Venen

Von , Biologin
Dr. Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

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Venen sind Blutgefässe, die das Blut aus dem Körper zurück zum Herzen leiten. Meistens müssen sie dabei gegen die Schwerkraft arbeiten. Bei schwachen Venen kommt es zu geschwollenen Beinen, Besenreisern oder gar Krampfadern. Liegen diese Blutgefässe oberflächlich sind sie unter der Haut als bläuliche Bahn sichtbar und eignen sich gut für die Blutentnahme. Hier erfahren Sie alles Wichtige über die Venen!

Der Weg zum Herz

Den Grossteil der Blutgefässe bilden mit 75 Prozent die Venen. Über ein Netz aus Kapillaren fliesst das Blut aus dem arteriellen System in die Venolen. Das sind die kleinsten venösen Gefässe mit einem Durchmesser von 15 bis 500 Mikrometern. Sie gehen in kleinere Venen über (Durchmesser max. einen Millimeter), welche dann ihrerseits in die grossen Körpervenen (Durchmesser einen bis zehn Millimeter) münden. Letztere laufen schliesslich in der oberen und unteren Hohlvene zusammen, die beide in den rechten Herzvorhof münden.

Eine wichtige Sammelstelle für Blut aus dem Bauchraum ist die Pfortader, eine Vene, die sauerstoffarmes, aber nährstoffreiches Blut von den Bauchorganen zur Leber bringt – dem zentralen Stoffwechselorgan.

Ausnahme Lungenvenen

Doch nicht in allen Venen fliesst "verbrauchtes", also sauerstoffarmes Blut. Die Ausnahme bilden die vier Lungenvenen, die das in der Lunge mit Sauerstoff angereicherte Blut zurück zum Herzen (in den linken Vorhof) bringen.

Meistens befinden sich Venen in direkter Nachbarschaft zu den Arterien.

Venenaufbau

Venen haben etwa den gleichen Umfang wie Arterien, jedoch eine dünnere Wand (weil in ihnen ein geringerer Druck herrscht) und daher ein grösseres Lumen. Anders als die Arterien besitzen sie nur eine dünne Muskelschicht in ihrer mittleren Wandschicht (Media oder Tunica media). Ein weiterer Unterschied zu den Arterien: In vielen Venen sind Venenklappen eingebaut (siehe unten).

Oberflächliche und tiefe Venen

Bei der Blutabnahme sucht der Arzt nach einer oberflächlichen Vene. Sie verlaufen dicht unter der Haut und sammeln das Blut von Haut und Unterhautgewebe. Vor der Blutabnahme staut der Arzt das Blut vor der geplanten Einstichstelle. Da die Wände von Venen dünner sind als die von Arterien und sich besser ausdehnen können, gelingt dies gut. Durch den Blutstau wölben sich die Venen hervor und sind durch ihre blaue Färbung deutlich sichtbar. Aufgrund des niedrigen Drucks im Inneren fliesst das Blut nach dem "Pieks" relativ sanft aus der Vene heraus.

In tieferen Gewebeschichten des Körpers verlaufen die tiefen Venen, meist umgeben von Muskulatur. Sie enthalten den Grossteil der Blutmenge des venösen Systems (rund 90 Prozent) und transportieren das Blut aus der Muskulatur zum Herzen zurück. Oberflächliche und tiefe Venen stehen über Verbindungsvenen miteinander in Kontakt.

Venen speichern viel Blut

Venöse Gefässe transportieren nicht nur Blut, sondern sind auch in der Lage, grosse Blutmengen zu speichern. Etwa fünf Liter Blut fliessen durch den Körper eines Erwachsenen, mehr als drei Liter davon in venösen Gefässen – im Ernstfall eine entscheidende Reserve, um lebenswichtige Organe wie Gehirn und Herz zu versorgen. Aus diesem Grund ist es wichtig, bei einem Kreislaufkollaps die Beine hoch zu lagern, damit das venöse Blut die zentralen Organe erreicht. Auch bei körperlich starker Anstrengung (bei Arbeit oder Sport) sind wir auf diese extra Portion Blut angewiesen. Ohne sie wäre keine Leistungssteigerung möglich.

Erschwerter Bluttransport

Der geringe Innendruck in venösen Gefässen und der langsame Blutfluss erschweren den Rücktransport zum Herzen. Insbesondere im Stehen muss das venöse Blut gegen die Schwerkraft von unten nach oben transportiert werden. Dafür braucht es Unterstützung.

Venenklappen

Durch den langsamen Blutfluss gegen die Schwerkraft besteht in den Venen die Gefahr, dass das Blut absackt, also zurückfliesst. Damit dies nicht geschieht, sind venöse Gefässe insbesondere in Armen und Beinen mit Venenklappen ausgestattet. Die aus Plattenepithel gebildeten taschenförmigen Ventile erlauben nur den Blutfluss in eine Richtung (zum Herzen hin). Droht ein Zurückfliessen des Blutes, falten sie sich auf, und verhindern den Rückfluss. Bei geschwollenen Beine oder Krampfadern sind die Klappen defekt und schliessen nicht mehr vollständig.

Muskelpumpe

Neben dem Ventilsystem unterstützt die Skelettmuskulatur rund um die Venen deren Arbeit –aber nur, wenn wir uns bewegen. Bei langem Sitzen oder Stehen ist die Muskelpumpe in den Beinen kaum aktiv. Dann können die Beine anschwellen und sich schwer anfühlen.

Nicht jede Vene ist mit einem Ventilsystem ausgestattet. So besitzen beispielsweise herznahe Venen keine Klappen. Sie können von der Bauchmuskulatur unterstütz werden: Die Bauchatmung führt zu einem Druckabfall im Brustkorb und erleichtert den Blutstrom in die untere Hohlvene. Beim Ausatmen wird das Blut in den rechten Vorhof gepresst.

Venentraining

Besenreiser, Krampfadern, Venenentzündung und schlimmsten Falls eine Thrombose oder ein offenes Bein (Ulcus cruris) sind typische Beschwerden bei schwachen Venen. Die Leistung der Venen lässt sich aber trainieren. Bei Wärme weiten sie sich, bei Kälte ziehen sie sich zusammen. Kneippsche Wechselbäder fördern diese Mechanismen und können erste Symptome lindern. Auch Bewegung, Sport und zwischendurch einfach mal die Beine hochlegen kann helfen. Wer viel am Schreibtisch sitzt, kann seine Venen mit einfachen Übungen für zwischendurch gut trainieren, etwa mit dem Zehenstand und mit Fusswippen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Dr. Nicole Wendler
Dr.  Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

Quellen:
  • Aumüller, G et al.: Duale Reihe Anatomie, Georg Thieme Verlag, 5. Auflage, 2020
  • Berufsverband Deutscher Internisten e.V., unter www.internisten-im-netz.de (Abrufdatum: 28.01.2022)
  • Lippert, H.: Lehrbuch Anatomie, Urban & Fischer, 8. überarbeitete Auflage, 2017
  • Platzer, W. et Shiozawa-Bayer, T.: Taschenatlas der Anatomie, Band 1: Bewegungsapparat, Georg Thieme Verlag, 12. Auflage, 2018
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