Geburtsstellungen und -hilfen

Von Dr. med. Britta Bürger
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Geburtshocker, Vierfüsslerstand, Kreissbett - diverse Geburtshilfen und -stellungen können eine Entbindung erleichtern. Erfahren Sie hier alles Wichtige darüber!

Gebärstuhl und -hocker

Sowohl der Gebärstuhl (Geburtsstuhl) als auch der Gebärhocker (Geburtshocker) sollen eine schwangere Frau bei der Entbindung unterstützen.

Der Gebärhocker ist ein kleiner Stuhl ohne Lehne mit einer Aussparung für das Baby. Die werdende Mutter sitzt darauf in aufrechter Position und kann vom werdenden Vater von hinten gehalten und unterstützt werden. Viele Frauen empfinden das als angenehm. Es gibt allerdings auch Gebärende, die mit zu viel Nähe in der Stresssituation Geburt nicht klar kommen.

Nachteilig beim Hocker ist die unmittelbare Nähe zum Boden während der Geburt. Dabei sollte man auch an die anderen Beteiligten, also Hebammen und Ärzte denken, die auf dem Boden hocken. Ein weiterer Nachteil ist die Härte und Unbequemlichkeit des Hockers.

Der Gebärstuhl unterstützt ebenfalls die aufrechte Position der Entbindenden. Es gibt viele Modelle, etwa solche aus Holz. Optisch sehen sie eher wie Liegestühle aus. Die Schwangere entbindet nicht in so tiefer Ebene wie beim Hocker. Allerdings ist die Geburt auch hier nicht sehr bequem.

Sprossenwand

Die Sprossenwand, die für Geburten verwendet wird, ist die gleiche, wie man sie aus vielen Sporthallen kennt. Die Schwangere kann sich daran auf dem Boden kniend oder hockend festhalten. So wird der Vierfüsslerstand (siehe unten) unterstützt. Das alles soll helfen, der Schwangeren unter Wehen die Position in der Senkrechten zu erleichtern. In dieser Lage hilft die Schwerkraft bei der Eröffnung mit.

Vierfüsslerstand

Viele Schwangere wollen die liegende Position während der Entbindung vermeiden. Als Alternative bietet sich der Vierfüsslerstand an. Diese Geburtsposition ist noch heute bei vielen Naturvölkern bekannt. Es wird dabei die Schwerkraft für die Entbindung ausgenutzt. Wichtig ist aber, dass die Schwangere nicht ins Hohlkreuz fällt.

Den Vierfüsslerstand können werdende Mütter auch im Kreissbett einnehmen. Der Vorteil dabei ist, dass sich die Geburt in einer Höhe abspielt, in der zum Beispiel der Dammschutz durch die Hebamme einfacher und fachgerechter durchgeführt werden kann.

Pezziball

Der Pezzi-Ball oder Gymnastikball ist ein grosser Ball, auf dem die Entbindende mit gespreizten Beinen sitzen kann. Der Partner kann sie von hinten halten und unterstützen, vielleicht auch den Rücken massieren.

Der Ball ist während der Eröffnungsphase ein mittlerweile überall anerkanntes Mittel, um die Öffnung des Muttermundes zu unterstützen. Die Sitzposition öffnet nämlich die Geburtswege. Zudem kann die Schwerkraft in dieser Position mithelfen.

Romarad

Das Romarad ist ein Geburtsgestell, in dem die Schwangere in fast liegender oder sitzender Position gelagert werden kann. Es erinnert ein bisschen an eine Hängematte. Der grosse Vorteil ist nicht nur die Möglichkeit der aufrechten Position und damit die unterstützende Schwerkraft zur Muttermundsöffnung. Es wird auch dem Hohlkreuz während der Geburt vorgebeugt. In dem Sitz ist es nämlich nur schwer möglich, den Rücken zu überstrecken. Gleichzeitig können die Beine abgestützt oder in speziellen Laschen gelagert werden. Das bietet der werdende Mutter in der Pressphase eine optimale Unterstützung.

Geburt auf der Erde

Auch diese Position wird in einigen Entbindungskliniken angeboten - wenn sich die Entbindende in dieser Situation wohl fühlt und es dem Kind gut geht. Allerdings ist es für die anderen Beteiligten wie Hebamme und Ärztin/Arzt unbequem. Ausserdem: Kommt es zu Komplikationen, muss die Schwangere umgelagert werden, was unter Umständen wertvolle Zeit kosten kann.

Kreissbett, Kuschelecke, Doppelbett

Das Kreissbett ist in den modernen Kliniken elektrisch verstellbar und besteht aus drei Teilen, die jeweils separat bewegt werden können: einem Kopfteil, einem Mittelteil mit einer Aussparung für das Kind und einem Fussteil. Dadurch ist es möglich, die klassische Bettform zu haben. Allerdings ist es für die Geburt nicht unbedingt förderlich, im Bett zu liegen. Dann kann nämlich die Schwerkraft nicht die Öffnung des Muttermundes unterstützen. Das Bett lässt sich aber zu einem Gebärstuhl oder -hocker umwandeln, so dass die Schwangere eine aufrechtere Position einnehmen kann. Der werdende Vater kann sich hinter die Schwangere setzen und sie halten, wenn es gewünscht wird. Diese Betten sind also vielseitig einsetzbar und meistens bequemer und weicher als Hocker und Stuhl.

Wird eine Zangen- oder Saugglockenentbindung notwendig, kann man diesen besonderen Gebärstuhl oder -hocker schnell zu einem "normalen Bett" zusammenschieben und die Beine der Frau in seitlich befestigten Beinhaltern lagern. Es geht also nicht viel Zeit verloren. Ein weiterer Vorteil vom Kreissbett ist der, dass der Dammschutz einfach durchgeführt werden kann - die Arbeitshöhe für die Hebamme ist optimal. Auch eine eventuelle Naht von Dammschnitt oder -riss ist dann problemlos möglich. Sollten Komplikationen auftreten, bei denen eine Narkose notwendig wird, kann diese ebenfalls im Kreissbett durchgeführt werden.

Mancher Kreisssaal bietet den werdenden Eltern die Möglichkeit, sich etwas näher zu sein. Deshalb sind die Kreisszimmer mit Kuschelecken oder Doppelbetten ausgestattet. Das kann der werdenden Mutter helfen, sich zu entspannen - ein wertvoller Effekt während der oft langen Stunden der Entbindung.

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Autor:
Dr. med.  Britta Bürger
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