Meningokokken-Impfung

Von Melanie Iris Zimmermann, Apothekerin
und , Medizinredakteurin
und , Medizinredakteurin und Biologin
Aktualisiert am
Mag. Astrid Leitner

Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Die Meningokokken-Impfungschützt vor einer Ansteckung mit Meningokokken. Diese Bakterien können eine schwere Hirnhautentzündung sowie eine Blutvergiftung auslösen. Es gibt drei verschiedene Meningokokken-Impfungen. Lesen Sie hier alles Wichtige zum Thema: Wann und für wen ist eine Impfung gegen Meningokokken sinnvoll? Welche Nebenwirkungen kann sie haben und wie oft wird geimpft? Wer trägt die Kosten für die Impfung?

Kind beim Impfen

Was ist die Meningokokken-Impfung?

Die Meningokokken-Impfung ist eine Schutzimpfung gegen Meningokokken. Diese Bakterien (Neisseria meningitidis) können eine gefährliche Hirnhautentzündung (Meningitis) auslösen, weshalb die Impfung umgangssprachlich auch "Meningitis-Impfung" genannt wird. Ausserdem können Meningokokken eine Blutvergiftung (Sepsis) hervorrufen.

Besonders gefährdet für eine Meningokokken-Erkrankung (Meningitis, Sepsis) sind Kinder unter fünf Jahren, Jugendliche und immungeschwächte Menschen.

Die Meningokokken-Impfstoffe sind Totimpfstoffe, bestehend aus charakteristischen Bestandteilen der Bakterienkapsel beziehungsweise der Bakterienoberfläche. Diese Bestandteile können als Impfung nicht krank machen, aber dennoch den Körper zur Produktion spezifischer Antikörper gegen die jeweiligen Meningokokken-Typen anregen. Somit handelt es sich bei der Impfung gegen Meningokokken um eine aktive Impfung.

Infiziert sich der Geimpfte später mit "echten" Meningokokken, werden diese von den bereits bereitstehenden Antikörpern abgefangen. So lässt sich ein Krankheitsausbruch verhindern.

Welche Meningokokken-Impfungen gibt es?

Es gibt drei unterschiedliche Meningokokken-Impfungen, die jeweils gegen verschiedene Meningokokken-Typen (Serogruppen) schützen:

  • Meningokokken B-Impfung: Diese Impfung wirkt gegen Meningokokken vom Serotyp B. Sie sind die häufigsten Auslöser von Meningokokken-Erkrankungen.
  • Meningokokken C-Impfung: Diese Impfung schützt vor Erkrankungen, die durch Meningokokken vom Typ C ausgelöst werden. Dieser Impfstoff wird in der Schweiz seit 2019 nicht mehr empfohlen.
  • Meningokokken A, C, W135, Y-Impfung: Dabei handelt es sich um einen Impfstoff, der vor vier verschiedenen Meningokokken-Serotypen schützt (Vierfachimpfstoff).

Die meisten Impfstoffe gegen Meningokokken sind sogenannte Konjugatimpfstoffe. Im Unterschied zu den älteren Polysaccharid-Impfstoffen sind hier die Bestandteile der Bakterienhülle chemisch an ein Trägereiweiss gebunden ("konjugiert"). Das löst eine stärkere Immunantwort, also eine stärkere Antikörperbildung aus. Vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern sind Konjugatimpfstoffe viel wirksamer als Polysaccharid-Impfstoffe.

Zudem hält der Impfschutz bei konjugierten Impfstoffen länger an als bei Polysaccharid-Impfstoffen.

Meningokokken-Impfung: Wann ist eine Impfung sinnvoll?

In der Schweiz sind derzeit zwei verschiedene Meningokokken-Impfstoffe verfügbar. Lesen Sie im Folgenden, wer sich wann impfen lassen sollte und in welchen Fällen die Meningokokken-Impfung auch für gesunde Kinder und Erwachsene sinnvoll ist.

