Cannabis (Marihuana, Haschisch)
Cannabis (lat. für Hanf) hat eine Jahrtausende alte Tradition als Nutz- und Heilpflanze. Zudem ist es eines der ältesten bekannten Rauschmittel. Seine psychoaktive Wirkung wurde als erstes in Indien genutzt, und zwar im Rahmen kultischer Handlungen. In Europa, wo Hanf lange Zeit als Kulturpflanze eine wichtige Rolle zur Fasergewinnung spielte, wurde die Rauschwirkung bestimmter Sorten im 19. Jahrhundert bekannt. Der Konsum breitete sich vor allem in den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts aus.
In Deutschland ist Cannabis heute die mit Abstand am häufigsten konsumierte illegale Droge. Insgesamt nimmt sie unter den beliebtesten psychoaktiven Substanzen nach Alkohol und Tabak die dritte Position ein.
Die Cannabis-Pflanze
Es gibt verschiedene Arten von Hanfgewächsen, eine Gattung davon ist Cannabis, jeweils mit männlichen und weiblichen Exemplaren (zwittrige Formen sind selten). Nur die weiblichen Pflanzen von Cannabis sativa enthalten ausreichend viel von dem psychoaktiven Hauptwirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC), um damit eine Rauschwirkung hervorzurufen. THC und die anderen rauscherzeugenden Inhaltsstoffe (Cannabinoide) stecken im Harz der Drüsenhaare.
Es gibt drei verschiedene Cannabis-Produkte:
- Marihuana (Gras, Pot): die kleingeschnittenen und getrockneten weiblichen Blüten der Pflanze
- Haschisch (Shit, Dope): das gepresste, oft gestreckte Harz
- Haschischöl (Öl aus dem Harz) oder Hanföl (Öl aus den Samen)
Der mittlere Gehalt an THC beträgt bei Haschisch 6,8 Prozent und bei Marihuana 2 Prozent. In Haschischöl kann der THC-Gehalt bis zu 30 Prozent betragen. Generell gilt aber: Der THC-Gehalt kann je nach Pflanzensorte, Anbaugebiet und -methode sowie Verarbeitung der Pflanzen stark variieren. So können etwa Treibhauszüchtungen von Marihuana bis zu 20 Prozent THC enthalten.
Cannabis wird sowohl geraucht (pur oder zusammen mit Tabak) als auch gekaut oder unter die Nahrung bzw. in Getränke gemischt (z. B. Kekse, Tee).
Neben dem als illegale Droge genutzten Cannabis gibt es noch Hanfsorten, die ganz legal zur Fasergewinnung angebaut werden. Es dürfen dafür aber nur Sorten verwendet werden, deren THC-Gehalt maximal 0,2 Prozent beträgt.
Der Cannabis-Rausch
Wirkmechanismus
Cannabis sativa enthält mehr als 60 verschiedene Cannabinoide. Dabei wird dem sogenannten Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) die grösste psychoaktive Wirkung zugeschrieben.
Der genaue Wirkmechanismus von Cannabis ist noch nicht vollständig aufgeklärt. Im Gehirn sowie in anderen Körperregionen haben Forscher jedoch spezielle Cannabinoid-Rezeptoren gefunden. THC und die anderen rauscherzeugenden Hanf-Inhaltsstoffe binden daran und entfalten dadurch ihre entspannende und stimmungsaufhellende Wirkung. Weitere Effekte sind
- eine verschärfte Wahrnehmung (Hören, Sehen)
- ein gesteigertes Kommunikationsbedürfnis
- ein assoziationsreicheres und phantasievolleres Denken
Cannabis kann aber auch unangenehme Effekte auslösen:
- niedergedrückte Stimmung
- Unruhe
- Erregung
- Angst und Panikreaktionen
- Verwirrtheit mit Verfolgungswahn bis hin zu paranoiden Wahnvorstellungen
Experten vermuten, dass die Psychosen, Depressionen und Angststörungen mancher Cannabis-Konsumenten auf eine zugrunde liegende Prädisposition, also eine genetisch bedingte Empfänglichkeit für psychische Störungen zurückzuführen sind.
Welche Wirkungen der Konsum von Cannabis ausübt und wie stark diese sind, hängen von mehreren Faktoren ab. Dazu zählen etwa die Art des Konsums (geraucht, gegessen), die aufgenommene Wirkstoffmenge, die Grundstimmung und die psychische Stabilität des Betroffenen.
Wirkungseintritt
Wer Cannabis raucht, bemerkt die Rauschwirkung fast unmittelbar. Sie erreicht nach etwa einer Viertelstunde ihren Höhepunkt. Nach 30 bis 60 Minuten lässt sie langsam nach; nach zwei bis vier Stunden ist sie vollständig abgeklungen.
