Kleinhirn

Von , Ärztin
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Das Kleinhirn (Cerebellum)ist der Bereich des Gehirns, der den flüssigen Bewegungsablauf kontrolliert. Dazu gehören das Gleichgewichtsgefühl und die Kontrolle der gesamten Motorik durch das Aufrechterhalten eines  normalen Muskeltonus. Lesen Sie alles Wichtige über das Kleinhirn: Funktion, Anatomie und wichtige Schädigungen und ihre Folgen!

Was ist das Kleinhirn?

Das Kleinhirn (Cerebellum) ist in zwei Hemisphären geteilt, die über den Kleinhirnwurm miteinander verbunden sind. Die Oberfläche ist wie die des Grosshirns von zahlreichen Furchen durchzogen und dadurch vergrössert. Die beiden Kleinhirnhemisphären werden durch Furchen in drei Lappen gegliedert:

  • Lobus anterior cerebelli
  • Lobus posterior cerebelli
  • Lobus flocculonodularis

Innere Gliederung des Kleinhirns

Das Kleinhirn gliedert sich in einen äusseren Bereich, die Rinde, und einen inneren Bereich, Mark genannt. Die Kleinhirnrinde besteht aus grauer Substanz, also Nervenzellkörpern. Das Mark enthält weisse Substanz, also Nervenfasern, sowie pro Hemisphäre vier grau gefärbte Ansammlungen von Nervenzellen, die Kleinhirnkerne: Nucleus fastigii, Nucleus dentatus, Nucleus emboliformis und Nucleus globosus.

Welche Funktion hat das Kleinhirn?

Im Kleinhirn sitzt die höchste Kontrollinstanz für die Koordination aller Bewegungsabläufe. Als Organ der Gleichgewichtsregelung hat es keine übergeordnete Funktion, sondern ist ein nebengeordnetes Zentrum, das alle Erregungen, die ihm zugeleitet werden, verarbeitet und dann im Sinne einer normalen Motorik reguliert. Es steht mit dem Grosshirn in einem Regelkreis, der die gesamte Motorik des Organismus kontrolliert und durch Feinabstimmung des Muskeltonus anpasst.

Wo befindet sich das Kleinhirn?

Das Kleinhirn sitzt über dem Hirnstamm (Medulla oblongata, Brücke und Mittelhirn) in der hinteren Schädelgrube und ist über die drei Kleinhirnstiele mit diesem verbunden. Das Cerebellum wird von den beiden Grosshirnhemisphären überlagert. An der Vorderseite  liegt der mit Liquor gefüllte vierte Ventrikel. Nach oben wird das Cerebellum begrenzt durch eine Duplikatur der Dura mater, das Kleinhirnzelt (Tentorium cerebelli), die es vom Grosshirn trennt. Zwischen dem Cerebellum und der davor liegenden Brücke (Pons) verlaufen der siebte und der achte Hirnnerv: Nervus facialis (Gesichtsnerv) und Nervus vestibulocochlearis (Hör- und Gleichgewichtsnerv).

Welche Probleme kann das Kleinhirn verursachen?

Erkrankungen oder Verletzungen des Cerebellums führen zu Störungen der Bewegungskoordination (Ataxie = Gangunsicherheit, Gleichgewichtsstörungen.

Ein Abszess im Kleinhirn geht meist von Ohrerkrankungen aus, kann aber auch durch Metastasen fernerer Tumore oder durch Verletzungen entstehen. Mögliche Anzeichen sind Kopfschmerzen, Bewegungsstörungen, Erbrechen, Schluck- und Atemstörungen. Auch ein Augenzittern (Nystagmus) zur betroffenen Seite hin und eine Lähmung des siebten Hirnnerven (Nervus facialis) sind möglich.

Genetisch bedingt oder durch Störungen in der frühen embryonalen Entwicklung können einige Kleinhirnbereiche fehlen, zum Beispiel der Kleinhirnwurm. Es kann aber auch das gesamte Cerebellum fehlen (Kleinhirn-Agenesie). Leitsymptom ist eine Kleinhirnataxie (Störungen der Bewegungsabläufe).

Ein Kleinhirnbrückenwinkeltumor geht von der Hülle des achten Hirnnerven, des Gleichgewichtsnerven (Nervus vestibulocochlearis), aus.

Ein Ausfall der Kleinhirn-Kerne führt zu unterschiedlichen Formen der Ataxie wie Gangataxie (bei Ausfall des Nucleus fastigii) oder eine skandierende Sprache (bei Ausfall des Nucleus dentatus).

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

Quellen:
  • Hommes-Ebert, U. et al.: Kurzlehrbuch Anatomie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2011
  • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2010
  • Klinke, R. & Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2005
  • Poeck, K. & Hacke, W.: Neurologie, Springer-Verlag, 12. Auflage, 2006
  • Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, Walter de Gruyter Verlag, 262. Auflage, 2010
  • Waldeyer, A.: Anatomie des Menschen, Walter de Gruyter Verlag, 17. Auflage, 2002
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