Hörgeräte

Von , Medizinjournalistin
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

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Hörgeräte können die Lebensqualität von Schwerhörigen erheblich verbessern. Sie steigern die Hörfähigkeit, sodass Betroffene wieder mehr am Alltags- und Sozialleben teilhaben können. Doch welche Hörgeräte gibt es überhaupt? Was sollte man bei der Auswahl beachten? Was kostet ein gutes Hörgerät, und welche Zuschüsse gewähren die Krankenkassen? Die Antworten auf diese und weitere Fragen rund um das Thema Hörgeräte lesen Sie hier.

Frau mit Hörgerät

Was sind Hörgeräte?

Hörgeräte sind medizinische Hilfsmittel zur Verbesserung der Hörfähigkeit. Sie verstärken die Lautstärke von Stimmen und Geräuschen und filtern Hintergrundgeräusche, die das Hörverstehen erschweren können.

Wie funktioniert ein Hörgerät?

Der Aufbau eines Hörgeräts ist im Prinzip immer gleich, unabhängig vom jeweiligen Modell: Feste Bestandteile sind ein Mikrofon, ein Verstärker, ein Lautsprecher und eine Batterie. Mit dem Mikrofon empfängt das Gerät die Schallsignale, wandelt sie in elektrische Impulse um, verstärkt sie und leitet sie über den Lautsprecher in den Gehörgang.

Moderne Hörgeräte sind heute volldigital aufgebaut. Das bedeutet: Die Schallwellen werden in digitale Signale umgewandelt. Ein Hörgeräte-Akustiker stellt das Gerät am PC ein - angepasst an die Bedürfnisse des Patienten. Diese Programmierung bietet mehrere Vorteile:

  • Frequenzen, die dem Schwerhörigen fehlen, lassen sich stärker anheben.
  • Klangbereiche, die der Betroffene noch gut wahrnimmt, bleiben dagegen unangetastet.
  • Störende Frequenzen können abgesenkt werden. Das verbessert nicht nur den Höreindruck, sondern schont auch das Gehör.

Viele digitale Hörgeräte verfügen ausserdem über mehrere Programme, die der Benutzer je nach Situation anwählen kann. Ein Programm ist beispielsweise besser für Vorlesungen geeignet, ein anderes dagegen fürs Telefonieren.

Moderne Hörhilfen können jedoch noch mehr: Weil die Aussengeräusche in digitale Daten umgewandelt werden, erkennt und verarbeitet das Gerät sie besser. Ein eingebauter Mini-Computer ruft automatisch die Programme ab, die zur jeweiligen Hör-Situation passen.

Bei einem Gespräch in einem Restaurant etwa kann der Computer des Hörgeräts anhand der Frequenzmuster erkennen, bei welchen Geräuschen es sich nur um lästiges Hintergrundrauschen handelt, und diese dann herausfiltern. Wichtige Klänge wie beispielsweise die Worte des Gegenübers oder der Bedienung werden dagegen hervorgehoben.

Bei grösseren Veranstaltungen wie Vorträgen oder Konzerten werden die Räume heute oft mit einer Induktionsschleife für Träger digitaler Hörgeräte ausgestattet. Das digitale Gerät lässt sich so einstellen, dass es nur noch die von der Induktionsschleife gesendeten Signale verstärkt und die Raumgeräusche ausblendet.

Nebenwirkungen von Hörgeräten

Wer ein Hörgerät neu verschrieben bekommen hat, kann in der Anfangsphase unter Nebenwirkungen leiden. Denn das Gehirn muss sich erst an die neue Reizstärke gewöhnen. Stimmen und Geräusche werden plötzlich ungewohnt laut wahrgenommen, auch die eigene Stimme kann für den Hörgeräte-Träger anfangs anders klingen. Weitere mögliche Nebenwirkungen in der Anfangsphase sind zum Beispiel:

Meist verschwinden diese unerwünschten Begleiterscheinungen nach einiger Zeit, wenn sich das Gehirn an die neuen Höreindrücke gewöhnt hat.

Was kosten Hörgeräte, und was zahlt die Sozialversicherung?

