Lungenfunktionstest

Von Lena Machetanz, Ärztin
und , M.Sc. Biochemie und Medizinstudentin
Maria Franz

Maria Franz ist seit 2020 freie Autorin der NetDoktor-Redaktion. Nach Abschluss eines Masterstudiums in Biochemie studiert sie derzeit Humanmedizin in München. Mit Ihrer Arbeit bei NetDoktor möchte sie ihr eigenes großes Interesse an medizinischen Themen auch bei den Lesern wecken.

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Ein Lungenfunktionstest dient dazu, Erkrankungen der Lunge und der anderen Atemwege zu diagnostizieren, zum Beispiel Asthma. Je nach Fragestellung kommen in der Lungenfunktionsdiagnostik verschiedene Untersuchungsmethoden zum Einsatz. Lesen Sie hier alles Wichtige über den Lungenfunktionstest, welche Verfahren es gibt und welche Erkrankungen damit untersucht werden.

Lungenfunktionstest

Was ist ein Lungenfunktionstest?

Ein Lungenfunktionstest ist, wie der Name schon sagt, eine Untersuchung, mit der die Funktion der Lunge und anderen Atemwege überprüft wird. Dafür stehen verschiedene Testverfahren zur Verfügung:

  • Spirometrie (in der Praxis auch "Lufu" für "Lungenfunktion" genannt)
  • Spiroergometrie (Untersuchung der Lungenfunktion unter körperlicher Belastung)
  • Bestimmung der Diffusionskapazität (eine Untersuchung des Gasaustausches)
  • Peak-Flow-Messung (Bestimmung des Luftstroms in den Atemwegen)
  • Bodyplethysmographie / Ganzkörper-Plethysmographie (basiert auf einer Volumenbestimmung)
  • Blutgasanalyse (Bestimmung des Sauerstoff- und Kohlendioxidgehaltes im Blut)
  • medikamentöse Testverfahren (gezielte Beeinflussung der Atemfunktion durch Wirkstoffe)

Ein Lungenfunktionstest kann sowohl ambulant beim Hausarzt oder Lungenfacharzt als auch im Rahmen eines Krankenhausaufenthaltes durchgeführt werden. Ausserdem gibt es einfache Geräte zur Lungenfunktionsprüfung für zuhause mittels Peak-Flow-Messung. Die Kosten für den Lungenfunktionstest übernimmt in der Regel die gesetzliche Krankenkasse.

Selbsttests für Zuhause:

Neben der Peak-Flow-Messung gibt es für Zuhause noch einige einfache Tests, mit deren Hilfe Sie selbst Ihre Lungenfunktion grob einschätzen können. Mehr dazu lesen Sie im Beitrag Lungentest zu Hause.

Lungenfunktionstest: Werte und ihre Bedeutung

Folgende Werte können mit den verschiedenen Messverfahren beim Lungenfunktionstest erfasst werden:

  • Totale Lungenkapazität: Luftvolumen in der Lunge, nachdem der Patient so tief wie möglich eingeatmet hat
  • Vitalkapazität: Volumenunterschied zwischen tiefstmöglicher Einatmung und stärkster Ausatmung
  • Residualvolumen: Volumen, das nach kräftigster Ausatmung noch in Lunge und Atemwegen verbleibt
  • Atemzugvolumen (auch Tidalvolumen): Menge an Luft, die der Patient mit einem normalen Atemzug einatmet
  • Inspiratorisches Reservevolumen: Menge an Luft, die der Patient nach einer normalen Einatmung noch zusätzlich einatmen kann
  • Exspiratorisches Reservevolumen: Luftvolumen, das der Patient nach normaler Ausatmung noch zusätzlich ausatmen kann
  • Funktionelle Residualkapazität: Menge an Luft, die nach einer normalen Ausatmung noch in der Lunge verbleibt
  • Peak expiratory flow (PEF): maximale Stärke des Luftstroms bei forcierter Ausatmung
  • Einsekundenkapazität (FEV1): Atemvolumen, das der Patient nach Einatmung mit voller Kraft innerhalb der ersten Sekunde ausatmen kann
  • Tiffenau-Index: Verhältnis von Einsekundenkapazität zu Vitalkapazität
  • Mean expiratory flow (MEF): mittlere Stärke des Atemstroms, wenn sich noch eine bestimmte definierte Prozentmenge der Vitalkapazität in der Lunge befindet

Die Lungenfunktionstest-Normwerte sind abhängig von Geschlecht, Körpergrösse und Alter des Patienten.