Meningokokken C-Impfung

Die alleinige Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe C wird in der Schweiz seit 2019 nicht mehr empfohlen. Sie wurde durch den Vierfachimpfstoff gegen die Serogruppen A, C, W135 und Y ersetzt.

Meningokokken B-Impfung

In der Schweiz ist seit August 2020 ein Impfstoff gegen Meningokokken der Serogruppe B zugelassen. Die Zulassung gilt für Personen im Alter von 11 bis 24 Jahren.

Die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) empfiehlt die Impfung jedoch allen Personen mit einem erhöhten Ansteckungs- und Erkrankungsrisiko – unabhängig vom Alter. So sollen bei Bedarf auch Babys, Kinder und Erwachsene aus der Risikogruppe geimpft werden. Die erste Impfung ist ab einem Alter von 2 Monaten möglich.

Zur Risikogruppe zählen beispielsweise Menschen mit angeborener oder erworbener Immunschwäche sowie Personen, die keine Milz (mehr) haben. Ebenso sinnvoll ist die Meningokokken B-Impfung für Menschen, die eine Antikörpertherapie mit Eculizumab erhalten. Auch Personen, die in engen räumlichen Verhältnissen leben (z. B. Rekrutenschule), Haushaltskontakte von Meningokokken-Erkrankten sowie Laborpersonal zählen zur Risikogruppe.

Experten empfehlen dieser Risikogruppe sowohl eine Meningokokken-B-Impfung als auch eine ACWY-Impfung!

Meningokokken A, C, W135, Y-Impfung

Der Impfstoff gegen Meningokokken A, C, W135 und Y ist ein sogenannter Vierfach-Impfstoff. Das bedeutet, dass er Abwehrstoffe (Antigene) gegen vier verschiedene Meningokokken-Stämme enthält.

Die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) empfiehlt den Impfstoff allen Kindern im Alter von 24 Monaten und allen Jugendlichen zwischen 11 und 15 Jahren. Wird die erste Impfung versäumt, kann sie bis zum 5. Geburtstag nachgeholt werden. Die zweite Impfung ist bis zum 20. Geburtstag möglich.

Zusätzlich gilt die Impfempfehlung für alle Personen, die ein erhöhtes Komplikationsrisiko haben. Dazu zählen etwa Menschen mit bestimmten Blutkrankheiten, Funktionsstörungen oder Fehlen der Milz sowie immunologischen Störungen.

In speziellen Fällen sollen auch gesunde Menschen geimpft werden, nämlich:

  • Labormitarbeiter, die mit Meningokokken in Berührung kommen könnten
  • Reisende, die sich in Endemiegebieten aufhalten
  • Rekruten, die in den letzten fünf Jahren nicht gegen Meningokokken geimpft wurden
  • nahe Kontaktpersonen von Meningokokken-Erkrankten, bei denen eine Erkrankung wahrscheinlich oder sicher ist
  • nicht geimpfte Kinder und deren Betreuer sowie nicht geimpfte Schüler und deren Lehrer, wenn zwei wahrscheinliche oder sichere Erkrankungsfälle innerhalb von 12 Wochen aufgetreten sind.

Meningokokken: Reiseimpfung

Eine Meningokokken-Impfung kann auch bei manchen Reisen sinnvoll sein. Üblicherweise spritzt der Arzt dabei eine Dosis des ACWY-Impfstoffs. Der Schutz hält mindestens fünf Jahre an. Unter Umständen ist auch eine Meningokokken-B-Impfung ratsam.

Das Schweizerische Expertenkomitee für Reisemedizin empfiehlt die Impfung allen Reisenden, die sich im sogenannten Meningitis-Gürtel in Afrika südlich der Sahara aufhalten. In dieser Zone kommt es jedes Jahr – vorwiegend zwischen Dezember und Ende Juni – zu Ausbrüchen.

