Die meisten Fehler passieren im Spital

Eine neue Studie untersucht Gründe für Klagen gegen Ärzte. Ein offener Umgang mit Fehlern ist das beste Mittel zur Qualitätssicherung.
Falsche oder späte Diagnosen, Fehler bei der Verschreibung von Medikamenten oder eine falsche Dosis: Irren ist menschlich und Mediziner sind eben Menschen. Wenn Patienten wegen vermeintlicher medizinischer Irrtümer den Arzt auf Schadenersatz klagen, kann das Aufschluss über Fehlerquellen im medizinischen Bereich geben. Auch wenn bei weitem nicht alle Klagen berechtigt sind. Irische Forscher haben nun mehrere Untersuchungen zu Klagen nach Kunstfehlern miteinander verglichen und eine Meta-Studie vorgelegt.
Falsche Diagnose und Medikamente
Die vorgelegte Studie vergleicht Klagen in den USA, Australien, Großbritannien, Kanada und Frankreich. Causen wegen falschen oder spät gestellten Diagnosen führen die Liste an. Vor allem wegen nicht rechtzeitig erkannter Krebserkrankungen und Gehirnhautentzündungen bei Kindern wurden die behandelnden Ärzte verklagt (63 Prozent). Jeder fünften Klage lag die Verschreibung eines falschen Medikaments oder eine Fehldosierung zu Grunde. Am häufigsten wird in den USA wegen vermeintlicher Kunstfehler geklagt. Drei Viertel der dort praktizierenden Ärzte werden über die Gesamtdauer ihrer Karriere zumindest einmal mit einer Klage konfrontiert.
In Europa sieht die Situation anders aus, was auch damit zu tun hat, dass es andere Möglichkeiten gibt, an Schadenersatz zu kommen. In Österreich können sich Patienten, die meinen, fehlerhaft behandelt worden zu sein, an die Patientenanwaltschaft wenden. Seit einigen Jahren gibt es darüber hinaus eine Online-Fehlerdatenbank. Alle, die im Gesundheitsbereich arbeiten, sind aufgerufen, Mängel und ihre mögliche Ursachen anonym zu berichten.
Offener Umgang mit Fehlern
Ein möglichst offener, transparenter Umgang mit Fehlern ist beim medizinischen Qualitätsmanagement zentral. Die Anonymität ist ein Anreiz, Fehler - sein sie auch noch so peinlich - öffentlich zu machen. So lassen sich in Zukunft Rahmenbedingungen schaffen, die das Auftreten ähnlicher Probleme vermeiden können.
Hierzulande werden medizinische Fehlleistungen vor allem von Ärztinnen und Ärzten gemeldet. Am häufigsten treten Probleme auf Stationen im Krankenhaus auf. Nach Bereichen geordnet, rangieren Allgemeinmedizin, Intensivmedizin und Chirurgie ganz oben.
Wie bei der irischen Studie betreffen Fehler fast immer die Diagnose. Auch Kommunikationsprobleme sind eine vielfach angezeigte Ursache. Die Studienautoren raten Ärzten dazu, genauer hinzuschauen: nur weil eine mögliche Diagnose oft gestellt wird und zu den offenkundigen Symptomen passt, muss sie nicht stimmen. Um In Zukunft Fehler zu vermeiden, lohnt es sich, einer Verdachtsdiagnose skeptisch zu begegnen und lieber noch einmal andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen.
Autoren:
Mag. (FH) Axel Beer
Redaktionelle Bearbeitung:
Philip Pfleger
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