Fremdkörper im Auge

Von , Wissenschaftsjournalistin
und , Notfallsanitäter und Dozent im Rettungsdienst
Carola Felchner

Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.

Andreas Fromm

Andreas Fromm ist Fachautor für Notfallmedizin und lehrt seit 2018 als Dozent an der Berufsfachschule für Notfallsanitäter und -sanitäterinnen der Feuerwehr Hamburg.

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Fremdkörper im Auge können alle Schichten des Auges verletzen und zu Entzündungen des Augeninneren führen. Entsprechend wichtig ist die richtige Erste Hilfe. Erfahren Sie hier, was Sie selbst bei einem Fremdkörper im Auge tun können, wann ein Arzt übernehmen sollte und welche Möglichkeiten dieser hat, den Fremdkörper zu entfernen.

Fremdkörper im Auge

Kurzübersicht

  • Was tun bei einem Fremdkörper im Auge? Oberflächliche Fremdkörper mit einem sauberen Tuch aus dem Auge wischen, Chemikalien mit viel Wasser ausspülen, bei tiefer sitzenden Fremdkörpern oder starken Schmerzen die Behandlung dem Arzt überlassen.
  • Fremdkörper im Auge – Risiken: z. B. Einblutungen ins Auge, Schwellung des Augenlids, Entzündungen und Infektionen, verschwommenes Sehen bzw. Verschlechterung der Sehfähigkeit.
  • Wann zum Arzt? Prinzipiell sollte bei einem fest sitzenden Fremdkörper im Auge immer ein Arzt aufgesucht werden.

Achtung!

  • Bei einem festen Fremdkörper (z.B. Sandkorn) sollten Sie das Auge nicht reiben! Das treibt den Fremdlörper weiter ins Auge, und er verletzt womöglich die Hornhaut.
  • Bevor Sie Ihre Augen berühren, sollten Sie Ihre Hände gründlich reinigen und bestenfalls desinfizieren. So verhindern Sie das Eindringen von Keimen, durch die sich das Auge entzünden kann.
  • Wird eine Verletzung der Binde- oder Hornhaut nicht ärztlich behandelt, kann dies im schlimmsten Fall zur Erblindung führen!

Fremdkörper im Auge: Was tun?

Schnell ist es passiert: Am Strand oder beim Spielen im Sandkasten bekommt der Nachwuchs Sand ins Auge, eine Mücke fliegt beim Radfahren hinein oder eine lose Wimper kratzt daran: Was tun, wenn so etwas passiert?

Zunächst versucht das Auge selbst, den Fremdkörper durch Tränen und vermehrtes Blinzeln loszuwerden. Gelingt das nicht, können Sie einiges tun, um nachzuhelfen.

Fremdkörper im Auge richtig entfernen (Anleitung):

  • Kleine und eher harmlose Fremdkörper im Auge (z. B. Staubteilchen, Wimpern oder Sandkörner) können Sie mit einem sauberen Tuch vom Unterlid ausgehend Richtung Nase aus dem Auge wischen.
  • Bei Chemikalien im Auge (z. B. Spritzer eines Reinigungsmittels) sollte das Auge ausgiebig mit klarem Wasser gespült werden. Dazu legt sich der Betroffene flach auf den Rücken und neigt den Kopf so auf die Seite, dass sich das betroffene Auge unten (Richtung Boden) befindet. Aus zirka zehn Zentimetern Höhe giesst ein Helfer wiederholt Wasser in den inneren Augenwinkel des betroffenen Auges oder lässt das Wasser von der Nasenwurzel aus ins Auge und weiter auf den Boden fliessen.

Ist ätzender Kalk ins Auge geraten, dürfen Sie es keinesfalls spülen! Das würde die Verätzung verschlimmern.

Manchmal sollten Sie es sicherheitshalber dem Arzt überlassen, den Fremdkörper im Auge zu entfernen. Wann das der Fall ist, erfahren Sie weiter unten im Abschnitt "Wann zum Arzt?".

