PSA-Wert

Von 
und , Medizinredakteurin und Biologin
Dr. med. Fabian Sinowatz

Dr. med. Fabian Sinowatz ist freier Mitarbeiter der NetDoktor-Medizinredaktion.

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Der PSA-Wert ist ein Mass für die Aktivität von Prostatagewebe: Das Prostataspezifische-Antigen (PSA) ist ein Eiweiss, das nur von Prostatazellen gebildet wird. Es lässt sich im Blut messen. Dieser PSA-Test wird zur Verlaufsbeurteilung von Prostatakrebs genutzt. Ob er sich auch zur Früherkennung der Krebserkrankung eignet, wird kontrovers diskutiert. In der Schweiz bezahlt die obligatorische Krankenversicherung den PSA-Test zur Früherkennung (PSA-Screening) derzeit nicht. Erfahren Sie mehr zum PSA-Wert.

Was ist der PSA-Wert?

PSA ist eine Abkürzung für "prostataspezifisches-Antigen". Das ist ein Eiweiss, das nur von der Prostata gebildet wird. Es macht die Samenflüssigkeit dünnflüssiger.

Beim PSA-Test wird gemessen, wie viel PSA im Blut zirkuliert. Experten haben einen altersabhängigen PSA-Normwert festgelegt, der aber nur als Orientierung dient. Es ist unmöglich einen allgemeingültigen Grenzwert für den PSA-Spiegel bei gesunden Männern anzugeben.

Generell gilt aber: Bei Prostatakrebs (Prostatakarzinom) liegen die PSA-Werte oft deutlich über den Referenzwerten und nehmen mit dem Tumorwachstum weiter zu.

Welche PSA-Werte sind normal?

Die Normwerte für PSA richten sich vor allem nach dem Alter. In folgender Tabelle erfahren Sie, welche PSA-Werte in welchem Alter normal sind:

Alter

PSA-Normbereich

bis 40 Jahre

< 1,4 µg/l

bis 50 Jahre

< 2,0 µg/l

bis 60 Jahre

< 3,1 µg/l

bis 70 Jahre

< 4,1 µg/l

über 70 Jahre

< 4,4 µg/l

Achtung: Ein erhöhter PSA-Wert bedeutet nicht zwangsläufig, dass Prostatakrebs vorliegt. Umgekehrt lässt sich auch bei einem normalen (niedrigen) PSA-Wert ein Prostatakarzinom nicht sicher ausschliessen. Die alleinige Messung des PSA-Wertes ist daher nicht geeignet, um Prostatakrebs zweifelsfrei zu diagnostizieren oder auszuschliessen.

Wann ist der PSA-Wert zu hoch?

Der PSA-Wert ist bei Prostatakrebs oft deutlich erhöht (Achtung: Das muss nicht immer so sein!). Zudem gibt es auch harmlosere Gründe. Manchmal ist beispielsweise eine gutartige Vergrösserung der Prostata (BPH, Benigne Prostatahyperplasie) dafür verantwortlich.

Auch eine Harnwegs- oder Prostataentzündung oder einen Prostatainfarkt kann der Grund für einen erhöhten Messwert sein. Ausserdem steigt der PSA-Wert normalerweise mit zunehmendem Alter an.

Darüber hinaus lässt sich nicht ausschliessen, dass Radfahren den PSA-Wert erhöhen kann. Sicherheitshalber sollten Männer deshalb in den 24 Stunden vor der geplanten Blutentnahme zur PSA-Messung auf das Radfahren verzichten.

PSA-Wert zur Früherkennung von Prostatakrebs

Es ist bislang nicht geklärt, welchen Stellenwert der PSA-Wert bei der Früherkennung von Prostatakrebs tatsächlich hat. Seit der Einführung der PSA-Messung wird Prostatakrebs viel häufiger und auch früher erkannt. Doch nur wenige der erkrankten Männer würden durch das entdeckte Prostatakarzinom auch wirklich gesundheitliche Beschwerden bekommen oder sogar daran sterben. Denn in vielen Fällen wächst das Prostatakarzinom sehr langsam und würde daher erst nach Jahren oder gar Jahrzehnten zu Beschwerden führen (klinisch stummes/ latentes Prostatakarzinom).

