:

  • Schenkelhalsfraktur: plötzliche Hüftschmerzen in der Leistengegend nach einem Sturz, seltener ohne erkennbare Ursache (bei Osteoporose); die Bewegung des betroffenen Beins ist sehr schmerzhaft
  • traumatische Hüftluxation: "Ausrenken" des Hüftgelenks durch einen Unfall; stärkste Schmerzen im Gesäss oder in der Leiste
  • septische Coxitis: bakterielle Entzündung des Hüftgelenks; meist sind die Hüftschmerzen einseitig, nehmen rasch zu und sind von hohem Fieber und starkem Krankheitsgefühl begleitet
  • Coxitis fugax ("Hüftschnupfen"): Hüftgelenkentzündung bei Kleinkindern; plötzliche Bein- und Hüftschmerzen in der Leistengegend; die Kinder hinken und wollen nicht mehr gehen
  • Epiphyseolysis capitis femoris in der Pubertät: Ablösung der Hüftkopfkappe vom Hals des Oberschenkelknochens im Bereich der Wachstumsfuge; plötzliche, heftigste Schmerzen in Leiste, Oberschenkel und/oder Knie mit Gehunfähigkeit

Chronische Hüftschmerzen: Ursachen

In anderen Fällen entwickeln sich Hüftschmerzen langsamer und können lange Zeit anhalten. Die wichtigsten Ursachen sind:

Beinlängendifferenz (BLD)

Etwa 75 Prozent der Bevölkerung haben unterschiedlich lange Beine. Bei geringfügiger Differenz haben die Betroffenen meist keine Symptome. Eine grössere Beinlängendifferenz dagegen macht sich durch ein Verkürzungshinken bemerkbar. Mit der Zeit entstehen oft Wirbelsäulen- oder Hüftschmerzen. Weil das Hüftgelenk des längeren Beins vermehrt belastet wird, nutzt es sich stärker ab: Eine Hüftgelenkarthrose (Koxarthrose) kann ebenso daraus resultieren wie etwa eine Periarthropathia coxae (siehe unten).

Arthrose im Hüftgelenk (Koxarthrose)

Als Koxarthrose (Coxarthrose) bezeichnen Mediziner einen Gelenkverschleiss in der Hüfte. Er tritt vor allem im höheren Alter auf, betrifft manchmal aber auch jüngere Menschen. Die Patienten leiden unter chronischen Hüftschmerzen mit zunehmender Bewegungseinschränkung. Die Beschwerden machen sich etwa beim Aussteigen aus dem Auto oder beim Treppensteigen bemerkbar. In späteren Krankheitsstadien treten die Hüftschmerzen auch nachts und in Ruhe auf.

Periarthropathia coxae

Die Betroffenen klagen über Hüftschmerzen, genauer gesagt über Schmerzen im Bereich des grossen Rollhügels. Das ist der kräftige Knochenvorsprung am seitlichen Hüftgelenk. Die Schmerzen strahlen entlang der Aussenseite des Oberschenkels bis zum Knie aus. Sie sind vor allem beim Beugen oder starken Abspreizen des Hüftgelenks spürbar.

Ursache ist eine nicht-entzündliche, abnutzungsbedingte Erkrankung des Sehnenansatzes im Bereich des grossen Trochanters („Rollhügel“). Manchmal ist auch der Schleimbeutel in diesem Bereich (Bursa trochanterica) mitbetroffen.

Die Periarthropathia coxae kann allein auftreten oder als Begleiterscheinung anderer Erkrankungen wie einer Koxarthrose oder einer Beinlängendifferenz.

Schleimbeutelentzündung (Bursitis)

Je nachdem, welcher Schleimbeutel entzündet ist, verspüren die Betroffenen Schmerzen im Bereich des Trochanters, der Sitzbeinhöcker oder in der Leistengegend. So machen sich bei einer Bursitis am Trochanter (Bursitis trochanterica) vielfach die Hüftschmerzen im Liegen auf der betroffenen Seite bemerkbar. Die Schleimbeutelentzündung kann akut oder chronisch verlaufen.

