Sinusknoten

Von , Ärztin
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Der Sinusknoten ist der primäre Schrittmacher des Herzens. Er sendet elektrische Signale aus, die über das Reizleitungssystem des Herzens von Zelle zu Zelle weitergegeben werden, bis das gesamte Myokard erregt ist. Man spricht von einem Sinusrhythmus, wenn das Herz regelmässig und mit einer Frequenz von 60 bis 70 Kontraktionen pro Minute schlägt. Lesen Sie alles Wichtige über den Sinusknoten!

Sinusknoten: Primärer Schrittmacher

Der Sinusknoten ist ein dichtes Netzwerk aus spezialisierten Herzmuskelzellen sowie Nervenzellen. Er befindet sich in der Wand des rechten Vorhofs (Atrium dextrum) an der Einmündungsstelle der oberen Hohlvene (Vena cava superior). Der etwa zwei Millimeter breite und zwei bis drei Zentimeter lange Knoten kann selbstständig elektrische Impulse erzeugen und aussenden. Auf diese Weise steuert er das Kontraktionsverhalten des Herzmuskels (Myokard). Er sorgt also dafür, dass die Arbeitsmuskulatur des Herzens sich zusammenzieht. Damit fungiert der Sinusknoten als primärer Schrittmacher des Herzens. Er ermöglicht den sogenannten Sinusrhythmus, den regelmässigen Herzschlag eines Menschen.

AV-Knoten: Sekundärer Schrittmacher

Die vom Sinusknoten erzeugten elektrischen Impulse breiten sich über die Muskelzellen der Vorhöfe im Rahmen der Vorhofkontraktion bis zum AV-Knoten aus. Er ist der sekundäre Schrittmacher und sitzt ebenfalls in der Wand des rechten Vorhofs, allerdings an der Grenze zur rechten Kammer und nahe der Herzscheidewand. Von hier aus breiten sich die elektrischen Impulse über das Reizleitungssystem über die restliche Arbeitsmuskulatur des Herzens aus, was zur Kontraktion der Herzkammern (Systole) führt. Dadurch wird das Blut aus den Herzkammern in die grossen arteriellen Gefässe gepresst: von der rechten Herzkammer aus in die Lungenarterie und damit in den kleinen Blutkreislauf (Lungenkreislauf); von der linken Kammer in die Hauptschlagader (Aorta) und damit in den grossen Blutkreislauf (Körperkreislauf).

Herzfrequenz

Die normale Frequenz des Herzschlags bei einem gesunden Erwachsenen beträgt 60 bis 70 Schläge pro Minute. Der Sinusknoten arbeitet autonom und passt die Herzfrequenz automatisch an die jeweiligen Bedürfnisse an: so schlägt das Herz etwa bei Sport und körperlicher Belastung schneller und in Ruhe und im Schlaf langsamer.

Nervensystem beeinflusst den Sinusknoten                                 

Das autonome Nervensystem beeinflusst über den Sympathikus und den Parasympathikus den Sinusknoten und greift so in die Regulation des Herzrhythmus ein:

Der Parasympathikus übt seinen Einfluss auf den Sinusknoten über den Nervus vagus aus: Eine Stimulierung des Nervs führt zur Ausschüttung des Botenstoffes Acetylcholin an seinen Enden, wodurch die Schrittmacherfrequenz im Sinusknoten sinkt – das Herz schlägt langsamer.

Eine Aktivierung der sympathischen Nervenfasern, die das Herz erreichen, hat dagegen die gegenteilige Wirkung: Die Überleitungszeit der Impulse vom Vorhof auf die Ventrikel wird beschleunigt, das Herz schlägt schneller, die Herzleistung steigt.

Probleme im Bereich des Sinusknotens

Wenn der Sinusknoten mehr als 100 regelmässige Impulse pro Minute abfeuert (das Herz also mehr als 100 Mal in der Minute schlägt), liegt eine Sinustachykardie vor. Das passiert etwa beim Sport, aber auch eine Erkrankung als Ursache haben, so zum Beispiel fieberhafte Erkrankungen, Morbus Basedow (Schilddrüsenerkrankung), Herzinsuffizienz, Myokarditis (Entzündung des Herzmuskels) oder Herzinfarkt.

Bei einer Sinusbradykardie erzeugt der Sinusknoten weniger elektrische Impulse als normal, sodass das Herz zu langsam schlägt – weniger als 60 Mal pro Minute. Sportler kommen dank ihres regelmässigen Trainings mit so einer langsamen Herzfrequenz in Ruhe aus. Eine Sinusbradykardie kann zum Beispiel auch im Schlaf, bei Hirndruck, Gelbsucht, einer Vergiftung mit Digitalis, Erkrankungen des Sinusknotens oder Koronarer Herzkrankheit (KHK) auftreten.

Bei einer Sinusarrhythmie sendet der Sinusknoten ganz unregelmässige Impulse aus. In seltenen Fällen kann es zu einer Sinusarrhythmie kommen, zum Beispiel bei einer Koronarsklerose, einer Zerebralsklerose oder bei Hypertonie.

Das Sick-Sinus-Syndrom ist eine Gruppe komplizierter Herzrhythmusstörungen, die vom Sinusknoten ausgehen. Es betrifft vor allem ältere Menschen.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

Quellen:
  • Aumüller, G. et al.: Duale Reihe Anatomie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014
  • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2010
  • Klinke, R. et Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2005
  • Online-Informationen des Berufsverbands Deutscher Internisten e.V., unter www.internisten-im-netz.de (Abrufdatum: 05.01.2022)
  • Waldeyer, A.: Anatomie des Menschen, Walter de Gruyter Verlag, 17. Auflage, 2002
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