Zähne

Von , Ärztin
und Dr. med. dent. Susanne Schorr
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Die Zähne sind die Mundwerkzeuge des Menschen, mit denen er Nahrung fassen, zerkleinern und zermahlen kann. Zudem sind Zähne wichtig für die Lautbildung – besonders des S-Lautes – und haben auch eine soziale Funktion. Lesen Sie alles Wichtige über Aufbau und Funktion der Zähne sowie häufige Gesundheitsprobleme im Bereich der Kauwerkzeuge!

Was sind die Zähne?

Die Zähne sind die Hauptwerkzeuge für das „Häckseln“ der Nahrung, sprich die mechanische Verdauung. Sie sind härter als die Knochen - der Zahnschmelz, der an der Kaufläche am dicksten ist, ist die härteste Substanz des Körpers.

Milchzähne und Erwachsenengebiss

Das Milchgebiss von Kindern besteht aus 20 Zähnen (Milchzähne, lat.: Dentes decidui): Jeweils fünf Zähnchen sitzen in jedem Quadranten (die Zahnheilkunde unterteilt das Gebiss in vier Quadranten). Sie brechen zwischen dem sechsten Monat und dem Ende des zweiten Lebensjahres durch. Jeder Zahn hat eine Zahnwurzel, mit der er im Kiefer verankert ist.

Im kindlichen Kiefer liegen die Anlagen für die bleibenden Zähne (Dentes permanentes) bereits vor, und zwar unter und zwischen den Wurzeln der Milchzähne. Da der Raum im kindlichen Kiefer nicht ausreicht für alle bleibenden Zähne, liegen die Backenzähne im Unterkieferast und im Bereich der hinteren Wand des Oberkiefers. Sie müssen also während der Wachstumsphase eine komplizierte Wanderung bis zu ihrem endgültigen Platz im Gebiss unternehmen. Wird diese Wanderung auf irgendeine Weise gestört, können die bleibenden Zähne am falschen Ort im Kiefer durchbrechen. Manche Backenzähne liegen auch quer und können überhaupt nicht durchbrechen.

Im Allgemeinen erfolgt der Durchbruch der bleibenden Zähne schrittweise etwa im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren (Wechselgebissperiode). Erwachsene haben normalerweise 32 Zähne (einschliesslich der Weisheitszähne). In jedem Kiefer befinden sich vier Schneide-, zwei Eck- und zehn Backenzähne. Manche Menschen haben von Natur aus keine Weisheitszähne, ihr Gebiss besteht dann nur aus 28 Zähnen.

Modell eines Zahnes

Zahnkrone, Zahnhals, Zahnwurzel

So unterschiedlich Schneide-, Eck- und Backenzähne geformt sind, ihr Aufbau ist grundsätzlich gleich: Den obersten Anteil, der aus dem Zahnfleisch in die Mundhöhle hineinragt, bezeichnet man als Zahnkrone. Darunter folgt der Zahnhals, der dünne Übergang von der Zahnkrone zur Zahnwurzel. Normalerweise sieht man den Zahnhals kaum, weil er grösstenteils vom Zahnfleisch umgeben ist. Die unteren zwei Drittel des Zahnes bezeichnet man als Zahnwurzel; damit ist der Zahn im Knochen verankert. Schneide- und Eckzähne haben jeweils eine Wurzel, die Backenzähne in der Regel zwischen einer und drei. Die Anzahl der Wurzeln ist individuell sehr unterschiedlich. Allgemein gilt: Je weiter hinten der Zahn im Kiefer sitzt, desto mehr Wurzeln hat er.

Zahnschmelz

Die Zahnkronen sind von Zahnschmelz überzogen, dem widerstandsfähigsten Gewebe im Körper. Es besteht grösstenteils aus den Mineralsalzen von Kalzium, Phosphat und Fluor. Für seine ausserordentliche Härte sind die Fluorverbindungen verantwortlich. Dank ihnen kann ein gesunder Zahnschmelz fast jeder mechanischen Belastung standhalten – nicht aber manchen chemischen und biologischen Substanzen: Säuren und Bakterien können auch den stabilsten Zahnschmelz anätzen und aufweichen.

Zahnbein (Dentin)

Unter dem Zahnschmelz liegt das weichere Zahnbein (Dentin), das den Hauptteil eines Zahnes ausmacht und von feinen Kanälchen durchzogen wird. In diesen Kanälchen verlaufen Nervenfasern, die Informationen und Reize von und zu den Zähnen leiten. Am Zahnhals ist der Zahnschmelz nur sehr dünn oder das Dentin liegt hier sogar ganz frei. Druckreize (etwa beim Zähneputzen) und Temperaturreize (wie heisse und kalte Speisen) werden dann sehr leicht von den Nervenfasern wahrgenommen. Die Betroffenen klagen über schmerzempfindliche Zähne.

