Steißbein

Von , Ärztin
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Das Steissbein (Os coccygis) ist der unterste, letzte Abschnitt der Wirbelsäule. Es wird als Rudiment der Schwanzwirbel der Wirbeltiere angesehen, die sich im Laufe der Jahrtausende zurückgebildet haben und zu einem Wirbelblock zusammengewachsen sind. Das Os coccygis hat im Grunde beim Menschen keine Funktion mehr, kann aber durchaus Beschwerden verursachen. Lesen Sie alles Wichtige über das Steissbein!

Was ist das Steissbein?

Das Steissbein (Os coccygis) ist der letzte Abschnitt der Wirbelsäule. Es besteht aus vier bis fünf Wirbeln, die beim Erwachsenen meist zu einem einheitlichen Knochen zusammengewachsen sind, der etwas nach vorne gebogen ist. Bewegungen im Steissbein sind nur nach vorne und hinten möglich.

Die einzelnen Steissbeinwirbel sind zum Teil nur noch Rudimente der normalen Wirbelform, also stark zurückgebildet:

Der erste Wirbel des Os coccygis besitzt noch einen Wirbelkörper, Querfortsätze und Reste von Gelenkfortsätzen, die nach oben – zum Kreuzbein hin – weisen. Der Wirbelbogen fehlt beim ersten Steissbeinwirbel ebenso wie bei allen darunter liegenden. Ersetzt werden die Wirbelbogen durch Bänder. Die restlichen drei bis vier Wirbel des Steissbeins bestehen nur aus Resten der Wirbelkörper: Sie sind zu rundlichen Knochenstückchen zurückgebildet.

Verschmelzung von Wirbeln

Ähnlich wie an der Grenze von Lendenwirbelsäule und Kreuzbein, wo der letzte Lendenwirbel mit dem ersten Kreuzbeinwirbel verschmolzen sein kann (obere Sakralisation), kann auch an der Grenze vom Kreuzbein zum Steissbein eine sogenannte Sakralisation (untere Sakralisation) auftreten. Diese Assimilations- oder Übergangswirbel bleiben in den meisten Fällen unbemerkt und ohne Symptome.

Die einzelnen Wirbel des Steissbeins sind durch Faserknorpel miteinander verbunden. Zwischen dem Kreuzbein und dem ersten und zweiten Steissbeinwirbel bleibt oft (vor allem bei Frauen) noch eine gelenkige knorpelige Verbindung bestehen. Im höheren Alter verwächst das Steissbein meist mit dem Kreuzbein – bei Männern früher als bei Frauen.

Die Längsbänder der Wirbelsäule

Das vordere Längsband der Wirbelsäule (Ligamentum longitudinale anterius), das entlang der gesamten Wirbelsäule verläuft und fest mit den Wirbelkörpern verbunden ist, stabilisiert die Wirbelsäule und begrenzt deren Rückwärtsbewegung. Es verliert sich auf der Vorderseite des Kreuzbeins und taucht erst am Steissbein wieder auf.

Das hintere Längsband der Wirbelsäule (Ligamentum longitudinale posterius), das fest mit den Bandscheiben verbunden ist und zusammen mit dem vorderen Längsband der Stabilisierung der Wirbelsäule dient, verbindet das Steissbein mit dem Kreuzbein.

Welche Funktion hat das Steissbein?

Das Steissbein dient als Ansatzpunkt für verschiedene Bänder und Muskeln des Beckens, des Beckenbodens und der Hüftgelenke. Da das Becken nach unten hin offen ist, sind die Bänder und Muskeln dieses Bereichs wichtig, um die Organe an ihrem Platz zu halten.

Die gelenkige Verbindung zwischen dem Kreuzbein und den ersten beiden Wirbeln des weiblichen Steissbeins ist bei einer Geburt von Bedeutung: Wenn der Kopf des Kindes durch den Geburtskanal tritt, bewegt sich durch den Druck die Spitze des Steissbeins um etwa zwei Zentimeter nach hinten und erweitert so den Beckenausgang, was den Durchtritt des Kindes erleichtert.

Wo befindet sich das Steissbein?

Das Steissbein (Os coccygis) bildet den untersten Abschnitt der Wirbelsäule, folgt also auf das Kreuzbein.

Welche Probleme kann das Steissbein verursachen?

Wie in allen Abschnitten der Wirbelsäule können auch am Steissbein angeborene oder erworbene Veränderungen (Fehlstellungen, Fehlbildungen etc.) auftreten.

Ein Bruch des Steissbeins, der vor allem bei einem Sturz auf das Gesäss vorkommt, oder auch die seltenere Luxation, führt dazu, dass das Endstück des Steissbeins nach vorne abknickt. Schmerzen infolge eines Bruchs oder einer Luxation treten besonders beim Sitzen oder beim Niesen auf, wenn die Beckenmuskeln angespannt werden (Kokzygodynie). Andere Ursachen für Schmerzen in diesem Bereich können eine schwere Entbindung sein. Manchmal sind sie auch psychogen bedingt.

Osteoporose führt – wie in allen Knochenbereichen – auch beim Steissbein leichter zu einem Bruch, wenn der Betroffene stürzt.

Wenn die Verbindung des Steissbeins mit dem Kreuzbein knöchern verfestigt ist, kann dies ein Geburtshindernis darstellen.

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

Quellen:
  • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie. Georg Thieme Verlag. 1. Auflage, 2010
  • Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. Walter de Gruyter Verlag. 262. Auflage, 2002
  • Waldeyer, A.: Anatomie des Menschen. Walter de Gruyter Verlag. 17. Auflage, 2002
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