Lungenfunktionstest - Auswertung: Normwert-Tabelle

In der folgenden Tabelle sind für die Lungenfunktion Normwerte aufgeführt. Wenn die Messwerte (bei wiederholter Messung) von diesen Normwerten abweichen, weist das auf eine Lungenfunktionsstörung hin, oft auch auf eine bestimmte Lungenerkrankung.

Parameter

gängige Abkürzung

Normalwert

Totale Lungenkapazität

TC, TLC

6 bis 6,5 Liter

Vitalkapazität

VC

4,5 bis 5 Liter

Residualvolumen

RV

1 bis 1,5 Liter

Atemzugvolumen

VT

0,5 Liter

Inspiratorisches Reservevolumen

IRV

3 bis 3,5 Liter

Exspiratorisches Reservevolumen

ERV

1,5 Liter

Funktionelle Residualkapazität

FRC

2,5 bis 3 Liter

Peak Expiratory Flow

PEF

>90% der alters-/geschlechtsspezifischen Normwertes

Einsekundenkapazität

FEV1

>90% der alters-/geschlechtsspezifischen Normwertes

Tiffenau-Index

FEV1 : VC

>70%

Mean expiratory flow

MEF

>90% der alters-/geschlechtsspezifischen Normwertes

Wann führt man einen Lungenfunktionstest durch?

Eine Lungenfunktionsprüfung wird sowohl zur Diagnostik als auch zur Verlaufskontrolle beziehungsweise Therapieerfolgskontrolle verschiedener Erkrankungen verwendet.

Beispielsweise kann der Arzt damit verengte Atemwege (Obstruktion) feststellen. Diese tritt vor allem bei den häufigen Krankheiten Asthma und COPD auf. Bei den Betroffenen zeigt sich bei der Lungenfunktion-Auswertung eine Verringerung der Einsekundenkapazität und des Tiffenau-Index. Ist das Residualvolumen vergrössert, kann dies auf ein Lungenemphysem hinweisen, oft eine Spätfolge obstruktiver Atemwegserkrankungen.

Neben obstruktiven Atemwegserkrankungen lassen sich auch Erkrankungen mit verminderter Dehnbarkeit der Lunge (Restriktion) im Lungenfunktionstest untersuchen. Dazu gehören unter anderem:

  • Lungenfibrose
  • Pleuraerguss: Flüssigkeitsansammlung im Pleuraspalt (= Raum zwischen Lungen- und Rippenfell)
  • Narben oder Verwachsungen im Lungengewebe oder Pleuraspalt
  • Fehlbildungen im Brustskelett

Die verminderte Dehnbarkeit der Lunge bei solchen Erkrankungen zeigt sich im Lungenfunktionstest mit einer Verminderung von Vitalkapazität und totaler Lungenkapazität.

Was macht man bei einem Lungenfunktionstest?

Ganz allgemein ermittelt der Arzt bei einem Lungenfunktionstest verschiedene Werte, die Aufschluss über die Funktionsfähigkeit der Lunge geben. In der Regel muss der Patient entsprechend den Anweisungen des Arztes oder der medizinischen Fachangestellten durch das Mundstück eines Messgeräts atmen. Die verschiedenen Untersuchungsmethoden unterscheiden sich allerdings in ihrem Ablauf.

Spirometrie

Standard und damit meist Beginn jedes diagnostischen Prozesses ist die Spirometrie, bei der der Patient mal stärker, mal wie gewohnt durch das Mundstück atmen soll. Die Untersuchung kann mit medikamentösen Testverfahren (etwa dem Bronchospasmylosetest) kombiniert werden.

Wie genau eine Spirometrie abläuft und welche Schlüsse sich aus den Messwerten ziehen lassen, lesen Sie im Beitrag Spirometrie.

Spiroergometrie

Die Spirometrie wird manchmal auch unter körperlicher Belastung durchgeführt, zum Beispiel auf einem stationären Fahrrad. Das bezeichnet man dann als Spiroergometrie.

Was der Patient bei der Spiroergometrie genau machen muss und welche Risiken sie birgt, lesen Sie im Beitrag Spiroergometrie.

Ein anderer Belastungstest neben der Spiroergometrie ist der 6-Minuten-Gehtest. Dabei misst der Arzt, welche (ebene) Strecke der Patient bei sechsminütigem, möglichst schnellem Gehen zurücklegen kann - lungenkranke Patienten kommen meist viel weniger weit als Gesunde. Während des Tests werden manchmal auch Puls, Blutdruck und Sauerstoffsättigung des Patienten gemessen.

Bodyplethysmographie

Eine empfindlichere und genauere Messung verschiedener Atemgrössen ist die Bodyplethysmographie. Der Patient sitzt hier in einer verschlossenen Kammer, ähnlich einer Telefonzelle. Während er einerseits ähnlich wie bei der Spirometrie in ein Mundstück atmet, misst der Arzt parallel die Druckveränderungen innerhalb der Kammer.