Arthritis des Hüftgelenks (Coxitis)

Allgemein treten die Hüftschmerzen bei einer Coxitis in der Leistengegend auf und ziehen oft bis zum Knie. Die Hüfte ist nur eingeschränkt beweglich, und die Patienten nehmen meist eine Schonhaltung ein (mit leichter Beugung und Drehung des Oberschenkels nach aussen).

Eine Coxitis ist eine Entzündung des Hüftgelenks. Wird sie durch Bakterien verursacht, spricht man von septischer Coxitis. Die Erkrankung kann aber auch als rheumatoide Arthritis ("Rheuma"), als entzündlicher Schub einer Hüftgelenkarthrose (aktivierte Arthrose) oder als Begleiterscheinung einer hüftgelenksnahen Erkrankung (wie Tumoren) auftreten. Die häufigste und harmloseste Variante ist der akute "Hüftschnupfen" (Coxitis fugax) bei Kleinkindern.

"Schnellende Hüfte" (Coxa saltans)

Bei der Coxa saltans sitzen die Hüftschmerzen aussen, also im Bereich des grossen Rollhügels (Trochanter). Beim Beugen des Hüftgelenks gleitet normalerweise ein straffes Sehnenband (Tractus iliotibialis) von hinten nach vorne über den Trochanter. Bei der Coxa saltans bleibt das Sehnenband kurz hängen und schnappt dann ruckartig über den Trochanter. Beim Gehen ist dieses schmerzhafte Schnappen sicht- und hörbar. Die Coxa saltans tritt vor allem bei jungen Frauen auf.

In der Folge führt die Coxa saltans oft zu einer Entzündung des Schleimbeutels im Bereich des Trochanters (Bursitis trochanterica).

Idiopathische Hüftkopfnekrose

Bei einer idiopathischen Hüftkopfnekrose berichten die Patienten von zunehmenden, belastungsabhängigen Hüftschmerzen in der Leistengegend; eventuell treten auch Knieschmerzen auf. Die Innenrotation und das Abspreizen (Abduktion) des Oberschenkels sind zunehmend eingeschränkt.

Hinter dem Krankheitsbild steht das Absterben von Knochengewebe am Hüftkopf (Hüftkopfnekrose) ohne erkennbaren Auslöser (idiopathisch). In der Hälfte der Fälle sind beide Hüftgelenke betroffen. Risikofaktoren für eine idiopathische Hüftkopfnekrose sind die Anwendung von Glukokortikoiden ("Kortison"), Alkoholmissbrauch, Stoffwechselstörungen (wie erhöhte Blutfettwerte) und Gefässerkrankungen (wie Arterielle Verschlusskrankheit).

Eine Hüftkopfnekrose bei Kindern wird Morbus Perthes genannt. Sie macht sich anfangs meist nur durch ein Hinken bemerkbar. Hüftschmerzen in der Leiste oder Knieschmerzen folgen meist erst später.

Engpasssyndrom (Impingement) der Hüfte

Es äussert sich in gelegentlichen, stechenden Hüftschmerzen in der Leiste. Diese Schmerzen treten besonders bei starker Hüftbeugung und längerer Belastung auf. Grund sind Formveränderungen an Hüftkopf oder Hüftpfanne, die die Bewegungsabläufe des Hüftgelenks, vor allem die Beugung, behindern.

Meralgia paraesthetica

Anfangs zeigen sich hier die Hüftschmerzen nur im Stehen und bessern sich, wenn das Bein im Hüftgelenk gebeugt wird. Später treten Dauerschmerzen auf.

Die Beschwerden beruhen bei diesem Krankheitsbild auf einer Nervenkompression unter dem Leistenband. Die Patienten leiden unter Missempfindungen (Parästhesien) sowie brennenden Schmerzen und Sensibilitätsstörungen an der Vorder- beziehungsweise Aussenseite des Oberschenkels.

Epiphyseolysis capitis femoris

Kennzeichen der Epiphyseolysis capitis femoris sind langsam zunehmende Hüftschmerzen in der Leiste sowie Knieschmerzen und Hinken. In den meisten Fällen sind beide Hüftgelenke betroffen.

