Bauchnabelentzündung

Von , Arzt
Clemens Gödel

Clemens Gödel ist freier Mitarbeiter der NetDoktor-Medizinredaktion.

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Die Bauchnabelentzündung (Omphalitis) ist meist eine bakterielle Infektion. Am häufigsten sind Babys betroffen. Eine Bauchnabelentzündung muss antibiotisch behandelt werden, da sonst mitunter schwere Komplikationen auftreten. Wenden Sie sich daher bei Entzündungszeichen am Nabel direkt an einen Arzt. Lesen Sie hier mehr zu Symptomen, Behandlung und Ursachen der Bauchnabelentzündung!

Säugling mit entzündetem Bauchnabel

Kurzübersicht

  • Behandlung: Ärztliche Behandlung notwendig bei Babys und Erwachsenen, in frühen Stadien keimreduzierende und antibiotische Salben und Hausmittel, in ausgeprägten Fällen Einnahme eines Antibiotikums, selten operative Massnahmen
  • Symptome: Eitriges und stark riechendes Sekret aus dem Bauchnabel, die Haut um den Nabel ist gerötet, geschwollen und reagiert empfindlich auf Berührung, bei schwerem Verlauf unter anderem Fieber, Anstieg der Herzfrequenz, Atemstörung
  • Ursachen: Häufig Bakterienbefall durch mangelnde Hygiene, Entzündung durch Bauchnabelpiercing möglich, Befall durch Hautpilze, bei Babys erhöhtes Risiko durch Frühgeburt, Fehlbildung der Nabelregion, Immunsystemerkrankungen
  • Untersuchungen: Hautabstrich vom Bauchnabel zur Erregerbestimmung, Ultraschall und eventuell Computertomografie der Nabel- und Bauchregion
  • Prognose: In Industriestaaten sehr gut bei sofortiger Behandlung, wenn sich die Entzündung ausbreitet, drohen lebensgefährliche Komplikationen wie eine Blutvergiftung, insbesondere bei Neugeborenen
  • Vorbeugen: Generell auf Hygiene achten: bei Neugeborenen Nabelstumpf trocken und sauber halten, bei Erwachsenen den Nabel regelmässig beim Duschen säubern und gut abtrocknen

Was ist eine Bauchnabelentzündung?

Ein entzündeter Bauchnabel tritt meistens bei Babys an Nabel, Nabelstumpf und umgebendem Gewebe auf. Hauptverursacher sind Bakterien, die während oder nach der Geburt übertragen werden.

Ist der Bauchnabel entzündet, kommt es möglicherweise zu schweren Komplikationen, wenn die Bakterien über den Nabel in das Gewebe und das Blut gelangen. In Entwicklungsländern trägt die Bauchnabelentzündung daher entscheidend zu einer hohen Neugeborenensterblichkeit bei. In Industriestaaten betrifft ein entzündeter Bauchnabel dagegen weniger als ein Prozent der Neugeborenen und führt nur sehr selten zum Tod.

Seltener ist bei Erwachsenen der Bauchnabel entzündet. Zu einer Bauchnabelentzündung bei Erwachsenen kommt es zum Beispiel infolge eines Nabelpiercings oder bei Kontaktallergien, etwa auf Metall von Hosenknöpfen oder Gürtelschnallen.

Bei unzureichender Hygiene vermehren sich in der Tiefe des Bauchnabels Bakterien und Pilze leichter und rufen mitunter eine Entzündung im Bauchnabel hervor. Ist der Bauchnabel bei erwachsenen Menschen entzündet und stinkt, beziehungsweise riecht unangenehm, ist dies möglicherweise ein Hinweis auf unzureichende Hygiene.

Der Bauchnabel und die Abnabelung

Über den Bauchnabel wird das Kind während der Schwangerschaft mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Die Nabelschnur verbindet das Kind mit dem Mutterkuchen (Plazenta), sie wird nach der Geburt steril durchgeschnitten.

Nach der Abnabelung trocknet der Nabelschnurrest ein, verfärbt sich dunkelblau und fällt nach fünf bis 15 Lebenstagen ab. Dabei werden körpereigene Immunzellen und Eiweisse aktiviert, die den Bauchnabel vom Nabelschnurstumpf abtrennen. Bei den dabei entstehenden Entzündungsreaktionen handelt es sich nicht um die durch Bakterien verursachte Bauchnabelentzündung beim Baby.

Wie wird eine Bauchnabelentzündung behandelt?

Eine Bauchnabelentzündung beim Baby und beim Erwachsenen gehört umgehend in ärztliche Behandlung. Eine engmaschige medizinische Betreuung ist dabei notwendig, damit der Arzt eventuelle Komplikationen früh erkennt. Bei schweren Verläufen einer Entzündung am Bauchnabel ist eine intensivmedizinische Betreuung unumgänglich.