Vor der Anschaffung stellt sich die Frage: Was kostet ein Hörgerät und was zahlt die Sozialversicherung? Die Kosten für ein Hörgerät sind abhängig vom Modell und von der Ausstattung.

Schwerhörigkeit: Ab wann steht mir ein Hörgerät zu?

Ob man bei einer Hörminderung Anspruch auf ein Hörgerät hat, hängt vom Grad der Beeinträchtigung ab. Festgestellt wird dieser vom HNO-Spezialisten mithilfe eines Tonaudiogramms und eines Sprachaudiogramms für beide Ohren.

Daraus ermittelt der Mediziner den Gesamthörverlust in Prozent. Die IV gewährt eine Kostenbeteiligung ab einem Hörverlust von 20 Prozent, die AHV ab einer Hörminderung von 35 Prozent.

Pauschalbeträge von der Sozialversicherung

Wird die Hörhilfe von einem durch die Invalidenversicherung (IV) als Expertenarzt anerkannten HNO-Arzt verordnet, gibt es fixe Zuschüsse für ein medizinisch notwendiges Gerät (in einfacher und zweckmässiger Ausführung) von der Sozialversicherung - der Invalidenversicherung (IV) oder der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV).

Mehrkosten etwa für ein aufwendigeres Design oder zusätzliche Funktionen muss man in der Regel selbst bezahlen. Kostet die Hörhilfe dagegen weniger als der gewährte Pauschalbetrag, dürfen Patienten den Restbetrag behalten.

Invalidenversicherung (IV)

Sie gewährt Erwerbstätigen vor Erreichen des Rentenalters einen Pauschalbetrag für eine medizinisch notwendige Hörhilfe: Für ein einzelnes Hörgerät (einseitige Versorgung) gibt es 840 CHF und für zwei Hörgeräte (beidseitige Versorgung) 1.650 CHF. Ein Anspruch auf diesen Pauschalbetrag besteht alle sechs Jahre - ausser ein anerkannter HNO-Arzt diagnostiziert beim Patienten schon vorher eine erhebliche Veränderung der Hörfähigkeit, die einen früheren Ersatz des Hörgerätes notwendig macht.

Ausserdem bezuschusst die IV die für die Hörhilfe notwendigen Batterien: Patienten mit einseitiger Hörgeräte-Versorgung bekommen hierfür jährlich 40 CHF, solche mit beidseitiger Versorgung jährlich 80 CHF.

Für minderjährige Patienten gelten Sonderregelungen hinsichtlich der von der IV gewährten Pauschalen für Hörgeräte und Batterien.

Wird ein besonderes Hörtraining im Umgang mit dem Hörgerät/den Hörgeräten benötigt, übernimmt die Invalidenversicherung unter Umständen auch dafür die Kosten. Interessierte sollten sich hierzu bei der IV-Stelle informieren.

An den Kosten für Hörgeräte-Reparaturen durch den Hersteller beteiligt sich die IV ebenfalls mit einer Pauschale - allerdings erst ab dem 2. Betriebsjahr des Gerätes (im 1. Betriebsjahr sind allfällige Reparaturkosten durch die Herstellergarantie abgedeckt) sowie gegen Vorlage einer Kopie der Reparaturrechnung .

Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV)

Ab dem Zeitpunkt, an dem jemand eine Rente der AHV bezieht oder ins Rentenalter eintritt, gilt: Wird das erste Mal ein Hörgerät verordnet, beteiligt sich die AHV an den Kosten - sie gewährt einen reinen Geräte-Zuschuss in Höhe von 630 CHF bei einseitiger Hörgeräte-Versorgung und 1.237,50 CHF bei beidseitiger Versorgung (für Batterie- und Reparaturkosten gibt es keine AHV-Zuschüsse).

Ein Anspruch auf den Hörgeräte-Pauschalbetrag besteht alle fünf Jahre - ausser ein HNO-Arzt stellt schon vorher eine deutliche Veränderung des Hörvermögens fest, die einen früheren Ersatz der Hörhilfe erforderlich macht.

Ist eine knochenverankerte oder implantierbare Hörhilfe (z.B. Cochlea-Implantat) anstelle eines "normalen" Hörgerätes medizinisch notwendig, übernimmt die AHV 75 Prozent der Kosten für den externen Teil (Sprach- und Audioprozessor) des jeweiligen Modells.