Folgende Länder zählen laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) zumindest in Teilen zum Meningitisgürtel, und komplett zum erweiterten Gürtel: Senegal, Gambia, Guinea-Bissau, Guinea, Mali, Mauretanien, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Ghana, Togo, Benin, Niger, Tschad, Nigeria, Kamerun, Zentralafrika, Sudan, Südsudan, Äthiopien und vornehmlich zum erweiterten Gürtel Kongo, Uganda, Kenia und Eritrea. Ausschliesslich dem erweiterten Meningitisgürtel gehören die Länder Ruanda, Tansania und Burundi an.

Ausserdem ist die Meningokokken-Impfung gegen die Serotypen A, C, W135 und Y bei Pilgerreisen nach Saudi-Arabien (Mekka) vorgeschrieben. Die Impfung muss spätestens zehn Tage vor Reiseantritt erfolgen und gilt dann abhängig vom Impfstoff für drei bis fünf Jahre.

Zudem gibt es Länder, die offiziell eine Impfung gegen Meningokokken als Voraussetzung für die Einreise fordern. Derzeit sind das Libyen und Gambia.

Erkundigen Sie sich rechtzeitig vor Reiseantritt bei Ihrem Hausarzt oder einem Reisemediziner nach den aktuellen Empfehlungen für eine Meningokokken-Impfung.

Wann darf nicht geimpft werden?

Ganz allgemein gilt bei Impfungen: Der Arzt kann nicht impfen, wenn Sie an einer akuten und/oder fieberhaften (>38,5 Grad Celsius) Erkrankung leiden.

Auch im Falle einer bekannten Überempfindlichkeit auf den Meningokokken-Impfstoff oder einer seiner Bestandteile darf nicht geimpft werden.

Gerade bei Konjugatimpfstoffen spielen Allergien eine besondere Rolle: So enthält etwa ein Meningokokken-C-Impfstoff auch Eiweisse des Diphtherie-Bakteriums. Das heisst: Hatte ein Patient in der Vorgeschichte eine allergische Reaktion auf die Diphtherie-Impfung, kann dieser Meningokokken-Impfstoff ebenfalls nicht verabreicht werden.

Fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin nach den Gegenanzeigen, die je nach verwendetem Impfstoff variieren können.

Meningokokken-Impfung: Nebenwirkungen

Eine Meningokokken-Impfung kann – unabhängig davon, gegen welche Serogruppe(n) sie sich richtet – mitunter Nebenwirkungen haben. Am häufigsten tritt eine harmlose Impfreaktion an der Einstichstelle auf. Typisch dafür sind eine leichte Rötung, Schwellung und Schmerzen. Die Beschwerden klingen in der Regel innerhalb weniger Tage von selbst wieder ab.

Zusätzlich können in den ersten Tagen nach der Impfung auch vorübergehend Allgemeinsymptome auftreten. Dazu zählen beispielsweise:

Die Nebenwirkungen der Meningokokken B-Impfung betreffen vor allem Säuglinge. Wenn der Impfstoff gleichzeitig mit anderen Impfungen verabreicht wird, sind häufiger Nebenwirkungen zu beobachten. Oftmals kommt es nach der Injektion zu Fieber, ausgeprägten lokalen Reaktionen und Erbrechen. Das Fieberrisiko bei Babys lässt sich durch die Gabe von fiebersenkenden Mitteln wie beispielsweise Paracetamol senken. Wichtig ist dabei, das Mittel bereits vor der Impfung zu verabreichen.

In seltenen bis sehr seltenen Fällen zeigen sich noch andere Nebenwirkungen. So reagieren manche Menschen auf die Meningokokken-Impfung mit Anzeichen einer allergischen Reaktion (wie vorübergehendes Anschwellen des Gesichts, Nesselsucht, allergischer Schock). Auch Schüttelfrost, Muskel- oder Gelenkversteifungen, (Fieber-)Krämpfe, Schwindel, Ohnmacht und Sehstörungen sind seltene bis sehr seltene Nebenwirkungen.

Je nach verwendetem Meningokokken-Impfstoff variieren Art und Wahrscheinlichkeit der möglichen Nebenwirkungen. Für genauere Informationen fragen Sie bitte Ihren Arzt oder Ihre Ärztin.

