Beikosteinführung: Der erste Brei

Von , Biologin
Dr. Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

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Mit der Beikost erweitert sich der Speiseplan Ihres Babys erheblich. Spätestens im sechsten Monat braucht Ihr Kind mehr als das, was in der Milch steckt. Woran erkennen Sie, dass Ihr Kind bereit ist für den ersten Brei? Ist selbst zubereitete Beikost besser als fertiger Babybrei aus dem Gläschen? Worauf sollten Sie beim Füttern achten? Lesen Sie hier, wann und wie Sie Beikost einführen sollten.

Vater füttert Baby

Wann mit Beikost beginnen?

Ab wann die Beikosteinführung angezeigt ist, variiert von Kind zu Kind. Manche Kinder sind schon für die Beikost mit fünf Monaten reif. Dann sollten die Mütter ihrem Nachwuchs auch wirklich den ersten Brei geben – auch wenn sie vielleicht das erste halbe Jahr ausschliesslich stillen wollten. Die Bedürfnisse des Kindes sind wichtiger als eventuelle Pläne der Mütter.

Es gibt auch Säuglinge, die sich länger mit der Milch begnügen. Aber spätestens mit einem halben Jahr braucht jedes Baby mehr als seine Milchmahlzeiten.

Mit dem Einführen der Beikost werden die Milchmahlzeiten nach und nach ersetzt. Damit ist die Stillzeit aber nicht notwendigerweise vorbei: Auch wenn Sie bereits Beikost füttern, können Sie Ihr Kind so lange weiterstillen, wie sie beide es wünschen.

Der richtige Zeitpunkt zum Beikost-Einführen

Ab wann Sie Babybrei füttern können, zeigen Ihnen Signale Ihres Kindes an:

Der Babybrei bleibt im Mund

Ihr Kind schiebt angebotenen Brei nicht mehr sofort mit der Zunge aus dem Mund? Ein guter Hinweis, dass es langsam Zeit wird, Beikost einzuführen. Das Herausschieben bedeutet nämlich nicht, dass Ihr Baby den Brei nicht mag, sondern beruht auf dem Zungenstreckreflex. Er ermöglich dem Kind das Saugen – dafür schiebt es die Zunge nach vorne. Ab dem vierten Lebensmonat verschwindet der Reflex nach und nach – erst dann kann das Kind festere Nahrung, also Beikost, essen.

Interesse an fester Nahrung

Ihr Kind ist an Ihrem Essen plötzlich enorm interessiert? Auch das ist ein Hinweis darauf, dass Sie bald Beikost einführen sollten.

Sabbern, schlucken, Schmatzgeräusche

Ihr Baby sabbert, schluckt und schmatzt beim Anblick festen Essens? Dann läuft ihm tatsächlich das Wasser im Munde zusammen. Das Interesse an fester Nahrung entdeckt das Kind genau dann, wenn es reif für Beikost ist. Überraschen Sie es mit seinem ersten Babybrei!

Beikost füttern – so geht es!

Als Beikost bezeichnet man alles, was das Kind - abgesehen von Muttermilch oder fertiger Säuglingsmilch - zu sich nimmt: Gemüse, Obst, Kartoffeln, Getreide, Fleisch oder Fisch. Hier die wichtigsten Tipps:

  • Die verschiedenen Bestandteile werden anfangs zerstampft oder fein püriert. Später kann das Kind auch mundgerechte weiche Häppchen allein essen.
  • Anders als bei Still- und Fläschchen-Mahlzeiten sollte Ihr Kind beim Babybrei-Essen aufrecht sitzen. Sonst verschluckt es sich zu leicht. Sie können es für das Füttern auf den Schoss nehmen.
  • Zum Füttern eignen sich Plastiklöffelchen besser als solche aus Metall, die sich im Mund unangenehm kalt anfühlen können.
  • Laden Sie den Löffel nicht zu voll!
  • Achten Sie darauf, dass der Brei nicht zu heiss ist.
  • Wenn Sie Ihr Kind mit Brei aus dem Gläschen füttern, sollten Sie diesen portionsweise in ein Schälchen füllen. So bleiben Reste im Gläschen sauber und können im Kühlschrank auf den nächsten Einsatz warten.

Welche Beikost ist die richtige?

Getreide oder Gemüse? Gesundheitlich spielt das keine Rolle. Anders als früher angenommen, schützt Getreide, früh eingeführt, Ihr Kind eher vor einer Glutenunverträglichkeit, als dass es diese fördert. Auch ob zuerst Karotten oder Pastinaken zu Beikost verarbeitet werden, ist für das Gedeihen Ihres Sprösslings gleichgültig.

Beikost aus dem Gläschen

Beikost aus dem Gläschen ist natürlich praktisch: Putzen, Kochen und Pürieren entfallen. Zudem wird fertige Beikost heute sehr schonend zubereitet, und die Inhaltsstoffe werden gut kontrolliert.

Die Nachteile: Babybrei aus dem Glas ist vergleichsweise teuer. Und für die Umwelt ist die Materialschlacht auch nicht gut.

Beikost selbst zubereiten

Manche Eltern möchten genau wissen, was sie ihrem Kind zu essen geben. Dann ist Selberkochen angesagt! Verwenden Sie dafür am besten Bioprodukte, die frei von Pestiziden sind. Verarbeiten Sie das Gemüse möglichst frisch: Vitamine gehen sonst schnell verloren. Oder Sie verwenden Tiefkühlgemüse. Es wird unmittelbar nach der Ernte schockgefrostet. Deshalb enthält es mehr Vitamine als manches frische Gemüse, das schön länger gelagert wurde.