Wenn jemand bereits über die Invalidenversicherung (IV) Beiträge für ein Hörgerät erhalten hat, übernimmt die IV die Folgeversorgung auch nach Eintritt ins Rentenalter. Betroffene haben also auch als Rentner weiterhin Anspruch auf die IV-Leistungen, die besser sind als jene der AHV (höhere Pauschale für Hörhilfe plus Zuschüsse für Batterien und Reparaturen).

Welche Arten von Hörgeräten gibt es?

Hörgeräte-Modelle unterteilt man grundsätzlich in Luftleitungs- und Knochenleitungsgeräten. Welche Hörgeräte-Arten und -Typen im Einzelfall geeignet sind, hängt von der zugrundeliegenden Hörstörung ab.

Luftleitungsgeräte

Luftleitungsgeräte sind das, was man landläufig unter einem Hörgerät versteht. Sie können hinter dem Ohr oder im Ohr getragen werden und eignen sich für geringe bis hochgradige Schallempfindungsschwerhörigkeit. Die überwiegende Mehrheit aller Betroffenen (rund 90 Prozent) leidet unter dieser Form der Schwerhörigkeit, bei der Innenohr, Hörnerv oder Hörbahn geschädigt ist.

Die Betroffenen nehmen Töne nicht nur leiser, sondern ausserdem unvollständig und verzerrt wahr. Manche Tonsignale oder Tonhöhenbereiche werden überhaupt nicht mehr empfangen.

Meist ist die Schallempfindungsschwerhörigkeit altersbedingt. Manchmal stecken auch andere Ursachen dahinter, zum Beispiel eine dauerhaft hohe Lärmbelastung, ein akuter Hörsturz oder Gefässverengungen infolge von Arteriosklerose.

Hinter dem Ohr-Geräte

Diese Hörgeräte trägt der Betroffene hinter dem Ohr (HdO). Sie bestehen aus einem Gehäuse, das hinter dem Ohr sitzt, einem Schallschlauch und einem massgeschneiderten Ohrpassstück (Otoplastik), das im Gehörgang liegt. HdO-Hörgeräte sind grösser als Im-Ohr-Geräte (IdO). Somit steht mehr Platz für die Elektronik zur Verfügung, und es sind beispielsweise höhere Verstärkungsleistungen möglich.

Hörgeräte hinter dem Ohr eignen sich schon für Menschen mit leichtem Hörverlust, vor allem aber für solche mit mittlerem bis starkem Hörverlust. Etwa zwei Drittel der angepassten Hörsysteme sind Hinter-dem-Ohr-Geräte.

Es gibt manuell verstellbare, programmierbare sowie vollautomatische Geräte. So lässt sich mithilfe der digitalen Technik nicht nur die Lautstärke automatisch regeln. Die winzigen Computer erkennen auch die Sprache und heben diese aus dem Umgebungslärm hervor.

Einige HdO-Geräte lassen sich über entsprechendes Zubehör an Audiogeräte oder Telefone anschliessen. HdO-Geräte gibt es in vielen Farben, Kinder bevorzugen beispielsweise häufig bunte Varianten.

Deutlich kleiner als herkömmliche HdOs sind so genannte Mini-Hörgeräte. Klein und praktisch eignen sie sich für leichte bis mittlere Hörverluste. Die ausgefeilte Technik hat ihren Preis, aber Zuzahlungen von den gesetzlichen Krankenkassen sind möglich.

Hörgeräte hinter dem Ohr und Brille vertragen sich meist nicht so gut miteinander. Für Brillenträger sind deshalb Im-Ohr-Geräte grundsätzlich besser geeignet. Allerdings kommen Sie nur für leichte bis mittlere Hörverluste in Frage. Ein Alternative sind Hörbrillen.

Hörbrillen

Hörgeräte für Brillenträger vereinen Seh- und Hörhilfe. Mehr dazu erfahren Sie im Beitrag Hörbrillen.