Die Diagnose Prostatakrebs macht aber den meisten Betroffenen grosse Angst und ist daher seelisch sehr belastend. Ausserdem unterziehen sich viele Männer nach der Diagnose einer Behandlung, die nicht selten mit Nebenwirkungen wie Harninkontinenz oder Impotenz verbunden ist. Bedenkt man, dass nur bei einer Minderheit das Prostatakarzinom auch wirklich Beschwerden gemacht hätte, wird deutlich, dass viele Männer überflüssigerweise mit der belastenden Diagnose Prostatakrebs konfrontiert werden und eine Behandlung oft unnötig wäre.

Fazit: Es ist bislang unter Experten sehr umstritten, ob der PSA-Wert zur Früherkennung von Prostatakrebs insgesamt mehr schadet oder nützt.

PSA-Messung zur Kontrolle des Krankheitsverlaufs

Unbestritten ist hingegen, dass die Messung des PSA-Wertes nach einer Prostatakrebs-Behandlung sinnvoll ist. Beispielsweise wird bei der Operation die gesamte Prostata mitsamt dem umliegenden Gewebe entfernt. Innerhalb weniger Wochen fällt dann der PSA-Spiegel im Blut in einen nicht nachweisbaren Bereich ab (unter 0,2 Nanogramm pro Milliliter Blut).

Wird in einer Nachfolgeuntersuchung plötzlich wieder ein PSA im Blut gemessen, kann dies auf eine Rückkehr der Krebserkrankung (Rezidiv) hindeuten: Im Bereich des Operationsgebiets oder an anderen Stellen im Körper könnten sich wieder Krebszellen ausbreiten. Mittels PSA-Test lässt sich also ein Rezidiv frühzeitig erkennen und behandeln.

Früherkennung von Prostatakrebs: Weitere Untersuchungen

Wichtiger Bestandteil der Früherkennung von Prostatakrebs ist die Tastuntersuchung über den After: Mit einem Finger tastet der Arzt dabei die Prostata über den Enddarm auf auffällige Veränderungen hin ab. Diese digital-rektale Untersuchung allein kann aber nur Prostatakrebs im fortgeschrittenen Stadium aufdecken.

Um den bösartigen Tumor schon frühzeitiger aufzuspüren, werden Männern daher oft weitere Untersuchungen (auf eigene Kosten) angeboten: eine Ultraschall-Untersuchung über den Enddarm (rektaler Ultraschall) sowie der PSA-Test. Wie oben erwähnt, ist die Bedeutung des PSA-Spiegels in der Früherkennung von Prostatakrebs umstritten. Es lässt sich hier keine für alle Männer gültige Empfehlung geben.

Die Krebsliga Schweiz rät deshalb allen Männern, sich von einem Arzt über die verschiedenen Untersuchungen beraten zu lassen. Im Einzelfall sollten Mann und Arzt dann gemeinsam entscheiden, ob auch der PSA-Wert im Rahmen der Prostatakrebs-Früherkennung bestimmt werden sollte.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Dr. med.  Fabian Sinowatz

Dr. med. Fabian Sinowatz ist freier Mitarbeiter der NetDoktor-Medizinredaktion.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

ICD-Codes:
C61
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Dachverband der Sozialversicherungsträger, Österreich: Broschüre „Informationen zur Prostatakrebs-Früherkennung – Der PSA-Test“ (Stand: August 2019), unter: www.sozialversicherung.at
  • Deutsche Krebshilfe e.V.: www.krebshilfe.de (Abruf: 28.05.2019)
  • Deutsche Krebshilfe: Prostatakrebs, Die blauen Ratgeber, Band 17 (Stand: 11/2016)
  • Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft: "Prostatakrebs-Früherkennung: Radfahren vor dem PSA-Test vermeiden?", Meldung vom 19.04.2016, unter: www.krebsinformationsdienst.de
  • Infoportal des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG): www.gesundheitsinformation.de (Abruf: 28.05.2019)
  • Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms (Stand: April 2018)
  • Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft: www.krebsinformationsdienst.de (Abruf: 28.05.2019)
  • Krebsliga Schweiz: Früherkennung von Psrostatakrebs, unter: www.krebsliga.ch
  • Labor Berlin – Charité Vivantes GmbH: www.laborberlin.com (Abruf: 28.05.2019)
  • Österreischische Krebshilfe: Prostatakrebs-Früherkennung, unter: www.krebshilfe.net (Abruf: 07.11.2021)
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