Es handelt sich dabei um die chronische Variante des Hüftkopfgleitens (siehe oben). Sie ist viel häufiger, tritt aber ebenfalls in der Pubertät auf.

Hüftschmerzen: Schwangerschaft

Die betroffenen Frauen berichten von teils starken Becken-, Kreuz- beziehungsweise Hüftschmerzen. Die Frühschwangerschaft kann bereits von solchen Beschwerden begleitet sein. Das zunehmende Gewicht des wachsenden Kindes kann sie im Verlauf verstärken.

Ursachen von Hüftschmerzen in der Schwangerschaft sind hormonelle Veränderungen, die bewirken, dass sich das Binde- und Muskelgewebe im Bereich des Beckens lockert. Darüber hinaus können Schmerzen in der Hüfte bei werdenden Müttern aber auch nicht-schwangerschaftsbedingte Ursachen haben, beispielsweise eine Schleimbeutelentzündung oder Hüftgelenkentzündung (Coxitis).

Hüftschmerzen: Was tun?

Bei Hüftschmerzen sollten Sie immer zum Arzt gehen, um die Ursache abklären zu lassen. Von dieser Diagnose und individuellen Faktoren hängt dann ab, wie sich die Hüftschmerzen behandeln lassen. Einige Beispiele:

Behandlungsmöglichkeiten bei einer Koxarthrose sind beispielsweise:

  • Bewegungstherapie
  • Wärmebehandlung
  • Elektrotherapie
  • Medikamente: Sie kommen in fortgeschrittenen Stadien einer Koxarthrose zum Einsatz, beispielsweise Entzündungshemmer. Bei Hüftschmerzen infolge einer Schleimbeutelentzündung können Glukokortikoide ("Kortison") als Spritze sinnvoll sein.
  • Künstliches Hüftgelenk: Wenn konservative Massnahmen nicht ausreichend gegen die Bewegungseinschränkung und Schmerzen in der Hüfte helfen, erhalten viele Patienten ein künstliches Hüftgelenk.

Eine Hüftgelenkentzündung (Coxitis) wird je nach Auslöser behandelt: Bei einer septischen Coxitis werden neben Ruhigstellung und Antibiotika die operative Öffnung und Spülung des Gelenks empfohlen. Dabei wird infiziertes Gewebe entfernt. Eventuell wird auch ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt. Ein solcher Gelenkersatz ist auch bei rheumatisch bedingter Coxitis erforderlich, wenn andere Therapiemassnahmen (Medikamente, physikalische Therapie etc.) die Hüftschmerzen nicht beseitigen können und die Mobilität dadurch stark eingeschränkt ist (wie bei einer aktivierten Hüftgelenksarthrose).

Hüftschmerzen: Das können Sie selbst tun

Bei einer Koxarthrose kann helfen:

  • Hüfte entlasten: Die Therapie einer Koxarthrose beinhaltet zunächst eine Lebensstiländerung: Empfohlen werden bei Fettleibigkeit (Adipositas) eine Gewichtsabnahme, diverse Hilfsmittel für den Alltag (Gehstock, Anziehhilfen für Schuhe und Strümpfe etc.)
  • Bewegen und kräftigen: Viel Bewegung mit geringer Gelenkbelastung wie Radfahren oder Schwimmen erhält die Beweglichkeit und lindert die Hüftschmerzen. Übungen, wie sie den Patienten vom Physiotherapeuten gezeigt werden, sollten daher auch zuhause regelmässig durchgeführt werden. Sie kräftigen darüber hinaus die Muskulatur, die das Hüftgelenk umgibt, welches dadurch besser stabilisiert wird.