Viel langsamer entfaltet sich der Drogenrausch, wenn jemand Cannabis isst oder trinkt. Denn nimmt der Körper THC durch den Magen auf, dauert das länger, als wenn es über die Lungen direkt ins Blut geht. Die Wirkung setzt 30 Minuten bis zwei Stunden nach dem Konsum ein und kann bis zu zwölf Stunden oder (selten) noch länger anhalten. Genau vorhersehen lässt sich der Wirkungseintritt nicht. Er hängt zum Beispiel davon ab, was und wie viel man vorher gegessen hat.
Die Folgen
Akute Risiken durch den Konsum von Cannabis betreffen vor allem die Psyche: Paranoia, Halluzinationen, "Horrortrips", Erinnerungslücken und weitere negative Empfindungen können sich einstellen. Auch Herzrasen, Übelkeit und sogar ein Kreislaufkollaps sind möglich. Ein kurzfristiges gesundheitliches Gefährdungspotenzial geht von Cannabis durch seine herzfrequenzsteigernde Wirkung aus. Die Droge ist daher für Herzkranke gefährlich.
Insgesamt problematisch ist die teilweise sehr unvorhersehbare Wirkung. Besonders wer das erste Mal Cannabis konsumiert, weiss nicht, wie sein Körper und Geist darauf reagieren werden.
Der Langzeitkonsum von Cannabis hat psychische, soziale und körperliche Folgen, wobei manche Risiken aber kontrovers diskutiert werden. Als gesichert gilt, dass das Rauchen von Cannabisprodukten die Atemwege schädigt (insbesondere wenn auch noch Tabak beigemischt ist). Die Lungenfunktion ist beeinträchtigt, die Gefahr für Lungenkrebs steigt, weil Cannabisrauch mehr krebserregende Stoffe enthält als eine vergleichbare Menge Tabakrauch!
In der Pubertät beeinträchtigt Hanf möglicherweise die Entwicklung. Die Folgen in der Schwangerschaft und auf das Neugeborene sind unklar. Belegt ist, dass Cannabiskonsum auf Dauer die geistige Leistungsfähigkeit (Aufmerksamkeit, Konzentration, Lernfähigkeit) verschlechtert. Bleibende Hirnschäden stellen sich nach heutigem Wissenstand aber nicht ein.
Für das oft beschriebene "amotivationale Syndrom", das sich bei langem, starken Cannabiskonsum einstellen soll, gibt es bislang keinen wissenschaftlichen Beweis. Man versteht darunter einen dauerhaften Zustand der Antriebslosigkeit, Gleichgültigkeit und des allgemeinen Desinteresses, was sich auch in einer Vernachlässigung der äusseren Erscheinung widerspiegelt.
Cannabis besitzt im Vergleich zu anderen Drogen ein geringes geistiges und körperliches Abhängigkeitspotenzial. Auf einer entsprechenden Skala ist Hanf damit ungefähr vergleichbar mit Alkohol und Nikotin.
Auf Dauer kann sich bei Cannabis aber dennoch eine psychische und leichte körperliche Abhängigkeit einstellen.
Befürworter und Gegner
Der Konsum von Cannabis gehört zu den besonders kontrovers diskutierten Themen unserer Zeit. Der Kampf um die Legalisierung des Rauschmittels spaltet die Öffentlichkeit. Sehen die Befürworter in Cannabis ein eher leichtes Entspannungsmittel, bleiben die Gegner bei ihrer Meinung, Cannabis sei die "Einstiegsdroge" Nummer eins.
In der Medizin kommt Cannabis unter anderem als Appetitanreger und Stimmungsaufheller sowie zur Schmerzlinderung zum Einsatz (z. B. bei schweren Krebserkrankungen, Epilepsie, Multipler Sklerose, Aids).
Cannabis als Medikament
Seit März 2017 können Ärzte Cannabisblüten und -extrakte legal auf Rezept verschreiben. Erlaubt ist dies für Patienten mit schweren Erkrankungen, sofern die Cannabispräparate nach Einschätzung des Arztes:
- die Symptome deutlich lindern
- den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen
Dies kann zum Beispiel zur Behandlung von Schmerzen und Spastiken, bei schwerer Appetitlosigkeit und Übelkeit beispielsweise im Zuge einer Krebstherapie oder bei chronischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose der Fall sein.
Autoren- & Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
- Baden-Württembergischer Landesverband für Prävention und Rehabilitation: "Marihuana, Haschisch, Cannabisöl"; unter: www.feelok.de (Abruf: 05.11.2019)
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, www.bzga.de (Abruf: 05.11.2019)
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.: Basisinformation "Cannabis"; unter: www.dhs.de (Abruf: 05.11.2019)
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.: "DHS Jahrbuch Sucht 2019"; unter: www.dhs.de
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.: Faltblatt „Die Sucht und ihre Stoffe – Cannabis“ der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V.; unter: www.dhs.de (Abruf: 05.11.2019)
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V., www.dhs.de (Abruf: 05.11.2019)
- „European Drug Report 2019“ des European Monitoring Centre for Drugs and Addiction
- Internet-Portal „drugcom.de“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA): "Alles über Cannabis"; unter: www.drugcom.de (Abruf: 05.11.2019)