Praktisch ist es, grössere Mengen zuzubereiten und dann portionsweise einzufrieren. Was Sie dabei beachten sollten, lesen Sie im Artikel "Babybrei einfrieren".

Wenn Sie ohnehin kochen, läuft die Beikost-Zubereitung ganz nebenbei. Vorteil ist, dass Sie Ihrem Kind eine breitere Palette an Geschmäckern und Nahrungsmitteln anbieten können, als mit Fertig-Babykost aus Gläschen. Das schult den Geschmackssinn schon bei der Beikosteinführung und macht das Kind offener für neue Geschmackserlebnisse.

Salz und andere Gewürze sind für Säuglinge übrigens nicht tabu. Sie sollten den Babybrei aber nicht zu grosszügig würzen: Für Ihr Baby ist das Aroma auch so aufregend genug. Auf scharfe Würzmittel, Zucker sowie künstlichen Süssstoff sollten Sie ebenfalls verzichten.

Achtung: Honig ist im ersten Lebensjahr tabu! Er kann gefährliche Keime enthalten, die den gefürchteten Säuglingsbotulismus verursachen.

Ab dem siebten Lebensmonat können Sie auch Fleisch, Fisch und Eier in pürierter oder zerdrückter Form zufüttern. Vor allem Rindfleisch ist in dieser Zeit ein guter Eisen-Lieferant.

Vegetarische Beikost

Eltern, die selbst vegetarisch leben, möchten vielleicht auch ihr Kind entsprechend ernähren. Doch Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Vegetarische Ernährung muss bei ihnen besonders sorgfältig geplant werden.

Beikost vegetarisch

Wenn Sie Ihr Kind vegetarisch ernähren möchten, müssen Sie sich gut informieren, damit es keinen Nährstoffmangel entwickelt. Vor allem die ausreichende Versorgung mit Eisen muss bei vegetarischer Kost genau geplant werden. Gute Lieferanten sind beispielsweise Hülsenfrüchte und manche Getreidesorten.

Beikost vegan

Von einer veganen Ernährung kleiner Kinder raten die Fachgesellschaften ab. Wenn Sie sich dennoch dafür entscheiden, sind Nahrungsergänzungsmittel für Ihr Kind unbedingt notwendig. Zudem müssen Sie sich mit Ihrem Kinderarzt gut absprechen und die Laborwerte Ihres Kindes regelmässig überprüfen lassen.

Fehlt es Ihrem Kind an bestimmten Nährstoffen, kann es sich nicht richtig entwickeln. Schlimmstenfalls bleiben lebenslange Beeinträchtigungen zurück.

Beikost - Allergien und Unverträglichkeiten

Gluten, Histamin oder Milch: Allergien und Unverträglichkeiten gegen Nahrungsmittel nehmen zu. Lange glaubte man, je später das Kind mit häufigen Auslösern von Allergien und Unverträglichkeiten in Kontakt kommt, desto geringer das Risiko. Heute weiss man, dass genau das Gegenteil der Fall ist: Bei frühem Kontakt lernt das Immunsystem Ihres Kindes, die potenziellen Problemmacher in der Nahrung zu tolerieren.

Fingerfood statt Brei füttern

Selbstständig mit dem Löffel zu essen, lernen Kinder erst im zweiten Lebensjahr. Mit den Fingern zu naschen, geht schon früher – und macht Ihrem Kind grossen Spass. Es kann Brotstückchen abzupfen und in den Mund stecken, weiche Scheiben von Banane oder weich gekochtes Gemüse verputzen. Richtig kauen kann Ihr Kind aber auch dann noch nicht, wenn sich schon die ersten Zähnchen zeigen.

Baby-led Weaning

Das sogenannten Baby-led Weaning ist bei vielen Müttern populär. Dabei bieten Sie ihrem Kind verschiedene weiche Nahrungsmittel an, unter denen es wählen kann. Das soll folgende Vorteile bieten:

  • Das Kind soll instinktiv zu Lebensmitteln greifen, deren Nährstoffe es gerade braucht.
  • Durch frühes selbstbestimmtes Essen lernt das Kind von Anfang an, wann es satt ist und was ihm guttut.

Damit das Kind sicher satt wird, sollte Sie ihm in der Übergangsphase immer zusätzlich Milch anbieten.

Kritik am Baby-led Weaning

Kritiker befürchten beim Baby-led Weaning:

  • eine Mangelernährung des Kindes, vor allem Eisenmangel, da kleine Kinder noch kein Fleisch kauen können
  • gefährliches Verschlucken zu grosser Brocken

Mehr zum Thema lesen Sie im Artikel: Baby-led Weaning

Wenn das Kind nur wenig isst

Hilfe, mein Kind isst wie ein Spatz! Ob klassische Brei-Beikost oder Fingerfood: Die meisten Eltern sind besorgt, wenn das Kind nur wenig isst. Welche Beikost-Menge es benötigt, ist aber von Kind zu Kind individuell sehr unterschiedlich und kann auch von Tag zu Tag stark schwanken. Wenn Ihr Kind aktiv ist und normal wächst und gedeiht, besteht kein Grund zur Sorge.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Dr. Nicole Wendler
Dr.  Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

Quellen:
  • Europäisches Institut für Stillen und Laktation: Beikost-Empfehlungen, unter: www.stillen-institut.com (Abruf vom 17.08.2021)
  • Townsend, E. & Pitchford, N.J.: "Baby knows best? The impact of weaning style on food preferences and body mass index in early childhood in a case–controlled sample", in: BMJ Open 2012;2:e000298.
  • Wright, C.M. et al.: "Is baby-led weaning feasible? When do babies first reach out for and eat finger foods?" in: Maternal and Child Nutrition 2011, 7(1), pp. 27-33.
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