Zu diesen Übungen, die Sie keinesfalls ohne Rücksprache mit bzw. Anleitung durch einen Arzt oder Physiotherapeuten durchführen sollten, könnten zum Beispiel gehören:

  • Hüfte mobilisieren: Mit dem Gesicht zur Wand auf einen niedrigen Tritt oder ein dickes Buch stellen, mit den Händen an der Wand stabilisieren. Erst das rechte Bein vor- und zurückpendeln lassen, dann Bein wechseln.
  • Seitliche Muskulatur kräftigen: Stellen Sie sich parallel zu einer Wand oder einem Stuhl, rechte Schulter zeigt zur Wand. Stützen Sie sich mit der rechten Hand an der Wand/am Stuhl ab, stellen Sie sich stabil mit beiden Füssen hin. Heben Sie das linke Bein gestreckt nach seitlich-oben und senken es wieder zum rechten Standbein hin ab. Kurz über dem Boden halten, absetzen. Umdrehen und mit dem rechten Bein wiederholen.
  • Hüftmuskeln dehnen: Stellen Sie sich hüftbreit hin. Machen Sie mit dem rechten Bein einen Ausfallschritt nach vorn, schieben sie die Hüfte vor, das Knie des hinteren Beins können Sie für einen sicheren Stand auf dem Boden absetzen (Handtuch/Matte unterlegen). Zurück in Ausgangsposition. Bein wechseln. Alternativ können Sie auch ein Bein auf der Sitzfläche eines Stuhls abstellen und sich nach vorn lehnen.

Bei einer septischen Hüftgelenksentzündung (septischen Coxitis) sollten Sie die Hüfte möglichst ruhiggestellt halten, um den Heilungsprozess zu unterstützen und die Schmerzen zu lindern.

Beim "Hüftschnupfen" (Coxitis fugax), der meist bei Kindern und nur selten bei Erwachsenen vorkommt, lassen sich die Schmerzen im Allgemeinen mit einigen Tagen Bettruhe und der Gabe des Schmerzmittels Paracetamol lindern. Solange jedoch die Bein- und Hüftschmerzen in der Leiste anhalten, sollte das betroffene Kind nicht am Schulsport teilnehmen.

Hüftschmerzen: Wann müssen Sie zum Arzt?

Bei akut auftretenden Hüftschmerzen, besonders nach einem Unfall, sollten Sie unbedingt den Arzt aufsuchen. Auch bei hartnäckigen Schmerzen in der Hüfte, die sich nicht bessern oder sogar schlimmer werden, sollten Sie einen Mediziner um Rat fragen.

Bei Kindern und Jugendlichen sollten Hüftschmerzen immer ärztlich abgeklärt werden, weil sie in dieser Altersgruppe meist durch eine ernste Erkrankung verursacht werden, die bleibende Schäden hinterlassen kann.

Hüftschmerzen: Diagnose

Um der Ursache Ihrer Hüftschmerzen auf den Grund zu gehen, wird sich der Arzt zunächst ausführlich mit Ihnen unterhalten. Mögliche Fragen bei diesem Anamnesegespräch sind zum Beispiel:

  • Wo genau spüren Sie die Hüftschmerzen?
  • Seit wann bestehen die Schmerzen in der Hüfte?
  • Treten die Hüftschmerzen nur bei Belastung auf oder sind sie auch in Ruhe beziehungsweise nachts spürbar?
  • Wie weit können Sie auf ebenem Untergrund gehen, ohne dass Hüftschmerzen auftreten?
  • Besteht eine Gangunsicherheit? Benützen Sie einen Gehstock?
  • Fühlen sich Ihre Gelenke morgens länger als eine halbe Stunde steif an (Morgensteifigkeit)?
  • Haben Sie auch in anderen Gelenken Schmerzen?
  • Sind bei Ihnen irgendwelche Erkrankungen bekannt (wie Stoffwechselerkrankungen)? Hatten Sie in Ihrer Kindheit eine Erkrankung des Bewegungsapparates?
  • Nehmen Sie Missempfindungen (Parästhesien) in den Beinen wahr?
  • Nehmen Sie irgendwelche Medikamente ein (Schmerzmittel, Kortison-Präparate etc.)?
  • Welchen Beruf haben Sie? Treiben Sie Sport?

Körperliche Untersuchung

Im Anschluss folgt die körperliche Untersuchung. Dabei wird der Arzt immer beide Seiten gleichermassen untersuchen, auch wenn die Hüftschmerzen gegebenenfalls nur auf einer Seite auftreten.

