Lungenkreislauf

Von , Ärztin
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Als Lungenkreislauf oder kleiner Blutkreislauf wird jener Anteil des Blutkreislaufs bezeichnet, der im rechten Herzen beginnt, durch die Lungen führt - wo das Blut Sauerstoff aufnimmt und Kohlendioxid abgibt - und im linken Vorhof endet. Erfahren Sie hier alles Wichtige über den Lungenkreislauf!

So funktioniert der Lungenkreislauf

Der Lungenkreislauf bildet zusammen mit dem grossen oder Körperkreislauf den Blutkreislauf des Menschen. Er beginnt im rechten Herzen: Das aus dem Körper kommende sauerstoffarme und mit Kohlendioxid beladene Blut wird über den rechten Vorhof und die rechte Kammer in den Truncus pulmonalis (Lungenstamm oder Lungenschlagader) gepumpt. Dieser spaltet sich in die rechte und die linke Lungenarterie auf, die sich in immer dünnere Gefässe verästeln bis hin zu den Kapillaren. Diese zarten Blutgefässe umgeben netzartig die mehr als 100 Millionen mit Atemluft gefüllten Alveolen (Lungenbläschen). Hier findet der Gasaustausch statt: Kohlendioxid wird durch die dünne Wand zwischen den Alveolen und den Kapillaren aus dem Blut in die Alveolen abgegeben und dann über die Atemluft abgeatmet.

Umgekehrt gelangt der mit der Atemluft aufgenommene Sauerstoff von den Alveolen in die Blutbahn und wird zum Weitertransport an den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) gebunden. Das nun sauerstoffreiche (oxygenierte) Blut gelangt dann über mehrere Pulmonalvenen zurück zum Herzen, und zwar zum linken Vorhof und weiter in die linke Herzkammer. Von hier aus wird es in die Hauptschlagader (Aorta) und weiter in den ganzen Körper gepumpt (Körperkreislauf oder grosser Blutkreislauf).

Teil des Niederdrucksystems

Der kleine Blutkreislauf gehört zum sogenannten Niederdrucksystem, in dem der Druck in den Gefässen deutlich niedriger ist als im Hochdrucksystem: Der Widerstand der Gefässe beträgt im Niederdrucksystem nur etwa 1/10 des peripheren Widerstands im Körperkreislauf. Dieser Unterschied schlägt sich auch im Blutdruck nieder: Während der normale Ruheblutdruck im grossen Kreislauf bei 120/80 mmHg liegt, beträgt er im Lungenkreislauf nur 20/8 mmHg.

Der Fötus hat noch keinen Lungenkreislauf

Beim ungeborenen Kind gibt es eine Besonderheit: Das Blut des Fötus wird nicht in der Lunge, sondern in der mütterlichen Plazenta mit Sauerstoff angereichert (das das Kind ja noch nicht atmet). Dazu gibt es eine Umgehung des Lungenkreislaufs über den Ductus arteriosus Botalli, eine direkte Verbindung des Truncus pulmonalis mit der Aorta. Im Herzen selbst besteht zudem eine Öffnung zwischen dem rechten und linken Vorhof (Foramen ovale), über die das Blut über die Nabelschnurvene am Lungenkreislauf vorbei geleitet wird.

Probleme im Bereich des Lungenkreislaufs

Bei der pulmonalen Hypertonie ist der Blutdruck im Lungenkreislauf chronisch erhöht (Lungenhochdruck). Das rechte Herz muss vermehrt Kraft aufwenden, um Blut in den Lungenkreislauf pumpen zu können, das sich durch den erhöhten Widerstand in den Lungengefässen zurückstaut. Die übermässige Belastung der rechten Herzkammer führt zu einer Wandverdickung (Hypertrophie) und/oder einer Aufweitung (Dilatation) – es entwickelt sich ein Cor pulmonale (Lungenherz).

Die pulmonale Hypertonie wird meist durch andere Erkrankungen verursacht wie chronische Herzerkrankungen (etwa eine Linksherzschwäche) oder Lungenerkrankungen (wie COPD, Lungenembolie, Lungenfibrose). Ganz selten tritt die chronische Blutdruckerhöhung im Lungenkreislauf als eigenständige Erkrankung auf.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

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Autor:
Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

Quellen:
  • Gerik, W.: Die Innere Medizin, Schattauer Verlag, 11. Auflage, 2007
  • Klinke, R. et Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2005
  • Online-Informationen des Berufsverbands der Pneumologen, unter www.lungenaerzte-im-netz.de (Abrufdatum: 10.01.2022)
  • Online-Informationen des Berufsverbands Deutscher Internisten e.V., unter www.internisten-im-netz.de (Abrufdatum: 10.01.2022)
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