Fremdkörper im Auge: Risiken

Das Auge beziehungsweise die von vielen Nervenfasern durchzogene Hornhaut ist sehr empfindlich. Entsprechend unangenehm ist ein Fremdkörper im Auge.

Ein harmloser Fremdkörper lässt sich meist problemlos entfernen - entweder vom Körper selbst (durch Tränen und Blinzeln) oder mit externer Hilfe (siehe oben). Beschwerden wie das unangenehme Fremdkörpergefühl im Auge und eine gerötete Bindehaut verschwinden dann schnell.

Hat ein Fremdkörper (z. B. ein Glassplitter oder ein Metallpartikel) eine Augenverletzung verursacht, ist die Sache ernster. Die Symptome und Folgen hängen davon ab, wie schwerwiegend die Verletzung im Auge ist. Möglich sind unter anderem:

  • Schmerzen
  • verschwommenes Sehen
  • Lichtempfindlichkeit des betroffenen Auges
  • Anschwellen des Augenlids
  • Entzündung im Auge (z. B. wenn der eingedrungene Fremdkörper verschmutzt ist)
  • Abnahme oder Verlust der Sehfähigkeit

Fremdkörper im Auge: Wann zum Arzt?

Verschwindet der Fremdkörper nicht von allein, suchen Sie am besten einen Arzt auf. Denn nur Mediziner können feststellen, ob und wie stark der Fremdkörper das Auge verletzt hat.

Ausserdem müssen bestimmte Fremdkörper im Auge immer vom Arzt entfernt werden. Das gilt für:

  • Kalk im Auge
  • fest steckende Fremdkörper im Auge (z. B. Glas- oder Metallsplitter, Pflanzendornen)

In solchen Fällen sollten Sie das betroffene Auge vorsichtig abdecken, zum Beispiel mit einer sterilen Auflage oder zumindest mit der hohlen Hand. Dann sollten Sie schnellstmöglich einen Augenarzt aufsuchen.

Generell ist ein Arztbesuch auch dann dringend angeraten, wenn es Anzeichen für eine ernste Augenverletzung gibt (evtl. auch erst nach dem Entfernen des Fremdkörpers). Solche Anzeichen sind:

  • starke bzw. nicht nachlassende Schmerzen im Auge
  • Austritt von Blut oder anderen Sekreten aus dem Auge
  • merkliche Veränderungen am Auge (z. B. Einblutung, Hornhauttrübung)

Fremdkörper im Auge: Untersuchungen beim Arzt

Als erstes wird der Arzt sich beim Patienten oder bei Begleitpersonen (Ersthelfer, Eltern etc.) erkundigen, wie der Fremdkörper ins Auge geraten ist, worum es sich dabei handelt und welche Beschwerden bestehen.

Dann wird der Augenarzt das Auge genauer untersuchen. Bei einem Fremdkörper im Auge fällt es einem oft schwer, das betroffene Auge offen zu halten. Dann hilft es oft, wenn der Arzt ein schmerzstillendes Mittel hineintropft.

Der genaue Ablauf der Untersuchung hängt von der Art des Fremdkörpers im Auge und dem Verletzungsgrad ab. Der Augenarzt wird die Hornhaut nach Verletzungen (Hornhauterosion) und Fremdkörperresten absuchen. Er kann auch die Beweglichkeit und Stellung des Auges sowie Sehschärfe und das Gesichtsfeld überprüfen. Oft testet er zudem die Lid- sowie Pupillenfunktion und misst den Augeninnendruck.

Bei Bedarf wird der Arzt das Auge auch mittels Ultraschall untersuchen. Das kann etwa bei einer Blutung im Auge notwendig sein. Könnte der Fremdkörper tiefer ins Auge eingedrungen sein und dort schwerere Schäden angerichtet haben, lässt sich dies mit einer Computertomografie (CT) oder Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT) überprüfen.