Im-Ohr-Geräte

Im-Ohr-Geräte (IO), auch In-dem-Ohr-Geräte (IdO) sind nahezu unsichtbare Hörgeräte, die der Betroffene direkt im Ohr trägt. Ihre Form entspricht einer weichen S-Kurve: Das kleinere Ende sitzt direkt vor dem Trommelfell, während sich das grössere Ende an der Ohröffnung befindet. Hier sitzen auch der Lautstärkeregler, das Batteriefach sowie der Ein- und Ausschaltmechanismus.

Der Vorteil bei IdO-Geräten ist, dass sie relativ klein und unauffällig und deshalb als Hörgerät so gut wie unsichtbar sind. Sie lassen sich leicht herausnehmen beziehungsweise einsetzen. Die Elektronik des Hörgeräts ist in eine individuell angefertigte Hohlschale eingearbeitet. So sitzt das Mikrofon nahe am Gehörgang, was der natürlichen Schallaufnahme am nächsten kommt und ein natürliches Richtungshören erleichtert. Auch für Brillenträger kann ein IdO-Geräte-Typ vorteilhaft sein, da der Platz hinter dem Ohr frei bleibt.

Die geringe Grösse ist aber auch der Hauptnachteil dieser Hörgeräteart. Auf dem geringen Raum lässt sich nicht so viel Technik unterbringen wie bei einem Hinter-dem-Ohr-Gerät (HdO). So verstärkt das HdO-Gerät beispielsweise den Schall besser als die kleinen Geräte im Ohr. Daher sind Im-Ohr-Geräte (IdO) nur für leichte bis mittelgradige Hörverluste sinnvoll. Bei starken Hörschäden ist eine HdO-Versorgung besser.

Zudem muss auch der Gehörgang eine gewisse Grösse haben, damit das Gerät darin Platz findet. Für Kinder ist es also weniger geeignet. Auch die Reinigung ist aufwendiger als beim HdO.

IdO-Systeme:

Es gibt unterschiedliche IdO-Systeme, die sich vor allem in der Grösse unterscheiden:

  • In-The-Ear Geräte (Concha-Geräte) füllen die Ohrmuschel (= Concha) vollständig aus. Damit ist das System deutlich sichtbar. Aus kosmetischen Gründen ist die Oberfläche meist hautfarben.
  • In-The-Canal Geräte ("In-dem-Kanal") liegen im Gehörgang. Das Gehäuse des Hörsystems bedeckt nur ein kleines Stück des äusseren Ohrs. Die Ohrmuschel bleibt frei, und das System ist fast nicht zu sehen.
  • Complete-In-Canal Geräte liegen komplett im Gehörgang. Es ist das kleinste aller Hörgeräte. Das Gehäuse endet innerhalb des Gehörganges und ist von aussen kaum zu sehen. Solch quasi unsichtbare Hörgeräte sind nur für Menschen geeignet, deren Ohrkanal gross genug ist, um das gesamte Hörgerät aufzunehmen.

Knochenleitungsgeräte

Diese Geräte können bei der Behandlung der Schallleitungsschwerhörigkeit zum Einsatz, die sehr viel seltener auftritt als die Schallempfindungsschwerhörigkeit. Ihr liegen mechanische Ursachen zugrunde, beispielweise eine Schädigung der Gehörknöchelchen. Diese sind für die Verstärkung und Weiterleitung der empfangenen Schallsignale zuständig. Sind sie geschädigt, hören die Betroffenen leiser, ohne dass die Tonqualität an sich vermindert ist.

Verantwortlich für die Schallleitungsschwerhörigkeit sind zum Beispiel angeborene Fehlbildungen im Aussen- oder Mittelohr, chronische Mittelohrentzündung, aber auch Fremdkörper wie Ohrenschmalzpfropfen, die den Gehörgang verstopfen.

Knochenleitungsgeräte übertragen die empfangenen Schallwellen direkt an den Schädelknochen, der sie entsprechend weiterleitet. Sie können äusserlich als Bügel oder Stirnband getragen oder teilimplantiert werden.

