Wunderliche Krankheiten
Betrunken ohne Alkohol, allergisch gegen Sperma, schwanger mit Steinen – manche Diagnosen klingen wie ausgedacht, sind aber wahr. Erfahren Sie hier mehr über 11 mehr als kuriose Krankheiten.
Steinkinder
1582 wurde das erste Mal ein versteinerter Fötus (Lithopädion) im Bauch seiner verstorbenen Mutter gefunden. Das „Steinkind“ befand sich mindestens 28 Jahren in der Frau – klingt wie im Horrorfilm. Hintergrund ist ein anderer: In bisher ca. 300 dokumentierten Fällen nimmt ein abgestorbener Fötus im Mutterleib Kalk auf („versteinert“) statt abzugehen oder resorbiert zu werden. Heutzutage ist so ein Befund kaum noch denkbar, dank guten diagnostischen Mitteln, die schnelles Eingreifen ermöglichen.
Dauerrausch ohne Alkohol
Ständige Trunkenheit und regelmässige Alkoholvergiftungen – auch ohne Alkoholkonsum. Das ist das Schicksal von Menschen mit Eigenbrauer-Syndrom. In ihrem Darm leben ungewöhnlich viele Hefepilze, die Kohlenhydrate in Ethanol – also Alkohol – umwandeln. Bis jetzt ist unbekannt, woher die vielen Hefepilze kommen und wie man die Erkrankung heilen kann. Patienten müssen extrem auf ihre Ernährung achten und häufig Anti-Pilz-Medikamente einnehmen.
Allergisch gegen Sperma
Sex ist für die meisten aufregend und schön. Für manche ist er aber auch unangenehm oder gar lebensgefährlich. Sowohl Frauen als auch Männer können allergisch auf Sperma, beziehungsweise das Seminalplasma, die Flüssigkeit, die die Spermien enthält, reagieren. Sie bekommen Hautreizungen, Übelkeit, Durchfall, Atemnot oder einen anaphylaktischen Schock. Kondome, die den Kontakt verhindern, allergieunterdrückende Medikamente oder eine Hyposensibilisierung können die Reaktionen reduzieren.
Das gebrochene Herz
Trennungen brechen das Herz. In manchen Fällen tun sie dies nicht nur symbolisch: Das „Broken-Heart-Syndrom“ (Tako-Tsubo-Kardiomyopathie) gibt es tatsächlich. Dabei löst extremer emotionaler Stress Symptome wie bei einem Herzinfarkt aus. Auch positiver Stress kann eine solche Herzmuskelerkrankung verursachen. Zum Glück heilt sie im Gegensatz zu vielen anderen Herzleiden bei den meisten Patienten nach einigen Wochen wieder vollständig aus.
Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom
Manche Menschen wollen krank sein. Sie täuschen Beschwerden vor oder führen sie absichtlich herbei, zum Beispiel indem sie sich verletzten. Das Münchhausen-Syndrom ist eine schwere psychische Störung. Vermutlich sind Betroffene abhängig von der Aufmerksamkeit, die sie dadurch erlangen. Manche Betroffene verletzten nicht sich selbst, sondern eine andere Person – meist ihre eigenen Kinder. Das nennt man Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom.
Plötzlich ohne Mimik
Stellen Sie sich vor: Während eines angeregten Gesprächs erschlaffen plötzlich alle Muskeln, keine Mimik ist mehr möglich – das ist Kataplexie. Ausgelöst wird der Verlust des Muskeltonus durch starke Emotionen wie Freude, Scham und Ärger – umgangssprachlich wird er als „Lachschlag“ bezeichnet. Normalerweise ist der Spuk schnell wieder vorbei. Gefährlich wird die Erkrankung beim Autofahren und beim Bedienen von Maschinen. Vor allem Menschen mit Narkolepsie (Tagesschläfrigkeit) können darunter leiden.
Greisenhafte Kinder
Manche Menschen altern im Zeitraffer. Das Leiden nennt man Progerie. Es wird durch einen genetischen Defekt ausgelöst und ist derzeit nicht heilbar. Betroffene bekommen schon als Kinder Falten, Altersflecken und Arthrose. Insgesamt altern sie fünf- bis zehnmal schneller als gesunde Menschen – und werden durchschnittlich nur 13 Jahre alt. Sie sterben häufig an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. Bei einigen bricht die Krankheit erst später aus (Typ 2), die Betroffenen werden durchschnittlich 50 Jahre alt.
Ruhelose Beine
Es gibt Menschen, die haben „ruhelose Beine“ – damit ist nicht ein leichtes Zappeln gemeint, sondern das extreme Bewegungsbedürfnis, wenn man eigentlich entspannen möchte. Die Beine fangen beim sogenannten Restless-Legs-Syndrom an zu kribbeln und zu stechen, sie wollen einfach nicht still halten. Die meisten Patienten müssen nicht behandelt werden, einige kommen aber kaum zur Ruhe und fühlen sich häufig erschöpft. Eine ausgewogene Ernährung, ein fester Schlafrhythmus und wenig Stress können helfen.
250 Orgasmen pro Tag
Tolle Sache, so ein Orgasmus – zumindest denken das wohl die meisten Menschen. Nicht so aber jene, die an der „Persistierenden genitalen Erregung“ leiden. Sie sind dauererregt und haben täglich bis zu 250 Orgasmen. Schon kleinste Bewegungen oder Vibrationsgeräusche können die unerwünschten Orgasmen auslösen. Vor allem Frauen sind betroffen. Viele von ihnen schämen sich und ziehen sich sozial zurück. Bis heute gibt es keine Behandlung, die da wirklich hilft.
Wassernesselsucht
Als hätte man sich in Nesseln gesetzt – so fühlen sich Menschen mit „Aquagenic Urticaria“, wenn sie mit Wasser in Berührung kommen. Egal ob Regen-, Meeres- oder Leitungswasser, ob warm oder kalt – Betroffene bekommen Hautausschlag, der mehrere Stunden brennen und jucken kann. Zur Behandlungen werden Antihistaminika eingesetzt.
Rose am Mund
Wer schön sein will, muss leiden – bei Mundrose (periorale Dermatitis) ist der Wunsch nach Schönheit der Auslöser fürs Leid: Pflegeprodukte können eine Intoleranzreaktion der Haut auslösen und ihre Barrierefunktion stören. Die Haut trocknet aus und brennt. Vor allem um den Mund, aber auch an anderen Stellen im Gesicht bilden sich Bläschen. Viele Betroffene überdecken den Ausschlag mit Make-Up. Ein Teufelskreis! Denn die Hautirritation verschwindet nur bei mehrwöchiger Kosmetika-Abstinenz.
Von Dr. Varinka VoigtPsychologin