Medikamente

Ist der Bauchnabel entzündet, reicht es in frühen Stadien mitunter aus, unter regelmässiger medizinischer Kontrolle antibiotische und keimreduzierende (antiseptische) Salben zu verwenden. Austrocknende Mittel sind spezielle Puder oder Wundsalben, die beispielsweise Zink enthalten und häufig in der Hausapotheke vorhanden sind. Diese austrocknenden Präparate sind nicht auf offene Wunden aufzutragen.

Bei einer ausgeprägten Bauchnabelentzündung reicht eine Salbe alleine nicht aus. Dann behandelt der Arzt immer mit einem auf den gesamten Organismus wirkenden Antibiotikum. Der Patient erhält das Antibiotikum entweder in Form von Tabletten oder intravenös (über die Vene).

Hausmittel

Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung können unterstützend Hausmittel beim entzündeten Bauchnabel bei Erwachsenen eingesetzt werden, etwa Kamillenbäder oder Kompressen mit Kamillensud. Es ist darauf zu achten, den Bauchnabel nach dem Bad vorsichtig und gründlich zu trocknen. Als alleinige Behandlungsform eignen sich Hausmittel bei einer Bauchnabelentzündung jedoch nicht.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, trotz Behandlung nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Operation

Wenn die Infektion des Bauchnabels fortschreitet, sich Abszesse bilden und ein Absterben von Gewebe droht, muss operiert werden. Ein solcher Eingriff ist dann unausweichlich und mitunter lebensrettend!

Was sind die Symptome einer Bauchnabelentzündung?

Drei Tage bis drei Wochen nach der Infektion (Inkubationszeit) treten erste Symptome auf. Je früher im Leben eines Neugeborenen sich entsprechende Krankheitszeichen zeigen, desto gefährlicher ist die Bauchnabelentzündung.

Charakteristische Symptome: Sekret – Rötung – Schwellung

Ist der Bauchnabel entzündet, äussert sich dies durch typische Symptome. Dann tritt aus dem Nabel ein schmierig-eitriges und stark riechendes oder stinkendes Sekret aus. Um den Nabel herum ist die Haut gerötet, geschwollen und sehr berührungsempfindlich. Breitet sich die Infektion aus, treten zusätzlich kleinflächige und punktförmige Einblutungen in der Haut, Bläschen sowie ein knisterndes Geräusch auf.

Gelegentlich sind die Symptome einer Bauchnabelentzündung beim Baby aber auch nur sehr schwach ausgeprägt.

Gefahr droht durch Verschleppung der Erreger!

Ist die Abwehr des Neugeborenen stark geschwächt oder der Krankheitsverlauf besonders schwer, entwickelt sich unter Umständen aus einer Bauchnabelentzündung beim Baby eine Blutvergiftung (Sepsis). Darauf deuten Symptome wie Fieber oder Unterkühlung, Lethargie, Trinkschwäche, Blutdruckabfall, Herzfrequenzanstieg, Atemstörungen, eine starke Abwehrspannung und eine Überdehnung des Bauches hin.

Suchen Sie bei ersten Anzeichen für eine Blutvergiftung einen Arzt auf!

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren?

Meist lösen Bakterien wie bestimmte Staphylokokken oder Streptokokken eine Bauchnabelentzündung beim Baby aus. Gerade Neugeborene sind besonders anfällig für eine Entzündung im Bereich des Bauchnabels. Es mangelt ihnen an Abwehrkräften, da ihr Immunsystem bis zur Geburt noch nicht mit Bakterien in Berührung gekommen ist und somit noch keine schlagkräftige Abwehr dagegen aufgebaut hat.

Der Grund: Vor der Geburt ist die Haut des Babys, die vom Fruchtwasser umspült wird, frei von Bakterien. Erst im Laufe der Geburt siedeln sich auf der Haut des Neugeborenen erstmals Bakterien an. Zudem verlaufen in der Nabelschnur Blutgefässe. Beim Durchtrennen kurz nach der Geburt sind sie noch offen und so eine mögliche Eintrittspforte für Infektionen, die mitunter eine Bauchnabelentzündung beim Baby auslösen.

Ursachen bei Jugendlichen und Erwachsenen

Eine mögliche Ursache einer Bauchnabelentzündung bei Heranwachsenden oder bei Erwachsenen sind Bauchnabelpiercings. Bei unzureichender Hygiene während des Piercens oder in der Nachbehandlung entzündet sich in einigen Fällen die noch nicht verheilte Wunde.

Besteht eine Kontaktallergie (wie zum Beispiel eine Nickelallergie) lösen Gegenstände, die das Allergen enthalten, allergische Reaktionen und Entzündungen aus. Neben Bauchnabelschmuck sind Gürtelschnallen und Hosenknöpfe potenzielle Problemquellen im Bauchnabelbereich, wenn entsprechende Allergien vorliegen.

Generell verursachen neben Bakterien auch Hautpilzewie Fadenpilze (Dermatophyten) eine Endzündung am Bauchnabel.