Implantierbare Hörhilfen

Diese Geräte kommen für Hörgeschädigte infrage, die ein herkömmliches Hörgerät nicht vertragen, weil sie zum Beispiel allergisch auf das verwendete Material reagieren oder weil ihre Ohren aus anatomischen Gründen nicht für ein klassisches Hörgerät geeignet ist.

Die Hörhilfen werden chirurgisch in die Hörschnecke implantiert und stimulieren dort den Hörnerv. In Betracht kommen sie also nur für Patienten, deren Hörnerv intakt ist.

Ein Beispiel für eine implantierbare Hörhilfe ist das Cochlea-Implantat. Es kann stark schwerhörigen oder gehörlosen bzw. ertaubten Kindern und Erwachsenen eingesetzt werden, deren Innenohr (Cochlea) nicht mehr funktioniert.

Ist der Hörnerv komplett oder teilweise geschädigt, kann ein Hörimplantat auch direkt im Gehirn positioniert werden.

Tinnitus-Hörgerät

Bei dauerhaften Störgeräuschen im Ohr kann ein Hörgerät gegen Tinnitus helfen. Es spielt einen Ton beziehungsweise ein Rauschen (individuell angepasst) ab, wodurch das eigene Ohrgeräusch überdeckt wird.

Liegt gleichzeitig eine Hörstörung vor, bietet sich ein sogenanntes Tinnitusinstrument an - eine Kombination aus Tinnitusgerät und Hörgerät.

Hörgeräte für Kinder

Wenn Kinder schlecht hören, kann dies ihre gesamte Entwicklung beeinträchtigen. Ein frühzeitig angepasstes Hörgerät kann dieses Defizit ausgleichen und zu einer normalen Entwicklung beitragen. Mehr dazu erfahren Sie im Beitrag Hörgeräte für Kinder.

Hörsysteme - die Auswahlkriterien

Das richtige Hörgerät zu finden, ist keine leichte Aufgabe. Bei der Auswahl von Form, Technik und Service spielen viele Faktoren eine Rolle. Noch bevor es an die Wahl des Hörgeräts geht, sollten Sie den richtigen Hörgeräte-Akustiker finden. Dieser verkauft Ihnen nicht nur das Gerät, sondern kümmert sich zudem um Anpassung, Wartung und Kontrolle. Vor allem für ältere Menschen ist es wichtig, dass das Geschäft in der Nähe ist oder der Akustiker Hausbesuche macht. In jedem Fall sollte er gut erreichbar sein.

Achten Sie darauf, ob sich der Akustiker genug Zeit für die Beratung nimmt und auf Ihre Wünsche eingeht. Auch die Preise spielen eine Rolle. Sie können von Geschäft zu Geschäft stark schwanken.

Im Ohr oder dahinter?

Um die richtige Auswahl eines Hörgeräts zu treffen, sollten Sie Ihre Hörwünsche für den Alltag, die Arbeit und Ihre Hobbys genau schildern. Daraus schliesst der Akustiker, welches Hörsystem für Sie geeignet ist.

Für welche Bauart (Hinter-dem-Ohr = HdO oder In-dem-Ohr = IdO) Sie sich entscheiden, hängt von Ihren Vorlieben ab: Haben Sie kein Problem damit, Mini-Schalter und winzige Rädchen zu bedienen? Soll das Hörgerät möglichst klein sein, damit man es nicht sieht? Dann ist ein IdO-Gerät passend.

Oder bevorzugen Sie ein handliches, einfach anzubringendes Modell? Möchten Sie Ihre Hörhilfe offen tragen, damit andere sofort Bescheid wissen? Dann ist womöglich ein HdO-Gerät besser für Sie.

Analog oder digital?

Welche Technik Sie bei einem Hörgerät wählen, ist vor allem eine Preisfrage. Volldigitale Hörgeräte sind teurer als analoge Varianten. Dafür verfügen sie über einige technische Finessen, die sehr praktisch sein können. Die Klangqualität ist jedoch nicht zwangsläufig besser als die eines programmierbaren Analog-Geräts.

Informieren Sie sich vor der Anschaffung, ob Ihre gesetzliche Krankenkasse oder Ihre private Krankenversicherung die Kosten für das Hörgerät komplett übernimmt beziehungsweise wie hoch die Zuzahlung ist.