Der Arzt begutachtet das Gangbild des Patienten und achtet dabei auf ein eventuelles Hinken. Er prüft, ob die Beinachse gerade ist oder ob der Patient X- oder O-Beine hat. Ausserdem kontrolliert der Arzt, ob das Becken gerade ist und die Beine gleich lang sind.

Im nächsten Schritt tastet und klopft der Arzt die Leistengegend und den Bereich rund um den Trochanter an der Aussenseite des Beckens ab. Er achtet auf Entzündungszeichen wie eine lokale Rötung, Überwärmung und Schwellung. Diese Symptome könnten auf eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis) als Ursache der Hüftschmerzen hinweisen.

Sehr wichtig bei der Abklärung von Hüftschmerzen ist die Funktionsprüfung. In verschiedenen Tests prüft der Arzt, wie beweglich die Hüftgelenke sind, also, ob sich der Oberschenkel frei abspreizen, nach innen oder aussen drehen lässt.

Blutuntersuchung

Um Hüftschmerzen auf den Grund zu gehen, ist auch eine Blutuntersuchung hilfreich. So ist etwa die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) ein wichtiger Parameter, um entzündliche und rheumatische Ursachen der Hüftschmerzen zu erkennen. Bei verschleissbedingten Erkrankungen ist die BSG dagegen nicht oder nur geringfügig erhöht. Die Anzahl der weissen Blutkörperchen (Leukozyten) ist ebenfalls aussagekräftig: Übermässig viele Leukozyten (Leukozytose) finden sich zum Beispiel bei unspezifischer Arthritis, Osteomyelitis (Entzündung des Knochenmarks) und bei bakteriell bedingten Hüftgelenksentzündungen.

Bildgebende Verfahren

Eine Röntgenuntersuchung des Beckens dient vor allem dazu, eventuelle Anzeichen einer Arthrose als Ursache von Hüftgelenkschmerzen zu entdecken. Noch detailliertere Bilder erhält man mithilfe der Computertomografie (CT). Sie kann den Schweregrad einer Gelenkzerstörung (etwa bei Hüftkopfnekrose) besser darstellen.

Mittels einer Ultraschalluntersuchung des Hüftgelenks lassen sich beispielsweise eine Schleimbeutelentzündung, Gelenkergüsse und eine Entzündung der Gelenkinnenhaut (Synovitis) als Grund für die Hüftschmerzen erkennen. Auch Veränderungen der Muskeln und Sehnen im Hüftbereich können im Ultraschall gut dargestellt werden.

Die Magnetresonanztomografie (MRT) ist gut geeignet, um etwa entzündlich bedingte Weichteilveränderungen sowie Frühstadien einer Osteonekrose oder eines Ermüdungsbruches zu diagnostizieren.

Beruhen die Hüftschmerzen auf Entzündungen oder Tumoren im Gelenkbereich, lässt sich dies mithilfe einer nuklearmedizinischen Untersuchung (Gelenkszintigrafie) feststellen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Quellen:
  • AOK vigo: 5 Übungen für Ihre Hüfte; www.vigo.de (Abruf: 01.03.2019)
  • Buckup, K. & Buckup, J.: Klinische Tests an Knochen, Gelenken und Muskeln, Georg Thieme Verlag, 6. Auflage, 2018
  • Gesenhues, S. et al.: Praxisleitfaden Allgemeinmedizin, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 8. Auflage, 2017
  • Guillou, I. et al.: Medizin für Heilpraktiker, Georg Thieme Verlag, 2012
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014
  • Kirschbaum, M. & Münstedt, K.: Checkliste Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2005
  • Niethard, F.U. et al.: Duale Reihe Orthopädie und Unfallchirurgie, Georg Thieme Verlag, 8. Auflage, 2017
  • Orthopädische Gelenk-Klinik EndoPorthetikZentrum (EPZ); https://gelenk-klinik.de (Abruf: 01.03.2019)
  • Rheumaliga Schweiz; www.rheumaliga.ch (Abruf: 01.03.2019)
  • Steigele, W.: Bewegung, Mobilisation und Lagerung in der Pflege, Springer-Verlag, 2. Auflage, 2016
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