Risikofaktoren bei Babys

Ein geringes Geburtsgewicht, Frühgeburt, Fehlbildungen der Nabelgegend, Komplikationen während der Geburt sowie das Legen eines Nabelkatheters erhöhen das Risiko für eine Bauchnabelentzündung bei Babys. Auch bei angeborenen Erkrankungen des Immunsystems kommt es häufig zum entzündeten Baby-Bauchnabel.

Wie stellt der Arzt eine Bauchnabelentzündung fest?

Bereits beim Betrachten des Nabels erkennt der Arzt eine Bauchnabelentzündung meist an ihrer typischen Erscheinungsform. Um den verantwortlichen Erreger genau zu bestimmen, nimmt der Arzt mit einem sterilen Tupfer einen Abstrich von der entzündeten Stelle. Die im Labor angelegte Bakterienkultur gibt dann weiteren Aufschluss über den Erregertyp, der die Entzündung am Bauchnabel ausgelöst hat.

Ausserdem erfolgt im Labor eine Untersuchung der Blutprobe des Patienten auf Entzündungszeichen und Hinweise auf eine mögliche Blutvergiftung.

Bildgebende Verfahren

Der Arzt untersucht die Region um Nabel und Bauch per Ultraschall. Bei Verdacht auf eine Ausbreitung der Bakterien über das Blut wird der Bauchraum mithilfe der Computertomografie (CT) betrachtet. Bei schweren Verläufen schliesst sich, je nach Komplikation, eine ausführlichere Diagnostik an.

Krankheitsverlauf und Prognose

Die Bauchnabelentzündung ist grundsätzlich eine gefährliche Erkrankung und gehört in ärztliche Behandlung, unabhängig davon, ob es um den entzündeten Bauchnabel beim Erwachsenen oder beim Baby handelt. In schweren Fällen breitet sich die Entzündung aus und führt zu lebensbedrohlichen Komplikationen. Insbesondere antibiotikaresistente Keime sind schwierig zu bekämpfen.

Bei einer Bauchnabelentzündung stirbt möglicherweise umgebendes (Muskel-)Gewebe ab. Besonders kritisch ist die meist schwer verlaufende sogenannte nekrotisierende Weichteilinfektion (Fasziitis). Bei dieser gefährlichen Infektionsform sterben Haut, Unterhaut und sogar die darunterliegenden Faszien ab, die als Bestandteile des Bindegewebes alle Organe, Muskeln und andere Körpereinheiten umhüllen und stabilisieren.

Die Bauchnabelentzündung dehnt sich eventuell auch auf die Blutgefässe in der Nabelumgebung, das Bauchfell und die Leber aus. In seltenen Fällen bilden sich Abszesse in der Leber.

Insgesamt ist die Prognose bei der Bauchnabelentzündung (Omphalitis) recht unterschiedlich. In Ländern mit einem gut ausgebildeten Gesundheitssystem ist die Prognose unter einer ärztlichen Behandlung in der Regel sehr gut.

Gibt es vorbeugende Massnahmen?

Zur Vorbeugung einer Nabelentzündung spielt die Hygiene – insbesondere die Nabelschnurabtrennung bei Neugeborenen mit sterilen Werkzeugen – eine wichtige Rolle.

Eine sterile Kompresse schützt den Nabelstumpf. Achten Sie darauf, dass die Auflage trocken bleibt, und wechseln Sie sie aus, wenn sie beispielsweise mit Urin durchfeuchtet ist. Sobald der Nabelstumpf abfällt, ist die Abdeckung meist nicht mehr erforderlich.

Zudem schützt in Krankenhäusern die strenge Einhaltung der Hygienevorschriften vor einer Nabelinfektion beim Baby. Damit die auslösenden Keime nicht über Kontaktpersonen übertragen werden, ist vor dem Kontakt zum Neugeborenen Händewaschen und Desinfizieren Pflicht.

Studien zeigen zudem, dass die antiseptische Behandlung des Nabelstumpfs mit Chlorhexidin hilfreich in der Vorbeugung von Entzündungen im Bauchnabel bei Babys ist.

Um einer Entzündung am Bauchnabel vorzubeugen, ist für Jugendliche und Erwachsene die Nabelpflege von Bedeutung. Gerade beim Duschen ist es wesentlich, die Nabelregion regelmässig mit milden Körperpflegeprodukten zu reinigen und anschliessend auszuspülen. Auch gründliches Abtrocknen nach dem Reinigen ist wichtig. So entfernen Sie mögliche Krankheitserreger und vermeiden ein feuchtes Milieu, in dem sich Pilze wohlfühlen. Auch beim Stechen von Nabelpiercings spielt die Hygiene eine entscheide Rolle, um Nabelentzündungen vorzubeugen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Carolina Töpfer
Autor:
Clemens Gödel

Clemens Gödel ist freier Mitarbeiter der NetDoktor-Medizinredaktion.

ICD-Codes:
P38
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
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