Zahnmark (Pulpa)

Im Inneren des Zahns liegt das weiche Zahnmark (Pulpa). Es enthält Nervengewebe, ist gut durchblutet und ernährt den Zahn von innen heraus. Über ein kleines Loch an der Wurzelspitze ist die Pulpa mit dem Kieferknochen verbunden. Nervenfasern und Blutgefässe ziehen über den Wurzelspitzenkanal aus dem Knochen in die Pulpa.

Zahnhalteapparat

Am Übergang von der Zahnkrone zum Zahnhals schmiegt sich das Zahnfleisch eng an den Zahn und hält ihn mit dünnen Fasern elastisch fest. Der Kiefer besitzt tiefe knöcherne Einbuchtungen (Alveolen), in die die Zahnwurzeln eingepasst sind. Zwischen Zahn und Kieferknochen befindet sich ein mikroskopisch winziger Spalt, der von Haltefasern durchzogen wird, die für eine federnde Aufhängung des Zahns im knöchernen Zahnhaltefach sorgen. Die Fasern, die den kleinen Spalt durchqueren, setzen an der Zahnwurzel am sogenannten Zement an, der die Wurzeloberfläche bedeckt. Alle Schichten zusammen bilden den Zahnhalteapparat (Parodontium).

Welche Funktion haben Zähne?

Die Zähne haben die Aufgabe, sämtliche Nahrung so zu zerkleinern, dass sie – mit Speichel zu einem Brei vermischt – geschluckt werden kann. Ausserdem haben die Zähne eine wichtige Funktion für die Form der unteren Gesichtspartie und für die Lautbildung beim Sprechen.

Wo befinden sich die Zähne?

Die Zähne sind im Ober- und Unterkiefer in einem Bogen angeordnet. Beim Zubeissen stehen die Zähne des Oberkiefers normalerweise etwas über denen des Unterkiefers. Durch diese Ungleichheit beissen gleiche Zähne (z.B. obere und untere Schneidezähne) nicht direkt aufeinander, und es entsteht eine Hebelwirkung, deren Drehpunkt sich an der Wurzel befindet – mit dem Effekt einer Durchblutungsförderung im Kieferbereich.

Welche Probleme können Zähne verursachen?

Fehlstellungen und besonders das Fehlen einzelner Zähne können zu Fehlstellungen im Kiefergelenk führen, gefolgt von Muskelverspannungen im Kopfbereich und Kopfschmerzen. Einzelne fehlende Zähne bewirken zudem eine Verschiebung oder Verkippung der Nachbarzähne.

Zahnschmerzen sind ebenfalls ein häufiges Problem der Kauwerkzeuge im Mund. Wie entstehen diese Schmerzen? Die Zähne werden von Nervenfasern versorgt, die aus dem fünften Hirnnerven (Trigeminus) kommen. Durch Öffnungen im Kieferknochen dringen die Nervenfasern von unten in jede Zahnwurzel ein und liegen mitten im Zahnmark (Pulpa). Ein Schutzmantel aus Dentin und Zahnschmelz, der den Zahn umgibt, verhindert, dass Reize wie Kälte, Wärme oder Säure als unangenehm empfunden werden. Ist der Zahnschmelz jedoch beschädigt (etwa durch Karies), können Zahnschmerzen entstehen.

Auch freiliegende Zahnhälse reagieren oft sehr empfindlich auf heissen Kaffee, Eiscreme & Co. Ihre Hauptursache ist Parodontitis – eine chronische Entzündung des Zahnhalteapparats, die dazu führt, dass sich das Zahnfleisch immer weiter zurückzieht, wodurch der Zahnhals freigelegt wird. Betroffene Zähne lockern sich dadurch zunehmend und können schliesslich sogar ausfallen.     

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. dent. Susanne Schorr
Autoren:
Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

Dr. med. dent.  Susanne Schorr
Quellen:
  • Grillparzer, Mr.: Körperwissen, Gräfe und Unzer Verlag, 2007
  • Infoportal des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG): "Wie funktioniert das Gebiss?", unter: www.gesundheitsinformation.de (Abruf: 19.06.2020)
  • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie, Georg Thieme Verlag, 2 Auflage, 2017
  • Patienteninformationen der Bundeszahnärztekammer (BZÄK): "Zahn- und Mundgesundheit", unter: www.bzaek.de (Abruf: 19.06.2020)
  • Reitemeier, B. et al: Einführung in die Zahnmedizin, Thieme Verlag, 1. Auflage, 2006
  • Tortora, G.J. & Derrickson, B.H.: Anatomie und Physiologie, Wiley-VCH Verlag, 2008
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