Wie lange stillen?

Von , Biologin
Dr. Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

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Wie lange Stillen sinnvoll ist, hängt von der Gesundheit von Mutter und Kind und der Lebenssituation der Mutter ab. Laut der Weltgesundheitsorganisation sollten Frauen ihre Säuglinge die ersten sechs Monate ausschliesslich stillen (also voll stillen). Wie lange darüber hinaus es dem Baby gut tut, an der Mutterbrust zu trinken, ob Langzeitstillen schadet und was eine kürzere Stilldauer für Konsequenzen hat, lesen Sie hier.

stillende Mutter

Wie lange Stillen: Dauer und Häufigkeit

Nach den ersten Saugversuchen des Babys kurz nach der Geburt schaffen es die meisten Mütter, die empfohlenen ersten sechs Monate voll zu stillen. Manche Frau tut sich jedoch schwer damit und hält weniger lang durch. Experten sind der Ansicht, dass Kinder auch von einer kürzeren Stilldauer profitieren. Auch das Teilstillen, also die Kombination aus der Gabe von gekaufter Säuglingsnahrung und Stillen, ist besser, als gar nicht zu stillen.

Egal ob und wie lange Stillen praktiziert wird - immer gilt, dass sich die Mutter dabei gut fühlen soll. Frauen, die Stillen oder die körperliche Abhängigkeit als unangenehm empfinden oder aus gesundheitlichen Gründen nicht stillen dürfen, müssen nicht verzweifeln. Säuglingsmilch unterliegt strengen Kontrollen und enthält alle Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, die für die gesunde Entwicklung des Kindes wichtig sind.

Wie lange voll stillen?

Die Empfehlung, bis wann Frauen voll stillen sollten, hat sich mit der Zeit mehrfach gewandelt. Zudem beeinflussen Gesundheit und Lebensumstände von Mutter und Kind die Entscheidung für das Stillen. Die Frage, wie lange man stillen sollte, lässt sich somit nicht pauschal beantworten.

Stillempfehlung der WHO

Aktuell empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die ersten sechs Monate ausschliesslich zu stillen und danach schrittweise auf Breikost umzustellen, sofern keine gesundheitlichen Einschränkungen bestehen.

Als Schutz vor späteren Allergien scheint es zu reichen, wenn Babys die ersten vier Monate voll gestillt werden. Beikost ab dem Beginn des fünften Monats könnte für diese Kinder sogar das Allergierisiko senken.

Einführung von Beikost

Generell sollte Beikost frühestens ab dem 5. Monat und spätestens mit Beginn des 7. Lebensmonats zusätzlich auf dem Speiseplan des Kindes stehen. Schrittweise werden dann die Stillmahlzeiten durch altersgerechte feste Nahrung ersetzt. Das ist wichtig, weil dem heranwachsenden Kind sonst eine Unterversorgung und ein Nährstoffmangel mit gesundheitlichen Problemen drohen. Bis zum Alter von zwei Jahren oder auch länger, darf das Kind zwischendurch weiter an der Brust trinken, was Hebammen ausdrücklich empfehlen.

Langzeitstillen

Wie lange Stillen Mutter und Kind Freude macht, ist individuell unterschiedlich. Mancher Mutter fällt es schwer, die lieb gewonnene Nähe und Intimität aufzugeben und will es dem Kind überlassen, wie lange es die Brust möchte. Mitunter stillen solche Frauen über mehrere Jahre und - wenn sie weiteren Nachwuchs haben - sogar mehrere Kinder gleichzeitig.

Über Sinn und Nutzen des Langzeitstillens wird in Fachkreisen diskutiert. Manche Experten behaupten, es wäre gut für die geistige Entwicklung und fördere die Intelligenz; andere mutmassen, es geschähe mehr zum Wohl der Mutter.

Über die Frage, wie lange stillen über mehrere Jahre sinnvoll ist, lässt sich also streiten. Doch wirkliche Nachteile durch das Langzeitstillen sind bisher nicht erwiesen. Prinzipiell können Sie also nach eigenem Gutdünken stillen, egal wie lange.

Stillen – irgendwann ist Schluss

Unabhängig davon, wie lange Stillen Ihnen und Ihrem Kind Freude macht - irgendwann geht diese Phase zu Ende. Selbstständigkeit und das Erlernen neuer Fähigkeiten (wie das Essen von fester Nahrung) sind wichtig für das Selbstwertgefühl des Kindes und sollte daher gefördert werden. Und wenn es Ihnen schwer fällt, die innige Stillphase zu beenden, bedenken Sie: Egal wie lange Stillen auch praktiziert wurde, Liebe und Verbundenheit mit Ihrem Kind bestehen weiterhin!

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Autor:
Dr. Nicole Wendler
Dr.  Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

Quellen:
  • Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: "Stillen - Die beste Ernährung in den ersten Lebensmonaten", unter: www.bmel.de (Abruf vom 19.08.2021)
  • Deutscher Hebammenverband: Praxisbuch: Besondere Stillsituationen, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2021
  • Europäisches Institut für Stillen und Laktation: "Rund um die Geburt", unter: www.stillen-institut.com (Abruf: 05.08.2021)
  • Harder, U. et al.: Wochenbettbetreuung in der Klinik und zu Hause, Hippokrates Verlag, 4. aktualisierte Auflage, 2015
  • Nationales Zentrum Frühe Hilfen: Broschüre "Stillen als Ressource nutzen im Kontext der Frühen Hilfen", unter: www.bzga.de (Abruf: 05.08.2021)
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