Übeltäter Noroviren
Heftiger Durchfall und akutes Erbrechen - wenn einen überfallsartig das Bedürfnis nach einem Klo übermannt, steckt oft ein Magen-Darm-Keim dahinter. Bei jedem Fünften mit entsprechenden Symptomen sind speziell Noroviren die Übeltäter. Erfahren Sie hier, wie sich die Viren verbreiten, wie man sie behandelt und vor allem – wie Sie sich schützen können.
Schnell aufs Klo!
Wer sich mit Noroviren angesteckt hat, merkt das ziemlich schnell. Er wird innerhalb weniger Stunden krank: Klassisch sind dabei Bauchschmerzen, Übelkeit, aber auch Erbrechen und Durchfall. Die akuten Symptome halten dann ein bis drei Tage an. Dann erholen sich Betroffene meist wieder. Interessanterweise treten Noroviren vor allem in den Wintermonaten auf, von November bis März.
Resistenter Keim
Doch wieso sind die Plagegeister so verbreitet? Noroviren sind überaus resistent. Sie überleben mehr als zwölf Stunden auf den meisten Oberflächen, überstehen Temperaturen bis zu 60°C und lassen sich von vielen Desinfektionsmitteln nicht kleinkriegen. Deshalb sind sie weltweit sehr verbreitet. Schon sehr geringe Mengen reichen aus, um sich anzustecken.
Von Mensch zu Mensch
Und: Noroviren werden von Mensch zu Mensch übertragen. Das heisst, hat es einen erwischt, ist die Gefahr einer Ausbreitung gross. Die Viren werden über Kot und Erbrochenes ausgeschieden. Ein bisschen Schlampen bei der Hygiene und schon verteilt man sie weiter an Türklinken etc. Von dort aus können sie weitere Menschen infizieren, vor allem da, wo man auf engem Raum lebt, etwa in Pflegeheimen, Schulen oder auf Kreuzfahrten. Ein Lebensmittel ist besonders virenlastig …
Aufgepasst beim Austern-Schlürfen
Austern sind besonders gute Reservoire für Noroviren. In ihrem Gewebe können die Viren sehr lange überleben. Aber die Krankheitserreger tummeln sich auch auf anderen Speisen (etwa Obst, Salat) oder Getränken. Wenn Sie sich vor Noroviren schützen wollen, sollten Sie Lebensmittel immer über 60°C erhitzen – und bei der Zubereitung auf Hygiene achten.
Angesteckt? Was tun?
Sie haben sich trotzdem angesteckt? Eine Therapie, die direkt gegen Noroviren vorgeht, gibt es nicht. Achten Sie vor allem darauf, den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust wieder auszugleichen. Dazu eignen sich Mineralwasser, ungesüsste Kräutertees oder dünne Brühe. Falls möglich sollten Sie auch ein wenig essen. Dann ist die Malaise hoffentlich schnell überstanden. Es gilt allerdings: Schwangere, kleine Kinder, ältere oder geschwächte Menschen sollten lieber einen Arzt kontaktieren.
Wäsche heiß waschen
Wichtig ist es, die Ansteckungskette des Virus zu unterbrechen. Dafür sollte beispielsweise die Wäsche des Patienten regelmässig heiss gewaschen werden – am besten bei 90°C. Hände, Flächen und Gegenstände, die ein Betroffener benutzt hat, sollten regelmässig gründlich desinfiziert werden. Dabei sorgfältig sein! Denn, die Gefahr ist gross: Schon eine einzige infizierte Person kann ausreichen, um eine lokale Epidemie auslösen.
Große Angst vor Epidemien
Da sich Noroviren so einfach übertragen lassen, sind Infektionen meldepflichtig. Wird das Virus im Stuhl oder im Erbrochenen eines Betroffenen nachgewiesen, muss das Gesundheitsamt informiert werden. Dadurch sollen lokale Norovirus-Epidemien frühzeitig erkannt und weitere Erkrankungen eingedämmt werden. Eine Impfung gegen Noroviren gibt es bislang leider nicht. Aber Forscher konnten schon einige Gegenmittel identifizieren ...
Kupfer tötet Keime ab
Kupfer kann Darmkeime beispielsweise zuverlässig abtöten, so britische Forscher. Sie raten zum verstärkten Einsatz von Kupferoberflächen, zum Beispiel bei Türgriffen und Wasserhähnen. Vor allem in öffentlichen Gebäuden wie Schulen und Krankenhäusern wären solche Massnahme sinnvoll. Besonders Beschichtungen, die mindestens 60 Prozent des Metalls enthielten, zeigten sich effektiv. Im Vergleich dazu blieben die Viren auf rostfreiem Stahl weiter potenziell ansteckend.
Natürliche Mittel gegen Noroviren
Es gibt auch ein einfaches Mittel, was helfen könnte: Fruchtextrakte von Zitronen, Orangen oder Granatäpfeln lindern wohl Magen-Darm-Infekte. Indem sich das Citrat der Zitronensäure an die Viren heftet, blockiert es die Kontaktstelle zu Körperzellen. Ausserdem macht es die Viren leichter angreifbar für das Immunsystem. Zitronensäure könnte somit als natürliches Desinfektionsmittel eingesetzt werden.
Von Dr. Varinka VoigtPsychologin