Probetragen!

Bevor Sie ein Hörgerät kaufen, sollten Sie es ausgiebig testen. Nachdem der Akustiker das Ohrpass-Stück (Otoplastik) angefertigt hat, können Sie die verschiedenen Hörsysteme unter Alltagsbedingungen ausprobieren. Diese Testphase ist unbedingt erforderlich und dauert mindestens eine Woche.

In dieser Zeit werden Sie die Vor- und Nachteile der Hörgeräte kennenlernen, und der Akustiker kann die Einstellungen Ihren Bedürfnissen anpassen. Beim Probetragen sollten Sie auch darauf achten, ob das Hörgerät richtig sitzt, nicht drückt, aber auch nicht herausfällt. Seien Sie konsequent: Testen Sie so lange, bis Sie zufrieden sind!

Hörgeräte reinigen

Hörgeräte sind relativ robust gebaut und können über viele Jahre gut funktionieren. Die Voraussetzung ist allerdings der richtige Umgang mit ihnen. Folgendes ist zu beachten:

  • Schützen Sie Ihr Hörgerät vor Schmutz. Berühren Sie es nur mit sauberen und trockenen Händen.
  • Achten Sie darauf, dass das Gerät nicht herunter fällt.
  • Schützen Sie Ihr Hörgerät vor starker Hitze: Lassen Sie es beispielsweise nicht in der prallen Sonne, auf oder neben einem Heizkörper liegen.
  • Nehmen Sie Ihr Hörgerät vor dem Duschen, Baden oder Schwimmen aus dem Ohr. Lassen Sie es auch nicht im Badezimmer liegen, da dort die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist.
  • Entfernen Sie Ihr Hörgerät, bevor Sie beispielsweise Haarspray oder Gesichtspuder benutzen.
  • Lassen Sie das Gerät nicht herumliegen: Kinder oder Haustiere finden es sicher interessant und könnten es beschädigen.
  • Reinigen Sie Ihr Hörgerät mit einem weichen, trockenen Tuch. Schädlich sind Alkohol, Lösungs- und Putzmittel. Spezielle Pflegeprodukte erhalten Sie beim Hörgeräte-Akustiker.
  • Transportieren Sie Ihr Hörgerät stets in einem Etui.

So reinigen Sie Hinter-dem-Ohr-Systeme (HdOs)

Bei Hinter-dem-Ohr-Systemen (HdOs) müssen Sie das Hörgerät-Ohrpass-Stück reinigen:

Trennen Sie zuerst Hörgerät und Ohrpass-Stück. Legen Sie das Pass-Stück über Nacht in einen Becher mit Wasser, der eine spezielle Reinigungstablette enthält. Am nächsten Morgen spülen Sie es unter klarem Wasser und trocknen es ab.

Auch das HdO-Hörgerät selbst müssen Sie reinigen. Wischen Sie es mit einem feuchten Reinigungstuch ab oder benutzen Sie ein Reinigungsspray für Hörgeräte und legen Sie das Hörgerät anschliessend mit geöffnetem Batteriefach über Nacht in einen Trockenbeutel. Dieser enthält eine Trockenkapsel, die Feuchtigkeit aufnehmen kann - es sei denn, es handelt sich um ein elektrisches Trockengerät für Hörgeräte. Trockenkapseln für Hörgeräte, Reinigungstücher für Hörgeräte und Trockenbeutel oder -boxen erhalten Sie bei Ihrem Hörakustiker.

Am Morgen pusten Sie in den Schallschlauch und die eventuell vorhandenen Zusatzbohrungen, um das restliche Wasser zu entfernen, das sich dort angesammelt hat. Nach der Reinigung stecken Sie das Hörgerät an das Ohrpassstück und setzen das HdO ein.

So reinigen Sie In-dem-Ohr-Systeme (IdOs)

Im-Ohr-Systeme (IdOs) dürfen nicht mit Wasser in Berührung kommen. Doch auch sie müssen gründlich gereinigt werden. Am besten verwenden Sie dafür spezielle feuchte Reinigungstücher, die bei Ihrem Hörgeräteakustiker erhältlich sind. Damit wischen Sie das IdO gründlich ab und legen es - wie bei den HdOs beschrieben - mit geöffnetem Batteriefach über Nacht in eine Trockenbox für Hörgeräte.