Wie die Untersuchung genau funktioniert und welche Vorteile sie gegenüber anderen Lungenfunktionstests hat, lesen Sie im Beitrag Bodyplethysmographie.

Bestimmung der Diffusionskapazität

Mit Hilfe der Apparaturen der Bodyplethysmopgraphie (siehe oben) kann der Arzt auch die Diffusionskapazität der Lunge messen. Sie gibt an, wie gut die Lunge Atemgase austauschen kann. Zur Messung der Diffusionskapazität atmet der Patient Luft mit einer unbedenklichen Menge Kohlenmonoxid (CO) ein. So kann der Arzt bestimmen, wie gut die Lunge Sauerstoff aus der Atemluft aufnimmt und Kohlenstoffdioxid abgibt. Genaueres lesen Sie im Beitrag Bodyplethysmographie.

Blutgasanalyse

Für die Analyse der Blutgase braucht der Arzt eine Blutprobe des Patienten. Im Labor wird ermittelt, wie viel Sauerstoff (O2) und Kohlendioxid (CO2) sich im Blut befinden. Ebenfalls gemessen werden der Basenüberschuss (BE), der pH-Wert und das Bicarbonat (HCO3) im Blut.

Mit Hilfe der Blutgaswerte kann der Arzt die Lunge und das Herz überwachen. Was genau die Ergebnisse einer Blutgasanalyse bedeuten, lesen Sie im Beitrag Blutgaswerte.

Peak-Flow-Messung

Lungenkranke Patienten haben die Möglichkeit, mit einem handlichen, einfachen Peak-Flow-Messgerät ihre Atemfunktion zu Hause zu messen.

Welche Werte bei der Peak-Flow-Messung erfasst werden und was der Patient dabei beachten muss, lesen Sie im Beitrag Peak-Flow-Messung.

Welche Risiken birgt ein Lungenfunktionstest?

Bei den meisten Lungenfunktionstestverfahren ist es wichtig, dass der Patient gut mitarbeitet und sich an die Anweisungen des Arztes hält. Andernfalls erhält man kein aussagekräftiges Ergebnis, was die Diagnosefindung erschwert.

Bestimmte Gefahren bergen die Testverfahren nicht. Nach mehrfacher Durchführung einer Lungenfunktionsmessung kann es aber zu Hustenreiz oder Schwindelgefühl kommen. Das legt sich jedoch nach kurzer Zeit wieder.

Bei medikamentösen Testverfahren zur Lungenfunktion werden Wirkstoffe verabreicht, um eine bestimmte Reaktion der Atemwege zu provozieren und zu messen. Diese Medikamente können in seltenen Fällen eine zu starke Wirkung oder aber Nebenwirkungen zeigen, was sofort ärztlich behandelt werden muss. Dies geschieht unmittelbar in der stets dafür ausgerüsteten Lungenfunktions-Abteilung.

Was muss ich nach einem Lungenfunktionstest beachten?

Direkt nach dem Lungenfunktionstest sollten Sie wieder einen normalen Atemrhythmus aufnehmen. Versuchen Sie, ruhig und gleichmässig ein- und auszuatmen. Falls Sie einen leichten Hustenreiz oder trockenen Mund verspüren, sollten Sie ein wenig trinken. Ihr Arzt wird im Anschluss an den Lungenfunktionstest die Ergebnisse und das weitere Vorgehen mit Ihnen besprechen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Lena Machetanz
Maria Franz
Maria Franz

Maria Franz ist seit 2020 freie Autorin der NetDoktor-Redaktion. Nach Abschluss eines Masterstudiums in Biochemie studiert sie derzeit Humanmedizin in München. Mit Ihrer Arbeit bei NetDoktor möchte sie ihr eigenes großes Interesse an medizinischen Themen auch bei den Lesern wecken.

Quellen:
  • ATS statement: guidelines for the six-minute walk test.Am J Respir Crit Care Med 2002; 166: 111-117
  • Deutsche Lungenstiftung & Verband Pneumologischer Kliniken: "Lungenfunktionsuntersuchung", unter: www.lungenaerzte-im-netz.de (Abruf: 29.05.2021)
  • Matthys, H. & Seeger, W.: Klinische Pneumologie. Springer Verlag, 4. Auflage, 2008
  • Oczenski, W.: Atem – Atemhilfen. Georg Thieme Verlag, 9. Auflage, 2012
  • S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD) der Deutschen Atemwegsliga und der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (Stand: 2018)
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