Meningokokken-Impfung: Wie oft wird geimpft?

Wie oft geimpft wird und in welchem Abstand, hängt sowohl vom verwendeten Impfstoff als auch vom Alter ab.

Impfung gegen Meningokokken B:

Personen, die laut Schweizerischem Impfplan der Risikogruppe angehören, sollen gegen Meningokokken B geimpft werden. Wie viele Dosen notwendig sind, hängt davon ab, wann mit der Impfung begonnen wird.

  • Liegt der Impfbeginn in den ersten 24 Lebensmonaten, erhalten die Kinder drei Dosen.
  • Ist die Person bei der ersten Impfung älter als 24 Monate, sind zwei Dosen notwendig.

Bleibt das erhöhte Ansteckungs- und Erkrankungsrisiko dauerhaft bestehen, empfehlen Experten eine Auffrischung alle fünf Jahre.

Impfung gegen Meningokokken A, C, W und Y:

Die Eidgenössische Kommission für Impffragen empfiehlt für die Vierfachimpfung gegen Meningokokken der Serogruppen A, C, W135 und Y folgendes Impfschema für Menschen, die nicht der Risikogruppe angehören:

  • Im Alter von 24 Monaten erhalten Kinder eine einmalige Dosis. Wird die Impfung versäumt, kann sie bis zum 5. Geburtstag nachgeholt werden.
  • Im Alter zwischen 11 und 15 Jahren erhalten Kinder und Jugendliche eine weitere Dosis. Eine Nachholimpfung ist bis zum 20. Geburtstag möglich.

Personen, die einer Risikogruppe angehören, können bereits ab dem Alter von 2 Monaten geimpft werden. Bis zum Alter von zwei Jahren sind abhängig vom Impfbeginn zwei bis vier Dosen notwendig. Erfolgt die Impfung nach dem zweiten Geburtstag, reicht eine einmalige Impfung. Bleibt das erhöhte Ansteckungs- und Erkrankungsrisiko dauerhaft bestehen, empfehlen Experten eine Auffrischung alle fünf Jahre.

Meningokokken-Impfung: Kosten

Die obligatorische Grundversicherung übernimmt nur die Kosten für die im Schweizerischen Impfplan empfohlenen Meningokokken-Impfungen – abzüglich Selbstbehalt und Franchise. Das bedeutet, dass bei einer Vierfach-Impfung (A, C, W135, Y) bei Kindern zwischen 2 und 5 Jahren sowie bei Jugendlichen zwischen 11 und 15 Jahren der Grossteil der Kosten nicht privat bezahlt werden muss.

Gleiches gilt für die Meningokokken B-Impfung: Die Kosten der Impfung werden bei Risikopersonen im Alter von 11 bis 24 Jahren von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung übernommen.

Reiseimpfungen hingegen müssen immer privat bezahlt werden.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Melanie Iris Zimmermann

Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Quellen:
  • Bundesamt für Gesundheit, Schweizerischer Impfplan 2023, Stand Januar 2023, unter: www.bag.admin.ch (Abrufdatum: 20.06.2023)
  • Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA): Breiterer Impfschutz gegen Meningokokken: STIKO-Empfehlung in Richtlinie übernommen, unter: www.g-ba.de (Abrufdatum: 08.03.2024)
  • Robert Koch-Institut (RKI): Schutzimpfung gegen Meningokokken: Häufig gestellte Fragen und Antworten, Stand: 01.06.2021), unter: www.rki.de (Abrufdatum: 14.06.2023)
  • Schutzimpfung gegen Meningokokken: Häufig gestellte Fragen und Antworten, RKI, Stand: 18.1.2024, Abruf 22.01.2024, https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Meningokokken/faq_ges.html
  • Schweizerische Fachgesellschaft für Tropen- und Reisemedizin, Informationsblatt Meningokokken-Infektionen, Stand: 28.01.2022, unter: www.healthytravel.ch (Abrufdatum: 20.06.2023)
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