Hörgeräte-Reinigung mit Ultraschall

Wenn Sie keine Reinigungsmittel verwenden möchten, können Sie sich ein Ultraschallgerät für die Reinigung Ihres Hörgeräts anschaffen, das mit Wasser und Ultraschall arbeitet. Damit lassen sich Schallschlauch und Ohrpass-Stück reinigen. Das Hörgerät selbst darf jedoch niemals mit Wasser in Berührung kommen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Sabine Schrör
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

Quellen:
  • Altenpflege konkret: Gesundheits- und Krankheitslehre, Elsevier / Urban & Fischer Verlag, 6. Auflage, 2020
  • Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV)/Invalidenversicherung (IV): "Hörgeräte der AHV" (Stand: 01. Januar 2021), unter: www.ahv-iv.ch
  • Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV)/Invalidenversicherung (IV): "Hörgeräte der IV" (Stand: 01. Januar 2018), unter: www.ahv-iv.ch
  • Arbeitsgemeinschaft deutschsprachiger Audiologen, Neurootologen und Otologen: Leitlinie S017/73 "Implantierbare Hörgeräte" (Stand: 12/2017), unter: www.uksh.de
  • Arnold, W. & Ganzer, U.: Checkliste Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Georg Thieme Verlag, 5. Auflage, 2011
  • Charité, Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde: "Hörimplantate", unter: www.hno.charite.de (Abruf vom 27.01.2022)
  • Deutscher Schwerhörigenbund e. V.: Ratgeber 1: Hörschädigung – Was kann ich dagegen tun? Neuauflage 2017, unter: www.schwerhoerigen-netz.de
  • Deutsches Hörzentrum Hannover: "Tinnitus", unter: www.dhz.clinic (Abruf vom 27.01.2022)
  • Ganz, H. & Iro, H.: HNO Praxis heute, Springer Verlag, 2012
  • Gemeinsamer Bundesausschuss: Richtlinie über des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Verordnung von Hilfsmittel in der vertragsärztlichen Versorgung (Stand: März 2021), unter: www.g-ba.de
  • Grohnfeldt, M.: Lexikon der Sprachtherapie, W. Kohlhammer Verlag, 2007
  • Kießling, J. et al: Versorgung mit Hörgeräten und Hörimplantaten, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2018
  • Kildal, D.: Medizinische Fremdkörper in der Bildgebung, Springer Verlag, 2017
  • Lektorat Pflege und Menche, N. (Hrsg.): Pflege heute Kompaktwissen, Elsevier / Urban & Fischer Verlag, 2019
  • Lenarz, T. & Boenninghaus, H.-G.: HNO, Springer-Verlag, 14. Auflage, 2012
  • Mötzing, G. & Schwarz, S.: Leitfaden Altenpflege, Elsevier / Urban & Fischer Verlag, 6. Auflage, 2018
  • Österreichische Gesundheitskasse: "Hörgeräte", unter: www.gesundheitskasse.at (Abrruf vom 27.01.2022)
  • Österreischiche Schwerhörigen Selbsthilfe: "Hörgeräte - Informationen und Hinweise" (Stand: 2011), unter: www.oessh.or.at
  • Robert Koch-Institut (Hrsg.): Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 29 Hörstörungen und Tinnitus (Stand: Januar 2006), unter: www.gbe-bund.de
  • Schweizerische Fachverband der Hörgeräteakustik: "Finanzierung", unter: https://akustika.ch (Abruf vom 27.01.2022)
  • Schwerhörigenseelsorge: "Induktionsschleifen sind in Kirchen besonders wichtig", unter: www.schwerhoerigenseelsorge.de (Abruf vom 27.01.2022)
  • Verbraucherzentrale: "Hörgeräte: Übernahme der Kosten" (Stand: 23.11.2021), unter www.verbraucherzentrale.de
  • Zentrum für Gehör und Sprache Zürich (ZGSZ): "Knochenleitungshörgeräte", unter: www.zgsz.ch (Abruf vom 27.01.2022)
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