Fremdkörper im Auge: Behandlung durch den Arzt

Der Arzt wird gegebenenfalls den Fremdkörper beziehungsweise Fremdkörperreste aus dem Auge entfernen. Die weitere Behandlung hängt vom Ausmass möglicher Augenverletzungen ab.

Oberflächliche Fremdkörper in der Hornhaut kann der Arzt unter dem sogenannten Spaltlampenmikroskop (vergrössert das Auge) vorsichtig herausziehen. Falls nötig, wird er zum Entfernen das Augenlid hochklappen. Ob und wie sehr die Hornhaut verletzt wurde, kann er mithilfe von Augentropfen feststellen, die den Farbstoff Fluroscein enthalten. Dieser macht Schäden in der Hornhaut besser sichtbar.

Bei einem tiefer eingedrungenen Fremdkörper im Auge ist meist ein chirurgischer Eingriff nötig. Manchmal reicht dafür eine örtliche Betäubung. In schwereren Fällen wird die Operation unter Vollnarkose durchgeführt.

Eine verletzte Augenlinse muss gegebenenfalls durch eine Kunstlinse ersetzt werden. Wenn der Fremdkörper im Auge den Glaskörper (Bereich zwischen Linse und Netzhaut) verletzt hat, muss der Augenarzt eventuell Teile des Glaskörpers entfernen (Vitrektomie). Bei Schäden an der Netzhaut kann eine Laserbehandlung erforderlich sein.

Nachbehandlung bei einem Fremdkörper im Auge

Um eine Augenentzündung zu verhindern oder zu behandeln, kann der Augenarzt dem Betroffenen ein entzündungshemmendes Medikament (etwa in Form von Augensalbe oder Augentropfen) verschreiben. Gegen Schmerzen helfen schmerzstillende Tabletten oder Salben.

Um den Heilungsfortschritt zu überprüfen, wird der Arzt den Patienten einige Tage später nochmals zur Kontrolle in die Praxis bitten.

Fremdkörpern im Auge vorbeugen

(Berufliche) Tätigkeiten, in denen leicht Fremdkörper ins Auge geraten können, sollten Sie nur mit einer Schutzbrille ausführen. Das ist zum Beispiel beim Schweissen, Fräsen und Schleifen sowie beim Hantieren mit Chemikalien ratsam beziehungsweise meist sogar vorgeschrieben.

Einen Fremdkörper im Auge können Sie sich auch bei Gartenarbeiten "einfangen", etwa wenn Sie eine Pflanze mit Dornen oder spitzen Blättern umsetzen oder die Hecke schneiden. Vorsichtshalber sollten Sie bei solchen Aktionen also ebenfalls eine Schutzbrille oder zumindest eine Sonnenbrille tragen.

Auch beim Sport (z. B. beim Radfahren oder Skifahren) kann Sie eine Sonnenbrille beziehungsweise die empfohlene Schutzbrille vor einem Fremdkörper im Auge bewahren.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Carola Felchner
Carola Felchner

Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.

Andreas Fromm
Andreas Fromm

Andreas Fromm ist Fachautor für Notfallmedizin und lehrt seit 2018 als Dozent an der Berufsfachschule für Notfallsanitäter und -sanitäterinnen der Feuerwehr Hamburg.

Quellen:
  • Andreae, S. et al.: Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, Georg Thieme Verlag, 5. Auflage, 2010
  • Arbeiter-Samariter-Bund (ASB): Erste Hilfe - Alle wichtigen Schritte und Maßnahmen verständlich zusammengefasst, 2020
  • Grehn, F.: Augenheilkunde, 32. Auflage, Springer-Verlag, 2019
  • Köhnlein, E. & Weller, S.: Erste Hilfe, Georg Thieme Verlag, 10. Auflage, 2004
  • Leitlinie Nr. 8 "Verletzungen des Auges und seiner Anhangsgebilde" des Bundesverbandes der Augenärzte e.V. und der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft e.V. (Stand: 2011)
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